England » Englische Polizei [Zelle]

Jez war in einer kleinen Zelle untergebracht.
Ein kleiner Tisch, der oben von einer Lampe beleuchtet wurde, war in der Mitte des Raumes, weiter hinten eine Pritsche und ein kleines WC.
Cheung trat herein.
"Also, wir wollen das schnell hinter sich bringen", sagte Cheung und er stellte seinen Aktenkoffer auf den Tisch.
"Sprichst du Chinesisch?"

Jet lehnte sich zurück auf seinem Stuhl und als Cheung eintrat, sah er nur kurz auf.
Danach aber wieder zur Seite.
Wohl ein natürliches Schuldverhalten, aber das war ihm egal...er wollte es jetzt im Moment einfach nicht anders.
Auf die Frage hin, ob er chinesisch sprach, antwortete er mit einem Kopfschütteln.
Natürlich sprach er diese Sprache noch, aber er hatte jetzt keine Lust, sich wieder umzustellen.
Wenn er ihn verhören wollte, musste der Polizist sich eben auf englisch mit ihm unterhalten.

Cheung setzte sich nun ihm entgegem und sah eine zeitlang nur schweigend zu Jet.
Schliesslich begann er.
"Zu dumm, dass die Verlobte von Mr. Danny im Raum gewesen ist, sonst wäre es für dich ein leichtes gewesen, ihn zu töten. Einfach reingehn, die Schläuche abziehn und dann verschwinden, als wäre nichts gewesen."

Jet sah schweigend zu Cheung und irgendwann begann er leicht zu grinsen, weil das für ihn so absurt war.
Ihn töten wollen, wo alle dabeistehen können...natürlich.
"Sehr gut kombiniert, Mister Watson", lobte er, atmete dann aber etwas durch, richtete sich ein wenig mehr auf und sah ihn direkt an.
"Meinen Sie im ernst, dass das meine Absicht war? Ihn zu töten? Seh ich so dumm aus? Warum überhaupt töten..?"
Jet war sichtlich verwirrt.
Aber da wurde es ihm klar!
Verdammt, Wang wo hast du nur heute deine Augen?!
"Er...lag im Koma?"

Cheung blieb unbeeindruckt.
Auch auf den Sinneswandel.
"Ob Koma oder nicht...hat dich deine Mutter niemals gelernt, das ein Schlauch auch für etwas dazu da ist, Sherlock?"
Cheung lehnte sich zurück und nahm dann ein Buch aus seiner Aktentasche herum, in dem er kurz ein wenig herumblätterte.
"Weisst du, was das ist, mein Freund? Das hier...das nennt man ein Gesetz. Spannend für mich, mal schauen was die Engländer da alles andere haben als wir. Ah...Vorsätzliche Tötung, Mord...Schwere Körperverletzung, Gefährdung des Lebens. Nette Titel."
Er blätterte weiterhin einige Seiten provokativ herum, während er zu Jet sah.
"Drohung...Geiselnahme."

Jet Gesichtszüge blieben hart, auch, als er auf seine Mutter ansprach. Gerade deshalb wohl noch umso mehr.
Er hörte sich ruhig die Titel aus dem Buch an und blieb auch da noch weiterhin regungslos.
"Habt ihr die Waffe untersucht?", wollte er nun erfahren. Gänzlich, als würde er das Wetter für morgen wissen wollen.
"Schön nicht? Mit einer ungeladenen Waffe, die nicht mal eine echte ist, kann man wirklich wunderbar Geiseln nehmen. Lächerlich. Sie hat niemals in Lebensgefahr geschwebt."

Cheung notierte sich ein paar Sachen, die Jet da sagte.
Immer mehr hatte er den Verdacht auf einen Auftraggeber.
Doch die Waffe in dem Sinne war nicht mehr notwendig.
Auch ohne diese hätte er Danny töten können.
"Also Fahrlässige Tötung", stellte Cheung fest.
"Ungewollt."
Er schmunzelte und öffnete wieder das Strafgesetzbuch.
Dann blätterte er bis zu dem richtigen Artikel und las ihn vor.
"Wer fahrlässig den Tod eines Menschen verursacht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder Geldstrafe bestraft. Artikel 22 Versuch, führt der Täter bla bla so kann das Gericht die Strafe mildern."
Cheung klappte das Buch zu.
"Fall erledigt, sagen wir 2 Jahre und 50'000 Kosten schulden. Belassen wir es dabei, oder gibt es vielleicht noch etwas, das du mir erzählen möchtest?"

Wie er die Bullen doch hasste...
Wirklich zu jeder Kleinigkeit....zu jeder verdammten Kleinigkeit gab es ein Gesetz! Zu jeder!
Und bloß nicht, man verstieß dagegen, wenn auch ungewollt. Dann hieß es Knast. Knast. Und noch mal Knast.
Was wollten sie damit erreichen? Hm? Was würden sie damit schon erreichen?
Die meisten Insassen starben während ihres Aufenthaltes oder wurden nur noch schlimmer. Nur die wenigsten kamen zur Besinnung.
Gut, dass sie nicht noch weiteres über ihn wussten...sonst würde ihn da wirklich niemand mehr rausholen können.
Verdammte Schei*ße! Dass er jetzt in den Knast müsste, würde ja bedeuten, dass Cho starb!
Und das konnte....nein, das wollte er nicht zulassen.
Schließlich hatte er dem armen Mädchen schon viel zu viel in ihrem Leben angetan.
Er musste ihr doch helfen...sie dort wegholen.
Aber wie?
"Ich...", Jet hilflos in seiner Situation. Wenn er wusste, dass es Cho gutging, würde er die Strafe sogar freiwillig antreten.
"...stellt das Gericht einen Anwalt? Ich will mit jemandem sprechen."

Cheung nickte und notierte sich das.
"Du bekommst einen Anwalt von der Polizei zugestellt", sagte er.
"Wenn du einen eigenen Antwalt haben möchtest, nur zu. Doch den musst du selbst bezahlen."
Cheung legte das Buch zurück in seinen Koffer und klappte diesen zu.
Schilesslich stand er auf und sah ernst zu Jet.
"Jetzt hör mir mal zu...ich glaube, dass da noch etwas ist, was du mir verschweigst. Ich würde dir raten, es mir lieber zu sagen. Kein Anwalt auf der Welt wird das bestreiten können, dass es etwas anderes war als eine versuchte, fahrlässige Tötung."

Jet schüttelte nur schweigend den Kopf.
Das wollte er selbst ja nicht mal abstreiten. Es war so und nicht zu ändern.
Aber er wollte mit jemandem sprechen, der ihm vielleicht einen Rat geben konnte.
Er selbst sah da nämlich mit der Zeit kaum noch selbst durch.
"Ich will einen von der Polizei."

Cheung nickte.
"Gut, sollst du kriegen."
Daraufhin lief er hinaus und schloss Jets Zelle ab.
Cheung verschwand in sein Büro.

Kaum war Cheung verschwunden, stand Jet von seinem Stuhl auf, und schlug sich die Hände vors Gesicht.
Gott, er war grad so geladen. Mit Wut über sich selbst und über die ganze Situation, die immer mehr und mehr aus dem Ruder lief.
Warum hatte er nicht einfach abgewartet-?
Haha, lustig.
Warum wohl?
Cho...
Da wäre verdammt nochmal keine Zeit gewesen! Nichts!
Er war doch schon nur froh gewesen, dass er ihn so schnell hatte finden können.
Aber nein...der Gute musste ja im Koma liegen und seine Freundin daneben sitzen.
Der da oben meinte es wirklich nicht gut mit ihm, so viel war sicher.
Immer und immer wieder trat er in irgendwelche Fettnäpfchen.

Jet sah zu Yoshio auf, als dieser durch den Gang zu ihm rief, ob er ein Stückkuchen essen wollte.
Er saß auf seiner Pritsche, leicht an die Wand gelehnt, ein Fuß auf dem Boden, das andere Bein angewinkelt und stützte damit seine Hand ab, die gleichzeitig seinen müden Kopf hielt. Er hatte kein Auge zugetan die Nacht. Nicht eines.
Aber ganz gleich...es hatte sich ja ohnehin nichts getan.
Als er Yoshio bemerkte und ihm ja auch die laute Musik von oben er her nicht entgegen war, stand er wütend auf, schmiss sein Jacket in eine Ecke und kam in zügigen Schritten an die Gitterstäbe der Zelle.
Doch er war nicht sauer auf die Polizisten, oder Yoshio...sondern auf sich.
Verdammt!
Die feierten da oben und würde er noch einen Tag länger brauchen, würde es mit Cho vorbei sein...
Und das zu wissen, schmerzte ihn ungemein...eben weil er die Kleine schon über 10 Jahre kannte und mit ihr mehr durchgemacht hatte, als mit sonst irgendjemandem. Er musste etwas tun. Auf der Stelle.
"Kannst du mich hier rausholen?"

Yoshio war zurück gewichen, als Jet auf einmal so wütend aufstand.
'Huuiii!', machte es in seinem Innern aufgeregt.
'Jetzt spricht er sogar mit mir!'
"Tut mir leid, kann man nichtsch machen", sagte Yoshio nun wahrheitsgetreu.
"Schelbscht wenn ich Schie hier rauschholen würde ausch der Zelle, dann wäre die obere Türe noch verriegelt."
'Und ausserdem hätte ich auch viel zu sehr Angst umso was saudoofes anzustellen', ging es ihm dabei noch heimlich durch den Kopf. xD
"Kuchen?", fragte Yoshio dann nach längerem erwartungsvollen anstarren und reicht eihm das Teller.

Jet lehnte seine beiden Arme aus der Zelle, ging leicht in Bückstellung und verdrehte die Augen.
Bestens.
Die konnten ihm doch nicht erzählen, dass es hier nur einen Weg rausgab.
Hatte er ja noch nie gehört.
Wirklich komisches Revier, wo er sich hier befand.
Schließlich seufzte er auf und lehnte seinen Kopf leicht in den Nacken, welchen er etwas hin und herkreisen ließ.
Jet Hauptpulsschlagader pulsierte und er schien nachzudenken.
Wegen dem Kuchen einige Momente darauf, griff er einfach danach und verputzte ihn.
Schließlich hatte er noch nichts zu essen bekommen.
"Hast was gut, Kleiner", sprach, jedoch ernst und blickte dann an Yoshio vorbei, hoch zur Tür.
"Hör mal. Ist es möglich, dass du den Typen holst, der mich hier gestern weggesperrt hat? Ich habe ihm etwas zu sagen. Es ist dringend."