Es wurde gefeiert bis in die tiefste Nacht hiein, wo doch so mancher eigentlich schlief. Doch die jungen Reichen der Bonne Societé tanzten und tranken bis zum Umfallen. "Ich möchte einen Tost aussprechen", sprach Rammont, der auf einen Tisch gestiegen war und sein Glas Champagner in die Luft hielt. Leicht schwankend suchte er sein Gleichgewicht. "Auf den Gastgeber! Auf den...Gastgeber und die gute Gesellschaft." Der Gastgeber Louis prostete Raummont daraufhin zu.
Auf Armands Stichwort reagierend, stand Michél Lassonne auf und begann in dem Durcheinander laut zu sprechen. "Rosenlippenmädchen, ai, du machst es uns schwer. Hast deinen Willen fest in der Hand, lebst in den Tag wie's dir passt und entspannt." Die Gesellschaft verstummte allmählich und sie hörten auf Michél, vergnügt lachten einige zwischendurch. Dieses Gedicht von Edoardo kannte man bereits in und auswendig, einige wandten ihre Blicke daher vergnügt zu Elizabeth Gilonguè. "Wer dich fragt wie du denkst und fühlst vom Leben, dem wirst du kräftig Antwort geben!"
Ella trank einen Schluck und küsste dann Armand zärtlich. Ihre Hände glitten über seine Wangen und sie schenkte ihm einen vielsagenden Blick. Dieser grinste leicht und liebkostete sie derweilen am Hals. Während er das tat, sah sich die Hofdame leicht um, es waren wieder neue Gesichter hier zu erkennen. Derweilen hatte ein junger Vampir begonnen mit seiner Harfe zu spielen und einige hatten sogleich ihre Augen geschlossen aus lauter Berührung der Musik. Ja, Liebe und Leidenschaft, dass war hier Gang und Gäbe. Chaque lui-même, so das Moto der Bonne Societé, und doch waren alle miteinander verbunden.
Etwas scheu sass Elina in einer Damengruppe und sie hatte dem Gedicht, das Lassonne vortrug, zugehört. Sie wusste nicht von wem es war und an wen es gerichtet war. Erst recht nicht verstand sie das Gerede über Elizabeth Gilonguè dabei oder das Lachen zwischendurch. Manches verstand sie noch nicht hier in dieser Gesellschaft und doch konnte sie hier ihrem strengen Alltag entfliehen und ihren Gedanken freien lauf lassen. "Also nein wirklich, sie sollte ihre Garderobe noch einmal überdenken", sprach eine der Damen und legte ihre Karte ab. Elina spielte ebenfalls mit in der Partie, musste dieses Mal jedoch passen. "Und erst recht ihren Hut, habt ihr den blau-braunen letztes Mal gesehn? Einfach schrecklich!"
Louis sass auf einem Meridienne und liess sich Champagner nachschenken. Ein guter Freund sass neben ihm und schenkte einer jungen Dame schöne Blicke, wandte sich jedoch dann an seinen Gastgeber. "Fühlt Ihr euch wohl? Ich dachte doch, dass hier ein geeigneter Platz währe...sagt, mein Freund, seid Ihr zufrieden?" Louis stellte sein Glas ab. "Das bin ich", antwortete er und blickte wieder der Gesellschaft zu. Seine Kollege nickte. "Und dennoch so still? Was sind eure Bedenken?" "Habt Ihr euch schon einmal die Nachbarschaft angesehn?" Louis richtete sich nun auf und er beugte sich leicht zu seinem Freund. "Euch ist hoffentlich bewusst, dass nicht allzuweit von hier Sire Eichenbergs kleines Chateâu hat." Daraufhin lehnte er sich wieder zurück und der andere schmunzelte. "Nun, wenn es nichts weiteres ist-" daraufhin stand er auf und machte eine ästhetische Verbeugung. "Werde ich es für euch sogleich entfernen, eure Majestät!"
"Isch könnte disch vernaschen, so verrückt machst du misch", sagte Amon, der sich immer noch mit Ella begnügte. Diese legte ihm seine Fingerspitze auf die Nase. "A-a." "Aber, aber...wir können ausch einige Schritte nasch draussen gehn, non? Es ist eine besaubernde Nascht."
"Und auch diese Spitzen. Wirklich, letztes Mal waren sie grün." Die Damen kicherten und legten auch noch ihre restliche Karten ab. "Aber nein, geschweige denn Mr. Grantlys letzte Predigt. Ich hätte schwören können, dass Graf Edoardo wieder einmal eingeschlafen ist. Und ich habe ihn schon zweimal einschlafen sehn! Dabei denkt Sire Androvksi wirklich noch, alle würden den Archdeacon mögen". Erneut lachten sie.
"Demnächst soll ein Ball stattfinden", sagte Laurent de Chartier, der von einem Platz zum anderen gelopierte. Er setzte sich dann jeweils auf einen Damenschoss und strich sich über die Haare. "Oh ein Ball, wie reizend", freuten sich einige. Die Tür ging auf und weitere Gäste kamen herrein.
Das Narrenhaus war auf dem Land, weit weg von den riesigen und prunktvollen Anwesen. Hier waren sie für sich. Louis' Kollege hatte erst neulich diese kleine Kapelle gefunden und sie neu einrichten lassen. Daher kamen heute auch einige etwas später als üblich, weil man den Weg erst finden musste.
Maria schmiss die nächsten Würfel und man sah ihr an, dass sie sich köstlich amüsierte. "Ha! Gewonnen...", meinte sie erfreut und ließ sich die Würfel ein weiteres Mal reichen. Heute schien ihr Glückstag zu sein. Nach einiger Zeit ließ sie sich ebenso Champanger nachschenken und trank einige Schlücke davon, wobei sie sich etwas umsah. "Habt ihr gehört...ein Ball", sagte eine Dame, die wieder am Tisch Platz nahm. Maria musste unweigerlich grinsen. Sie mochte es sehr, zu tanzen.
"Oh, ich liebe Bälle", meinte eine der Spielerinnen und legte ihren nächsten Einsatz. "Aber sag jetzt bloss nicht, Liebes, das es im Schloss sein wird! Meine Güte, was sollte ich da bloss anziehn?" "Also wenn ich euch wäre", Laurent kam dazu und setzte sich auf einen verkehrten Stuhl. "Ich würde ein blaues anziehn mit weissen Federn und goldenen Spitzen."
"Einen Ball, ast du geört?" Armand spielte mit Ellas Haaren herum. "Ich würde liebend gerne kommen, aber Sire Douglas wird das leider nicht zulassen." Sie tippte ihm keck auf die Brust.
Elina sah fragend zu ihren neuen Freundinnen. "Ihr geht auch an Bälle?", fragte sie verwundert. "Lässt man das denn auch zu?" "Oh, kommt ganz daraufan, wie du dich benimmst. Ist ja kaum möglich, das uns Sire Androvksi eine Einladung des Königs verweigern kann. Er kann uns aus seiner Gesellschaft ignorieren, mehr auch nicht. Und das Schöne daran, wen ineressiert es? Dieser Mann hat seine Zeiten bereits ausgelebt, jetzt sind wir an der Reihe zu entscheiden, was gut ist für die Gesellschaft."
"Wahrscheinlich...du weißt ja, dass sie meist im Schloss stattfinden", meinte die Dame und zog seufzend eine Karte. Als Laurent dazu kam, kicherte sie etwas. "Blau? Nein, Blau steht mir nicht. Blau...blau, ist ein Zustand, aber keine Farbe, nicht wahr, Marie?" Maria trank ihr Glas leer und verdrehte schmunzelnd die Augen. "Vielleicht solltest du dir das mit dem Blau nochmal überlegen, meine Liebe. Diese Farbe streckt ungemein." Eine andere neben ihr lachte. Maria wandte sich dann an Laurent. "Warum eigentlich dieser Rat?"
"Na weil ich das beste Gespühr in ganz Otopia habe", sagte Laurent überzeugt und einige kicherten kurz. "Nun, wenn du das so meinst." "Aber Mes Dames, hätte König Pegasus zu seinen Lebzeiten hier meine Passion für die weibliche Eleganz und meine-" "Oh, ich würde den Mund nicht allzu voll nehmen, Monsieur de Chartier. Sie wissen sehrwohl, das sich König Pegasus bloss vor sich selbst verbeugen kann. Denn wer wäre wohl so ein grosser Liebhaber gewesen wie er?"
Elinas Blicke schweiften über die volle Kapelle. Sie blieben an dem einen Tisch hängen, wo gewürfelt wurde und fragend sah sie zu Maria Antonia. "Wer ist das?", fragte sie schliesslich? Ihre Spielkameradinnen sahen kurz zu Marie, dann wandten sie sich wieder dem Spiel zu. "Oh, das ist Maria Antonia, genannt Marie. Geboren in Frankreich, wie wir fast alle hier."
Armand stand schliesslich auf und er nahm Ella bei der Hand. Die beiden gingen davon. --> Residenz
Maria lachte. "Vielleicht werde ich mir das zu Herzen nehmen. Obwohl...Blau steht mir auch nicht so." "Jaha...da muss ich Euch aber Recht geben", meinte eine noch zu dem Thema Pegasus. Maria nahm die Würfel und drehte sie kurz in den Händen. "Nun, Monsieur de Chartier...wollt Ihr Euer Glück einmal versuchen?", sie hielt ihm die Würfel hin, wobei sie mit einer Hand ein wenig ihren Kopf auf dem Tisch abstützte.
Neben Elina verdrehte eine Dame die Augen und beugte sich etwas zu ihr. "Furchtbar diese Frau...wenn es ums Tanzen geht, ist sie die Erste, die aufsteht. Und dabei finde ich...nein, sie bewegt sich eher gezwungen. Sieht nicht gut aus. Aber sowas muss man sich doch hin und wieder antun, nicht?" Sie lachte leicht und legte eine Karte.
Laurent grinste leicht. "Nun, ich bin ein leidenschaftlicher Spieler, tief in meinem Herzen. Jedoch kann ich es mir aus zwei Gründen nicht leisten, zu viel zu verlieren. Erstens befleckt das meinen Stolz und zweitens, kann ich es mir leider nicht leisten."
"Also ich finde das nicht", meinte eine andere widerrum und musste diese Runde passen. Elina blickte erneut fragend zu Maria. "Wirklich, sie tanzt ganz ausgezeichnet, zumindest in unserer Gesellschaft. Aber ihr müsstet euch vorstellen, sie müsste einen Tanz mit einem der Ach-ich-bin-so-toll-Adeligen-weil-ich-Douglas'-Liebling-bin, tanzen." Sie kicherte vergnügt und Elina hob eine Augenbraue. "Jedenfalls da, ja da denke ich, würde es jedem von und hier etwas gezwungen ergehn."