Kleine Sümpfe » Gefangenenraum

Mary tauchte in einen sanften, pechschwarzen Nebel auf.
Er wurde weiss und löste sich im nichts aus.
Der Gefangenraum glich dem Zimmer eines düsteren Raumes in einem Turm.
Aber statt dass sie die Wände von Gesteinsblöcke sehen könnte, konnte sie ihre kleine, süsse Joelina in den Wänden sehen.
Mary würde sie nun verimmer beobachten können, immer sehen was die Kleine tat.
Ein Schreibtisch war an einer Seite, allerdings war es nur eine Illusion, man konnte ihn nicht berühren.
Ein Sarg stand in der Mitte des Raumes.
Gitterstäbe an den Wänden und weit draussen im ewigen Nichts, konnte man schwach die Umrisse von grünen Blitzen sehen.
Die Gestallt von Kathleen stand vor dem Fenster, sie trug eine kleine Krone und ein prächtiges Kleid.
Sie wirkte wie eine Königin, die ins nichts starrte und nicht wahr.
Gefangen in Nichitigkeit, in etwas... das ihr bevorstand, aber doch nie passiert war, da Joel sie nicht genommen hatte.

Mary saß auf dem Boden, zog ihre Beine an sich und legte den Kopf daran.
Ihr war so unglaublich kalt und sie weinte ganz fürchterlich.
Sie stand unter Schock und wippte immer hin und her wie eine Verrückte.
Mary fühlte sich so elend...so kaputt.
Und das erste Mal in ihrem Leben wünschte sie sich zu sterben.

Schwarzer nebel stieg hoch und aus dem Boden her wuchs die Schattengestalt von naigu.
Auf ihrer Schulter tänzelten einige Maulchen.
"Hallo", sagte natigu und sie schwang sich kurz um Mary herum, leicht lachend dabei.
"Das ist also die grosse, patriotistische Mary Vane...reizend, wirklich niedlich...was so ein kleiner Biss alles bewirken kann."

Mary hob den Kopf nur ganz leicht an und starrte an Natigu vorbei, in die Ferne.
Nur ganz nebenbei drangen die Worte des Schattens an ihr Ohr und als Antwort blinzelte sie nur leicht.
Schließlich nach einiger Zeit ging ihr Blick langsam zu dem otopianischen Wesen.
"Du hast keine Ahnung", antwortete die junge Mara schlicht.

"Bist du dir dessen...so sicher?"
natigu blickte ruhig zu Mary und sie strich sich kurz über ihre schwarzen Haare.
"Ich weiss mehr, als du weisst. Und du liegst falsch..."
Verdammt Mentor!, war auf einmal Joels Stimme zu hören.
Mir ist es auch egal wie ich HIER enden werde, egal ob ich lebe oder Sterbe Mentor.
Ich müsste mich aufgeben, ich müsste mich aufgeben damit ihr alle zu frieden seid!
Ich habe so satt! Und ich kann langsam einfach nicht mehr!
Kann man euch denn nur allen etwas recht machen, wenn man euch Dinge verbietet?
Wenn man euch anschreit?!

Joel..., dachte Mary schmerzlich, als sie ihn so sprechen hörte.
Es tat ihr weh, ihn so zu hören...zu hören, was er sagte...zu hören, was er wohl in diesem Moment einfach nicht zurückhalten konnte. Oder war das alles nur wieder eine Illusion? Etwas, was nie geschehen war?
Aber dafür hörte es sich zu echt an. Mary schluckte und dachte an ihren verstorbenen Freund, an ihre große Liebe.
"Warum zeigst du mir das?", fragte sie atemlos und mit gebrochener Stimme.

Auf einmal erschienen Tarabas und Joel wahrhaftig im Raum.
"Du bist nichts!", sprach Tarabas und er stand mit seinem Stiefel auf Joels Bauch.
Dieser lag am Boden.
"Ich bin alles!"

Eine neue Szene erschien.
"Du sollst mich Tarabas nennen!", fauchte Tarabas und packte Joel an den Haaren.

"Hasse mich, ich will das du mich schlägst wie ich es verdiene!"
Eine dritte Szene und sie lösten sich beide im nebel auf.
natigu lief nun näher an Mary heran und sie liess ein Maulchen auf ihre Handfläche rutschen.
"Und trotzdem...möchtest du...stur in dieser Zelle bleiben..trotz all dem."
Eine weitere Szene kam.
Die Silhouette des Schlosses bildete sich um Mary.
Am Boden lag tot der Vater von Joel, Tarabas hatte ihm soeben den Kopf abgeschlagen.
Der junge, unschulige Joel stand nun da.
"Das Herz war nähmlich für Joel gedacht", konnte man Tarabas dumpfe Stimme hören und ein Tablett wurde vor Joel gelegt.
"Jetzt steht es fest, du wirst es essen, jetzt. Guten appetit!"
Er nahm wieder einen Schluck Wein und prostete Pegasus kurz zu.
Die Szene löste sich auf und eine kopfschüttelnde natigu stand vor Mary.

Mary hatte schweigend die Szenen betrachtet.
Aber an ihrem Blick hatte sie nichts geändert. Er war immer noch starr und leer.
Es machte sie fassungslos, was sie dort sah und sie war regelrecht froh, als es endlich vorbei war.
Schließlich hob Mary den Kopf an.
"Was erwartet ihr von mir?", fragte sie und es klang so gar nicht mehr nach der ihren Stimme.
"Warum erwartet ihr das von mir? Selbst wenn ich den Ring holen wollen würde, um meiner Tochter zu helfen...ich wüsste doch gar nicht, wie. Ich wüsste doch gar nicht, wie ich da rankommen soll. Ihr seid doch so mächtig...warum holt ihr ihn euch dann nicht selber? Warum stellt ihr mich vor solche Entscheidungen, die, egal welche ich treffe, so wie so die falschen sind?"

"Du weisst nicht wie? Und da sagst du mir, dass ich keine Ahnung habe?"
natigu lachte spottisch und sie wedelte einige Maulchen von ihrem Körper.
Diese verschmolzen am Boden in sich zusammen und lösten sich dann in Luft aus.
"Ihr dummen, kleinen, sterblichen...lernt ihr denn niemals aus der Vergangenheit?"
Sie liess sich einen Sessel bilden und setzte sich dorthin.
Ich habe nicht gesagt, dass ich diesen Ring will. Was soll ich schon mit Tarbas' Spielzeug anfangen?
Sie kräuste leicht die Lippen.
Denke nach, Mary...denke einmal scharf nach...was könnte dir helfen an diesen Ring zu kommen? Was könnte dir überhaupt jederzeit helfen?

Mary schwieg nur, als Natigu lachte. Es striff einfach an ihr vorbei, als wäre es nicht passiert.
...lernt ihr denn niemals aus der Vergangenheit?
Die Mundwinkel der jungen Frau zuckten etwas, als sie ihren Blick leicht in eine andere Richtung wandte.
Sie atmete schwer und schloss einen Moment die Augen.
Wenn Mary ehrlich war...alles, was geschehen war...sie hatte schon vieles ändern wollen. Aber entweder sie war nie stark genug dazu gewesen oder man hatte ihr gar keine andere Chance gelassen als wieder in die alten Muster zu verfallen.
Die nächsten Fragen hallten immer wieder in ihren Ohren nach und sie hob erneut den Blick, um Natigu zu betrachten.
Und je mehr sie sich fragte, was wohl die Antwort war...sie konnte sie Natigu nicht geben und sich selbst auch nicht.

Kella erschien hinter Natigu und schlang ihre beiden Arme um sie, sie blickte vor sich stumm her und schien das um sich nicht mehr richtig wahr zu nehmen.
Wie ein lauerndes Tier, wartete sie ab, dass Natigu fertig mit Mary werden würde.

"Ich bin fertig mit ihr", sagte natigu, die Kella mehr oder weniger erwartete hatte und sie trat zur Seite.
Mit einem Knall war sie verschwunden.

Als dann auch noch Kella auftauchte, seufzte Mary schwer.
Abwartend blickte sie zu dem Schatten.

Schneeweisser Nebel stieg auf vom Boden.
Kella blickte lange und schweigend zu Mary, Nebel umhüllte den Schatten und ebenso Mary.
Beide waren verschwunden.

Die drei Besen