England » Zuhause der Andrews

Langweilig!
Das war das einzige Wort mit dem man den heutigen Tag beschreiben konnte.
Nun lag Rothaarige schon seit etwa einer halben Stunde sinnlos in ihrem, zugegeben recht kleinen, Garten und starrte Löcher in den Himmel.
Aber was sollte sie denn auch tun?
Chris war arbeiten, Michel auf der Uni, Marc bei seinen Freunden, und James schrieb gerade irgend so einen Brief für eine anscheinend existierende Freundin.
Wieso nur anscheinend? Weil James bisher noch nie eine Freundin gehabt hatte.
Geschweige denn eine, der er Briefe schrieb, und die auch noch süß sein sollte.
Eileen Walker oder so hieß sie, wenn man Jenny fragte, ein recht durchschnittlicher Name.
Aber das sagte gerade sie, Miss Jenny-ist-ja-wohl-der-langweiligste-Name-ever!
Obwohl, sie sollte sich wohl am besten nicht beschweren, es gab schlimmeres.
Die Rothaarige seufzte und drehte den Kopf ein wenig, so dass sie nun geradewegs auf die gelbe Fassade ihrer Hauses sah.
Ihr Haus war ziemlich groß, was allerdings auch zu verstehen war, immerhin wohnten sie dort zu sieben.
Jenny seufzte erneut und schloss langsam ihrer Augen, und es dauerte nicht lange, bis sie fast eingeschlafen war.
Dann jedoch, ohne Vorwarnung, riss sie plötzlich jemand hoch und wirbelte sie durch die Luft.
Bei einem Blick nach unten erkannte sie, dass es sich um James handelte, welcher ein Verdächtig aussehendes Blatt Papier in den Händen hielt.
Oder war es doch ein Brief? Jedenfalls war so ein seltsamer roter Fleck darauf.
Jenny lachte laut, als ihr Bruder sie wieder runterließ, dass jedoch nur, um sie ein wenig zu kitzeln, und ihr den, ja, es war ein Brief, hinzuhalten.
Als die Rothaarige nun einen genaueren Blick darauf warf, erkannte sie ihn säuberlicher Schrift den Namen Jenny Andrew.
,,Warte ... Warte ... Das ..."
Sie ... sie wurde an Hogwarts angenommen?
Ist es nötig zu erwähnen, dass der folgende Tag nicht mehr auch nur annähernd so langweilig war.
Eher bestand er aus viel Geschrei und noch mehr Umarmungen.


[That awakeward Moment, wenn du den Post eig bloß einspeichern wolltest, unabsichtlich auf senden gedrückt hast, und der Post jetzt schon da steht ... Naja, ist eigentlich erst für den 1. oder 2. gedacht ...]

Eileen hatte sich in den Ferien urplötzlich dafür entschieden, ihren Freund zu besuchen.
Es war wirklich sehr plötzlich gekommen, da sie eher von zu Hause abgehauen war, als
dass es in irgendeiner Weise geplant gewesen war. Deshalb stand sie jetzt auch ziemlich
durch den Wind und ohne jegliche Ankündigung vor dem Haus der Andrews und traute sich
nicht zu klingeln. Sie hatte von zu Hause weggemusst. Von der leeren Wohnung und vor
allem von ihrem Vater. Sie kam einfach nicht mit ihm zurecht. Deshalb stand sie jetzt hier.
Natürlich hatte auch das Argument gezählt, dass sie James vermisste, aber ihr Vater hatte
sie erst sich hierhin bewegen lassen.
Unsicher legte sie dann doch einen Finger auf den Knopf der Klingel und drückte ihn kurz
einmal herunter. Sie konnte nur hoffen, dass James da war. Jemand anderen wollte sie jetzt
nicht unbedingt treffen.

Ein paar Sekunden nachdem Eileen geklingelt hatte, wurde die Tür geöffnet.
Dort, im Türrahmen, stand eine recht misstrauisch dreinblickende Jenny, welche heute eigentlich recht unweiblich gekleidet war.
Ein Kappi von der Marke Okapi, eine College-Jacke, und ein Shirt mit dem Namen irgendeiner Band darauf.
Nachdem sie Eileen kurz gemustert hatte, bildete sich ein leichtes Lächeln auf ihren Lippen und sie fragte:
,,Hey, wer ... bist du?"
Es war eigentlich nur freundlich gemeint, auch wenn man es vielleicht anders aufnehmen konnte.
Sie vermutete ja, dass es vielleicht vom Aussehen her James Freundin sein könnte, was sie allerdings stark bezweifelte, da sie ja immer noch nicht an deren Existenz glaubte.
Während sie auf eine Antwort von Eileen wartete, tauchte hinter ihr James auf, welcher sie beiseite zog, ehe er den Kopf aus der Tür streckte.
,,Hall- ... Oh, Eli!
Jenny, dass ist Eileen Walker, meine Freundin.
Und wie du siehst, existiert sie doch!"
Er grinste sie kurz selbstgefällig an, ehe er Eli zuzwinkerte und sie zögernd auf die Wange küsste.

Eileen war verwirrt, als plötzlich ein..doch, es war ein Mädchen...also, ein
Mädchen vor ihr stand. Sie hatte sie zunächstn icht als solches erkannt,
da die Kleidung das Geschlecht nicht sofort verriet. Ein unsicheres, eher
einfach nur höflich gemeintes Lächeln setzte sich auf Eileens Gesicht, da ihr
gerade sowieso eher zum Heulen zumute war, und sie wollte gerade auf die
Frage des Mädchens, das höchstwahrscheinlich James' kleine Schwester
Jenny war, antworten, da kam zum Glück James. Eileen war total erleichtert
über seinen Anblick und ihr Lächeln wurde ein kleines bisschen echter, als er
sie begrüßte. Doch leider redete er gleich wieder mit seiner Schwester, um ihr
etwas selbstgefällig zu erklären, dass Eileen seine Freundin war und..was?
Dass sie doch existierte? Interessante Themen hatten die zwei Geschwister
da...
Doch Eileen konnte gar nicht weiter darüber nachdenken, denn schon zwinkerte
James ihr zu und küsste sie auf die Wange, was sie etwas rot werden ließ. Vor
anderen Leuten war ihr das immer noch etwas peinlich, auch wenn sie sich gleich
sehr viel besser fühlte durch diese Geste.
Sie lächelte James kurz zu, ehe sie sich an Jenny wandte. "Du bist also Jenny.
James hat mir von dir erzählt.", erklärte sie freundlich, auch wenn es ihr immer
noch nicht so gut ging.

Jenny verzog kurz das Gesicht, als James seine ... Freundin küsste.
Bah, wie sich das anhörte, und wie es erst aussah, wenn James mit jemandem zusammen war.
Eileen schien ja nett zu sein und auch hübsch, aber trotzdem ...
Ihr allzu spießiger Bruder James hatte eine hübsche Freundin!
Wäre sie jetzt nicht selbst hier, würde sie das wohl kaum glauben ...
Dennoch lächelte sie weiterhin und reichte Eileen ihre Hand.
,,Schön dich kennen zu lernen, Eileen.
James hat uns von dir erzählt, und seine Beschreibungen waren kein bisschen falsch.
Du bist echt hübsch und nett und so ..."
Dafür war James ihr noch etwas schuldig.
Denn normalerweise würde er ihr niemals so etwas erzählen, aber sie hatte das Gefühl, als würde es Eileen gefallen ...
Noch bevor sie etwas weites sagen konnte, nahm James ihr ihr Kappi ab, warf es die Treppe hoch, und sagte:
,,Es wäre nett, wenn du uns jetzt alleine lassen würdest, Jenny ..."
Kaum nötig zu sagen, dass James rot geworden war.
Jenny lief augenblicklich hinüber zur Treppe, um ihr Kappi wiederzuholen und aufzusetzen.
Dann streckte sie James noch einmal die Zunge raus, zwinkerte Eileen zu, und verschwand schließlich die Treppe hoch.

Eileen entging es nicht, dass Jenny das Gesicht verzog, als James sie küsste.
Lächelnd nahm sie Jennys Hand und schüttelte sie, während sie fragend eine
Augenbraue hochzog, als James' kleine Schwester meinte, dass seine Beschrei-
bungen doch richtig gewesen wären. Hatte Jenny das etwa nicht glauben
wollen? War das bei Brüdern und Schwestern so? Da Eileen nur eine ältere
Schwester hatte, hatte sie bei so was keine Ahnung, doch sie vermutete mal,
dass dem so war. Es war ihr etwas peinlich, dass James sie doch wirklich als
hübsch und nett bezeichnet hatte und wäre sie nicht sowieso schon rot gewesen,
wäre sie das jetzt bestimmt geworden.
Dem Gespräch wurde durch James ein jähes Ende bereitet, da er einfach mal
Jenny die Kappe wegnahm und sie die Treppe hochwarf. Stirnrunzelnd sah Eileen
bei dem Schauspiel zwischen Bruder und Schwester zu und genoss es einfach,
nicht zu Hause zu sein und einer normalen Familie bei ihren Alltagsstreitigkeiten
zuzuschauen.
Als Jenny verschwunden war, wandte sich Eileen James wieder zu und lächelte
leicht. "Tut mir leid, dass ich so ohne Ankündigung gekommen bin...", murmelte
sie verlegen.

James kratzte sich kurz verlegen am Hinterkopf, ehe er Eileen anlächelte.
,,Ach, macht doch nichts!
Komm doch erst einmal rein!
Aber, ich muss dich warnen, ist nicht sehr aufgeräumt ..."
Während er Eileen vorsichtig an der Hand nahm und rein zog, kam Michel die Treppe herunter und beäugte Eileen kurz grinsend.
Er nickte denn beiden zu, ehe er in der Küche verschwand.
,,Ja, und hier werden oft neugierige Geschwister vorbei laufen ..."
Er wurde wieder leicht rot, und ging zu der Treppe hinüber, wo Jenny eben noch nach oben hin verschwunden war.
,,Wenn du willst können wir in mein Zimmer gehen ..."

Eileen ging leicht lächelnd James hinterher ins Haus und sah sich um, ehe ihr
Blick dann an einem Typen hängen blieb, der die Treppe herabkam. Sie lächelte
ihm unsicher zu und nickte dann James zu, als der meinte, dass sie doch in sein
Zimmer könnten. Das würde vermutlich noch seltsamer werden, als damals das
Vertrauensschülerbad, aber wenigstens wären sie dann allein. Hoffte sie zumindest.
Sie war sich nicht sicher, ob sie unbedingt mit James über ihren Vater reden wollte,
aber allein seine Nähe machte alles schon gleich viel besser.

James lächelte Eileen zögernd an, ehe er voran die Treppe hochging.
Dann noch eine Treppe, und noch eine.
Sein Zimmer war tatsächlich dass war am weitesten oben war, dafür aber auch das größte.
Er öffnete die Tür, nachdem er kurz etwas fester dagegen gedrückt hatte, und ging hinein.
Dann sah er Eileen abwartend an, darauf gespannt, was ihre Meinung zu seinem Zimmer war.
Hier war es eigentlich schon ziemlich gut aufgeräumt, denn er mochte es nicht, wenn sein Zimmer unordentlich war.
Es lagen bloß ein paar Spiele hier, die seine Schwester sich eigentlich noch hatte abholen wollen.

Eileen war ziemlich erstaunt, wie viele Treppen sie doch steigen mussten, bis sie dann doch
endlich scheinbar bei James' Zimmer angekommen waren. Leicht unsicher trat sie ein. Sie
wusste schließlich nicht, was sie hier erwarten würde. Es war ein recht großes Zimmer und
auch wirklich gut aufgeräumt, so weiter Eileen das erkennen konnte. Aber wirklich etwas
anderes hatte sie auch gar nicht von James erwartet. Da war sie selbst schon etwas
chaotischer. Was sie auch häufiger mit ihrem Vater aneinander geraten ließ.
"C'est une jolie chambre.", meinte sie lächelnd und sah sich weiterhin um. Sie hoffte, dass sie
nicht erklären musste, warum sie einfach vorbeigekommen war.

,,Danke!", antwortete James, welcher, Gott sei Dank, etwas französisch konnte.
Er ging zu seinem Bett hinüber und ließ sich darauf allen, wobei er Eileen dabei genau im Auge behielt.
Er war sich nicht sicher, ob er sie nach dem Grund ihres Besuches fragen sollte, oder nicht.
Interessieren würde es ihn schon, aber Eli war ja immer ein wenig scheu ...
,,Ehm ... Willst du mir vielleicht sagen, wieso du gekommen bist?", rutschte ihm die Frage ungewollt heraus.
Er hätte sich am liebsten mit der flachen Hand gegen die Stirn gehauen, ließ es aber lieber ...

Eileen hatte gar nicht gemerkt, dass sie französisch gesprochen hatte.
Es war ihr unbewusst rausgerutscht und da James sich bedankte,
bemerkte sie es auch weiterhin nicht.
Er ließ sich auf sein Bett fallen und Eileen folgte ihm zwei zögerliche
Schritte dahin, war sich dann aber doch nicht wirklich sicher, ob sie sich
einfach hinsetzen konnte. Sie wusste, dass ihr Verhalten irgendwie
leicht lächerlich war, doch sie konnte es schlecht ändern.
Und dann kam die Frage. Die Frage, die sie gar nicht gestellt haben wollte.
Unsicher strich sie sich eine Haarsträhne hinters Ohr. Es stand außer
Frage, dass sie ihm jetzt die Wahrheit erzählte, denn ihn anlügen, würde
sie niemals tun. Trotzem schluckte sie einmal schwer, ehe sie antwortete.
"Ich hab's nicht mehr bei meinem Vater ausgehalten...", erklärte sie leise
und sah traurig zu Boden.

James bemerkte Eileens Trauer, woraufhin er ihr Handgelenk sanft mit seiner Hand umschloss und sie zu sich aufs Bett zog.
Er sah sie während etwa einer halben Minute nur nachdenklich an, dann umarmte er sie leicht zögerlich.
Er versuchte in seine Worte so viel tröstendes wie nur möglich zu legen.
,,Hey, du kannst mir alles erzählen, ja?
Und, wenn du es bei deinem Dad echt nicht mehr aushältst ...
Kann ich meine Mum ja vielleicht fragen ob du nicht zu uns kommen kannst ..."
James meinte das was er sagte auch genau so.
Er wollte nicht, dass Eileen wegen irgendwem traurig war, nicht einmal wenn es ihr Vater war.
Dafür war sie ihm viel zu wichtig.

Eileen setzte sich, sah aber nicht zu ihm. Sie wollte ja eigentlich nicht,
dass James sich Sorgen machte, aber Sisi hatte sie wirklich schon
ziemlich lange nicht mehr gesehen, sonst hätte sie der alles erzählt.
Die Umarmung war zwar zögerlich, tröstete sie aber ungemein. Bei
seinen Worten verkrampfte sie sich etwas und löste sich kopfschüttelnd
von ihm.
"Nein, das kann ich nicht machen...", murmelte sie leise und sah ihn
von unten herauf traurig an, "Es ist wirklich total lieb von dir, aber
ich denke, dass mein Vater etwas dagegen haben wird..." Sie hasste
ihren Vater zwar, aber es war immer noch so, dass er sich eigentlich nur
um sie sorgte, egal wie lange er sie vergessen hatte. Er kam dann immer
damit an, dass sie doch wirklich seine Tochter war, doch der Schmerz
saß zu tief, dass er ihrer Mutter nicht geholfen hatte, als dass sie wirklich
auf ihn hören konnte.

James sah Eileen in die Augen, und er antwortete:
,,Was könnte ich denn sonst machen?
Auch wenn ich eigentlich nichts dagegen habe, wenn du hier bist, will ich nicht, dass du immer wieder traurig angelaufen kommst, weil wieder irgendetwas mit deiner Familie ist."
Eileen sah in letzter Zeit wirklich des öfteren nicht sehr gut aus.
Es war ihm aufgefallen, auch wenn die beiden sich nur kurz sahen.
Außerdem hatte sie ihm bisher kaum geschrieben oder ähnliches ...
James kratzte sich kurz am Hinterkopf, ehe er sich entschied, lieber das Thema zu wechseln.
,,Aber, erzähl mir doch erst einmal, was du so in den Ferien gemacht hast!"