England » Kleines Theater

Es war ein schöner Frühlingstag und in dem kleinen Theater nahe eines schönen Parks und einer weitreichend bekannten Einkaufsstraße herschte reges Treiben.
Vor wie auch hinter der Bühne huschten halbgeschminkte und halbumgezogene Darsteller und jeder rief etwas anderes durch den Raum.
Jamie stand unten vor den Zuschauerrängen, hielt einige Pergamentbögen in der Hand und unterhielt sich mit ihrem Assistenten.
"Meinst du nicht, dass es zu aufgesetzt erscheint, wenn sie aus dieser Ecke den Raum betritt?"
"Nein, dann ist es realistisch. Schau, in der anderen Szene, da..."
"Ja, ja. Du hast ja Recht, Jamie. Wie immer."
Evan lachte und umarmte seine Freundin. Er hatte sie sehr vermisst.
Jamie lächelte ein wenig, wandte sich aber schlussendlich aus der Umarmung und wollte schon auf die Bühne steigen. Doch Evan hielt sie am Arm fest.
"Jamie, ist alles in Ordnung? Du bist seit zwei Wochen endlich wieder aus dem Krankenhaus raus, aber du siehst furchtbar aus, wenn ich das mal so sagen darf."
Jamie schmunzelte müde auf.
"Danke für dieses überaus schmeichelhafte Kompliment."
Evan grinste, wurde dann aber wieder ernster.
"Jetzt mal ehrlich...was hast du?"
Doch sie schüttelte nur den Kopf und drehte sich fort von ihm.
Was sollte sie ihm auch sagen?
Dass der Mann, den sie liebte, mit einer anderen Frau ein Kind hatte und dass sie das zwar akzeptiert hatte, wegen ihrer Krankheit aber zu feige war, sich wieder bei ihm zu melden? Sicher nicht.

Marlon stand vor dem Theater und beobachtete die Leute.
Schick angezogen, begrüßten sich Bekannte, Freunde oder Verwandte.
Manche trafen sich mit ihrer Familie, andere gingen mit ihrem Lebensgefährten in das Theater.
Noch einmal schaute Marlon nach links und rechts und überquerte dann die Straße.
Sein Herz pochte und er hatte das Gefühl, dass die Leute ihn beobachteten.
Er kam sich ein wenig verloren vor und schaute sich um.
Kennen tat er hier keinen, zumindest kam ihm keiner bekannt vor.
Marlon gab seine Jacke ab und schaute dann auf seine Karte.
Natürlich. Die Mitte. Er folgte den anderen Zuschauern weiter hinein und betrat dann die
Zuschauertribüne. Er ließ sich an seinem Platz nieder und schaute nach vorne zur Bühne.

Es war also Abend geworden und die Uraufführung Jamies ersten eigenen Theaterstückes stand bevor.
Das Mädchen war ein wenig nervös, dennoch vertraute sie auf die Hilfe ihres Herren und wusste somit, dass alles so verlaufen würde, dass es für alle Beteiligten das Beste war.
In ihrer kleinen Kammer sprach sie ein letztes Gebet, erhob sich aber schließlich, richtete noch einmal ihre Frisur, lief dann hinaus und spähte zwischen dem großen Vorhang heraus, um in etwa sagen zu können, wer denn zu ihrer Aufführung kam und wie viele es wohl in etwa waren.
"Ausverkauft, Jamie! Ausverkauft! Und für alle die, die es noch nicht gehört haben...Ausverkauft!!", hüpfte eine der Darstellerinnen ihres Stückes plötzlich ungehalten neben ihr auf und ab.
"Oh mein Gott, kannst du dir das vorstellen! Das...d-das muss doch ein Traum sein. K-kannst du mich bitte kneifen?"
Sogleich griff sie nach Jamies Arm, führte diesen an ihren eigenen und nötigte das arme Mädchen dazu, eben dies zutun.
Doch Jamies Miene hellte sich etwas auf, während sie ihre Hand zurückzog.
Sie legte beide Hände beruhigend auf die Schultern des anderen Mädchens.
"Ganz ruhig, Bella. Dass das Stück ausverkauft ist, heißt noch lange nichts. Ich bin gespannt."

Neben Marlon nahm ein älteres Pärchen Platz. Direkt neben ihm natürlich die Dame.
"Ach, wie schön! Selbst die Jugend findet sich freiwillig an so einem Abend ein. Sind Sie ein Freund von Miss Sullivan? Wo haben sie denn Ihre Begleitung gelassen?"
"Mathilda!", schallte sie ihr Mann. "Lass das! Sei nicht immer so neugierig, das gehört sich einfach nicht!"
Er wandte sich entschuldigend an Marlon.
"Bitte verzeihen Sie.."

Marlon schaute zu dem Eheparr und noch während sie auf ihn zukamen
dachte er die ganze Zeit Stopp... stopp... stopp, doch sie blieben erst kurz vor ihm stehen
und setzten sich dann neben ihn. verdammt...
Marlon schaute wieder nach vorne, doch als die Dame ihn ansprach schaute er sie freundlich lächelnd an.
"So ein Stück sollte man nicht verpassen. Auch nicht die Jugend" meinte er und wank lächlend ab, als der Mann sich
für seine Frau entschuldigte. "Kein Problem" sagte er, jedoch antwortete er nicht
auf die Frage, ob er ein Freund von Jamie war und wo er seine Begleitung gelassen hatte.

[so kenn ich meinen marlon ganz der coole! muss gleich kurz weg, wie lang bleibst du?]

Doch die Frau empörte sich über ihren Mann!
"Herbert, sprich nicht so mit mir", murmelte sie ein wenig eingeschnappt und die umstehenden Leute nervös anlächelnd, ob es auch niemand mitbekommen hatte. "Was sollen bloß die Leute von uns halten?"
"Das frage ich mich auch manchmal..."
"Herbert!"

Auf der anderen Seite neben Marlon ließ sich ein junges Paar nieder.
"Sie ist so ein starkes Mädchen. Erst diese schwere Zeit mit dem Krankenhaus und jetzt ist sie wieder voll im Leben. Ich bewundere sie manchmal wirklich."
"Ja, sie ist sehr stark", gab auch der Junge zu, legte den Arm um seine Freundin und blickte nach vorne.
"Weißt du, manchmal habe ich das Gefühl, wenn ich sie so sehe, dass sie sich sehr einsam fühlt. Oder als ob sie jemanden vermisst. Ob es wegen ihrer Mutter ist?"
"Ich denke nicht", gab der Junge zu verstehen. "Jamie hat doch ihren Vater."

[Bis ca. halb 10 =) ]
Marlon schmuntzelte leicht und schaute wieder nach vorne. Als sich das junge Paar neben ihm
niederließ, hörte er ihnen nur mit halbem Ohr zu.
Krankenhaus? Vermissen? Mutter? Jamie???!
Marlon zog leicht die Augenbrauen zusammen und spitzte die Ohren.
Jamie war im Krankenhaus?
Er räusperte sich kurz, weil ihm für einen kurzen Moment schwindelig geworden war.
Was war mit Jamies Mutter? Oder meinten die beiden vielleicht, dass Jamies Mutter im Krankenhaus gewesen war?
Himmel wie wenig er sie doch kannte!
Marlon schaute das Pärchen einen Moment an. "Entschuldigen Sie, sagten sie gerade, dass Jamie
im Krankenhaus war?" fragte er und versuchte zu lächeln, doch es war mehr besorgt als freundlich.

Zeitsprung

Das Theater wurde durch den Bürgerkrieg zerstört!
I. Neilson, Minister
Hoch lebe Kageyasu, der wahre Herrscher!