RE: Baumhaus am See - 2

Derek war jetzt so nah, dass sie seinen Geruch wahrnehmen konnte und sie sich an
einigen Stellen berührten. Einerseits doch etwas beunruhigend, andererseits aber auch
schön. Komischerweise. ,,Oder? Du weißt es nicht so genau? Und wer sind die McFaddens?
Sind sie ... unangenehm? Solche verzogenen Leute, wie es einige Slytherins sind?'' Evelyn
musst genauer nachfragen. Zum Einen, da sie keinen blassen Schimmer hatte, wer die
McFaddens waren und warum das eine schlechte Partie sein sollte. Zum Anderen, da sie
das wirklich interessierte. ,,Sind sie euch unangenehm? Also.. warum meiden sie den Kontakt?''

Derek stutzte. Sie kannte die McFaddens nicht?
"Sie sind reich, dumm, reinblütig und snobs" Derek überlegte einen Moment und nickte.
Ja das war passend. Derek ballte seine Hände und stand auf.
Er schob seine Hände in die Hosentasche und kickte die halbvolle Butterbierflasche vom Baumhaus.
"Ich bin mir sicher, dass er weiß wer am Tod meiner Mutter verantwortlich ist... vielleicht
war er es sogar selbst. Wäre nicht das erste Mal, dass seine Frau plötzlich stirbt"
Dereks Stimme war voller Abscheu und am liebsten hätte er noch eine Flasche vom Baum getreten.
Jedoch zügelte er sich und atmtete tief durch. "Tut mir Leid" sagte er und drehte sich zu Evelyn um.

Mitleidig betrachtete Evelyn den Hufflepuff, welcher voller Abscheu über die McFaddens
sprach. Nein, Mitleid wollte er bestimmt nicht haben, doch sie konnte nicht anders, als
so zu empfinden. Zögernd stand sie auf, wohl bedacht nicht herunter zu fallen oder irgend-
wo auszurutschen und ging zu Derek. Gerade als er sich umdrehte umarmte sie ihn. Sie
wusste selbst nicht warum. Es war einfach nur ein Reflex. Früher, als sie manchmal sauer
gewesen ist, hatte ihr Bruder sie einfach in den Arm genommen und schon hatte sie sich
wieder besser gefühlt. Vielleicht würde das bei Derek auch funktionieren. ,,Rede nicht so.
Ich kenne sie nicht und du hast deine Gründe, doch durchs Fluchen und Sauer sein wird
es leider nicht besser.'' sagte sie sanft und schaute zu ihm hinauf.

Derek zuckte wegen der plötzlichen Umarmung zusammen.
Das war etwas neues für Derek, da er kaum in seinem Leben wirklich in den Arm genommen
wurde. Doch es fühlte sich gut an, also legte auch er vorsichtig die Arme um Evelyn.
"Da hast du Recht, aber es kann befreiend sein, wenn man seinen Gefühlen freihen Lauf lässt"
flüsterte er. Er sog ihren Duft ein und schloss einen Moment die Augen.
Er erinnerte sich an das Gespräch mit Mai-Lin und versank in Gedanken.
Derek stellte sich in diesem Moment tausende Fragen, doch er wusste,
dass er keine davon stellen würde. Das wäre zum einen zu primitiv und zum anderen nicht angebracht.
"Du hast Geschwister gesagt. Hast du noch mehr außer Summer?"

Evelyn nickte. ,,Aber nicht so oft, sonst könnte man denken du bestehst nur aus
Hass und Wut. Doch das bist du nicht.'' Eine Weile standen sie so da. Eng aneinander.
Jeder in den Gedanken versunken. Schweigend, harmonisch. Bis Derek das Schweigen
brach, aber zum Glück nicht die Umarmung löste. ,,Ja, ich hab einen großen Bruder.
Joshua. Ich habe ihn aber lange schon nicht mehr gesehen. Wahrscheinlich reist er durch
die Weltgeschichte. Wie stehts mit dir, siehst du deine Geschwister oft?'' stellte sie sogleich
eine Gegenfrage.

Derek betrachtete sie, während sie redete. Ihre Augen, ihren Mund...
"Ich wohne mit meinem Bruder zusammen" antwortete er.
"In Wales. Meine beiden Schwestern sind ausgezogen. Die eine zu einem reichen Kerl wo sie arbeitet,
die andere kommt schon irgendwie klar" erklärte er, doch er wandte den Blick nicht ab.
Vorsichtig strich Derek Evelyn eine Locke aus dem Gesicht und lächelte.
Er hatte Angst, dass das ganze ein Traum war und er bald aufwachen würde.
Dass Evelyn auf einmal weg sein würde und er alleine hier stehen würde.
Nun suchte eine andere Angst ihn heim. Was wäre, wenn sie ihn besser kennenlernen würde?
Er war bestimmt nicht der Schwiegersohn, den sich eine fürsorgliche Mutter wünschte.
Ein Kerl mit Tattoos und exessiver Vergangenheit und aussichtsloser Zukunft.
"Eve... ich" flüsterte er und stockte. "Ich bin vielleicht nicht der... ich bin vielleicht nicht so wie
du es dir wünschst oder wie du es erwartest" Zweifel kamen in Derek auf.
"Eve ich möchte ehrlich zu dir sein" er strich ihr über die Wange. "Ich habe Vorstrafen, ich deale gelegentlich
und ich bin garantiert kein keuscher Priester" Er betrachtete Eve und wartete auf ihre Reaktion.
"Und da gibt es auch nichts, was ich versuchen könnte schön zu reden"

Evelyn zog eine Augenbraue hoch, als Derek auf einmal so zweifelnd und unsicher wurde.
Eine Seite von ihm, die wirklich selten zu sehen war. Schmunzelnd sah sie zur Seite,
wandte ihren Kopf ihm jedoch gleich wieder zu. Kopfschüttelnd schaute sie ihm in die Augen.
Wie schön sie doch waren. ,,Derek, auch wenn du Fehler, Ecken und Kanten hast, auf die
du nicht gerade stolz bist, macht dich das nicht zu einem schlechten Menschen. Wieso ...
zweifelst du? Wenn ich dich für gemeingefährlich, brutal oder sonst was gehalten hätte,
wäre ich dir immer aus dem Weg gegangen. Nicht nur die Taten eines Menschen sind wichtig,
sondern viel mehr der Charakter und die Gefühle.''sagte sie lächelnd.

Derek war erleichtert, dass sie sich nicht sofort abgewandt hatte und schnurstracks
nach Hogwarts zurück gelaufen war. "Ich zweifel, weil ich mir nicht sicher bin, ob ich gut für dich bin"
leicht zuckte er die Schultern, zog Evelyn dann jedoch enger an sich heran.
Gerade war es noch Nachmittag gewesen, doch langsam aber stetig ging die Sonne unter
und tauchte den Himmel in verschiedene rot und orange Töne.
Derek wusste nicht, wann Evelyn wieder nach Hogwarts wollte, er würde am liebsten
hier bleiben. "Ich bin abhängig von Zigaretten" Derek strich ihr mit dem Finger über die Wange und
lächelte leicht. "Ich habe kein Geld" sagte er wieder und legte leicht den Kopf schief.
"Ich könnte dir nichts bieten" erkannte Derek, berührte Evelyns Hals und hielt dann inne.
Dereks Herzschlag hatte sich beschleunigt. "Aber..." begann er und hoffte, sie würde seine Nervosität
nicht bemerken. "...Ich liebe dich und möchte mit dir zusammen sein"

[wie süüüß]

Evelyn verschlug es den Atem und sie wurde knall rot. Ihre Wangen brannten, ihre
Gedanken rasten und ihr Magen fuhr gerade Achterbahn. Er.. hat gerade was? Er..?
,,Ich ... Derek.'' brachte sie unterdrückt hervor, wobei sich eine Träne verflüchtigte.
Nein, das waren keine Tränen der Trauer, sondern vor Rührung und Freude. Eve
konnte sich gar nicht dran erinnern, jemals solch ein tiefes Glücksgefühl empfunden
zu haben. ,,Ich ... liebe dich auch.'' sagte sie auf ihre sanfte, schüchterne Art.
Die Sonne hüllte sie in ein orange-rotes Kleid. Ließ die Haut erstrahlen, als wäre sie
aus Feuer. Und genauso fühlte sich Evelyn. Warm, aber auf eine schöne Art und Weise.
Lächelnd drückte sie ihm einen Kuss auf die Lippen. Erst zaghaft, dann schon etwas
fester.

Derek war erleichtert und schloss die Augen, als sie ihn küsste.
Das war tausend Mal besser als drei Konzerte hintereinander! Das war
zumindest Dereks Auffassung. Aber wie wäre es wenn Evelyn irgendwann mal
bei einem Konzert Marathon dabei wäre?
"Das wäre abgefahren" flüsterte er und schaute Evelyn erschrocken an, als er merkte,
dass er laut gedacht hatte. Leise lachte er und legte Evelyns Hände um seinen Hals,
damit sie noch näher aneinander stehen konnten. "Können wir öfters ein Geschichtsprojekt machen?"

Verwirrt zog Evelyn die Stirn kraus. Häh? Leise lachend küsste sie ihn wieder auf die
Wange. ,,Ich fürchte, in nächster Zeit müssen wir ständig solche Projekte in Angriff
nehmen.'' sagte sie grinsend und die Sonne tauchte Derek in ein helles violett.magenta.
,,So oft wie du willst. Aber ..'' Evelyn geriet ein wenig ins Stocken. Jetzt war sie es, die
Zweifel bekam ,,läuft du denn nicht Gefahr deinen Ruf zu zerstören. Dann bist du nicht
mehr 'Derek der Rebell' sondern 'Derek das Schmusekätzchen'.'' Bei dieser Vorstellung
musste Evelyn lachen. Aber wer weiß, vielleicht kann es ja so kommen. In diesem Fall
würde sie dann für Derek nicht gut sein.

"Und wenn ich Derek das Opfer wäre" lachte er und schüttelte nun über
Eves Zweifel den Kopf. "Mein Ruf ist mir egal. Ich lege da keinen Wert drauf"
Lächelnd nahm er eine Locke zwischen seine Finger und spielte ein wenig mit ihr rum.
Er zog sie lang und ließ sie dann wieder hochspringen. Immer mal wieder wiederholte
er das und grinste dabei leicht. "Sind die auch lockig, wenn die nass sind?" fragte er.
Plötzlich schnappte er empört nach Luft, konnte ein breites Grinsen jedoch nicht unterdrücken.
"Oder schläfst du mit Lockenwicklern?"

Auch Evelyn musste lachen. Mit Lockenwicklern schlafen? Sieht bestimmt köstlich aus,
aber in der Nacht wohl nicht gerade angenehm. ,,Nein, ich schlafe nicht mit Lockenwicklern
im Haar. So sind eben meine Haare. Wenn sie klitsch nass sind, werden sie glatt. Aber sobald
sie etwas trocknen springen sie in ihre Form zurück.'' sagte sie schulterzuckend. ,,Deine
Haare sind so schön glatt, ich würde gerne tauschen.'' Etwas wehmütig schaute sie zu
ihm nach oben. Er konnte es sich bestimmt nicht vorstellen, wie viele Nerven solche Locken
einem kosten. Jeden Tag, jeden Morgen.

[oooh ja das kosten sie xD]

Derek schaute zu ihr runter und lächelte leicht.
"Du hast ja keine Ahnung" sagte er und stupste seine Nase gegen ihre.
"Meine Schwester haben mir mal meine Haare eingeflechtet" erzählte er und lachte.
"Einmal haben sie mir die Haare geglättet... warum auch immer. Vielleicht
waren sie nicht glatt genug" Derek schloss einen Moment die Augen und erinnerte
sich zurück. "Jetzt reicht nur eine Bürste und ganz viel Haarspray" beichtete er.
Der Himmel verdunkelte sich stetig und bald konnte man die ersten Sterne am Himmel sehen.
Es wurde kühler und der Wind strich durch die Baumkronen um sie herum.
Derek schaute zu dem See und betrachtete die Lichter der Villa.
"Ist dir kalt?" fragte er und schaute wieder zu ihr.

[oh ja x.x]

Bei diesem Gedanken musste Eve wieder lachen. ,,Das sah bestimmt total niedlich aus.
Darf ich das bei dir auch mal machen? Nur um zu sehen, ob es dir steht, natürlich.''
Falls es jedoch dazu kommen könnte, würde sie trotzdem ein Foto davon machen.
Eigentlich wollte Evelyn verneinen, doch sie musste überrascht feststellen, dass sich
an ihren Oberarmen schon die Härchen aufgestellt hatten. Folglich war ihr kalt, doch
davon spürte sie eigentlich nichts. ,,Äh, naja, anscheinend schon.'' sagte sie mit einem
Blick auf ihre Arme und löste sich nur widerwillig von Derek. Jetzt wusste sie, was mit
'aneinander kleben' gemeint war.