RE: Tankstelle - 6

"Na endlich hats geklingelt!", freute sich Chajek und blickte begeistert zu ihm.
"Also sag mir wie viel du brauchst, ich besorg dir den Stoff.
Okay?"

Kiyan stand auf der anderen Straßenseite und schaute zur Tankstelle hinüber.
Er wusste, dass sich Mai-Lin sorgen machte, doch er hatte sich immernoch nicht
bei ihr gemeldet. Er könnte das nie wieder gut machen. Das wusste er.
Ein Auto fuhr an ihm vorbei und Kiyan lief schnell auf die andere Straßenseite. Ein anderes Auto hupte,
weil Kiyan in letzter Sekunde noch an ihm vorbei gehuscht war.
Kiyan sah dem Auto nicht nach, sondern ging zielstrebig auf die Tanke zu, öffnete die Tür und trat ein.

Long bilckte sich um.
Etwas Drogen könnten sie gut gebrauchen und nach der Sache neulich...
"Und dein Preisangebot?"
Als Kiyan herein kam, zuckte der Asiate leicht zusammen.
Hatte er doch schon Angst gehabt, es würde jemand anderes sein.
Ein normaler Kunde.
Aber in dem Fall.
Sein Gesichtausdruck wurde ernster.
"Renn mal schön 10 Runden um die Tankstelle und komm dann wieder!"

Kiyan verdrehte die Augen und ging wieder hinaus.
Dann begann er langsam um die Tankstelle zu laufen.

Chajek blickte dem "Jungen" verduzt hinterher.
Doch dann grinste er etwas schadenfreudig auf und gelassen wandte er sich wiederum ganz Long zu.
"Oh, das übliche eben.
Komm schon, komm schon.
Fünf Gramm von dem Fussel, kostet um die hundert.
Aber dafür taugts der Stoff auch."

"Um die hundert? Was is das für dich? 90? 150? Ich will ein anständiges Angebot", meinte Long darauf.

Lien kam nach draussen und pfiff Kiyan zu sich, da Long noch eine zeitlang mit Chajek beschäftigt sein würde.
"Komm mal her. Und bisschen zügig!"

Kiyan war auf der hälfte. Sollte er weiter gehen oder zurückgehen?
Es wäre beides ein und das selbe gewesen... er entschied sich dafür zurück zu gehen.
War nicht so unhöflich. Zumindest in seinen Augen.
"Hm?" fragte er dann, als er bei Lien angekommen war.

"Also, ich hab einen kleinen Auftrag für dich", meinte Lien.
"Einen Probeauftrag. Wer weiss, vielleicht wird es dir am Ende sogar noch gefallen und du hättest interesse freiwillig mit uns zusammen zu arbeiten? Ich meine...schau dich an, du bist nichts und hast nichts. Bei uns bekommst du Kohle wie blöd und Frauen soweit das Auge reicht. Angst vor den Bullen? No risk, no fun."

Kiyan stand vor ihm und hörte ihm zu.
Wegen der Frage, ob er Angst vor den Bullen hatte schüttelte er
leicht den Kopf. "Was muss ich tun?" war seine einzige Frage.

Lien nahm ein Foto heraus.
Darauf war Mia Pasek abgebildet.
"Finde heraus, wo sie sich aufhält und ob sie Kontakte mit den Bullen pflegt."

"Sonst noch was?"
Kiyan nahm das Foto und betrachtete es kurz. Dann steckte er es ein.

"Du hast eine Woche Zeit."
Daraufhin ging Lien wieder in die Tankstelle zurück und überliess Kiyan seinem Schicksal.

Als Lien weg war, äffte Kiyan ihm leise nach.
"Du hast eine Woche Zeit... Arsch****"
Er verließ dann die Tankstelle und machte sich auf den Weg.
Wohin wusste er selber noch nicht.

Die Tankstelle war längst geschlossen, denn es war Nacht und der Hafen mehr oder weniger unbesucht.
Im hinteren Teil eines Lagerraums sassen Sam Bei-Fan, Imao Shen-Liu und Liang zusammen.
Liang war wie immer unbewaffnet gekommen, abgesehen von seiner langen Buddhistenkette, die er als Waffe nebst Händen und Füssen so oft benutzte.
Den beiden Triadenoberhaupten war Liangs veränderter Zustand aufgefallen.
Neuer Anzug, neue Frisur.
Etwas war anders, er schien eine Weile verschollen gewesen zu sein.
Möglicherweise, hatte er wichtige Beziehungen aufgebaut?
"Also Liang, was forderst du?", der wie immer freundlich und dennoch warnend wirkte.
"Was können wir dir gutes tun? Hast du Interesse daran? Meinen Leuten vielleicht? Es soll alles dir gehören, wenn du mich in Ruhe lässt und meinen Geschäften nicht wieder Verluste einbringst. Eigentlich sollte ich wütend sein auf dich, und das bin ich auch...aber...ich sage mir, was solls an die Vergangenheit zu denken? Zu viel Flemmen über das was geschehen ist, macht Menschen nur Depressive und zu Memmen. Und das wollen wir ja nicht sein, oder?"
Liang schwieg und so zündete sich Sam eine Zigarette an.
Er lehnte sich zurück und betrachtete sein Gegenüber.
Langsam bliess er den Rauch aus seinen Nasenlöchern.
Sein Blick wurde nun ernster und drohend verengte er die Augen.
"Du weisst, dass ich dich hier und jetzt erschiessen könnte. Ich hätte jeden Grund dazu, du verdammter Huhrensohn!"