RE: Friedhof an der Küste - 4

Kieran schloss die Augen, als Ian sprach und in seinem Kopf hallte das ganze Lied wieder.
Eine stumme Träne lief seinem Gesicht hinab und er schluckte schwer.
Levin im Hintergrund begann zu schluchzen und Magnolia ebenfalls.
"Ich danke dem regen dafür"[/size], wisperte Kieran, während Ian die gleichen Worte nun selber sprach.
"Ich danke dem regen dafür, ich folge den wolken.
"Ich folge den Wolken. Ich ziehe umher-
"Ich ziehe umher, ich trage den regen."
[size=85]"Für dich hinunter zum Meer."
"Für dich hinunter zum Meer..."
Ian faltete den Zettel und eine kurze Stille herrschte.
Kieran öffnete wieder seine Augen und weitere, stumme Tränen liefen seinem Gesicht entlang.
Ian blickte kurz zu ihm und dieser schüttelte den Kopf.
Es ist Zeit, loszulassen, hatte ihm dieser gesagt, doch wie konnte er?
Wie konnte er nur loslassen?

"So nimm du also den Geist von Sirena Torvus,
die...
...
nicht uns gehörte.
Sie gehörte niemandem."
Ian blickte hinunter in das Grab und er seufzte schwer.
"Auf das die Natur dir hier ein besseres Leben verschafft."
Er bückte sich und griff etwas Erde.
Diese streute er dann hinein auf den Sarg, während er seinen Zettel mit dem Liedertext ebenfalls dazu tat und dann zur Seite trat.

Gabriela trat aus der Reihe und sie griff sich ebenfalls etwas Erde.
Sie blickte hinunter in das Grab und streute das feine Gestein hinunter in die Grube.
So tat es ihr auch Gary, der schnell dazu bereit war, loszulassen von seiner kranken Schwester.
"Komm", sagte Gaby dann zu Magnolia, die ihren Arm griff und ihr half.
Magnolia bückte sich und sie nahm die Erde.
Seufzend streute sie davon in die Grube und sie fasste sich ans Herz.
"Leb Wohl!"

Miranda schaute zu Levi und ging langsam mit ihm zum Grab.
Sie nahm etwas Erde und diese wurde dann zu einer
roten Lilie, aus Feuer.
Langsam warf sie diese ins Grab.
"Ewig wird sie brennen nur für dich."
sagte sie leise und schaute dann zu Levi.

Leviathan kam und er blickte zu der Lilie.
Er begann nun aufzuweinen und Magnolia eilte sofort herbei.
"Es ist ja alles in Ordnung", sagte sie, während sie den jungen Mann hielt und ihm über den Kopf streichte.
Dieser klammerte sich an seine Cousine und weinte in sie hinein.
Ian sah zu Miranda.
Er blickte kurz zu Kieran, trat dann aber zu Miranda.
"Ich muss mit dir sprechen, Miss Charme" sagte er, während er sich kurz versicherte, das Kieran noch immer da stand.
Dieser blieb regungslos und gebrochen vor der Grube stehn.
"Ich danke dir für deine Hilfe, Miss Charme. Ich denke, es ist am besten, wenn Mr. Torvus...Leviathan...heute zu seiner Cousine kommt. Sie hat eingewilligt."
"Komm Levin, wir machen das zusammen", sagte Magnolia, die den weinenden Leviathan stützte und nach etwas Erde griff.

Miranda nickte und schaute aber Ian nicht an.
"Hmm." sagte sie leise und musterte Levi,
sie konnte ihm bestimmt nicht helfen wie sehr sie es auch wollte.

Ian nickte darauf und er stellte sich neben Miranda.
Er blickte kurz zu Gary, der seinen Hut anzog und dann verschwand.
Levin schaffte es schliesslich, etwas Erde in die Grübe zu streuen und zusammen mit Magnolia traten sie dann zu Miranda und Bailey.
"Ich denke, es ist am besten, wenn er jetzt mit mir kommt", sagte Magnolia, die Levin gut festhielt und ihn streichelte.
Dieser schluchzte stark und zitterte leicht vor sich her.
"Gut", sagte Ian.
"Hast du gehört, Leviathan? Es wird Zeit, Miranda auf Wiedersehn zu sagen. Und dich bei ihr zu bedanken."
Levin blickte auf zu Miranda und er machte einen erbärmlichen Eindruck.
"Tsch- tschüss. Danke."
Daraufhin weinte er erneut und brach beinahe zusammen.
Doch Mag hatte schnell reagiert und sie stützte ihn.
"Danke", sagte sie nun selber an Miranda gewandt.

Miranda ging dann ein Schritt vor und drückte Levi leicht an sich,
sie strich ihm sanft über den Rücken.
"Ich bin immer für dich da Levi, immer."
flüsterte sie ihm leise ins Ohr und tratt dann wieder in Schriit zurück,
sie nickte dann Mag zu.
Sei schuate kurz zu Ian,
ihr Blick ging dann aber wieder shcnell weg.

Kieran verdrängte das Geschehene um sich herum.
Für ihn war das Theater, was hier gemacht wurde.
Das laute Schluchzen, die Stimmen.
Er wollte das alles abschalten, so tun, als wäre er alleine mit ihr.
Alleine mit Sirena.
Und da sass sie auf einmal.
Vor einem Fenster durch eine Kerze beleuchtet, in dickem Rock und ein Buch vorlesend.
Da sass sie auf einmal am See, mit wehenden Blättern und Blick in die Ferne.
Kieran atmete tief durch.
Die Erde in seiner Hand hielt er gut in seiner Hand umklammert.
Nein, loslassen würde er niemals können.
Nicht bei ihr.
Seiner Retterin, seiner wirklichen Mutter.
Und während Severa teilnamslos neben ihm stand, beugte sich ihr Sohn zum Grab her und liess das feine Gestein hinunter in die Grube rieseln.
"Ich werde dir meine Hand geben...und du mir deine"[/size], flüsterte Kieran und eine weitere, stumme Träne lief an ihm hinab.
"Die Nacht, die Nacht, sie wird nicht mehr sein.
Nur eine Wiese mit Blumen."
Das letzte Stück Erde rollte hinab von seiner Handfläche und landete auf dem braunen Grab, wo auch Mirandas Feuerlilie leuchtete.
Kieran schluckte schwer und er trat von der Grube zurück.
[size=85]"Und dann werden wir laufen ..."
Er schüttelte den Kopf und konnte nicht weiter.
Konnte einfach nicht mehr.
Er trat deshalb zu seiner Mutter und nahm ihre Hand.

Levin schniefte und er nickte zu Miranda.
Ja, das wusste er.
Miranda hatte ihm damals seinen Plüschbär geschenkt.
Miranda hatte Gutes an ihm getan, ihr würde er immer vertrauen.
Und so gingen Levin und Mag, während Ian ihnen hinterher blickte und dann merkte, dass Kieran bereit war.
Ian wandte sich an Miranda.
"Danke, dass du gekommen bist."

Miranda nickte kurz und ihr Blick ging kurz zu Ian.
"Bitte Kümmern sie sich gut um Kieran,
Mister Bailey." sagte sie und
machte eine teife Verbeugung und
murmelte ein Tschüss.
Ihr Körper selbst verschwand langsam und
kleine Aschehäufchen flogen am Himmel entlang.
Sie war dann verschwunden.

Ian blickte ruhig zu Miranda.
Er blieb noch kurze Zeit so, als sie verschwunden war und blickte auf die letzten Aschenhäufchen.
"Das werde ich", sagte er und trat dann zu Kieran und Severa.
"Es wird Zeit. Wir gehn."
Und daraufhin gingen sie auch.
Alles was zurück blieb, war das Grab von Sirena.
Zusammen mit ihren Geschwistern Julie und Michael.

Bereits am nächsten Tag wurde Severa Torvus beerdigt.
Man hatte in aller Eile die wichtigsten Verwandten informiert und sich für eine kleine Beisetzung entschieden.
Severa hatte keine Freunde gehabt und viele der Torvus waren nicht mehr übrig geblieben.
Kieran stand an der Grube und blickte hinunter zu dem Sarg, der langsam nach unten gesenkt wurde.
Leviathan weinte laut und unaufhörlich, ihn traf es wohl am schwersten von allen.
Magnolia stand bei ihrem Cousin und tröstete ihn immerzu, wobei sie selber nicht drumherum kam, leise mitzuweinen.
Kieran blickte sich schliesslich um.
Hier waren nicht viele Leute, nicht einmal Gary war gekommen.
Ian stand ruhig an der Seite und er wartete darauf, das man ihm Platz machte für seine kurze Rede.
Kieran sah fragend zu ihm und was er wohl denken würde.

Eine schwarze Limousine war vorgefahren und Leona stieg aus.
Sie war etwas verspätet und gesellte sich in aller Stille zu den Gästen neben den weinenden Levin.
Magnolia blickte verwundert zu der fremden Person, strich dann aber Levin wieder über das verschwitzte Haar.
Kieran musterte Leona einen kurzen Moment und Ian trat schliesslich ans Ende der Grubem woraufhin er einen kleinen Zettel entfaltete und die Aufmerksamkeit ihm galt.

Ian las einen Liedertext vor, den Kieran sehr mochte.
Das wusste er, da er den Jungen allmählich gut kannte.
Ihm selber aber bedeutete diese Geschichte sehr vieles, da sie mit Severa zu tun hatte.

"Es hat der Sturm geheult die Nacht,
da meine Mutter mich zur Welt gebracht.
Es hat gepfiffen, gejauchzet der Wind:
"Mir gehört das Kind"."

Ian las den Text ruhig vor, jedoch nicht allzu dramatisch und in relativ raschem Tempo.
Er war noch nie der Dichtertyp gewesen, zumindest nicht, wenn es ums Vortragen ging.

"Die heimatlose Straße sprach:
"Ich bin die Wiege drauf er lag.
Und heimatlos wie ich so soll er sein.
Mein, das Kind ist mein!"

Die Welle rauschte an der Straße her,
sie rauschte leise schon vom fernen Meer
Und in das Rauschen klangs wie Worte dann:
"Ich dein Kind gewann""

Leviathan weinte umso lauter, als Ian den Text vorlas und er klammerte sich fest an seine Cousine.
Kieran hingegen kam keine einzige Träne, sein Bruder weinte wohl für sie beide.
Was sich in ihm aufbreitete war wohl eher eine Art Leere und eine leichte Wut.
Wut auf die Leute, die nicht hier waren, oder schon tot.
Was Ian da vorlas kannte er aus seinem Gedichtbüchlein, das er von Anthony erhalten hatte.
Kieran blickte mitgenommen zu Ian und schloss einen Moment die Augen.

"Drum bin ich wie der Wind, der droben zieht,
bin wie die Welle, die der Hand entflieht.
Die Straße drängt und sehnt sich fort von hier,
fort, fort, fort, das gilt auch mir!"

Ian faltete den Zettel zu und trat dann zur Seite.
Er war fertig und nun hiess es Abschied nehmen.
Leona tat den ersten Schritt.
Sie griff sich eine Rose, lief zum Grab und warf sie hinein.
Mit einem leichten nicken Ian gegenüber trat sie dann zur Seite und liess Magnolia den Platz.
Diese trat mit Levin zusammen an das Grab, aber dieser sträubte sich.
"Nein, nein!", quickte Levin, der vor lauter Angst gar nicht hinunter sehn wollte.
"Ich will nicht! Mama!"
Magnolia versuchte ihn zu beruhigen, während Ian zur Hilfe trat.
Kieran blieb da stehen, wo er war und er sah zu Leona, die sich den schwarzen Schleier vom Hut lockerte.
Sie sah dann zu Kieran und schenkte ihm einen kühlen Blick und ein knappes Nicken.