England » Behausung von Muyong [Wald]

Zur gleichen Zeit und in dem gleichen Wald, in dem sich auch Riley, Jazmine und Arana unterhielten, kam Muyong die Holztreppe hinab.
Seine Behausung war nur sehr schwer ausfindig zu machen, wodurch er auch nur wenige Besucher bei sich hatte.
Jedoch, wer wirklich Hilfe brauchte, würde sie auch bekommen.

Hier mal ein paar Pics, damit man sichs besser vorstellen kann (;

Feier stand oben auf eines der hohen Gerüste und als Muyong den Kopf hob, winkte sie ihm sogleich zu, hänkte ihr noch nicht ganz fertig genähtes Hemd an einen Haken, raffte ihr sehr altmodisches Kleid an und kam Barfuß die Stufen der hölzernenden Wendeltreppe hinab.
"Guten Morgen, Gelehrter Muyong", grüßte sie, tappste an ihm vorbei, in das Häuschen und machte sich direkt daran, Wasser aufzusetzen und dieses an einem kleinen Feuerchen zu erhitzen.
Muyong legte viel Wert darauf, dass er weiterhin so lebte, wie auch vor so vielen Jahren.
Und genauso sollte es auch Feier erlernen, die bei ihm in den Dienst getreten war.

Muyong hatte zurückgegrüßt, blickte noch einen Moment schweigend auf das Wasserrad, das einen Schaden aufwies und ging auf dem Gerüst etwas weiter herum, öffnete eine Holztüre und kramte passendes Werkzeug hervor, womit er sich auch schließlich an die Arbeit machte. Er war kein Mensch, der seine Pflichten noch unnütz hinausschob. Jetzt am frühen Morgen hatte er die meiste Kraft. Warum also nicht nutzen, was gegeben ist?
Während Feier ein leichtes Süppchen zubereitete, natürlich nur aus selbsterlesenen Zutaten und Gewürzen, machte Muyong sich also schon schmutzig, nach dem er doch gerade erst aus dem Haus gekommen war.
Sein Pferd wiierte und trapte auf der Stelle, ließ sich das frische Heu schmecken und blies die Luft aus.
Ein paar Vögel zwitscherten und alles schien sehr idyllisch.

Feier zerkleinerte gerade ein seltenes Kraut, als das Wasser langsam Blasen zu schlagen begann.
Schnell schüttete sie alles noch in den Topf, was noch nicht darin war und fehlte, nahm den großen Löffel und rührte gutmütig um.
Natürlich war sie nicht hier, um für Muyong den Haushalt zu schmeißen, weil dieser sich beispielsweise sichtlich schwer tat, was das Kochen einer nahrhaften und essenbaren Mahlzeit anging, sondern sie war hier, um vollends in die Geheimnisse der Kräuterkunde eingeführt zu werden. In den zwei Jahren, die die beiden jetzt schon zusammenlebten, hatte Feier vieles gelernt, aber noch lange nicht alles.

Nachdem die beiden zusammen 'gefrühstückt' und sich für den Tag gestärkt hatten, stand Muyong von seinem Platz auf und wies Feier, wieder alles herzurichten. Es war nicht so, dass er sie als Küchen- oder Dienstmädchen missbrauchte.
Im Gegenteil.
Sie sollte nur lernen, was das Leben so mit sich brachte und wie sich eine Frau zu verhalten hatte, die die Welt bereisen wollte.
Denn deswegen war sie ja neben der Kunst der Kräuter ja zu ihm gekommen. Um zu lernen.
Muyong selbst ging an sein Tischchen, hob das Messer auf und lief damit nach draußen.
Dort angekommen, schnitt er sich vom großen Seil, das neben der Eingangstür aufgehangen wurden war, ein gutes Stück ab, stieg damit die hölzernen Stufen nach oben und machte sich wieder an seine Arbeit, die er vor ein Tagen begonnen hatte.

Nachdem Feier mit der Küchenarbeit fertig war, ging wie gewöhnlich alles von selbst seinen Gang.
Als sie hinauskam, drehte sich das Wasserrad wieder. Feier lächelte.
Schließlich griff sie sich eine große Schüssel, ging hinunter an den Bach und schöpfte etwas von dem kühlen Nass hinein, was sie dem Pferd brachte, welches noch immer ruhig an Ort und Stelle stand.
Wenige Momente darauf, verabschiedete sie sich von Muyong, sattelte das Pferd gut, band es ab und stieg schwungvoll und dessen Rücken.
Feier ritt davon.

Es war einige Zeit vergangen und die Behausung sozusagen schon fast wie ausgestorben.
Muyong war nicht hier, was Feier allerdings nicht beunruhigte.
Sie hüpfte vom Pferd und wartete noch, bis auch Arana absteigen würde, bis sie das Tier noch richtig anband.
"Ich bin übrigens Yen Feier", stellte sie sich noch vor, mit einem freundlichen Ausdruck auf den Lippen.
Gut war, dass Feier den Weg hierher bestens kannte, was wohl auch Aranas und das ihrige Glück gewesen war.
Damit nicht irgendjemand in dieses Gebiet hier eindringen konnte, hatte Muyong nämlich jede Menge fallen aufgestellt.
Und dabei sicher nicht an Zeit oder Arbeitskraft gespart.
Die junge Chinesin wandte sich ab und wies ihr, ihr doch bitte zu folgen.
Gleichmütig trat sie die hölzerne Treppe hinauf und war schon drauf und dran, einzutreten.
Für sie war das Äußere der Behausung nichts neues mehr.
Jedoch, für Neuankömmlinge musste es ein komischer Anblick sein.
So viele Stockwerke.

Arana war vom Pferd gehüpft und mit grossen Blicken sah sie sich um.
Äusserst merkwürdig dieser Ort...mit so vielen Ebenen.
"Yen Feier", wiederholte sie daraufhin Feiers Name.
"Ich bin Arana. Schülerin des Meister Shu. Wie viele Leute leben hier?"

"Nur mein Meister und ich", sprach Feier sogleich und für sie war es keineswegs mehr ungewöhnlich.
Schließlich hatten sie doch hin und wieder Besuch aus China, der dann eine Weile hier lebte.
Und auch sonst. Sie war froh, so viel Platz für sich und ihn zu wissen.
"Was lehrt dich dein Meister denn?"
Schließlich bat sie die junge Mara noch hinein.
Man kam direkt in die 'Küche', wenn man weiter durchging in einen zwischen Raum und zu guter Letzt zu einem großen Feldbett.
Aber dieses war nicht das einzige, was hier aufzufinden war. Es diente vor allem für die Verwundeten.
Und sonst auch sah alles nicht gerade mordern aus...als würde es noch aus einer anderen Zeit stammen.
Hier und da hingen viele und seltene Kräuter von den Wänden und auch wenn es vielleicht auf den ersten Blick nicht so schien, war es doch sehr gemütlich.
"Darf ich dir etwas Tee anbieten?"

Fasziniert sah sich Arana um und sie setzte sich dann.
Sie legte den Köcher mit den Pfeilen und ihren Bogen ab.
"Es ist sehr schön hier...doch...seid ihr Zigeuner?"
Auf die Frage wegen dem Tee schüttelte sie dankbar den Kopf und lehnte ab.

Es waren jetzt einige Tage vergangen, als Muyong endlich wieder zurück zu seiner Behausung kam.
Sein kurzer 'Ausflug' hatte etwas länger gedauert, doch nun war er wieder hier und er lief den Holztreppe hinauf.
Vorn in der Hütte bereitete Feier gerade das Frühstück und sie war froh, dass Muyong endlich auftauchte.
"Guten Morgen", grüßte sie und neigte etwas dem Kopf vor ihm.
Muyong erwiederte, eilte aber schnell an ihr vorbei, weiter in die Hütte hinein, an seinen Arbeitsutensilien entlang und knöpfte sich gerade das dreckige und verschwitzte Hemd auf, als er bemerkte, dass irgendetwas nicht ganz so war wie sonst.
"Feier?", rief der Chinese und diese drehte sich augenblicklich zu ihm um.
"Jah?"
"Was-?", Muyongs Blick fiel auf Arana.
Feier grinste etwas, nahm den Topf vom Feuer und winkte ihren Meister wieder zurück zu sich.
Dieser folgte der Weisung vorsichtig und blieb fragend bei ihr stehen.
"Wir haben Besuch", flüsterte sie ihm zu. "Bitte verzeihen Sie, dass Sie erst jetzt davon erfahren. Aber da sie so lang weg waren und Arana einen Platz brauchte, an dem sie übernachten konnte...dachte ich mir.."

Arana verbeugte sich kurz vor Muyong und richtete sich dann wieder auf.
"Bitte, wenn Ihr wollt, das ich gehe, dann werde ich nicht länger stören", sagte sie, jederzeit bereit ihren Bogen zu greiffen und abzugehn.

Muyong hatte noch kurz zu Feier gesehen, wandte sich dann aber wieder an den Besuch und erwiederte die Verbeugung.
"Oh, nein. Nein", sprach er, knöpfte sein Hemd eiligst wieder zu und ging abermals den Weg zu ihr zurück.
"Es freut mich...Sie hier begrüßen zu dürfen."
Innerlich fuhr er sich etwas an die Stirn.
Das hatte ihm gerade noch gefehlt.
Sie musste ihn ja für vollkommen übergeschnappt halten, wenn sie sich schon hier genauer umgesehen hatte.
"Mein Name ist Muyong. Darf ich fragen, was Sie sie hierherführt?"
Sein Blick ging etwas an Arana vorbei und als er aus dem Fenster hinaus nach draußen Blickte, wurden seine Augen im innern etwas größer.
Daraufhin trat er an dieses näher heran und schloss es vollkommen unauffällig zu.

"Ich suche meinen Meister", erklärte Arana und sie hielt ihren Blick gesenkt.
"Er hat gesagt, dass er in den Wäldern Englands auf mich warten wird. Kennt Ihr ihn vielleicht?"

Muyong überlegte.
Er ging an ihr vorbei, legte seinen Sperr zur Seite und den Dolch in einen Schrank.
Kannte er ihn? Doch da fiel ihm etwas ein!
"Oh, Sie meinen..." Wie hieß er noch gleich? "Meister...S-shu?"
Muyong war sich unsicher und Feier kicherte deshalb etwas in sich hinein.
Gut, dass er als sonst so autoritäre Person auch mal etwas ins Stottern kam.

Arana lächelte leicht.
"Ja", sagte sie dann mit sanfter Stimme.
Also kannte er ihn.
"Ich komme aus Otopia. Diese Welt hier ist seltsam, eure Gefährtin war sehr Gütig mich hier aufzunehmen. Ich danke euch."