England » Weihnachtsmarkt

Es waren viele Stände auf dem Markt und überall Gedränge und laute Rufe.
Roxana trug extra keine Handtasche mit sich, bei dieser Menge konnte schnell ein Taschendieb sich Geld verschaffen.
Sie hielt es lieber gut versteckt mehr oder weniger unter ihren engen Kleidern.
Die junge Mara blieb an einem Antiquitätsstand stehn, wo alte Spiegel und Broschen verkauft wurden.
Kurz musterte sie das meiste leicht abschätzend, ja, das meiste war sowieso nur schrott und so ging sie erstmals weiter.

Infecto saß auf einer verschneiten Bank inmitten der Stände und wärmte sich an einem Glühwein. Da in Hogwarts keine ihm bekannte Menschensseele war, hatte er sich entschlossen, London zu besuchen. Überrascht sah er Roxana - sie war unverwechselbar.
"Roxana?"

Roxana war gerade dabei sich einige Tannenzweige anzusehn, als sie plötzlich ihren namen hinter sich hörte.
Fragend drehte sie sich um.
In dem ganzen Gemenge hätte das hier jeder sagen können und ihr Blick war suchend.
Doch dann sah sie ihn, Infecto auf der Bank.
"Ah, der Junge von neulich", meinte sie und liess dann ab von dem Tannenzweig.
"War das deine Eule heute morgen?"

"Ja!" Seine Augen leuchteten. "Hat Eli sich gefreut? Ich Dämlack habe ihm nichts geschenkt, das muss ich nachholen. Was denkst, was deinem Vater gefallen könnte?"

"Er ist nicht mein Dad", sagte sie und sie verschränkte leicht die Arme.
Dann trat sie näher zu ihm und sah fragend zu seinem Glühwein.
"Schmeckt das gut?"

Er reichte ihr den Wein.
"Es hält am Leben", lächelte er leicht.
Es war schon merkwürdig - mit wievielen Mädchen hätte er sich anfreunden können und dann kam eine wie Roxana und gerade mit ihr verstand er sich.
"Ich ... wieso siehst du ihn nicht als deinen Vater an? Ich wäre stolz, so einen Dad zu haben." Kurz durchzuckte ihn der Schmerz, dann machte er für Roxana Platz auf der Bank.

Roxana nahm den Wein dankbar an und sie setzte sich neben Infecto, während sie ein Bein übers andere schwang.
Sie kostete dann etwas kritisch und nickte zufrieden.
"Mh...nicht übel. Eli als Dad? nein...er ist zwar ganz in Ordnung. Früher hab ich mich gar nicht mit ihm verstanden. Du magst ihn, was? Weshalb?"

"Er ist ein toller Mensch."
Infecto sah nach vorne.
"Als ich ihn zum ersten Mal gesehen habe - naja, ihn umgerannt trifft es besser - da wirkte er auf mich wie ein alter Spießer. Und er trinkt Tee zuhause." Infecto lächelte, versunken.
"Aber er ist ein wunderbarer Mensch und seine Familie ist für ihn das Wichtigste. Er würde für euch sein Leben geben, Roxana", flüsterte er leise. Dessen war Infecto sich sicher. "Er liebt euch mehr als alles andere und er verdient es, dass du ihm zumindest an Weihnachten Liebe zurück gibst. Denkst du nicht auch, es wäre ein wundervolles Geschenk für ihn?"

[wie süss =) ]

Roxana musste leicht schmunzeln, ja, alter Spiesser der zu Hause Tee trinkte. Diese Beschreibung passte doch wirklich sehr schön.
"Ich verstehe nichts von Liebe", meinte Roxana dann auf Infectos Vorschlag, Eli auch ihre Liebe als Kind an Weihnachten zu zeigen.
Sie trank kurz einen zweiten Schluck Glühwein und reichte ihm dann den warmen Becher zurück.

"Ich doch auch nicht. Aber in jedem von uns ist Liebe drin. Sonst wären wir keine Lebewesen, Roxana. Sonst könnten wir nur in Zerstörung und Angst auf dieser Welt leben. Liebe heilt uns, gibt uns Hoffnung. Liebe hat jeder von uns in sich."
Er trank einen Schluck und wurde still. Solche Worte aus seinem Mund - blödes Weihnachten.

Roxana lehnte sich zurück.
"Das klingt ziemlich kitschig", bemerkte sie und sie betrachtete die Leute auf dem Markt.
Das ganze Gedränge.
Ja, mal kurz hier zu sitzen war vielleicht doch nicht so schlecht.
"Ich glaube nicht daran", sagte sie.
"Und meine Mom auch nicht."

Er seufzte.
"Dann fürchte ich, ich kann dich nicht vom Gegenteil überzeugen, hm?"
Er reichte ihr wieder den Glühwein und sah sie dabei an. Fast wäre er dem Impuls gefolgt und hätte seinen Arm um sie gelegt, aber nur fast. Er mochte sie, wenn auch nicht mehr als das.
"Also, zurück zu meinem Problem", lächelte er. "Was soll ich Eli deiner Meinung nach schenken?"

Roxana nahm wieder den Glühwein entgegen.
Davon konnte man ja glatt süchtig werden.
"Zu deinem Problem also", sie grinste leicht.
"Schenk ihm was banales. nichts mit Zauberei, der hat ja eine eigene Firma mit dem Quatsch. Schenk ihm was Muggelhaftes. Einen Bilderrahmen oder sonst was. Er mag diese grün karrierten Sachen."

"Einen Bilderrahmen?" Infecto verzog sein Gesicht. "Wie wäre es mit einem Bild dazu? Zum Beispiel einem von seinem verstorbenen Freund ... weißt du etwas von ihm? Ob er in Hogwarts war, oder vielleicht irgendwo ein Foto von ihm aufzufinden ist?"

"Was, von diesem Donatello-Typen?"
Roxana trank einen weiteren Schluck.
"Ja, von dem redet er ja ständig. Sicher hat er Fotos von ihm, sowieso."