RE: Neues Schuljahr - 6

Gabriels Gesichtsausdruck wurde ernst und er verengte seine Augen.
Nein er durfte jetzt nicht falsch reagieren, wer wusste denn
schon wie Charlotte sein Verhalten interpretierte?
Würde er gehen, und das wollte er im Moment ganz schnell, würde sie das
Falsche denken. "Stimmt, die Kerle würden lieber mich aussuchen, als so ein
hässliches Ding wie du es bist"

Wieder kniff Charlotte ihre Augen zusammen. Sie hatte gemerkt, dass Gabriel
mit solch einer Aussage nicht gerechnet hatte und sich nun nicht sicher war,
wie er reagieren sollte. Das war gut. Sehr gut sogar. Ein richtiger Kerl hätte
sich jetzt aufgebäumt und versucht, seine Männlichkeit zu beweisen. Doch
dies tat Gabriel nicht. Interessant, äußerst interessant. ,,Und du glaubst ernst-
haft, dass ich mich jetzt betroffen fühle? Da muss ich dich leider enttäuschen.
Aber um wieder auf das eigentliche Thema zurück zu kommen, was macht dich
so sicher, dass Kerle lieber dich nehmen würden? Das du damit etwa schon
Erfahrung?'' fragte sie provozierend und rückte wieder näher an Gabriel heran.

Gabriel wurde wütend. "Nur weil Männer auf ihr Äußeres achten, heißt das noch
lange nicht, dass sie Schwul sind" giftete er und musterte sie wieder
abfällig. Nachher musste er ihr noch das gegenteil von dem was sie über ihn
dachte beweisen. Wo waren sie denn hier? In der Army? Oder in Hogwarts?
In diesem Moment war Gabriel froh nicht die Men's Health zu lesen.
Wer weiß auf was für Gedanken Charlotte dann gekommen wäre.

[Hach, wie genial xD]

,,Wieso denn so wütend? Ich habe nur eine Frage gestellt. Zudem weichst du mir aus.
Ja oder nein? Hast du oder hast du nicht?'' fragte Charlotte auffordernt. Für sie war
die Sache schon längst entschieden. Gabriels Reaktion war viel zu eindeutig. Er war schwul.
Seine Vorliebe für Mode und Zeitschriften waren die ersten Beweise dafür. Welcher normale
Junge würde sich freiwillig die Cosmopitain nach Hogwarts schicken lassen?

Gabriel schaute sich um. Viele Schüler hatten sich zu ihnen umgedreht und warteten
neugierig auf eine Antwort. Egal was er nun sagte. Es würde beides auf
das eine hinaus laufen. Also stand er auf. Richtete seinen Kragen und stieg über den
Tisch. Neben Charlotte blieb er stehen, beugte sich zu ihr runter und küsste sie.
"Ich warte lieber auf die Richtige." flüsterte er ihr ins Ohr, richtete sich wieder auf
und stieg zurück über den Tisch auf seinen Platz und schaute zu Charlotte.
Wie sie jetzt reagieren würde?

[ ]

Etwas verwirrt betrachtete die Gabriel, als dieser aufstand. Wollte er etwa klein bei geben und nun einfach gehen?
Oder ihr einen Fluch auf den Hals hetzen, damit sie nicht weiter peinliche Fragen stellen konnte? Egal was er tat,
es würde Aufmerksamkeit erregen. Doch dann stieg Gabriel über den Tisch, beugte sich zu ihr herunter und - Gott nein,
er küsste sie! Geshockt starrte sie ihn an und nahm seine Worte erst gar nicht wahr. WAS?! Das war doch sicherlich
nicht sein ernst. Einige weitere Sekunden vergangen, in denen Charlotte das gerade eben geschehene realisierte
und errötete. Mit knall roten Wangen stand sie auf, stützte ihre Hände auf den Tisch auf und fixierte Gabriel
mit einem Blick, der hätte töten können. ,,Heute hast du gewonnen, doch von nun an werde ich dich auf Schritt
und Tritt beobachten und das nicht, weil ich in dich verliebt bin.'' sagte sie wütend, jedoch nicht ansatzweise
so kalt und herablassend, wie sie es sich in dieser Situation gewünscht hätte. Um nicht die nächste Zeit beim
essen blöd angegafft zu werden richtete sich Charlotte auf und verlies die große Halle. Sie hatte sowieso keinen
Hunger gehabt und jetzt eher das Gefühl sich übergeben zu müssen. Zur Sicherheit ging sie daher lieber Richtung
Toilette, wer weiß, welche Brotkrümel wieder das Tageslicht sehen wollten.

[ ]

Zufrieden lächelnd schaute er Charlotte an und schenkte ihr beinen Luftkuss
als sie ging. Er räumte seine Sachen zusammen und stand auf.
Auch er verließ dann die Große Halle und stellte sich schonmal darauf
ein sich öfters gegen Charlotte wehren zu müssen.

Olivia verfolgte gespannt die Auseinandersetzung der beiden Tischnachbarn gespannt.
Die schienen sich ja schon mal richtig zu mögen. Als nun zuerst Charlotte und dann Gabriel aus der Halle verschwanden,
schaute sie von ihrer geliehenen Vogue auf. Das schrie ja gerade zu nach Arbeit.
,,Tut mir leid Lian, ich glaub wir müssen später unser Gespräch Fortsetzen.
Jetzt braucht erst einmal diese Charlotte meine Hilfe.
Du könntest natürlich auch mir deine Antworten durch einen Erstklässler zukommen lassen.''
Sie packte Gabriels Vogue ein und ging dann frohen Mutes aus der Halle.