RE: Wald - 19

Mayleen hörte ihm überrascht und doch etwas bedrückt zu.
Auch er hatte seine Mutter verloren. Wenngleich wahrscheinlich nicht auf die selbe Weise wie sie.
"Wem vertraust du am meisten? Würdest du mir vertrauen?"
,,Am Meisten vertraue ich meinem Mann und meiner Cousine.
Mehr hab ich ja auch ehrlich gesagt nicht.'' Stockend hielt sich beim Reden inne.
Beinah wäre ihr wieder eine Träne entwichen, doch sie konnte sich diesmal zusammenreißen.
,,Ich weiß nicht so recht, ob ich dir vertrauen würde. Wahrscheinlich schon.
Du bist nicht der Typ, der einen hintergeht, ohne einen triftigen Grund.''
Ja, so schätzte sie Sky ein. Sie könnte sich aber auch in ihm irren. Soo lange kennen sie sich ja noch nicht.

Sky ging nicht weiter auf ihre Familie ein. Es schien sie sehr zu bedrücken.
Waas auch immer gerade bei ihr los war.
"Ich würde dir nicht vertrauen" meinte er gerade heraus und schüttelte den Kopf.
Aber war das nicht ein vertrauensbeweis sich von einer Fremden verarzten zu lassen?
Grübelnd schaute Sky zu Boden.

May nickte. Damit hatte sie schon gerechnet.
Wer noch nicht einmal seinem Vater vertraut, von dem kann man nicht erwarten,
dass er wildfremden Personen vertraut. Eigentlich kann man nur sich selbst vertauen,
da Menschen immer beeinflussbar sind. Aber daran wollte sie jetzt nicht denken.
,,Ja, Mr. Eisbolzen bleibt still bei sich allein. Du darfst dich bei deiner Lebenseinstellung aber nicht wundern,
wenn du als 'komisch' gar garstig abgestempelt wirst.'' meinte sie ehrlich.
Wenn er frei heraus seine Meinung sagte, dann durfte sie das doch auch tun, oder?

"Oh nein still vielleicht nicht, aber ich habe gerne die Kontrolle über eine Situation"
Sky schaute sie an und lächelte leicht. Es kam ein wenig einbildet rüber.
Einen Moment schaute er Mayleen an. "Ich werde als kalt und arrogant abgestempelt,
was ich vielleicht auch bin oder besser gesagt zu dem ich erzogen wurde.
Als komisch oder garstig bin ich noch nie abgestempelt worden"

"Oh nein still vielleicht nicht, aber ich habe gerne die Kontrolle über eine Situation"
Ohh, solche Typen sind mir wirklich am liebsten. Über alles und jeden bestimmen,
so wie es ihnen passt.. Wieso hab ich ihn noch einmal geheilt? Ach stimmt ja,
weil ich wiedermal zu gutgläubig war. Innerlich schüttelte sie ihren Kopf.
Man, man, man, man, man, was war das doch für ein komischer Tag heut.
,,Ja, kalt und arrogant triffts auch ganz gut. Komisch sagen nur diejenigen,
die sich nicht 'böseres' zu sagen trauen und garstig ist die nächste Etappe.
Vielleicht erreichst du ja noch dieses Level, viel Erfolg.'' sagte sie.
Den letzten Satz meinte sie ironisch und hoffte auch, dass Sky ihn auch so verstand.
Obwohl, bei ihm kann man ja nie wissen. Sky erschien ihr gerade wie ein großes, eingebildetes Rätsel,
welches wohl nie gelöst werden würde. Wahrscheinlich auch gelöst werden konnte.

"Mich interessiert es herzlich wenig was andere Leute über mich sagen.
Sie kennen mich nicht und ich kenne sie nicht" Sky zuckte unbekümmert mit den Schultern.
"Wer meint ich sei komisch oder gar Garstig, der soll das meinen"
Bei ihrem letzten Satz lachte er leise. "Ja ich gebe mein bestes, Danke"

Empört verschränkte Mayleen ihre Arme und funkelte Sky an.
,,Ach so denkst du? Dein Umfeld spiegelt nur das wieder, wie du bist.
Würdest du einem Kleinkind einen Lollie geben? Nein, wohl eher nicht. Du gehörst wohl eher zu der Sorte,
die ihn dann wieder wegnehmen würde. Wieso bist du so kalt und abweisend?
Wenn du ein bisschen mehr Vertrauen in deine Mitmenschen haben würdest, würde dein Leben wahrscheinlich
um einiges angenehmer sein. Das Leben besteht auch Geben und Nehmen.
Nicht aus 'ich kontrolliere alles und jeden, wie es mir beliebt'.''
Abfällig schnaubte sie durch die Nase. In diesem Punkt war sie wirklich ganz anderer Meinung als Sky
und dies brachte sie auch gern zum Ausdruck. Wenn ihr etwas gehörig gegen den Strich geht,
sagt sie das gerne auch öffentlich. Diese Eigenschaft haben alle Frauen ihrer Familie abbekommen.

Einem Kind den Lollie wegnehmen? Ja das wäre lustig, aber auch gemein...
Vielleicht würde er dem Kind den Lollie geben. Warum auch nicht?
Das Leben besteht auch Geben und Nehmen.
Nicht aus 'ich kontrolliere alles und jeden, wie es mir beliebt'.''
"Doch genau daraus besteht diese Welt. Aus Kontrolle" Sky schaute sie an.
"Hast du die Kontrolle verloren, hast du alles verloren. Geben und nehmen hin oder her."
Er schwieg einen Moment und beruhigte sich.
"Wenn dir in deinem Leben mal alles genommen wurde, was dir einst gegeben wurde..." Sky schüttelte den Kopf.
"Dann siehst du keinen Sinn mehr etwas zu geben, was du nicht hast"
Sky schaute Mayleen nicht an, sondern betrachtete den Boden.

Mies gelaunt hörte sie Sky, mehr oder weniger, gut zu.
,,Aber der Sinn des Lebens besteht doch nicht darin, andere zu kontrollieren.
Diejenigen, die du kontrollierst, werden unglücklich, weil sie andauernd bevormundet werden
und keine Entscheidungen treffen dürfen. Der Mensch will frei sein und nicht eingefärcht in einen
Käfig voller Regeln und Gesetzen. Das ist der Grund, warum es Rebellen unter der Herrschaft des Engels gibt.
Wegen dieser Tatsache bist du dann ein Nichts, wenn du die Kontrolle über deine Befehligten verlierst.''
Mayleen wandte den Blick von ihm ab und schaute lieber zu einem Baum.
Dieser hatte bestimmt einen sympatischeren Charakter als Sky.
"Wenn dir in deinem Leben mal alles genommen wurde, was dir einst gegeben wurde..."
"Dann siehst du keinen Sinn mehr etwas zu geben, was du nicht hast"
Mayleen schluckte ihre Antwort herunter. Bei ihm würde es nichts nützen, von ihr zu erzählen.
Ihn interessiert es das ja sowieso nicht. Das gab er ja selbst zu.
Wahrscheinlich sprach er aus Erfahrung, aber deswegen einen anderen Weg einzuschlagen,
kam ihm ja wohl nicht in den Sinn. Er muss selbst wissen, was für ihn richtig ist.

"Wenn ich etwas Kontrolliere, weiß ich, dass es mich nicht so schnell wieder alleine
lassen wird" Sky stand auf und klopfte sich den Dreck von der Hose.
"Ich sollte jetzt gehen"
Tief atmtete er durch und schaute in den Wald. "Ich habe einen Fehler gemacht, damit muss ich jetzt Leben" schon ein wenig sehnsüchtig schaute er in den Wald, als würde er irgendetwas sehen.

Abfällig schaute sie zu Sky auf, welcher nun vor ihr stand.
,,Wie du meinst. Du musst ja mit deinen Entscheidungen zurecht kommen.''
Auch sie erhob sich dann und klopfte die Erde von ihren Sachen.
,,Wenn du aber weiterhin in der Vergangenheit lebst und das Motto
'was vor Jahren funktioniert hat, funktioniert immer noch' bedienst, wird sich nie was ändern.
Wahrscheinlich wirst du dann auch niemals wieder richtig glücklich werden.'' sagte sie,
als sie seinen sehnsüchtigen Blick bemerkte
May wollte sich zwar nicht einmischen, er schien nicht oft andere Meinungen zu hören.
Wie auch, wenn er ja alles kontrolliert und zu niemandem vertrauen fasst.

"Du hast Recht. Ich werde nicht mehr glücklich." Sky schaute sie an.
"Du verstehst mich nicht, weil du mich nicht kennst.
Aber sei dir gewiss, dass jemand der Angst davor hat glücklich zu sein, nicht
so schnell glücklich sein kann" Sky hob die Hand.
"Ich wünsche dir noch einen schönen Tag" Sky lächelte kurz und wandte sich dann von ihr ab.

May hob verwundert eine Augebraue in die Höh.
,,Wenn du immer vor deinen Problemen und Ängsten davon rennst,
kann sich sowieso nichts ändern. Aber da ich dich ja nicht kenne, kann dir ja meine Meinung egal sein.
Morgen hast du mich sowieso schon wieder vergessen.''
Mayleen verdrehte die Augen und zucke mit den Schultern.
Wirklich, von solchen Typen hatte sie erst einmal genug. Von jetzt an würde sie es sich genau überlegen,
ob sie jemandem hilft oder am Boden liegen lässt.
,,Dir auch noch einen wunderschönen Tag, aber nicht zu sehr den Fuß belasten.'' meinte sie zwinkernd
und drehte sich um. Wenn er jetzt umknicken würde, würde sie ihm garantiert nicht wieder helfen.

Sky ging nicht mehr weiter auf sie ein. Er hätte jetzt vieles sagen können,
doch alles hätte sie wahrscheinlich dazu veranlasst ihm hinterher zurennen und ihm eine zu kleben.
Das wollte er vermeiden.
Stattdessen hob er nur die Hand und lief unbekümmert weiter.

Kopfschüttelnd verschwand sie zwischen den Bäumen.
In genau die entgegengesetzte Richtung, in der Sky entschwand.
Sie wollte so weit wie möglich weg von ihm. Er hatte sie schon viel zu lange aufgehalten.
Jetzt war er bereits zu dunkel, um nach der Pflanze zu suchen.
Einige Meter entfernt apperierte sie dann.