RE: Wushu-Restaurant - 5

"Mir kommt es vor, dass er nicht kämpfen möchte", kam es auf einmal überlegend von Lau.
"Könnte das sein?"

Roxana stand entgeistert auf.
Das hatte sie allerdings nicht gewollt!
Sie lief los richtung Bühne, wo sie den Showmaster zu sich zog und auf ihn losredete.

Cheung sah zu Danny und er seufzte.
"Ich fürchte, ich verliere hier gerade 50 Pfund."

Stanley daraufhin legte einen Arm um Dannys Hals und begann ihn fest zu würgen, während er mit seinem Fuss auf seinen Rücken einschlug und die Menge jubelte.

Danny ließ sich einen Moment würgen und kniff die Augen nur für den Bruchteil einer Sekunde zusammen, um die Schmerzen zu unterdrücken. Er atmete aus, er atmete ein. Und in seinen Ohren begann es zu rauschen.
Es war, als würde er langsam taub werden, denn Stan nahm ihm mit seinem harten Griff die Luft, die er benötigte.
Die Leute jubelten und klaschten wie wild, riefen Dinge und alles schien sich vor seinen Augen zu verlangsamen.
Wie Cheung Lau seine baldige Niederlage eingestand, wie andere Danny auslachten, sich freuten, was er doch für ein Looser war und wie andere wütend wurden, dass er kampflos aufgab und sie ihre Wette verloren.
Aber was den jungen Chinesen schlussendlich doch dazu brachte, war sein Blick auf Roxana, die den Showmaster zu sich heranzog.
Nun wurde ihm wieder klar, warum er überhaupt erst hier hochgegangen war und dass das ja eigentlich nur war, weil er sich schuldig dazu fühlte, etwas davon zurückzugeben, was ihm ihre Familie tagtäglich gab, auch wenn es in solch schändlicher Weise sein musste.
Roxana hatte ihn darum gebeten.
In dem Moment machte es scheinbar Klick in seinem Kopf, Danny drückte seine Hand nach hinten und als Stan ein erneutes Mal zutrat, hielt Danny den Fuß augenblicklich fest, zog den Vampir mit einem Ruck näher an sich heran und stieß mit aller Kraft seinen Ellenbogen in den Magen seines Gegners, um zu erreichen, dass dieser von seinem Hals abließ und er sich befreien konnte.

Und das erreichte Danny auch!
Dieses Mass an Kraft hatte Stanley nicht erwartet, und so fiel dieser schon fast schmerzhaft nach hinten, wobei er sich aber mit der Hand noch stützen konnte und sich wieder aufschwang.
Schmerzhaft fasste er sich am Bauch und ernst blickte er zu Danny.
Wütend raste er auf diesen los und wollte auf ihn aufkicken.
Die Zuschauer wurden nun immer wilder und Cheung sah zu Lau.
"Vielleicht gewinne ich doch noch."
Der Showmaster riss sich los von Roxana, währen seine Stimme durch die Lautsprecher Hallte und er die Leute aufforderte weiter zu wetten.

Lau klappte der Mund auf und entgeistert starrte er auf die Bühne.
Na hoppla, wenn es da überhaupt noch was zu sehen gab, da die Menge nun umso mehr an die Bühne drängelte und im Wettfieber war!
Lau drängte sich schliesslich an eine Stelle, wo er es um einiges besser mitverfolgen konnte.

Danny verfiel wieder in eine Art Rausch. Als wäre er jetzt nicht mehr zu stoppen.
Sobald Stan ihn losgelassen hatte, fuhr der Chinese herum und blickte ihm ernst entgegen.
Und schon als der Vampir auf ihn einkicken wollte, bückte sich Danny zur Seite, wich ihm somit aus, packte ihn dann an den Schultern und stieß immerzu mit dem Knie nach oben, um Stan irgendwann außer Gefecht setzen zu können.
Jedoch war Stan ja sicher gut, in dem, was er tat und so war immer noch die Chance sich zu wehren.
Aber Danny ließ - wie immer, in dieser Sache - seine ganze Kraft wallten.

Stanley versuchte sich zu wehren, jedoch Danny schlieg mit unheimlicher Kraft auf ihn los und er war auch nicht mehr zu stoppen.
Es kam, dass der Vampir regelrecht von ihm verprügelt wurde und die Menge nun Danny zujubelte.
Cheung blickte zu Lau.
Langsam aber sicher wurde das ganze zu energisch und Roxana schrie auf einmal im Hintergrund Dannys namen.
Die Menge war laut und ihre Stimme nur leise zu hören, doch sie versuchte es immer und immer wieder, so durch ihn durchzudrengen.
Ja, Danny war in einer Trance.
Jedoch in einer Trance, die er so sicherlich nicht gewollt hatte, und die schrecklich war, denn Stanley mittlerweile lag schon am Boden und blutete den Boden voll, während das Publikum Danny weiterhin anstachelte.

Lau blickte entsetzt zu der Szene.
Schlug da gerade... der Chinese den Amerikaner zu tote?
Auch Lau fiel ähnnliches wie Roxana auf, es konnte doch nicht sein, dass dieser sonst am Anfang sich nicht gewehrt hätte.
Irgendetwas stimmte mit dem Chinesen nicht und es ging Lau gerade mächtig durch die Haut, so das er in Gedanken schwebte und sich äusserlich nicht vom Fleck weg rührte.

Und Danny machte weiter und schlug nun auch mit der Hand auf Stan ein.
Zu guter Letzt zog er ihm die Beine weg und da lag Stan auch schon am Boden und er blutete.
Aber Danny dachte nicht daran, aufzuhören. Es war keineswegs, dass er das von sich aus gewollt hatte, aber nun war es dazu gekommen - ganz egal wie und warum - und Danny konnte sich nicht daraus lösen.
Zwar wippte das Halsband noch immer an seinem Hals auf und ab und niemand hatte ihn dazu gezwungen, aber sich nun allein daraus zu retten, was er da tat, konnte er sicher nicht.
Und tatsächlich Roxanas Stimme ging im Geschehen unter und drang nicht mehr an seine Ohren.
Und Danny schlug zu und noch ein weiteres Mal.
Doch dann stand er schnaufend - jeweils ein Bein je zu Stans Seiten - und sah mit schleierndem Blick zu dem Vampir hinab.
Er atmete stockend ein und aus und er wusste, noch einen Tritt an die richtige Stelle und Stan würde tot sein.
Ich will nicht mehr böse sein..., hallten ihm seine Worte im Innern nach.
will nicht mehr...
Dannys Hände ballten sich zu Fäusten und seine ganze Haltung war mehr als angespannt, fast schon krampfhaft.
böse...böse sein...
Und es traf ihn wie ein Schlag, als er so langsam zu realisieren begann, was er getan hatte.
Schon wieder getan hatte.
Was für ein Monster er doch eigentlich war.
Und dass er sich dafür hasste.
Für seine Taten hasste.
Und dass er am liebsten einfach davon laufen wollte.
Vor allem...vor sich selbst.

Stanley schrie und er lag hilflos da, während Cheung seine Dienstmarke hervornahm und auf den Showmaster zusteuerte.
Roxana griff Danny von hinten.
"Hör auf!", sagte sie, während sie ihn versuchte zu stoppen.
"Gott, Danny, ES IST GEnUG!"

Dannys Blick wurde verbittert, als Roxana ihn mit ihrem Griff von hinten wieder in die Realität zurückholte.
Er zitterte am ganzen Körper, blickte aber immer noch auf den armen Stanley hinab, den er grad so aufs übelste verprügelt hatte.
Seine Hände zuckten und mit ihnen seine Finger, aber wirklich einen klaren Gedanken zu fassen, fiel ihm schwer.
Und selbst, was ihn jetzt wieder zu solch einer Tat getrieben hatte, schien vergessen wurden zu sein.
Kalter Schweiß perlte über die Stirn des Chinesen, während er ein, zwei Schritte ruhelos von dem Vampir zurücktrat.

"Oh Gott, Danny!", keuchte Roxana und sie war sichtlich erleichtert, dass er aufgehört hatte.
Sie stellte sich sogleich vor ihn, zwischen Stanley.
"Es ist alles okay, Danny...alles ist gut!"
Sie ging vorsichtig einen Schritt auf ihn zu und streckte ihre Hand nach ihm aus.

Mit einem ihr sicher fremden Blick von ihm, der ihm zugleich leider sehr vertraut war, sah er zu ihr.
Er spiegelte pure Gefühlslosigkeit wieder und selbst dann noch, als sie so auf ihn einredete, die Hand hob und näher auf ihn zukam.
Wie ein Stier, der gewütet hatte, schnaufte er die unbrauchbare Luft aus und sog die neue ein.
Einen Moment noch rührte er sich nicht aus der Stellung, ignorierte die Rufe des Publikums und kam von Augenblick zu Augenblick immer mehr zurück, zu dem Zeitpunkt und dem Ort, wo er jetzt schon eine kurze zeitlang stand.
"Ich...bin ein Monster", flüsterte er. Und nein, es war keine Frage. Es war eine reine Feststellung der offensichtlichen Tatsachen.

Roxana trat nun näher zu ihm, da er nicht zurückwich und sanft berührte sie seine Wange, während sie sorgevoll zu ihm sah, auch wenn dieser ihren Blick nicht erwiderte.
"Danny", sagte sie.
"Bitte lass uns gehn. Das ist eine dumme Idee von mir gewesen. Lass uns...lass uns einfach gehn, okay? Ich werde dir auch mein Zimmer zeigen, ja? Da wo du sonst nicht reindurftest bisher."

Danny schloss bei ihrer sanften Berührung kurz die Augen und wünschte sich weg von hier.
Daher kam Roxanas Vorschlag sehr gelegen und er willigte mit einem kurzen und unscheinbaren Nicken ein.
Es war ihm egal, wohin sie gehen würden. Nur weg von hier.
Nun gut, dass sie mit ihm nach Hause wollte, machte das ganze noch etwas leichter.
Es gab nämlich keinen Ort, an dem er sich wohler fühlte, als dort.