RE: Wald von Adyria - 2

Marjam bekam auf einmal kalte Füsse.
Sie fühlte sich so verloren in dieser Welt und auch nicht würdig genug.
Sie bekam Angst und wollte einfach nur noch nach Hause.
"Ich...es tut mir leid", stammelte sie.
"Aber ich kann das nicht."

Sia blickte ruhig Cyrill entgegen und ihr Blick war vollkommen sorglos.
Die Gedanken und Gefühle die in ihm waren, ließen sie nicht wütend werden.
Er sollte entscheiden und Traurigkeit beschlich Sia nicht.
Ich werde auf das Silberwasser acht geben
Leicht neigte sie lächelnd ihren Kopf und strich sich durch dunkle Haar.
Ihr Blick ging dann interessiert zu seiner Tasche wo Cyrill ein Armband herauszog.
Für manch einen in der anderen Welt wäre es nicht, aber hier galt jedes Geschenk als wertvoll.
Vorsichtig nahm sie es entgegen und sie hielt es kurz ins Sonnenlicht.
"Ich danke dir Cyrill." flüsterte sie hauchzart und gab ihm einen Kuss auf die Stirn.


WIe lange lebt ihr schon in eurer Welt?
"Ich bin schon ca. 57 Jahre alt." sagte Mayeè und zwinkerte Marjam zu.
Ich...es tut mir leid
Aber ich kann das nicht
Verwundert musterte die Meerjungfrau Marjam.
"wieso denkst du das?" fragte sie sanft und strich kurz der jungen Frau über die Wange.
"Willst du vielleicht mit uns zusammen mal schwimmen?"
Ihre Augen leuchteten auf.
"Mal eine Meerjungfrau sein."

Cyrill errötete leicht wegen dem Kuss und er fasste sich an die Stirn.
Daraufhin nickte er.
"Danke", sagte er und hob dann einen Stein auf vom Boden.
Diesen schwang er kurz in die Luft und steckte sich dann ein.
"Auf wiedersehn.
Oder wie man auch schön sagt: é reyo!"
Er zwinkerte und trat dann pfeifend und munter seinen Weg fort.
Nicht weit fand er einen kräftigen Ast am Boden, den er sich dann zum Stock zurecht schnitzte und so weiter lief.
Cyrill war sich das Wandern gewöhnt und der Zigeuner hatte aus seinem Umhang ein Bündel gefaltet, in welchem er nun das Silberwasser und seine Sandalen aufbewahrte.
Barfuss liess es sich schöner durch den erdigen Waldboden gehn und die Natur ein bisschen besser spühren.

Marjam weitete die Augen.
Eine Meerjungfrau?
Sie?
"Ihr könnt mich in eine Meerjungfrau verwandeln?
Wow!"

Cyrill war einer, dem es niemals langweilig wurde.
Für ihn war Langeweile so etwas wie eine Totsünde und blosse Verschwendung der Zeit, die man hier auf Erden hatte.
In den Sümpfen hatte er gelernt jeden Stein zu lieben, jede Pflanze und jedes Tier.
Alles was lebte hatte seine Aufgabe, seinen Tagesrythmus.
Angefangen beim kleinsten Grashüpfer bis hin zum höchsten Baum.
So fand Cyrill auf seiner kleinen Reise Freunde und er sprach die Tiere an.
Als er sich dann unter einen Baumstamm setzte und er um sich Vögel zwitschern sah, begann er zu zitieren, was ihm gerade durch den Kopf ging.
"Lacht er laut und lang - und die ganze Zeit schweiften seine Augen hin und her", sprach er, während ein Tier sich zu ihm setzte und auf ihn hoch sah.
""Haha!" Und er sprach: "Klar und deutlich seh' ichs, der teufel weiss wohin er steuert!
Leb wohl, leb wohl, doch das eine sag ich dir du hochzeitsgast:
Der betet gut der alle liebt.
Den Menschen und den Vogel...und das wilde Tier."

Mayeé fing nun an zu Grinsen und dann nickte sie amüsiert.
Ihr könnt mich in eine Meerjungfrau verwandeln?
Wow!
Das hieß wohl ja!
"Willst du nun?"
Ihre Stimme war interessiert und voller Freude.
"Wenn ja, dann gib mir deine Hand." flüsterte sie hacuhzart und streckte ihre zu Marjam hinüber.

Sia beobachtete ihn weiterhin ruhig und plötzlich war sie verschwunden.
Doch war sie immer noch überall und auch nirgendwo.
Es war kompliziert all das zu erklären und ebenso war es schwer die Geschichte fpr Cyrill zu schreiben.
Sein Herz war so voller Interesse und Wärme, wobei genau dies alles war was die Welt gerne sah.
Cyrill selbst musste noch eine Weile laufen, aber es würde nicht mehr sehr lange dauern bis es so weit war.

Marjam blickte auf die Hand Mayées und fasste dann einen Entschluss.
Diese Meerjungfrauen waren wie ihre Freundinnen.
So nett und einfühlsam.
Gerne würde sie so wie sie werden einen kleinen Moment lang!
Daher nahm sie ihre Hand und erkannte, was geschah.

Cyrill dachte nicht an das, was vor ihm lag.
Nicht an Ziele, nicht an weltbewegendes.
Was er hier fand in diesem Wald unter diesem Baum war die Erfüllung.
Es war bereits genug.
Und er könnte 1'000 Jahren nur im Wald laufen, wenn ihn nicht Verpflichtungen in Otopia drängten.
Doch das sollte jetzt nicht seine Sorge sein.
Für ein paar Wochen konnte er hier bleiben und das würde er auch, wenn man es ihm gestattete.
"Bist du auch der Meinung?", fragte Cyrill einen kleinen Vogel auf seiner Hand, der dann zwitschernd davon flog.
Cyrill schmunzelte leicht und er lehnte sich dann gegen den Baumstamm.
Müde reckte er sich und gähnte leicht vor sich her.
Dann nahm er sein Messer hervor, mit dem er bereits den Ast geschnitzt hatte und schnitt ein Stück von seinem Stock ab.
Sowieso war dieser ihm zu gross.
Er schnizte ein Kreuz daraus und fixierte die beiden Holzstückte mit einer Grasleine zusammen.
Das kleine Kreuzchen legte er unter den Baum und der Zigeuner erhob sich dann wieder.
Mit dem Silberwasser im Bündel, der Medaille um den Hals und seinen guten Willen trat der Junge weiter durch den Wald.
Hie und da fand er ein Blatt, das ihm gefiel und steckte es ein.
Wann immer ein Stein ihm über den Weg lief, steckte er ihn ein und auch ein Stückchen erdboden wickelte er in sein Büdel ein.
Man konnte schliesslich nie wissen, für was man es einmal gebrauchen konnte.
In den Grossen Sümpfen hatte er so überleben gelernt.
Und nicht nur dort: Auch bei den Zigeunern.
Und während er so lief, ging ihm eine stille Melodie durch den Kopf.
Er erinnerte sich zurück an jene Zeit.
An jene Zeit mit ihr.
Ein sanftes Lächeln kam ihm über die Lippen und er nickte.
Ja, Versöhnung war damals nicht einfach gewesen.
Doch es war geschehn.
Er war kluger geworden, ruhiger.
Und Cyrill hatte in seinem Glauben gelernt, was manche Leute gar nicht verstanden: Vergebung.
Diese Reise widme ich dir, dachte er und leichter Wind strich über seine Stirn.
Cyrill atmete tief durch und nickte vor sich her.
Ewig kann nicht Winter sein.

Cyrill lag auf einer Grasebene, die Arme hinter seinen Kopf gelegt und einen Strohhalm im Mund.
Er sah hinauf den Bäumen entlang, deren Spitzen sich trafen oben an den Wipfeln zum Himmelstor.
Ein Blatt fiel vom Ast und tänzelte hinunter.
Zuerst schien es aus der Ferne klein zu sein, doch dann wurde es grösser und fiel auf sein Gesicht.
Cyrill bliess das Blatt beiseite und sah wieder hinauf zu den Baumkronen.
Im Wald war es angenehm kühl.
Aber auch nicht zu kühl.
Genauso, dass es einem passte und der Wind wie Balsam über die Haut strich.
Die schönste Blume wurde von der schönsten Blüte gefunden, ging es ihm durch den Kopf.
Cyrill lächelte.
Was die gute Mary wohl jetzt tat?
Ob sie sich wohl fühlte in ihrem neuen Heim?
Denn vielleicht mochte sie so sein wie er...
Eine Reisende dieser Welt.
Immer auf der Suche.

Maryeé lächelte sanft als Marjam ihre Hand in ihre eigene legte.
Die junge Frau wurde dann in das angenehme warme Wasser gezogen und
sofort konnte sie ein Kribbeln spüren.
Ein goldene Flosse bildete sich nun aus Marjams Füßen und
kichernd zog Maryeé sie hinab in die Tiefe.
Natürlich sollte Marjam das Zuhause von den Meerjungfrauen kennenlernen.


Kleine Eidechsen huschten Felsen hinab oder hinauf und ein Vogel flog über ihm hinrüber.
Es verging eine Weile wo Cyrill still vor sich hinsetzen konnte, aber langsam fing es an zu Regnen.
Ja, Cyrill war Otopianer und doch schadete ihm das Wasser nicht.
Hier war es anders...auch wenn es sonst Schmerzen würde, so war es hier nicht.
Viele Neuotopianer die die Welt entdeckt hatten, waren geblieben wegen dieser Besonderheit.
Man Otopianer war sogar vor Freude in der Wasserwelt gelandet und hatte dort sein Leben weitergeführt.
Ein Tropfen floß langsam an Cyrills Wange hinab um dann auf dem Boden zu landen.
Etwas entfernt war nun ein lautes Brüllen zu hören und es war wohl jemand der den Otopianer rief.
War er nun soweit?

Cyrill erschrack beim ersten Tropfen.
Die Reaktion war berechtigt und er richtete sich auf.
Doch als das Wasser ihn nicht schadete, seufzte er erleichtert und liess sich das Wasser dann gefallen.
Es prasselte über seine braunen Locken und war angenehm kühl.
Und aus dem sanftem Ton des Regenklangs konnte der Zigeuner in Jungengestalt ein entferntes Brüllen hören.
Cyrill horchte auf und blickte in die Richtung, woher es kam.
Ohne lang zu Fakeln packte er sein Bündel und lief dann los, dem Laut entgegen.
Hie und da wusch er eine nasse Strähne aus seinem Gesicht.

Marjam blickte auf ihre Flosse und ihre ganze neue Gestalt.
Aber das konnte nicht möglich sein!
Das alles...
Das musste einfach ein Traum sein!
Sie blickte zu Mayée.
"Eure Welt ist so wunderbar", sagte sie.

Eure Welt ist so wunderbar
"Das freut mich." sagte lächelnd Mayeé zu Marjam und zog sie weiter mit sich.
Man konnte über ihnen ein Schiff sehen und dann vor ihnen erschienen plötzlich zig Lichter.
Sie waren nun bei der Stadt angekommen, wo die Unterwasser / -menschen lebten. " Da sind wir." flüsterte Mayeé kichernd und
ließ die Hand von Marjam los.

Es blieb eine Weile lang still, aber dann ertönte wieder ein lautes Brüllen.
Ja, Cyrill kam sein Ziel immer näher und näher.
Der Otopianer erschien nun an den Klippen und etwas entfernt war ein Greif zu sehen.
Er war angekettet und versuchte frei zu kommen, aber die Ketten waren zu fest.
Würde Cyrill ihm helfen und ihn frei lassen ohne zu wissen was der Greif tun würde?
Oder würde er einfach davon gehen?

Marjam traute ihren Augen nicht.
Eine Stadt unter Wasser.
Wie Atlantis.
Es war zu schön um wahr zu sein und sie wünschte sich wirklich, ihre Schwester hätte das jetzt miterleben dürfen.
"Es ist wunderschön", wisperte sie, während sie mit den Meerjungfrauen dorthin steuerte.

Cyrill erschien an den herrlichen Klippen, weit hinunter in die Tiefe ragten.
Doch der junge Mann war nicht alleine.
Angefesselt war ein Wesen, ein Greif, der nach Freiheit brüllte.
Warum war er angefesselt?
Hatte er eine unrechte Tat begangen?
Oder war ihm das Unrecht widerfahren?
Cyrill wusste die Antwort nicht.
Er war bloss Gast in dieser Welt: Ohne Rechte und ohne Befugnisse.
Durfte er dem Wesen helfen?
Oder würde er damit vielleicht die Ehre eines Königs verletzen?
Instinktiv musste der Zigeuner an Cen und Miranda denken, wie sie damals so töricht das Schwert vor einer Königin gezogen haben.
Egal ob sie böse oder gut war: Es war ihnen nicht zugestanden.
Manche Dinge konnte man einfach nicht wissen und möglicherweise hatte es einen tüchtigen Grund, dass das Tier hier gefesselt war.
Cyrill trat vorsichtig einen Schritt auf den Greif zu, aber nicht zu nahe.
Er blickte sich kurz um nach Hilfe und sah dann wieder mitleidig zu dem Tier.
Vielleicht war die einzige Lösung momentan nur abzuwarten.
Oder zu reden.
"Was hast du getan, dass man dich hier gefesselt hat, mh?", fragte Cyrill,
der auf das Anmutige Wesen blickte und nicht wirklich eine Antwort erwartete.
"Ich würde dir ja gerne helfen...
Aber vielleicht darf ich das nicht."

Es ist wunderschön
Mayeé nickte leicht und schwamm dann weiter in Richtung Stadt.
Man konnte sehen wir Meerjungfrauen durch die Straßen schwammen
oder normale Menschen wie sie sogar einfach liefen.
Ja, hier konnte auch keine Meerjungmänner und Meerjungfrauen leben.

Der Greif tippte immer wieder mit seinen spitzen Schnabel gegen die festen Ketten.
Er hob aber seinen Kopf als Cyrill näher auf ihn zukam und leicht senkte er höflich sein Haupt,
wobei genau das Cyrill ebenso tun sollte.
Jedes Wesen hier wurde mit Respekt behandelt auch wenn es bei dem Greif wegen den Ketten nicht so aussah.
Für ihn war es bestimmt der Begleiter von Cyrill zu sein, nur musste dieser auch zustimmten.
Was hast du getan, dass man dich hier gefesselt hat, mh?
Wieder brüllte er nur etwas leiser, denn sein Blick lag musternd Cyrill.
Abwartend und neugierig...
Ich würde dir ja gerne helfen...
Aber vielleicht darf ich das nicht
Der Otopianer musste seine Gedanken und Sorgen überwinden.

Erstaunt und auch ein wenig schockiert war Marjam wegen den Menschen.
WIe konnten die hier leben?
Hier atmen?
Das verstand sie nicht.
Doch was verstand sie in dieser Welt denn schon?
Im Grunde gar nichts.
Hier war alles so vollkommen und erstauntlich, sie würde wohl immer und immer wieder überrascht werden.

Cyrill sah auf den Greif, der sein Haupt leicht senkte.
Seinerseits tat es Cyrill dann auch und er blickte das schöne Wesen eine lange Zeit still an.
Es wollte von seinen Fesseln gelöst werden und machte Anstalten dazu.
Ob er ihm die Freiheit schenken konnte?
Cyrill setzte sich dann nieder, während er über eine sanfte Fläche Gras strich und den neugierigen Blick des Greifen erwiderte.
"Gefangen zu sein, muss schon schrecklich sein, was?"
Cyrill schüttelte den Kopf.
Das Gefühl kannte er nur zugut.
Und gerade jetzt, in dieser Hülle, die er war...in dieser kindlichen Gestalt, fühlte er sich so eingeschränkt wie noch nie zuvor.
Als hätte er alles erlernte auf einmal verloren.
Als wäre die ganze Kraft und Flinkheit in ihm davon geflogen.
Weit weg in ein fernes Land.
In die Schattenfelder Dianes.
Cyrill seufzte, doch er fasste dann einen Entschluss.
Was es auch auf sich hatte mit dem Greif, er war bestimmt nicht dazu berufen, hier als Gefangener zu weilen.
Und würde es auch sinnlos sein, so sollte doch ein Versuch nicht schaden, das Wesen mit seinen Kindeshänden an den schweren Fesseln zu befreien.
"Hab keine Angst, ich komme näher", sagte Cyrill, der aufstand und langsam auf das Wesen zulief.
Vorsichtig und mit Respekt, trat er auf den Greif zu und begutachtete seine Fesseln.
In seinem Beutel hatte Cyrill nicht viel dabei.
Ein Sack mit Sand/Erde, ein Messer, 5 Steine, etwas Flachs und natürlich das Silberwasser.
Aber was noch wichtiger war: Die Münze, die er um seinen Hals trug.

Natürlich bemerkte die andere Meerjungfrau die Verwunderung und sie schmunzelte.
"Es ist ein Zauber." flüsterte sie und blickte sich leicht um.
Hier in dieser Welt konnten die Königinnen bestimmen was für Fähigkeiten einer geschenkt bekam.
Unter den Wesen befanden sich auch Otopianer die ruhig in einen Laden hineinliefen.
"Willst du weiter so schwimmen oder doch wieder laufen?"
Man konnte nur in wenigen Sekunden wieder die Flosse verschwinden lassen und
die Beine wieder als Fortbewegungsmittel benutzen.



Gefangen zu sein, muss schon schrecklich sein, was?
Die Antwort war ein leichtes Nicken von der Seite des Greifs und gab ein Geräuch von sich.
Vielleicht war es ein Seufzen, aber das konnte man nur erahnen..
Als Cyrill sich nun erhob wurde er vorsichtig und begutachtete jedes seiner Schritte.
Hab keine Angst, ich komme näher
Der Otopianer trat aber plötzlich auf einen kleinen Ast und das Knacken durchbrach die Stille.
Sofort zeigte der Greif seine Flügel, weil er damit einen Angreifer Angst einjagen wollte.
Cyrill aber tat nichts was nach etwas Bösen aussah, sondern er musterte die Fesseln.
Nur wenige Sekunden dauerte der Schutzmechanismus und nun wartete der Greif wieder ab.

"Ruhig, ruhig", besänftigte Cyrill das Wesen in sanftem Ton.
Er hatte die Hand gehoben und blickte den Greifen abwartend an.
Das Tier wurde ruhiger und so auch Cyrill.
Als er dann die Ketten begutachtete, fand er einen Mechanismus, bei dem er dachte, dass es klappen könnte.
Cyrill versuchte dann die Fesseln zu öffnen.

Marjam nickte daraufhin.
"Ich würde gerne wieder laufen", sagte sie, da sie im schwimmen recht ungeübt war.
"Wie gefällt es euch in dieser Welt hier?
Seid ihr glücklcih?"