RE: Wohnung von Medea - 2

Und genau das passierte. Danny wurde geschockt, wurde ohnmächtig und somit vom Geiste her für einige Zeit von den Schmerzen befreit.

Die Stunden vergingen und es war bereits tiefe Nacht, als Danny im Schlafzimmer auf einem der vielen Betten aufwachen konnte.
Roxana tupfte ihm mit einem feuchten Tuch über die Stirn.
Der Raum war mit Kerzen erhellt und es roch nach Kerzenrauch, einigen Heilkräutern und schweiss.
Danny war oben frei und sein Oberteil lag auf einer Matraze vom Hochbett weiter hinten.

Noch immer lief ihm Schweiß über die Stirn, aber das Schmerz hatte nach und nach etwas nachgelassen.
Wenngleich man davon ausgehen konnte, dass es damit noch lange nicht vorbei war...
Dannys Hände zuckten zusammen und so langsam öffnete er die schweren Augenlieder.
Was war geschehen? Er konnte sich an nichts erinnern.
Hatte er nicht gerade eben noch am Klavier gesessen und die Tasten ausprobiert.
Alles war wie gelöscht und er konnte sich nicht mal daran erinnern, wie Roxana sich um ihn gesorgt hatte.
Als er dann auch noch merkte, dass er oben rum frei war, schreckte er sofort richtig auf und blickte sich suchend um.
"Was...", murmelte er, wobei er selbst fühlte, wie kalt er in sich und äuerßlich war.
Und es machte ihm starke Angst.

"Schhh", sagte Roxana, die ihn sogleich wieder leicht nach unten auf die Matraze drückte.
"Du bist erschöpft", sagte sie, als sie ihn mit dem Tuch über seinen Oberkörper tupfte und sich müde das Haar etwas aus dem Gesicht strich.

Danny hatte nicht genug Kraft, um sich dagegen zu wehren und ließ sich zurückdrücken.
Oh ja...und wie erschöpft er war.
Aber da war...da war noch etwas anderes, was ihn mit den Gedanken abschweifen ließ.
Als hätte irgendetwas in ihm eine Blockade ausgelöst, die sich vorerst nicht mehr lösen würde.
Leicht drehte er sich dabei auf die Seite, in Roxanas Richtung und sah ausdruckslos zu ihr.
"Roxana?", hauchte er ihren Namen. "Was...geschieht mit mir..?"

Roxana strich Danny leicht durchs Haar.
Ja, was hier mit ihm geschah, das wusste sie auch nicht und daher konnte sie ihm auch nicht antworten.
Doch höchstens beruhigen konnte sie ihn.
Und wie das?
Sie erinnerte sich daran, wie Medea Danae und ihr einst etwas vorgesungen hatte...lange Zeit zuvor.
Doch es hatte gewirkt.
Und so sang Roxana leise etwas ruhiges vor sich her für Danny.
Es war wichtig für ihn, dass er ruhig blieb und zu kräften kam.
"Dormi e guardi il mondo...dipinto dal tuo sogno.
Sembra piu calmo, piu bello. Vista con ali d'uccello."

Als Roxana begann zu singen, schloss Danny wieder langsam die Augen und lauschte aufmerksam.
Und dennoch nur ganz nebenbei, auch wenn ihre Stimme jetzt wie Balsam für seine Seele war.
So viele Widersprüche und etwas, was so logisch zusammenpasste.
Dannys Mundwinkel zuckten leicht und innerlich kam wie aus heiterem Himmel eine Welle Hass auf.
Während er seine Lippen einen Spaltbreit öffnete, perlten plötzlich einige Bluttröpfchen darüber.

Roxana sang leise weiter, während sie sich um Danny kümmerte.
"Lasci l'affano, lasci la pena...lasci la poverta, lasci la miseria.
Dormi, dormi, dormi, dormi ancora."
Das er auf den Lippen nun blutete, bemerkte sie und schnell tupfte sie ihm dieses weg.
Sie war sich sicher, nächstens musste sie einen Arzt holen, ganz dringend.

Aber das Bluten nahm kein Ende, wurde nur noch stärker, ohne, dass er selbst es merkte.
Doch irgendwann füllten sich selbst seine Lungen damit, was ihn aufschrecken und stark husten ließ.
Danny dachte noch, er drehte langsam durch!
Was lief denn hier nur schief?
Erst waren seine Erinnerungen fort, dann diese Kälte, die nicht verschwinden wollte und nun auch noch das!
Es war allerdings auch klar, dass Danny sich nicht an die Einpflanzung des Chips erinnern konnte.
Das war schon viele Jahre her.

Roxana schüttelte nach und nach den Kopf.
"Danny, ich hole einen Arzt!", sagte sie und sie sprang auf.
Das Wasserbecken fiel zu Boden und sie eilte aus der Wohnung hinaus um Hilfe zu holen.

Der Arzt, den Roxana gefunden hatte, kam in die Wohnung geeilt und sah sich direkt suchend nach dem 'Patienten' um.
Er lief auf den jungen Mann zu, der röchelnd auf dem Bett lag und kniete sich direkt neben ihn.
Dannys Oberkörper war schon sehr verschmiert und auch alles andere um ihn herum und der Arzt, griff Danny am Kinn, zog seinen Kopf hoch und betrachtete, wie das Blut weiterfloss. Nein, er konnte da sicher nicht viel machen! Der Chinese musste auf der Stelle in ein Krankenhaus, sonst würde er wohl noch verbluten.
Suchend blickte er zu Roxana zurück.
"Er muss auf der Stelle in eine ärztliche Ambulanz, ich kann hier nicht viel tun", sagte er sogleich mit tiefer Stimme, machte sich daran, Danny auf seinen Arm zu laden und brachte Danny direkt fort, zu seinem Auto, womit er dann schnellstmöglich davonfuhr.
Im vorbeigehen hatte er Roxana noch zugerufen, wohin er ihn bringen würde.

Krankenhaus - London