RE: Carpe diem - 2

Edo hatte ihr zugehört und blickte weiterhin zu ihr, auch wenn sie sich zum Ozean gewandt hatte.
Der Merchist merkte, wie ernst es Mary war und es nicht nur mit den Gefühlen zu tun hatte.
Mary wusste ganz genau, auf was sie verzichten musste und sie hatte es ja eben auch aufgezählt.
"Gegen Entscheidungen kann ich nichts tun... jeder hat seine eigene", meldete Edo sich dann endlich wieder zu Wort.
"Aber-
Bevor ich dich zu einer Mara mache, schildere mir jetzt genau, was du alles über Otopia weisst und wie du dir dort dann dein Leben vorstellst", sagte Edo und es war ihm ernst, seine Arme waren ebenfalls verschränkt.
"Und was du von diesem Leben erwartest, was du hier nicht bekommst."

Mary hatte auf diese Frage schon gewartet und sie wusste, dass sie darauf keine wirkliche Antwort hatte.
Sie schwieg und strich sich noch einmal tapfer über das Gesicht.
"Ich weiß über die Vampirwelt in Otopia, dass sie aus 4 Teilen besteht. In jedem einzelnen davon war ich bereits. Und zwar gibt es da den Teil der Lichtvampire, wo eigentlich nur die Adligen in ihren Anwesen wohnen. Den Teil der Schattenvampire, wo es bis vor kurzem noch am schlimmsten zuging, bis die Universitäten errichtet wurden. Den Teil der Dunkelvampire, in dem sich auch das Schloss des Königs Tarabas befindet. Und es gibt noch den Teil der Todesvampire. Frauen haben in Otopia eigentlich keine Rechte und sie müssen sich fügen, so wie es die Männer wollen. Man muss natürlich den König ehren und dessen Familie!! Was weiß ich noch über Otopia? Nun, Zigeuner werden dort verfolgt und natürlich Rebellen. Otopianische Vampire dürfen natürlich nicht mit Wasser in Berührung kommen. Es gibt 4 Merchisten. Der tollste davon steht neben mir", sie lächelte sanft.
"Was kann ich noch sagen? Es ist schwer, einfach so darüber zu erzählen. Vielleicht wäre es besser, wenn du fragen stellen würdest oder so. Und wie ich mir mein Leben vorstelle? Ich weiß nicht genau, in solchen Sachen bin ich ziemlich spontan. Ich plane nicht immer, Edo."
Sie wandte sich wieder zu ihm um.
"Was ich dort habe, was ich hier nicht bekomme? Zwei Personen, die mir neben den noch lebenden am wichtigsten sind, nicht die ständige Furcht um meine Tochter und ich wäre der Welt verbundener denn je, zu der meine große Liebe gehört hat."

Edo hörte ihr, während sie erzählte, zu.
Als sie das wegen den Merchisten und noch ihm erwähnte, blickte er sie einen Moment leicht verdutzt an.
Die Situation war zu ernst um sich wirklich über das Kompliment zu freuen, aber Edos Züge wurden darauf freundlicher und auch zuversichtlicher.
Mary schien sich ja gut in Otopia auszukennen, dass sie in allen Gebieten war, hätte er nicht erwartet.
Lichtvampire, hätte er ihr nicht zugetraut.
"Du scheinst dich in Otopia ja schon gut auszukennen", meinte Edo zufrieden zu ihr.
"Also meine Fragen an dich.
Du sagtest Zigeuner und Rebellen werden in Otopia verfolgt.
Zu wem würdest du dich einstufen?
Hart Otopianer und ihren Pflichten nachgehen, oder in Cyrills alten Fussstapfen treten, als er noch Rebell und noch offziel als Zigeuner gald?"

"Ersteres", meinte Mary darauf sofort.
So würde sie nie ein schlechtes Gewissen haben müssen. Weder dem König gegenüber, noch Cyrill oder Edo und Joel.
Und so würde es ihr wahrscheinlich auch besser damit gehen, denn sie wollte sich nicht schon wieder gegen eine Welt auflehnen, in die sie doch eigentlich wollte. Sie wusste nicht, ob es ungewöhnlich war, dass sie den Wunsch hegte, eine otopianische Mara zu werden, aber ehrlich gesagt, war ihr das egal. Sie wollte es werden und allein das zählte für sie.
"Ich werde mich an die Pflichten halten, Edo, und an die Regeln", versprach sie.
"Tust du es?"

Regeln hatte Mary sehr genau formuliert.
Ob das eine kleine Anspielung war, weil Edo ihr das früher öfters vorgepredigt hatte?
Jedenfalls war es ihr darum sehr ernst.
"Na schön", nickte Edo und er froh um ihre Antwort, dass sie nicht gegen Otopias Wille ankämpfen wollte.
Wohmöglich hätte Edo sich dann auch geweigert sie überhaupt als Mara zu machen.
Was nützte es Mary, ihn als Feind zu haben?
"Du wirst in erster Sicht den König ehren.
Du wirst ihn immer als erster Stelle sehen und ihn gleichzeitig vollkommen betrachten, was er auch ist", sagte Edo.
"Du bist verpflichtet für deine Ehre zu streben, auch die Maras haben eine, wenn auch gleich, sie keinerlei Rechte haben", fügte der Merchist bestimmt hinzu.
Edo blickte Mary nun lange an, seine Augen funkelten leicht und Edo erschien schon fast ein wenig unheimlich.
Man konnte sehen wie seine Natur als Vampir zur Geltung kam.
Langsam näherte sich Edo ihr mehr und hob ihr Kinn, er blickte ihr tief in die Augen.
Er wollte Mary noch ausreden lassen, vielleicht hatte sie noch letzte Worte zu sagen.

Mary nickte und als ihr Kinn hob und sich ihr näherte, erfüllte sie kurz das Gefühl der Angst.
Würde es wehtun? Nun, wennschon, wen störte das? Es konnte niemals dem Gefühl des Schmerzes gleichkommen, der tief in ihrer Brust saß und sich langsam durch ihr Herz fraß. Früher oder später würde es noch schlimmer kommen, als was sie bis jetzt durchmachen musste, dessen war sie sich sicher. Mary blickte Edo direkt ins Gesicht, blinzelte leicht und schaute dann in eine andere Richtung.
Ihr Herz klopfte nur schwach, es war die Aufregung, zu mehr war es nicht fähig.
"Ich vertraue dir...", flüsterte sie noch ganz leise, dann war sie bereit.

Edo betrachtete ihre Züge noch einen Moment.
Er schluckte und schlang seinen Arm um Marys Körper, sanft zog sie näher an sich.
Noch einmal strich der Merchist ihrem Gesicht entlang, seine Augen waren inzwischen pechschwarz.
"Hab keine Angst, wenn du aufwachst, wirst du in Otopia sein", sagte er zu ihr.
Schliesslich konzentrierte er sich auf das was folgen würde.
Sein Mund näherte sich zu Marys Hals und sein Blick war ernst und prüfend.
Schliesslich setzte Edo an, er biss Mary in den Hals hinein.
Seine spitzen Zähne borten durch den Hals der Zauberin und Edo konnte bereits ihr Blut schmecken.
Alles läufte sehr schnell ab und Edo hielt sich dabei auch unter der Kontrolle, damit er nicht noch ein zweites Mal ansetzten musste, oder die Blutgier bekam.

[so lieb!!! :-*]

Dass er so lieb zu ihr war, gab ihr Mut und auch Kraft. Als er sie an sich gezogen hatte, hatte Mary ihre Hände zu beiden Seiten an seine Hüften gelegt und sich daran etwas festgehalten, damit sie nicht durch ihre weichen Knie auf einmal umfallen würde.
Sie sah ihn dabei immer noch nicht an, sie wusste nicht, ob sie das konnte. Und doch wollte sie zu ihm blicken, wenn er es tat.
Also wandte sie den Blick zu dem Merchisten, lächelte, als er das sagte und ihr über das Gesicht strich und wartete angespannt.
Edo biss ihr in den Hals und Mary schloss die Augen mit schmerzverzerrtem Gesicht. Nein, sie würde nicht schreien, nein. Und das hätte sie nicht mal gekonnt, selbst wenn sie gewollt hätte. Marys Hände verkrampften und es ging nicht lang, da wurde Mary auch schon ohnmächtig.
Und trotzdessen, etwas friedliches lag auf ihrem Gesicht, etwas sanftes, ein Ausdruck, den Edo mittlerweile nur zu gut von Mary kennen musste.