RE: Bahnhof - 3

Fragens sah sie zu Chajek runter.
"Wie meinst du was machen? Sparen? Also sicher mal hab ich keinen Safe, kleiner."

"Meinst du ich?", fragte Chajek erschorcken.
"Nein, ich mein...
Wie verdienst du eig deine Kohle?
Kann ja schelcht fragen welche alte Lady du täglich ausraubst.
Mann...", er grinste.

"Das geht dich nen feuchten Scheissdreck an, du Zwerg", zischte Zazie und sie schubste ihn von sich.

Chajek kam am Bahnhof an und setzte sich auf eine leer, stehende Bank.

Patsy saß an den Bahngleisen und betrachtete nachdenklich die Schienen, deren Aussehen nicht nur schäbig wirkte, sondern es auch war. Überall wuchs Getrüb hervor und Unkraut ließ wenig Platz für hin und wieder schöne Blümchen. Zu dieser Jahreszeit wuchs ohnehin nichts schönes. Die 17-jährige schüttelte über die Gedanken den Kopf, die darauf folgten. Schließlich hüpfte sie von dem Vorsprung blindlinks auf die Gleisen und hob bedächtig den Kopf, um den Himmel über sich zu betrachten.
Heute war ihr Geburtstag. Warum sie das so genau wusste? Sie hatte einem alten Mann vorhin die Zeitung abgeknöpft, noch bevor dieser das überhaupt realisieren konnte. Diese hatte sie dann später verbrannt und die Asche symbolhaft auf dem Bahnsteig verteilt. Ihr war es völlig gleich, wie die anderen Passanten darüber dachten.
Erst vorhin hatte sie sich zwei Schüsse gesetzt und man konnte ihr gut ansehen, dass sie nicht völlig bei sich war.
Patsy ging zu ihrem kleinen Rucksack zurück, zog eine Schachtel Kippen hervor und eine Flasche Bier.
Mit den Zähnen öffnete sie den verschluss der Flasche und spuckte den Deckel weiter weg.
Aus der Schachtel zog sie einen der Glimmstängel und zündete diesen bald darauf an.
Abwesend stieß sie den Rauch zwischen den Lippen hervor, prostete sich selbst zu, flüsterte:"Happy Birthday, Patsy", trank von dem Bier, ließ die Flasche sinken und lächelte selbst missbilligend über den fünften November. Es war ihr noch nie möglich gewesen, ihren Geburtstag rechtmäßig zu feiern und auch heute sollte wie wohl allein sein.
Patsy ließ sich auf die Schienen sinken, den Blick geradeaus gerichtet, die Flasche neben sich stehend und die Kippe zwischen den Lippen tragend.

Chajek kam durch den Bahnhof spaziert, seine Hände waren in seine Lederjackentaschen vergraben.
Neben Patsy liess er sich nieder.
"Ach wie ging das noch mal gleich?
Nen netten Kumpel von mir hat mir mal was gesagt, zwar etwas verältet aber gefreut hats mich alle Mal. ^.^
Ah!
Jetzt hab ich's.
Also pass gut auf!
Ja?
Der Tag bringt neues Leben, neues Licht und vor ... Jahren da brachte er dich! Happy Birthday!", er grinste breit und etwas frech und blickte sie dabei mit glitzerten Augen vorfreudig an.

Patsy sah etwas zu Chajek hinüber.
Sie betrachtete ihn fragend und wollte sich schon wieder abwenden, doch da hielt sie sofort inne. Was hatte er gesagt?
Das Mädchen blinzelte ein wenig, wobei es ihr noch ein wenig schwer fiel, ihn aufrichtig anzusehen.
Schließlich musste sie dennoch lächeln, legte ihm einen Arm um die Schultern und verpasste ihm einen Kuss auf die Wange.
"Danke, Großer", meinte sie ehrlich und nahm wieder ihren unterkühlten Arm von den Schultern.
"Lieb von dir."
Patsy trank daraufhin einen weiteren Schluck von dem Bier und hielt ihm die Flasche auch hin, falls er etwas davon haben wollte.

Louis fuhr mit dem Wagen vor, ließ den Motor aus und wartete, dass sein Sohn ausstieg.
Dieser aber rührte sich nicht, betrachtete eher mit unwohlwollen die Züge, die in den Bahnhof ein und aus fuhren.
"Hier, dein Ticket", reichte er ihm dieses hinüber und als er es nicht annahm, beugte er sich näher hinüber und steckte es ihm vorn in die Hemdtasche.
"Da, das ist deiner. Steig ein und lass dich nach Hogwarts bringen."
"Wer hat sich diesen bescheuerten Namen eigentlich ausgedacht? Hogwarts...klingt wie schonmal gegessen."
"Diskutier nicht mit mir, junger Mann. Los."
Tony warf seinem Vater einen feindseligen Blick zu und stieg schließlich doch aus.
Ohne ein Wort, schnappte er sich das Gepäck und ging einfach los.
Verabschieden? Jetzt noch, wo er ihn in so ein Internat abschob?
Tony dachte nicht daran.
Missmutig lief er voran, nach dem richtigen Gleis suchend.
Doch plötzlich..
"Tony! Deine Blutfläschchen!", kam Louis ihm hinterher, öffnete unachtsam den Koffer zu Tonys linker Hand und stopfte sie hinein.
"Oh...danke", murmelte der Chinese noch.

Schließlich verabschiedeten sich die beiden doch, Tony lief hinüber, wo der Zug bereits wartete und er einstieg.
Ein freies Abteil zu finden war wohl nicht gerade schwer, daher nahm er das erstbeste und nahm darin Platz.
Tony stützte seinen Arm links neben sich an das Fenster, legte den Kopf an die Scheibe und wippte dem Fuß schweigsam auf und ab.
Und da setzte sich der Zug auch schon in Bewegung und fuhr Richtung Hogwarts davon.

Aus Wales abgehaun, hatte Kaylin es glücklichweise geschafft, auf einen Güterzug aufspringen zu können.
Die ganze Fahrt über war ihr schlecht bei dem Gedanken geworden, dass sie jemand finden und wieder zurückbringen würde.
Aber nichts dergleichen geschah und als der Zug im Bahnhof einfuhr, streckte sie ihren Kopf heraus, schielte von links nach rechts und hüpfte heraus.
Die Beine in die Hand nehmend lief Kaylin vor dem Schaffner fort, der dennoch hinter ihr her geeilt kam.

Chajek befand sich am Bahnhof und betrachtete vor sich die Uhr, die hoch oben Richtung Decke hing.
Leicht verschränkte er dann die Arme und begann belanglos vor sich her zu pfeiffen und nicht zuletzt kratzte er sich schon etwas müde an der Stirn.
Ziemlich langweillig, wenn man so lange warten musste, wann würde denn endlich dieser Zug ankommen?
Chajek drehte sich fragend um, nach irgendwelchen Leuten.
Und da war sie! Kaylin!
Chajeks Augen waren kugelgrund vor Verblüffung.
"Lady!", entfuhr es Chajek verstört.
"H-he Mädchen, du da mit dem, he lauf nicht weg!", auch Chajek eilte ihr nun hinterher. xD
'Ah, verdammt!'

Der Schaffner war aber recht dicklich und deshalb gab er schon nach einigen Metern auf. xD
"Also sowas!", murmelte er noch entrüstet und als er Chajek bemerkte, wie er noch nach ihr rief, war er sich sicher, dass er ihm helfen würde!
Kaylin rannte noch weiter den Bahnsteig hinunter, bis sie zur Unterführung kam und sich keuchend am Geländer festhielt.
Ja, jemanden hatte nach ihr gerufen, aber ihre Angst, erwischt und zurückgebracht zu werden, war sichtlich größer.
Einen Moment schnappte sie nach Luft und lehnte sich über das Geländer, dann aber drehte sie ihren Kopf mit pochendem Herzen in Chajeks Richtung.
Auch ihre Augen wurden größer und es kam ihr so vor, als würde sie nun auch verrückt werden.
Als wäre das bloß Einbildung. Ein Wunschdenken vielleicht.

Chajek kam runter gerannt und stolperte schon beinahe über die drittletzte Stufe.
"Ah verdammt!", fluchte er dabei und blicket kurz noch leicht empört über den Absatz zurück, er rannte dann schliesslich ganz zu ihr.
"He, warte doch mal.
Mal im ernst, wenn ich sage, man soll warten, dann ist das sicher mal kein Tipp um noch ne halbe Meile weiter Abstand zu nehmen", Chajek musste kurz schmunzeln und lief locker auf sie zu.
Er lendte sich dann neben sie an das Gelände und blickte erwartungsvoll zu ihrem Angesicht.
"Hast dich ein wenig verändert."

Kaylin keuchte auf, als sie erkannte, dass es keine Einbildung sein konnte. Dass es Wirklichkeit war.
Und in ihrem gehetzten Gesicht hellte sich seit langer Zeit wieder etwas auf.
Und es war ehrlich, wie sie so dort stand und sich stillschweigend freute, ihn wiederzusehen.
Nachdem Taro die beiden dort damals rausgeholt hatte, dachte sie, dass es damit vorbei war.
Aber sie sah, dass das Schicksal anders mit ihr handelte.
"Verzeih", sackte sie etwas am Geländer zusammen und holte weiterhin Luft, so gut es ihr möglich war.
Doch nicht nur das Pochen ihrer Lungen erschwerte es ihr, sondern auch das ihres Herzens.
Aber es dauerte nicht lange und Kaylin fing sich.
Die junge Asiatin hob den Kopf und in ihren Augen leuchtete es.
Für diesen Moment stand für sie fest, dass der junge Geschichtenerzähler heller strahlte, als die Frühlingssonne.
Kaylin rappelte sich auf, wobei ihr der Apfel unter dem Oberteil hervorrutschte und den Weg entlang zu rollen begann.
Während sie sich hinabbückte, um ihr einziges Hab und Gut aufzuheben, drehte sie sich zu dem Jungen um.
"Dich schickt der Himmel", sprach das Mädchen und sagte es, weil sie es jetzt gerade in dieser Sekunde für genau das befand.

In Chajeks Gesichtszügen spiegelte sich nun Überraschung.
Er konnte sich nicht mehr daran erinnern, Kaylin sprechen gehört zu haben.
Es lag so lange zurück, der dunkle Kerker damals und erst diese scheussliche Terapieräume!
Chajek umgriff nun ihr Handgelenk und sein Blick wurde eindringlicher.
Er wollte erfahren was los war, ganz einfach.
"Bist du auf der Flucht?
I-ist dieser Typ-Asiate wieder hinter dich her, ja?
Du weisst schon, der der uns zu Schminke verarbeiten wollte."