London » Café Starbucks

Es war um Mittag rum als sich die Restaurant und Cafés in England langsam füllten.
Schon seit einiger Zeit saß draußen im Freien Percival, welcher gelassen seinen Kaffee trank und nebenbei Zeitung las.
Wie immer wurde seine Erscheinung durch den geöffneten Tagespropheten bedeckt,
was manch vorbeilaufenden Person dazu brachte ihm einen Blick zu zuwerfen.
Ruhig zog er aus einem Etui sich eine Zigarette, um sich diese mit einen Feuerzeug danach sofort anzuzünden.
Manchmal musste man sich das auch gönnen, anstatt immer diese Nikotin pflaster!
Genussvoll schloss Percival seine Augen und neigte seinen Kopf etwas nach hinten.
Schließlich schaute er aufmerksam zu wie der Rauch nach oben hinweg verschwand.

Valentina, Esther und Giulia kamen in den Laden.
"Esther setz dich doch bitte schonmal hin, ja?" bat sie ihre Schwester.
"Ja, ich möchte einen Kakao" Esther lief auf die Sitzecke zu und setzte sich
lächelnd auf die Bank. Giulia wandte sich an Valentina.
"Wie die Prinzessin befielt" sagte sie lachend.

Valentina stimmte in das Lachen ein. ,,Oh ja. Die Kleine weiß genau,
was sie will. Passen Sie auf, sonst wird sie später noch zur Diva.'' sagte sie
grinsend. ,,Hach, ich kann mich nie entscheiden. Die Auswahl ist einfach
zu groß. Wissen Sie schon, was Sie nehmen?'' fragte Tina unentschlossen
mit einem sehnsuchtsvollen Blick auf die Getränkeliste. Ein Glück war das Cafe immer
wirklich gut besucht, sodass man genügend Zeit hatte um sich zu entscheiden.

"Zu spät, das ist sie leider schon" antwortete Giulia grinsend und schaute dann
von Esther zu Valentina. "Ich bin Giulia... Sie macht einen immer so... alt"
schulterzuckend lächelte sie Tina entgegen und überlegte dann. "Ich nehm den großen Macchiato
mit Vanille Flavour" erklärte sie dann.

Valentina lachte leise. ,,Natürlich. Noch ist man ja nicht 50.'' Tina's Erfahrungen
nach bestanden die meisten Frauen ab diesem Alter strengstens auf das 'Sie'.
Egal ob man sie gut kannte oder nicht. Schauerlich. Hoffentlich würde sie auch
nicht so eine werden. ,,Hm, gute Wahl. Aber ich glaub, ich nehm nen Frappucino
Caramel. Ist ja schließlich Sommer.''

Giulia nickte und schaute hinaus. "Naja, wenn man das hier in England überhaupt
Sommer nennen darf" sagte sie und schaute zu der Bedienung, die sie beide anlächelte.
Giulia bestellte den Macchiato, einen Kakao und einen Muffin für Esther.
Lächelnd schaute zu zu Valentina.

Auch Valentina gab ihre Bestellung auf und entschied sich spontan auch noch
für einen Muffin. Währenddessen ihre Getränke zubereitet wurden, führte Valentina
das Gespräch fort. ,,25 Grad reichen vollkommen und solange es nicht regnet
ist doch alles super. Vornehme Blässe ist wohl das Motto gesamt Groß Britanniens.''

"In Indien gilt diese Blässe sogar als modern und ich meine sogar, dass es
einen hohen Rang kennzeichnet. Oder?" Giulia war sich nicht ganz sicher und
beobachtete einen kurzen Moment die Leute hinter der Theke, wie sie umher wuselten
und die Getränke zubereiteten. "Ich würde gerne mal nach Indien, oder Asien allgemein, reisen"

Valentina war in diesem Gebiet so überhaupt nicht bewandert, doch sie konnte
sich das gut vorstellen. In einem solch sonnenreichen Land musste man sich ja
irgendwie von der Masse absetzen und das ging eben am leichtesten durch einen
besonders hellen Teint. ,,Gut möglich. Das war im Mittelalter in Europa ja nicht
anders.'' ,,Einen Kakao, Macciato und Muffin für Sie und einen Frappochino und
Muffin für Sie.'' sagte die Bedienung. Dankend nahm Valentina ihr Getränk und
den Muffin entgegen. ,,Naja, vielleicht schaffst du es einmal nach Indien zu reisen.
Das Leben ist ja noch lang, du hast bestimmt irgendwann mal die Möglichkeit
dazu.'' sagte Tina optimistisch. Man weiß schließlich nie, welche Gelegenheiten
sich noch ergeben würden.

Dankend nahm Giulia ihre Sachen entgegen und gemeinsam gingen die beiden
zu Esther, die schon ein wenig ungeduldig wurde. "Ja, vielleicht wenn ich Glück habe"
sagte sie und klang jedoch weniger optimistisch. Sie gab Esther den Kakao und den
Muffin und tat dann ein wenig Zucker in ihren Macchiato. "Aber Esther und ich
waren schonmal in Norwegen" erzählte sie und wieder begann Esther zu strahlen.
"Ja! Und da waren Rentiere vom Weihnachtsmann!"

Valentina bekam große Augen. ,,Norwegen? Und? Erzähl, wie war es da?'' fragte
sie sogleich und unterdrückte einen Schmunzler auf Esthers Antwort hin. ,,Hast
du auch den Weihnachtsmann gesehen oder nur seine Rentiere?'' Valentina selbst
war nicht oft auf reisen gewesen. Außer natürlich in Großbritannien, aber mehr
hatte ihr Budget nicht hergegeben.

"Nur seine Rentiere. Aber Mama hat gesagt, dass er sich auf Weihnachten vorbereiten muss
und dass er dann keine Zeit hat!" erzählte Esther aufgeregt.
Giulia trank von ihrem Macchiato, während Esther erzählte. "Die Leute sind wirklich sehr nett dort"
sagte Giulia. "Und Oslo ist eine wunderschöne Stadt"

Valentina bemerkte, dass Esther von ihrer Mutter sprach, also musste
sie zu diesem Zeitpunkt noch gelebt haben. Also konnte der Urlaub nicht
ganz so lange her sein, sonst würde Esther sich nicht so gut dran erinnern.
,,Hach, wie beneidenswert. Ich hätte auch gerne die Rentiere gesehen.
Ich hatte bisher noch nicht das Glück gehabt, nach Norwegen zu reisen.'' sagte
sie wehmütig und knabberte an ihrem Muffin. ,,War das nur eine Städtereise
oder seid ihr einmal durch das Land quer durch?'' fragte sie interessiert.

"Wir waren eine Woche in Oslo in einem Hotel" erklärte Giulia und schaute zu
Esther. "Unsere Eltern hatten dort einen Geschäftstermin und haben uns gleich
mitgenommen" Auch Esther hatte ihren Muffin genommen und versuchte Valentina nach
zu machen. Die junge Frau war schon fast eine Art Vorbild geworden. "Ich bin sicher, dass
du bald nach Norwegen kommen wirst"

,,Ah, verstehe.'' So geht das natürlich auch. Praktisch. Geschäftliches gleich
mit privatem zu verbinden. Wahrscheinlich auch die beste Entscheidung,
schließlich wäre Esther bestimmt nicht glücklich gewesen zu Hause bleiben
zu müssen. So weit von ihrer Mum entfernt. ,,Ach, naja, das denke ich eher
nicht. Dafür produziert das Internat, in dem ich arbeite, zu viel pflickbedürf-
tige Wäsche. Wenn ich da nur eine Woche frei nehmen würde, kämen meine
Kollegeninnen wohl an ihre Belastungsgrenze. Zudem verdient man sich dort
nicht gerade einen Ast ab.'' Schulterzuckend nahm sie einen Schluck von ihrem
Frappucino.