Schottland » Baumhaus am See

Ein großer, alter Baum mit einem dicken Stand wuchs nicht weit vom See entfernt.
In seiner großen Baumkrone hatten einst ein paar junge junge Zauberer ein schönes
Baumhaus gebaut. Für Muggel war es ein einfacher Haufen Bretter in einer Baumkrone aus
dicken Ästen und dichten Blättern. Doch es war ein besonderes Baumhaus, denn es war von innen
größer als es von außen den anschein machte. Die jungen Zauberer wurden erwachsen und
das Baumhaus wurde vergessen. Doch viele Generationen fanden das Baumhaus, bauten es
weiter. Andere zerstörten es, andere bauten es wieder auf. Das alte Baumhaus beherbergte unzählige
Geschichten, die nie jemand hören würde. Liebesgeschichten, Geschichten über Freundschaft oder Hass.

Derek und Evelyn erschienen an dem See und lächelnd schaute Derek sich um.
Er nahm den Ring von seinen Fingern und steckte ihn in seine Hosentasche.
Neugierig schaute er zu Eve, um zu sehen, wie sie reagierte.
Vor ihnen lag der große See und hinter ihnen ein großer Baum mit einem dicken Stamm.
"Komm" sagte er und ging auf den Baum zu. Er sprang an einem Ast hoch, hielt sich mit
einem Arm fest und zog sich mit dem anderen Arm an einem anderen dicken Ast hoch.
Derek streckte seinen Arm aus, zog an einem Seil und landete wieder auf dem Boden.
Eine Strickleiter fiel hinunter an der man hinauf auf in das Baumhaus gelangte.
"Ladys first"

[Woha, wie genial =O]

Völlig platt sah Evelyn auf den See. Zuerst konnte sie sich gar nicht erklären, wie sie an diesen wunderschönen
Ort gelangt war. Gerade eben waren sie doch noch in Hogwarts gewesen und jetzt, hier. ,,So wunderschön.'' waren
ihre ersten Worte. Flüsternd. Eher aus eigenem Antrieb gesagt, als von Eve beabsichtigt, doch umso treffender.
Fasziniert betrachtete sie die sanften Wellen und die Spiegelungen auf der Wasseroberfläche. Zog sich Derek hierher
zurück, wenn ihm alles über den Kopf zu wachsen schien? Durch Derek's ''Komm'' wurde Evelyn aus ihrer Trance gerissen
und drehte sich um. Ehrfurchtsvoll schaute sie zu dem Baum hinauf, welcher ein Baumhaus beherbergte. Staunend
betrachtete Eve die dicken Äste, den Stamm und, noch viel interessierter, Derek's galante Bewegungen, als er die Strickleiter
vom Baum herunter hohlte. Schier mühelos zog er sich am Ast hoch. Allein bei dem Gedanken bekam Evelyn schon Muskelkater.
,,Danke.'' sagte sie lächelnd und erklomm Sprosse pro Sprosse. Schritt für Schritt dem Himmel entgegen. Der Freiheit etwas
näher. Der Wind trieb ihr die Haare ins Gesicht und oben Angekommen hatte sie einen wundervollen Ausblick auf den See,
welcher sich vor ihr erstreckte. ,,Derek, das ist wirklich atemberaubend.'' Ungeachtet der Höhe stellte sie sich auf einen
Ast und genoss den Anblick, welcher ihr sich darbot.

Derek folgte ihr und erklomm mühelos die Strickleiter. Er zog sich auf eine Art Veranda
und schob dann eine alte Decke zur Seite, die eine Art Tür war.
Bevor er jedoch das Baumhaus betrat schaute er zu Evelyn. Er ließ die Decke wieder los und
ging zu ihr. "Das ist mein Lieblingsort" verriet er ihr und betrachtete sie.
Dann jedoch verschwand er in dem Baumhaus und schaute sich um. Manche hatten sich mit
schlauen Sprüchen wie 'Ich war hier' mit Edding in Brettern verewigt.
Das Baumhaus war so gut wie leer. Nur eine alte Matraze lag auf dem Boden und mehrere
leere Obstkisten und Getränkekisten dienten als Sitzvorrichtung.
Derek legte seinen Rucksack ab und öffnete ihn. Er holte zwei Bitterbierflaschen hervor und
ging wieder hinaus zu Evelyn. "Möchtest du?" fragte er und reichte ihr eine Flasche.

Nickend bestätigte Evelyn Derek's Aussage. Ja, sie konnte sich gut vorstellen,
dass dies sein Lieblingsort war. Verlassen. Ungestört. Einzigartig. Lächelnd
nahm sie die Flasche entgegen. ,,Danke.'' Nach einem Schluck setzte sie sich
auf den Ast, ohne jedoch allzu sehr auf die Höhe zu achten. ,,Das ist wirklich
so schön hier. Bist du hier, wenn du in Hogwarts nicht zu finden bist? Wenn du
... mal entspannen willst?'' fragte Evelyn vorsichtig. Dieser Ort wirkte so
harmonisch und friedlich, als könnte ihn nichts und niemand erschüttern.

Auch Derek setzte sich und ließ die Beine baumeln.
"Hm manchmal" antwortete er und grinste leicht. "Ich bin meistens nicht alleine hier" erklärte
er und schaute hinaus auf den See. Man konnte die leichten Wellen des Sees leise plätschern hören.
"Siehst du da hinten das große Haus?" Derek streckte den Arm aus und deutete auf ein
Anwesen, das auf der anderen Seite des Sees lag. Man konnte auch ein Steg mit Boot erkennen
und einem großen Grundstück. "Da würde ich gerne wohnen" verriet er. "Ungestört feiern
und nachts baden gehen" einen Moment schaute er zu Evelyn.

Evelyn kniff leicht die Augen zusammen um das Anwesen besser sehen zu können.
Wer dort wohl wohnte? Und ob er diese Ungestörtheit wohl genauso genoss, wie
sie gerade? Bei der Vorstellung nachts baden zu gehen, grinste Evelyn leicht.
Begleitet jedoch von einem bitteren Beigeschmack. Schwimmen gehen war immer
noch so eine Sache. ,,Was reizt dich an diesem Anwesen mehr? Die Lage oder das
Gebäude an sich? Große Villen können ganz schon einsam sein. Oder auch noch
schlecht eingerichtet. Die Umgebung ist hier die Gleiche, nur zeigt die Familie dort
drüben, wie reich sie doch ist. Und Geld ist nicht gleich Glück. Sie könnten unaussteh-
liche Personen sein. So wie die Charlotte zum Beispiel.'' sagte sie gelassen.
Hin und wieder nahm sie einen Schluck vom Butterbier und sah zu Derek hinüber.

Derek lauschte ihren Worten und nickte zustimmend.
"Mag sein, dass sie unausstehlich sind" bemerkte er und legte sich auf den Rücken.
Die Beine ließ er baumeln. "Aber mit den richtigen Leuten würde es sich in einer Villa richtig
gut leben" Derek klang überzeugt. "Aber wer würde Straßenköter schon eine
Villa verkaufen?" fragte er, klang jedoch nicht gekränkt. Eher belustigt.
"Ganz abgesehen davon ist es eh eine Utopie" Derek betrachtete den Himmel und die Wolken.
Hoffentlich würde es nicht regnen und hoffentlich würde keiner seiner Kumpels vorbei kommen.
"Es sei denn..." Derek schaute zu Evelyn. "Man ist ein reicher Straßenköter" Derek hatte
eigentlich etwas anderes sagen wollen, doch er ließ es lieber bleiben.
Sonst geriet er wahrscheinlich in Erklärungsnot.

Nachdenklich schaute sie zu dem Anwesen hinüber und dachte kurz über
die Worte des Hufflepuffs nach. ,,Naja, wenn der Straßenkörter sich mal
in Schale werfen würde und glaubwürdig überzeugt, würde kein Makler
nein sagen. Der will doch auch nur sein Geld, von wem ist ihm egal.''
Evelyn zuckte mit den Schultern. Geld regiert die Welt, wie es so schön
heißt. Hast du Geld, so hast du Macht. Milde Lächelt Eve. So recht
wusste sie nicht, wie sie seinen Kommentar werten sollte. ,,Reich an
Fantasie und Gefühl oder reich an materiellen Dingen?'' fragte sie daher.

Derek setzte sich nachdenklich auf. Materiell oder Fantasie? Liebe oder Geld? Gefühle oder Macht?
"Ich weiß es nicht" antwortete Derek und holte ein Zigarette heraus.
Gedanken verloren schaute er zu dem Anwesen und blies den Rauch in die Luft.
Ob die da hinten glücklich waren? Ob er in einem Anwesen hätte leben können, wenn
sein Vater ihn anerkannt hätte? Derek schüttelte den Kopf und verwarf den Gedanken.
"Erzähl mir etwas von dir, Eve" bat Derek und setzte sich im Schneidersitz zu ihr.
"Wo bist du aufgewachsen und so?"

Musternd betrachtete Evelyn ihn und versuchte herauszufinden woran er gerade
dachte. Mit mehr oder minder großem Erfolg. Sie wusste nur, dass er das Thema
wechseln wollte, also waren es wohl keine allzu schönen Gedanken, denen er gerade
nach hing. ,,Ich, ähm. Naja, also aufgewachsen bin ich hier in England. In einem
einfachem Haus, in der Nähe des Sees. In dem .. du weißt ja.'' Evelyn stockte kurz,
riss sich aber zusammen. ,,Also nichts spannendes eben. Normale Zaubererfamilie.
Normales englisches Leben.'' Mehr wusste sie jetzt nicht zu sagen. Nein, nicht ganz.
Mehr konnte sie momentan nicht sagen. Alles was nach Summer's Tod kam, fiel ihr schwer preis zu
geben.

Derek lauschte und stutzte verwundert, als sie so schnell fertig war.
"Das wars?" fragte er. "Kein Urlaub? Keine schönen Erinnerungen?"
Leicht legte er den Kopf schief und musterte sie. "Ich bin in Deutschland geboren,
irgendwann nach Wales gezogen und nach Hogwarts gegangen" erzählte er kurz.
"Mit meinen Geschwistern" fügte er dann hinzu.

Betroffen senkte Evelyn ihren Kopf. Schöne Erinnerungen. Ja, welche schönen
Erinnerungen hatte sie denn? ,,Achso. Äh, hauptsächlich waren wir am See baden
oder im Wald verstecken spielen und so. Urlaub haben meine Eltern nur selten
bekommen, also habe ich die meiste Zeit mit meinen Geschwistern verbracht.''
Neugierig hörte sie Derek zu, wie er etwas von sich erzählte. Seine Lebensge-
schichte hörte sich schon viel spannender an, als die ihre. ,,Aus Deutschland?
Und wieso bist du hier her gekommen und nicht dort geblieben?'' fragte sie neu-
gierig. Deutschland. Wie es dort wohl aussehen mag? Genauso wie hier? So ver-
regnet und moorig? Es muss wohl ein guter Grund gewesen sein, wenn eine ganze
Familie mit mehreren Kindern auswandert.

Derek lächelte, als sie von ihren Geschwistern redete. Thomas hatte damals
kaum Zeit für ihn gehabt und seine Schwestern waren eh in ihrer eigenen Barbie Welt.
"Wir sind einfach damals umgezogen. Mein Vate- Stiefvat- oder... wer auch immer er war, ist dort geblieben"
Derek schaute wieder zu der Villa. "Wir sind alleine rüber mit meiner Mom und dann..."
Derek hielt inne und seufzte. "Kam sie irgendwann nie wieder"
Er betrachtete die Schwalbe auf seinem Unterarm und strich darüber.
Sicher war sie jetzt an einem besseren Ort, wo die McFaddens ihr nichts
mehr anhaben konnten. Stehts wachte sie über ihn und seine Geschwister und passte
auf, dass ihnen nichts passierte.

Nachdenklich zog Evelyn die Stirn kraus. Oh man. Wechselnde Väter sind wohl auch
nicht so prickelnd. ,,Und ... hattest du dann keine Verwandten mehr. Also, außer
deinen Geschwistern?'' fragte sie vorsichtig, korrigierte sich jedoch sofort. Das war
einfach zu privat. ,,Oh, Sorry, nein, du brauchst nicht zu antworten. Das war ... dumm.''
Innerlich klatschte sich Evelyn an die Stirn. Mensch, da war Derek mal nicht so komisch
drauf wie so oft und nun vermasselst du das Ganze mal wieder. Toll, wirklich toll.

Derek lachte leise. "Es gibt keine dummen Fragen" antwortete er.
"Aber ich verrate dir ein Geheimnis" Derek rutschte etwas näher und lächelte leicht.
"Ich habe noch Verwandte außer meinen Geschwistern. Sie leben entweder in Amerika
und kennen uns nicht, wissen nicht einmal, dass wir existieren oder sie sind McFaddens"
Er wartete nun ab. Wie würde sie reagieren? Ihm glauben? Oder für verrückt erklären?
Wahrscheinlich würde er es selbst nicht glauben, wenn er es nicht besser wüsste.
"Beides nicht sehr schön. Also haben wir mit keinem außer mit uns selbst etwas zu tun"