Große Sümpfe » Reich von Dyane

Sie hatten es bis zu Dyanes Reich geschafft.
Der schwarze See...
Sie standen noch am Ufer und ein kleines Boot führte hinüber zu einer Insel:
Die Insel der schwarzen Königin.
Von weitem her hörte man lautes Gelächter und grüne Blitze umfüllten die Pechschwarze Wolke unter dem grauen Himmelszelt.
"Cén."
Cyrill warf Cén ein paar Messer zu, die der Izhike dann verteilte.
Der Zigeuner streute dann Sand ins Boot hinein, den er von zu Hause mitgenommen hatte und er verteilte alles gut.
Danach stiegen sie alle ein und machten sich auf über den schwarzen See.
Das Wasser war dickflüssig und es stank nach Schwefel.
Schwarzer Schleim glitt über die Ruder und die grünen Blitze flackerten immerzu.
So ruderten Cén und Silas zusammen, während Cyrill vorne an der Spitze ausschau hielt nach einer Hydra oder die Koordinaten messte.
Die Insel der schwarzen Königin schien immer gleich weit weg zu sein.
Manchmal sogar verstand sie augenblicklich und tauchte ganze 90 Grad woanders wieder auf.
Es war ein Spiel, ein Ort den man nicht zu erreichen vermochte, so schien es zumindest.
Es war ein Rätsel.
Aber Cyrill war hier einst vor vielen Jahren gewesen, als ihn die Hydra gebissen hatte.
Er kannte die Antwort auf das Rätsel und auch, wie man zur Insel gelangte.
Immer wieder gab er neue Koordinaten an und sah auf seine Uhr.
"Kurze Pause", hiess es hie und da und die Wesen rasteten.
Cyrill schlief ein paar Stunden und als er wieder aufwachte, war der Himmel blutrot.
Vielerlei Augen blickten auf sie hinab und beobachteten sie.
Die Herzen wurden schwer, grosse Bedrückung lag auf jedem der Reisenden.
Denn Dyane wusste es gut, jemanden traurig zu stimmen und mutlos.
Cyrill aber hatte etwas, das Làzló ihm gegeben hatte.
Eine kleine Quittung:

Miranda nahm das Messer bei sich und strich sich kurz durchs blonde Haar.
Sie ging dann auch auf das Boot und blieb volkommen still,
aber alles wurde intressiert gemustert.
Die junge Frau selbst konnte nicht schlafen und deshalb schaute sie zu dem schlafenden Cyrill.
Miranda hatte sehr viel Respekt vor ihm und das konnte man auch an ihrem Blick erkennen,
welcher ihre Emotionen die ganze Zeit zeigte.
Sie selbst hatte den Bogen von Djano an sich gedrückt,
welcher sie die ganze Zeit an ihn erinnerte.

Eine weitere Stunde war vergangen.
Zischende Laute und Stimmen herrschten über den Blutroten Himmel.
Die Sprache der Schatten.
Mesnae meo sima...sima meo...
Silas sah hinauf auf die bedrohend vielen Augen, die sie von allen Seiten her anstierten und verfolgten.
"Ich fürchte mich, Vater", sprach Silas in der Sumpfsprache, da sein Vater sein Izhikisch verstand.
"Diese Welt hier ist gefüllt mit Hass, Verrat und Abschaum."
"Nicht weit von hier ist das Ende der Welt, Silas", antwortete Cyrill, der den Augen stand hielt und jedem einzelnen entgegen hielt.
Cén wich ihnen aus, und so tat es auch der Prinzensohn.
Es bedeutete zu viel Schmerz und Demut, ihre Blicke zu erwidern.
"Pegasus' Reich."
"Pegasus war der zweite Vampirkönig", bemerkte nun Cén, der so selten Sprach.
Silas blickte zu ihm und dann wieder zu seinem Vater.
Ja, davon hatte er gehört.
Nicht viele Vampire schafften es zurück in ihre ehemalige Welt.
Denn ihre Herzen waren böse und verfallen.
"Du solltest ihn um Rat fragen, Vater. Diesen König."
Luca und Miranda konnten nicht verstehn, was die Izhiken und der Zigeuner miteinander sprachen.
Vielleicht hie und da ein Wort, oder einen Namen.
Cyrill schwieg.
Pegasus um Rat fragen?
Sein Reich war geheim und verborgen.
Er hatte es noch nie gesehn und es zu finden hiess wohl eine Wanderung von vielen hundert Jahren.
"Ich schätze deine Idee, mein Sohn. Und ich überlege es mir gut...doch jetzt haltet Stille, wir müssen weiter gehn."
Cyrill gab die neuen Koordinaten bekannt und der Himmel wechselte sich sobald sie ihr Boot drehten.
Er wurde kristallblau und nun waren es vielerlei Hände, die hinunter hingen und nach dem Nichts griffen.
"Passt auf, und haltet euch gut fest!", rief Cyrill nun nach hinten in Englisch und die fahrt wurde schneller, holpriger.
Der See stieg an und sie strömten aufwärts, den Händen entlang.
Erneut waren Gelächter und Stimmen der Schatten zu hören.

Cén ruderte noch einen kurzen Moment, hielt sich dann aber fest.
In rasendem Tempo schlenderte sie der Fluss vorwärts, seitwärts, rückwärts, nach oben und nach unten.
Die Hände griffen nach ihren Wertsachen, Haaren und Körper.
Einmal stach Cén zurück und verlor dabei sein Schwert.
"Ducken!", rief Cyill immerzu, obwohl das nicht wirklich nötig war, das taten sie alle sowieso automatisch.
Dann schliesslich schlug der Blitz in das Boot und verteilte sich über den Sand darin.
Er war nicht elektrisierend und stellte auch keinen Schaden an, da der Sand in dem Falle zum abwehrend wirkte.
"Àmàela, fang einen Blitz!", rief Cyrill, der Miranda ein Seil zuwarf mit einer vorbereiteten Schlinge und das andere Ende am Boot befestigte.
Cén warf er ein zweites Seil zu, während Silas das Steuer übernahm.

Cén derweilen fing ebenfalls sein Seil und stand erhob sich in dem Boot.
Hie und da duckte er sich schnell, wegen den Händen.
Diese wollten ihm das Teil aus der Hand rissen, doch er passte gut aus.
Der Izhike schwang sein Seil und im richtigen Moment, als einer der Blitze aufflackerte, warf er es darauf zu.
Er fing den Blitz und augenblicklich wurde das Boot in diese Richtung gezerrt.
In eiligem Tempo riss der Blitz das Boot mit sich, in eine unbekannte Richtung - nämlich von da, woher er gekommen war.
Nun hiess es nur noch einen weiteren davon zu fangen.
Aus dem Wasser schossen auf einmal vielerlei schlangenartige Köpfe heraus: Eine Hydra bildete die weitere Gefahr.

Miranda hatte sich auch die ganze Zeit geduckt und sie fing dann Seil auf.
Kurz schaute sie verwirrt zu den Blitzen und dann zu Cyrill.
Schon wurden sie wohin gezogen und sie fiel fast vom Boot hinunter.
Sie duckte sich und hielt sich am Bootsrand fest.
Verdammt sie wurde das schaffen!
Langsam erhob sie sich und versuchte ein Blitz zu fangen,
aber sie schaffte es nicht.
Konzentriert schaute sie wieder hinauf und entdeckte dann aber geschockt die Hydra.

"Miranda, komm."
Auf einmal stand Cyrill neben ihr und er hielt sie gut fest.
"Schau nicht hin, konzentriere dich auf den Himmel."
Die Wellen schlugen hart gegen das Boot und schleim spritzte zu ihnen hinein.
Die Hände griffen und die Hydra kreischte laut.
Im Hintergrund ergriff Silas seinen Bogen und Cén warf ein paar Wurfsterne gegen die Hydra.
Doch das half ihnen nicht, denn das riesige Tier schnappte nach ihnen und biss in das Boot.
In Panik ergriff Silas einen Sack mit Sand und schleuderte sie der Hydra entgegen.
Es ging alles schnell und das Boot drehte sich immerwährend im Kreis, sie konnten alle jeden Moment hinausfallen.
"Du schaffst das", sagte Cyrill ruhig, während hinter ihnen das Chaos herrschte.

Kurz zuckte sie zusammen als sie die Stimme von Cyrill nah bei sich hörte und sie nickte langsam verstehend.
Es war wichtig das sie es jetzt schaffte und sie glaubten an sie.
Schau nicht hin, konzentriere dich auf den Himmel.
Tief atmete sie ein und schloß einen Moment die Augen.
Du schaffst das!
Und dann warf sie das Seilende in Richtung eines Blitzes,
welches sie sogar nun schaffte.
Erleichert atmete sie aus und reichte dann das Seilende Cyrill,
weil sie nicht wusste was sie jetzt tun musste.

Cyrill hatte das Seilende bereits an das Boot montiert, sonst hätte es ihn jetzt davon gespickt.
Denn kaum hatte Miranda den Blitz getroffen, sauste das Boot der Hydra davon mit dem anderen Blitz in eine unbestimmte Richtung.
Noch rechtzeitig hatte Cyrill Miranda und sich zu Boden geworfen und er klammerte sich mit ihr am Botrand fest.
Auch Cén hielt sich gut fest, während Silas auf Luca aufpasste und die Hydra hinter ihnen herraste.
Sie schrie immerzu und schnappte mit ihren vielen Köpfen nach dem Boot.
Hohe Wellen hinderten das Boot, brachten es zum Aufspicken oder prasselten hinein auf ihre Köpfe.
Die schwarze Flüssigkeit war dickflüssig, klebrig und stinkend.
Heute hatte Cyrill Verstärkung gehabt, damals war er alleine gewesen und sein Boot war gesunken.
Eine schmerzhafte Erinnerung und ein teuflischer Biss blieben als Folgen bis heute zurück.
Irgend einmal konnte die Hydra nicht mehr mit und auch der Himmel beruhigte sich.
Die Hände waren verschwunden und stattdessen hingen einige Lianen aus dem Himmel heraus, während das Wasser sich legte und die Blitze sich aus den Seilen befreiten.
Das Boot trieb nun langsam dem Wasser entlang und erschöpft konnten sich alle wieder etwas anständiger ins Boot setzen.
Cyrill griff seinen letzten Sandsatz und streute sparsam von dem Sand ins Boot.
Sein Sohn Silas hatte einen ganzen Sack verschwenderisch nach der Hydra geworfen, doch er hatte sein bestes getan.
Nun trieben sie also auf dem See und eine bedrohliche Stille lag über ihnen.

Miranda wurde zu Boden gerissen und hielt sich nun unten an Cyrill fest.
Das war auf jedenfall keine angenehm Kreuzfahrtreise, aber das hatte sie auch nicht erwartet.
Sie versuchte die Hydra zu sehen und hörte dann nur ihre wilden und wütenden Schreie.
Ihr Gesicht verzog sich als die schwarze Flüssigkeit auf ihre landete,
aber wenigstens nicht hinein in ihren Mund.
Die Hydra war dann verschwunden und der Himmel wurde wieder heller,
wobei auch endlich die Hände verschwanden.
Miranda blickte dann zu Cyrill und wartete ab,
aber mit volkommer Stille.

Es war unnatürlich still für diesen Moment, aber die Leute in dem Boot kosteten das sicherlich gut aus, um sich ein wenig auszuruhen.
Nicht lange dauerte es und nächste Sonderheiten tauchten auf.
Irgendwelche Kisten schwammen an ihrem Boot vorbei oder Kleider, Schirme.
Sie zogen langsam an einem Wesen vorbei, das sich an einen Eisklotz klammerte und seltsame Laute von sich gab.
Cén sah auf das Wesen und er runzelte leicht die Stirn.
Er reparierte das Boot, während Silas eine kleine Lauter hervornahm und leise an den Saiten zupfte.
Er sang ein izhikisches Klagelied, denn das Wesen tat ihm leid.

[doppelpost]

Kaum waren sie an dem Wesen mit der Eisscholle vorbei passiert, tauchte ein weiteres auf.
Ein schwarzes Pferd mit roten Adern stand auf dem Wasser und wieherte in fremden Tönen vor sich her.
Vor ihnen bildete sich dann Asche und ein weiteres Wesen wuchs daraus.
"Dieses Wesen existiert nicht!", sagte Cyrill sogleich in Sumpfsprache und dann auf Englisch.
"Denkt es weg, es ist nicht da!"
Silas tat das, denn er vertraute seinem Vater blind.
Er blickte auf die Stelle, wo das Aschenmonster stand und begann innerlich ruhig zu werden.
Er dachte es sich weg, er wusste, das es nicht hier war und es funktionierte.
Das Monster verschwand in seinen Augen und konnte ihm nun auch nichts mehr anhaben.
Cyrill tat das gleiche und Cén tat sich anfangs noch Mühe.
Er glaubte Cyrill ohne zweifel und dachte sich das Teil weg, aber es war immer noch da.
Sich bei etwas vorzustellen, das es gar nicht dastand obwohl man es sehen konnte, war gar nicht so einfach.
Sie näherten sich mit ihrem Boot und angestrengt versuchte Cén Cyrill von ganzem Herzen zu glauben.

Als diese Hürde geschafft war, konnten sie vor sich die Insel Dyanes sehn.
Sie passierten an einer versteinerten Skeletthydra und ihr Boot erreichte das Ufer.
Schwarzer, glänziger Bernstein bildete der Boden der Insel und eine lange Treppe führte hinauf gegen den Himmel.
Darauf lief eine Gestalt mit langem schwarzen Kleid und grünen Hörnern.
Feiner grüner Nebel umgab sie und Cyrill blickte der Treppe empor.
Silas und Cén halfen Miranda und Luca aus dem Boot, während sie sich dann staunend vor die Treppe stellten.
Silus, Silus, hallte eine Stimme durch die Luft und Gelächter folgte.
Hast du die weite Reise gemacht, nur um mich zu besuchen?
Es echote Dyanes Stimme durch die Insel in sämtlichen Sprachen dieser Welt.
Die Gestalt blieb vor Cyrill stehen und den anderen.
Sie stierrte auf jeden der Anwesenden und hatte die Lippen auch nicht bewegt.

Miranda hatte eine Weile einfach nur still im Boot gelegen und dann entdeckte sie die Wesen.
Intressiert schaute sie zu ihnen hinüber und atmete tief ein und aus.
Man sollte sich nicht darauf konzentrieren, also tat sie etwas Anderes.
Ihre Arme zogen wieder den Bogen an ihren Körper und sie dachte an Djano.
Ob er wohl wieder Zuhause war und an sie dachte?
Ein Seufzen entwich ihrer Kehle und sie atmete tief ein und aus.
Als sie dann ankamen, blickte Miranda mit voller Verwunderung zu den Treppen und der Frau.
Sie ließ sich helfen und lächelte dankbar die beiden Izheken an.
Als die Frau dann vor ihnen stehen blieb, ging ihre Hand langsam zum Schwert.