Winkelgasse » Versteckte Wohnung Strobolz

Ein Brief für Eli.

Lieber Eli,

danke, dass du mich aufgenommen hast. Du warst...ein Ersatz-Vater. Ein anderes Wort fällt mir im Moment nicht ein. Außerdem habe ich auch nicht die Zeit, um mich nun supertoll auszudrücken...Alles ist scheiße. Nichts ist mehr so wie es einst war. Es haben sich 2 Gruppen gebildet und die bekämpfen sich.
Ich habe mich für eine Seite entschieden.
Ich werde den Rebellen helfen. Aber du wirst mich vielleicht nicht wieder sehen, Eli. Denn ich werde sterben. Der Minister lässt mich hinrichten. Es ist eine lange Geschichte.
Ich wollte mich nur von dir verabschieden. DANKE!
Es tu tmir so leid...Du hast das alle snicht verdient. Du bist ein toller Mensch(Vampir ). Pass bitte auf dich auf.
Solltets du irgendwann Dad sehen...Sag ihm, dass es mir leid tut. Er hat sich einen Sohn gewünscht, der einfach sein Leben lebt und sich nicht in die Politik einmischt. Ich gehe wohl nach Chris.

Tristan R.

Der eisige Wind peitschte die kalten Regentropfen in alle Richtungen. Die Dunkelheit hatte sich über die Winkelgasse gesenkt und der Regen ließ den einst belebten Ort noch mehr wie eine Geisterstadt wirken.
Doch er hüllte auch jeden ein, der sich in den schmalen Straßen bewegte und so hatte Infecto sich diese Nacht ausgesucht, um endlich den Versuch zu wagen, Eli zu erreichen, denn er vermutete überall die Spione des ... Engels.
Lange hatte er Roxana nicht gesehen, und ein ruhiges Leben war ihnen nach all den Strapazen nicht vergönnt gewesen. Nachdem Infecto sein Versprechen gehalten hatte und zu ihr kam, in Erwartung einer hellen Zukunft, mussten sie sich nur wenige Wochen darauf schon wieder trennen, als die Vorzeichen des Krieges aufzogen. Infecto traf Maßnahmen, während Roxana vorhatte, ihre Familie zu sehen. Das letzte, was sie besprachen war die Inbesitznahme eines Geheimverstecks nahe der Geschehnisse, in der Winkelgasse.
Und es hatte lange gedauert, bis Infecto seine Geschäfte erledigt hatte und nicht minder schwerer erwies sich dann die Suche nach dem richtigen Ort und vor allem die Fortbewegung durch die streng bewachten Gebiete.
Der Mann huschte in seinem schwarzen Umhang unbemerkt durch die Gasse und erkannte plötzlich, dass er an der richtigen Stelle angekommen war. Er überlegte, dass vermutlich nur Nicht-Feinde die schmale, verlotterte Tür sehen konnten, die zwischen zwei Häusern irgendwohin reinführte und er hoffte nun, dass man ihn bemerken würde.

Niemand der Feindesgesellen bemerkte Infeco.
Und es geschah, dass die schmale Türe sich einen Spalt öffnete, ohne das er etwas tat und eine Hand ihn hinein zog.
Medea schloss die Türe und zog Infecto ins Licht der inneren Wohnung.
Hier war es gemütlich eingerichtet, als wären sie wie eh und je in Wales.
"Wir haben uns gewaltige Sorgen gemacht!", sagte sie.

"Medea", stieß Infecto aus und ein Lächeln sprang über sein Gesicht.
Wie freute er sich, jemanden Bekannten zu sehen.
Er ging nicht auf ihren Satz ein, so wie er es bei Medeas eher negativen Ansichten zu tun pflegte, sondern ließ einen Moment der Ruhe zu, ehe er seinen nassen Mantel auszog, das kleine braune Buch dabei aus der Mantel- in seine Hosentasche beförderte, und sich schließlich umsah.
"Ist sie da?", fragte er Medea, ohne sich zu ihr umzudrehen.

"Roxana ist nicht hier, Infecto", sprach Medea die knallharte Wahrheit aus.
"Sie ist in Otopia."

Infecto drehte sich hastig zu Medea um, sein Gesicht unangestrengt, und dennoch nicht frei von Emotionen.
"Das hatte sie nicht erwähnt. Wieso? Und wo ist Eli?"
Relativ ruhig nahm der junge Mann die Nachricht auf, immerhin war es kein Weltuntergang. In diesen Zeiten konnte er nun mal nicht immer seine Interessen durchsetzen, und in diesem Fall verfolgte ihn der Tod nicht mehr unmittelbar auf Schritt und Tritt. Er konnte die Trennung ohne viel Wehmut akzeptieren, weil er wusste, dass Roxana ihn in ihrem Herzen hatte und er sie in seinem. Und das machte den Unterschied.
"Wird er verfolgt?"
Dann ging Infecto näher auf Medea zu und sah sie genau an. Er ließ seine Fragen hinter sich und dachte endlich daran, dass Medea hier drin möglicherweise nicht die nötige Zuwendung verspüren konnte, weil die Menschen um sie herum sich um die Rebellion kümmern mussten. Und so sagte er nun langsamer und ruhiger:
"Geht es dir gut, Medea?"

"Mir geht es ausgezeichnet", sagte Medea gelassen, die Stärke in Person.
Eine bessere Frau hätte Eli sicher nicht finden können.
Denn wenn jemand in diesen Zeiten einen kühnen Kopf bewahrte und wilde Monster-Kinder erzog, so war es Medea, die kaltblütige Otopianerin.
Sie hatten Infecto lange Zeit nicht mehr gesehen.
Drei Jahre waren seither vergangen. (Oder wenn du den Zeitsprung nich berücksichtigen willst, gehn auch ein paar monate =) )
Sie schenkte Infecto ein kühles Lächeln.
Ihr gegenüber war er stets höflich und zuvorkommend gewesen.
Das konnte sie nur von wenigen Freunden Elis behaupten.
"Bitte setz dich doch ins Wohnzimmer.
Willst du einen Kaffee?
Eli geht es gut, er ist oben im Kinderzimmer."

[schön mit dir zu posten =)]

Infecto war normalerweise nicht der Freund von Besuchsetiquette, aber er nahm dankend an und platzierte sich auf dem Sofa im Wohnzimmer. Er wusste, wie viel die Kinder Eli bedeuteten und konnte vielleicht am besten beurteilen, wie wichtig ihnen ihr Vater war.
Eli sollte alle Zeit der Welt haben, egal, wie stark Infecto die Fragen auf der Zunge brannten.
Nachdem Medea ihm den Kaffee brachte, trat für eine Zeit eine Stille ein, in der der Mann an seinem Getränk nippte. Irgendwann brach er diese, als er fragte:
"Wie machst du das, Medea, das alles? So viel Arbeit und so viel Druck. Und das ohne eine Sekunde zu zögern, ohne einen Augenblick Verletzlichkeit zu zeigen."

Medea hatte gegenüber von Infecto platz genommen und sie rührte in ihrem Cappuchino.
Als er sie fragte, musste sie leicht schmunzeln.
Das?
Ach, dass war doch gar nichts.
Die Kinder erzogen sich wie von selbst.
"Ich mach mir nicht viel aus Gefühlen", entgegnete sie ihm.
"Das ist die Lösung.
Solltest du auch mal probieren."
Sie zwinkerte und da kam auch schon Eli mit dem 4jährigen Donatello auf dem Arm hinunter.
Der Junge schlief und Medea erhob sich.
"Jetzt ist er eingeschlafen", sagte Eli, der seiner Frau das Kind sorgfältig übergab und dann erstaunt zu Infecto sah.
Er stutzte einen Moment, begann dann aber zu strahlen und streckte Infecto seine Hand entgegen.
"Wie schön, wie schön.
So einen Besuch bekommt man nicht alle Tage!"

Infecto starrte Elis ausgestreckte Hand einen Augenblick an und schloss den Mann dann kurzerzhand in die Arme. Er drückte ihn, ließ ihn los, trat zurück und überlegte, ob das adäquat gewesen war.
Aber Eli war für ihn seit langem ein Vorbild und nach fast 10 Lebensjahren der erste und damals noch einzige Freund geworden, vielleicht sogar eine Vaterfigur. Er konnte ihm nicht einfach die Hand schütteln!
Infecto sah auf Donatello und wandte den Blick halb wehmütig, halb fröhlich wieder ab. Er freute sich für Eli.
"Danke für den Kaffee, Medea", sprach er kurz zur Frau und wandte sich dann Professor Strobolz zu.
"Können wir irgendwo ungestört reden?"

Infecto lachte kurz auf. Etwas relativ Seltenes für den Mann.
"Du ... du bist so ... so souverän geworden.
War es eine schwere Zeit? Erzähl mir alles, Eli, wie es Roxana geht und warum sie in Otopia ist und was hier in der Zeit geschehen ist, also in England meine ich und wie der Krieg vorangeht und wie die Rebellion sich schlägt und wie dein Befinden ist. Einfach alles. Ich habe nicht viel mitbekommen in Schottland und Italien."

Infecto nickte geschäftig und antwortete in ernstem Tonfall:
"Das ist bloß Geld ... und Geld ist nun mal nötig, um sich in diesen Zeiten von Kageyasu unabhängig zu machen. Ich bin froh, dass ihr in Sicherheit seit. Deine Geldreserven sind doch ausreichend, oder? Wenn nicht, Eli, dann bin ich endlich in der Position, dir etwas von dem zurückzugeben, was du für mich getan hast. Ich habe die wenigen Jahre gut genutzt", deutete der Mann an und lehnte sich etwas zurück.
"Wann hat Roxana sich das letzte mal gemeldet? Und gibt es die Rebellion überhaupt noch?"