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Carpe diem: benannt nach einem lateinischen Sprichwort.
Es ist eine Insel, die mittem im Pazifik liegt und von deren Strand aus nichts zu sehen ist, außer Wasser und die unendlichen Weiten des Horizonts. Sie ist nicht sonderlich groß, nein, deshalb wurde sie bis heute auch noch nicht entdeckt, mal von den Zaubern abgesehen, die sie umgeben. Für Muggel ist sie nicht zu erreichen und für Zauberer nur, wenn sie nicht die Absicht besitzen, dem Umfeld oder gar Bewohnern der Insel zu schaden. Mit den Jahren hat die Insel gewisse eigene Interessen entwickelt, sofern man das bei einem Nicht-Lebewesen behaupten kann.

Da man nicht einfach so auf die Insel apparieren konnte, wie man lustig war, musste Mary wohl oder übel mit dem gewöhnlichen Fortbewegungsmittel der Muggel Vorlieb nehmen. Sie hatte sich ein Motorboot zugelegt, magisch verstärkt natürlich.
So langsam kam der Strand in Sichtweite und Mary staunte nicht schlecht, wie dieser sich aus dem Wasser erhob eine Verbindung zum Festland der Insel bot. Auch alle anderen Eindrücke der Insel wirkten in erster Linie fremd, beim genauren Betrachten allerdings, wurden sie vertrauter.
Mary war hier her gekommen, da sie einen Platz für sich brauchte. Einen Ort zum Trainieren, der sich allerdings weit entfernt von den Vampiren befand, die die Zauberwelt eingenommen hatten. Sie hatte einen Ort gesucht, an dem sie genug Kraft tranken konnte. Dafür war sie kurz zuvor nach Sunnydale gereist, hatte den großen Keller des Anwesens nach alten Schriften und Hinweisen zu so einem Ort gesucht. Und irgendwann war sie wirklich fündig geworden: Sie fand einige Pergamente, die in einer alten Truhe aufbewahrt wurden.
Auf dem ersten Pergament hieß es zum Beispiel:

Ni timû sè zean servt dûn hôc fenô su hé, ly sè ot, sè iw math man.

Was so viel heißt wie: In mitten des Ozeans versteckt und doch offensichtlich zu sehen, liegt der Ort, den wir Heimat nennen.

Mary saß auf einem Holzsteg, der genau in den Ozean hineinführte, allerdings nur für einige Meter.
Sie ließ die Beine über dem Wasser baumeln und blinzelte der Sonne entgegen. Ihr ging es heute schon den ganzen Tag über komisch.
Es war keine Angst um ihre Tochter oder um Cyrill...es war wie ein Stechen in ihrer Brust, das ihr das Atmen erschwerrte.
Aber warum? Was war der Auslöser dafür? Hier auf der Insel hatte doch sonst auch kein schlechtes, dunkles Gefühl Platz.
Es war fast wie eine Vorahnung...eine Vorahnung, die sie einfach nicht wahr haben wollte...
Mary schluckte hart, runzelte die Stirn und versuchte aus dem Gefühl schlau zu werden.
War es etwa doch Angst? Angst, jemanden zu verlieren...ein weiteres Mal zu verlieren?
Joel...

Edo kam beim Strand an und blickte zum Meer hinaus.
Er konnte die Insel von hier aus nicht sehen.
Aber Josephin hatte ihm verraten, dass Mary sich hier irgendwo bei einer Insel weit draussen im Meer befand.
Der Merchist blickte darauf zu einem Boot.
'Sieht ziemlich modern aus', dachte dieser und blickte dann wieder nach vorne.
Er verwandelte sich kurz darauf in eine Fledermaus und flog los zu der Insel.
Geschickt wich er den Wellen aus und einigen Möwen die ins Wasser eintauchten und dabei wegen ihres Körpergewichtes kleine Wassertropfen in die Luft stiessen.
Sicher kam Edo dann beim Strand der Insel an und verwandelte sich zurück.

Mary war kurz zuvor etwas schwimmen gewesen, um sich noch ein wenig zu entspannen und um dieses ganz bestimmte Gefühl loszuwerden.
Ihre Gedanken hingen an Otopia und es tat ihr weh, nie wieder zurückgehen zu können. Otopia...ihre Heimat.
Die junge Frau griff sich ein weißes Handtuch, band es sich um den Körper und nahm noch das etwas kleinere weiße mit, um ihre Haare zu trockenen. Hier in der Sonne glänzte ihre sanft gebräunte Haut, was warhscheinlich an den Veela-Genen lag.
Abwesend lief sie mit nackten Füßen durch den Sand. Doch plötzlich fiel ihr Blick auf die Fledermaus, die sich einige Meter weiter in...Edo verwandelte!!
Mary riss die Augen auf und ließ fast das Handtuch fallen.
"Edo?", flüsterte sie.
"Edo!!!"

Edo erblickte Mary und ging dann auf die junge Frau zu.
"Hallo Mary", sagte Edo und er klang etwas ernster in der Stimme.
Was er ihr mitteilen musste war nicht einfach.
Und fröhlich stimmte es ihm daher garnicht, Mary nach langer Zeit wieder zu sehen.
"Ich bringe Nachrichten von Otopia... bezüglich des Prinzen", Edo machte kurz eine Pause.
"Hast du dafür Zeit, oder soll ich noch warten bis du mit allem fertig bist?"

Mary begann zu strahlen, immerhin war Edo hier!
Als sie dann seine ernste Stimme hörte, begann sie langsamer zu gehen, bis sie vor ihm stand.
Nachricht bezüglich des Prinzen? Mary bekam augenblicklich Angst und unsicher sah sie zu ihm auf.
War ihm etwas geschehen? Hatte das Gefühl mehr recht, als sie gedacht hatte.
"W-was ist mit Joel, Edo? Ist ihm etwas passiert? Edo...wenn es um Joel geht, hab ich immer Zeit. W-was ist passiert?"
Die junge Frau schnappte nach Luft, weil sie bereits das Schlimmste befürchtete.

Edo blickte ruhig zu ihr.
Dass sie Zeit haben würde, daran hatte er nicht gezweifelt.
Er wusste ja was sie für Joel empfand.
Einen Moment schwieg Edo noch und aufeinmal merkte er wie kaltherzig er doch vor ihr stand.
Daher wandte er sich nun Richtung Ozean, damit sie nicht in sein Angesicht blicken musste, dass überhaupt nicht tröstend war.
"In einfachen Worten... kann ich es dir wohl kaum erzählen", Edo senkte seinen Blick und schloss seinen Augen einen Moment.
Leider würde es Mary verletzen und tief treffen, egal wie Edo es ihr erzählen würde, dass war auch das schlimme und kein Trost für die Situation.
"Hörzu", Edo wandte sich zu ihr um und sein Blick wurde ruhiger und seine Miene entspannte sich ein wenig, er blickte sie offen an.
"Das wird jetzt nicht einfach für dich Mary.
Du weisst wir sind Freunde und laut Gesetz dürfen wir uns im eigentlichen Sinne nicht sehen.
Aber aus Freund bin ich gekommen und möchte dir jetzt erzählen was Sache ist."
Wiederum herrschte eine kurze Pause.
"Joel wurde heute im Schloss hingerichtet, Mary", nun war es raus und Edo hatte es ihr ruhig gesagt, ohne Aufregung oder irgendwelchem strengen Ton.
Nein sondern ganz vertraut und einfach nur ehrlich.
Freund zu Freund.

Joel wurde heute im Schloss hingerichtet, Mary....
Mary hatte die ganze Zeit erwartungsvoll und auch ängstlich zu ihm aufgesehen, doch als sie das hörte, wichen alle Emotionen aus ihrem Gesicht. Jedes Gefühl wich aus ihrer Haltung, aus ihrem gegenwärtigen Dasein.
Die junge Frau konnte sich nicht bewegen, egal, wie sehr sie es auch wollte.
Dieser einzige Satz hatte sie getroffen, wie die Spitze eines Schwertes ihr Herz. Völlig benommen begann sie nach einer Weile zu blinzeln und stumme Tränen liefen über ihre Wangen.
Ganz gleich, dass sie schon so oft weinen musste, noch nie in ihrem Leben hatte sie so geweint.
Ihr starrer Blick war auf Edos Kleidung gerichtet und sie konnte nichts tun, als an Joel zu denken...
Das konnte einfach nicht sein!
Nein, es durfte einfach nicht sein!
Edo hatte ihr mal gesagt, dass ihm als Prinz nichts passieren würde und nun wurde er - sie wagte kaum das Wort zu denken - hingerichtet.
Aber warum? Das war doch völlig unmöglich.
Mary sackte auf dem Boden zusammen, zog die Beine bis an ihr Kinn und richtete ihren völlig schockierten Blick auf den Ozean.
Die Wellen trieben das salzige Wasser bis an ihre Füße und von ihrem Gesicht tropften ebenso salzige Tränen.

Immer noch schwieg sie und die Mauer um ihrem Herzen drohte erneut einzustürzen. Einfach so, nur durch diese wenigen Worte und der Tatsache, dass Joel Brown nicht mehr am Leben war. Im Grunde konnte sie es noch gar nicht wirklich glauben, weil sie sich immer wieder krampfhaft versuchte einzureden, dass er nicht tot war. Aber warum sollte Edo lügen? Dazu hatte er ja gar keinen Grund.
Sie versuchte Luft zu holen, aber jeder Atemzug tat ihr weh. Ihre Lugen hatte sich zusammengezogen und erweckten den Anschein, dass sie sich mit Wasser füllten, um die junge Frau zu ertränken. Mary begann zu zittern und schüttelte immer wieder den Kopf.

Edo blickte ruhig zu ihr runter und liess ihren Trauer freien Lauf.
Er wollte sie nicht unterbrechen, noch die Stille...
Nein, er würde warten und schweigen.
Auch er hatte für Joels Tod zu trauern, wenn auch nur schweigsam im innern, wie es in Otopia gerade geschah.

Mary zitterte weiter, ihr wurde kalt, alles verschwand um sie herum und trotzdem war die Gewissheit da, dass sie nicht allein war.
Edo stand ja direkt neben ihr und das hatte sie nicht vergessen.
Die junge Frau hob schweigsam den Blick und wischte sich abwesend über das Gesicht. Ihr Blick ging zum Himmel.
Ob Joel nun dort war?
Und das nächste Gefühl, das in sie hereinbrach...nein, daran hatte sie wirklich nicht gedacht.
Neben der endlosen Trauer, die immer größer zu werden schien, bemerkte sie nun, dass sie es ihm auch gönnte.
Er hatte alles aufgeben müssen und war sozusagen verdammt dazu, Otopia später zu regieren und nun...war er erlöst, von seinen Pflichten und dem ganzen. Mary hatte sich ohnehin nie vorstellen können, dass Joel in Otopia glücklich gewesen war.
Wenn er nun wirklich im Himmel war, so wünschte sie ihm dort nur das Beste. Hoffentlich ging es ihm jetzt besser...nichts anderes wünschte sie sich in dem Moment.

[soooo schön! *maryknuuudl* :-*]

Edo sah in der Zwischenzeit schweigend zum Oezan hinaus.
Auch er verweilte in seinen Gedanken um des Prinzen.
Ein sanfter Wind blies den beiden entgegen, Möwen waren zu hören und das Strömen des Meeres.
Gegensatz zu Mary fragte sich Edo nicht, wo Joel nun war, oder ob es ihm gut ging.

[ *knuuuuuuddl* :-*]

Es dauerte noch eine ganze Weile, in der sie einige Entschlüsse fasste und sich wieder erhob.
"Wenn ich als Mensch nicht glücklich sein darf, dann vielleicht als Vampir", wisperte sie mit gebrochener Stimme.
Die junge Frau blickte mit tränenverschmiertem Gesicht zu Edo und immer noch schmerzte alles in ihr.
Aber sie musste jetzt verdammt nochmal stark sein! Ohnehin konnte sie in dieser Welt nicht ehrenhaft um ihn trauern! In dieser Welt, zu der Joel nie wirklich gehört hatte. Und diese Welt sollte auch nicht mehr die ihre sein, nein.
Mary nahm zitternd Edos Hand und drückte sie leicht, wobei versehentlich eine Träne darauf tropfte.
"Bitte Edo...hilf mir. Wenn ich dich noch nie um etwas gebeten habe, aber ich bitte dich, hilf mir."
Sie schluckte benommen.
"Mach mich bitte zu einem otopianischen Vampir..."

Edo öffnete leicht den Mund und blickte überrumeplt zu ihr.
"Mary...
Ich weiss, diese Botschaft, sie kommt so plötzlich und hat einige deiner Gefühle völlig aufgewirbelt", sagte Edo und man konnte von seiner Stimme vernehmen, wie diese Entscheidung ihn selber gerade ein wenig aufwühlte.
"Aber was du vorhast.
Das wirst du den Rest deines Lebens in dich tragen.
Ein Vampir zu werden ist eine schlechte Aussicht, gerade was neu in Otopia verorndet worden ist", er blickte zu ihr und wartete.
Er hoffte Mary würde verstehen und es nicht verlangen.
"Versuch doch zu verstehen, Mary.
Es wäre zu viel", sagte er und dieses Mal ruhiger und mit einer einfühlsamen Stimme.

Mary schüttelte ruhig den Kopf und wischte sich erneute Tränen aus dem Gesicht.
"Nein, Edo, ich bin alt genug, um die Entscheidungen zu treffen, die für mich die richtigen sind", sie hielt kurz inne.
"Ich weiß, was ich damit alles aufgeben würde. Ich dürfte nicht mehr zaubern, wobei mir doch das bis jetzt immer so wichtig war, ich könnte nicht mehr kämpfen, ein Hippogreif könnte ich auch nicht mehr sein und von meinem geliebten Wasser müsste ich mich auch vollends trennen. Egal...ich will das alles aufgeben, um in Otopia sein zu können. Dort, wo diejenigen sind, die ich liebe."
Mary seufzte leise und schmerzhaft, sie ließ Edos Hand los.
"Ich habe schon oft darüber nachgedacht, doch nie war der Zeitpunkt da, in dem ich mir gesagt habe: Jetzt oder nie. Aber jetzt ist es so weit und ich bin der festen Überzeugung, dass es die letzte Chance dafür ist. Jetzt oder nie, Edo."
Die junge Frau wandte sich wieder dem Ozean zu und der untergehende Sonne, wobei sie etwas die Arme verschränkte.
"Was hält mich denn hier? Die einzige wirkliche Freundin, die ich hier habe, ist wahrscheinlich Kathleen und natürlich will ich sie nicht im Stich lassen! Aber...ich habe mein Leben lang immer nur an die anderen gedacht, immer zu. Mir war es immer wichtig, dass die anderen glücklich sind, ich wollte immer nur das Beste für sie, wäre sogar für sie gestorben...aber jetzt...jetzt muss ich das erste Mal auch mal an mich denken, nur an mich. Und ich finde, nach allem, was ich für diese Welt getan habe, hab ich das auch verdient. Und es ist mir ehrlich gesagt egal, ob das jetzt eingebildet klingt oder nicht. Ich will glücklich sein und das kann ich dieser Welt nicht."