RE: Haus von Luke Morel - 2

Liang runzelte die Stirn.
Er hatte Madleine beim Vorbeigehen schweigend Platz gemacht und blickte nun Sean abwartend entgegen.
Der Chinese verschränkte seine Arme, als dieser von der Schneiderei sprach.
Unzufrieden blieb Liang stehen.
Er hatte es bereits befürchtet gehabt.

Sean blickte Liang mit einer gespielten Zuversicht entgegen.
Innerlich schwitzte er.
Er fühlte wie sein Nacken warm anlief und wie gerne er sich jetzt an jemand anderes Gewand hätte, um ein lockeres, beiläufiges Gespräch anzufangen.
"Es war nicht zufällig eine Professorin, die dir das Schwert eingerammt hatte?", fragte Sean nun stattdessen und er zwinkerte.
"Dein Neffe tippt nämlich auf die Verteidungsprofessorin.
...
Wirst du es dem Ministerium erzählen?"

Madlene tauchte hinter Liang auf.
Sie schielte von Liangs Nacken blinzelnd zu Sean.
Madlene räusperte sich dann leicht.
"Es ist... nicht mehr zu finden."
Das mit dem Müll lies sie lieber sein. xD

Es war nicht zufällig eine Professorin, die dir das Schwert eingerammt hatte?
Dein Neffe tippt nämlich auf die Verteidungsprofessorin.
Liang blickte Sean kühl entgegen.
Was waren das nur für dumme, naive Vermutungen?
Er und eine Verteidigungsprofessorin?
Und von welchem Neffen sprach Sean da?
Waren sie hier etwa auf einer Familienfeier?
Liang missfiel der persönliche Ton, der Sean ihm gegenüber ausübte.
Er wollte sich daher schon von seinem Kollegen abwenden, als dann Maldene wieder auftauchte.
Mit einem finsteren Blick sah er der jungen Frau entgegen.
Schliesslich verengte er seine Augen und er blickte zurück zu Sean, dann wieder auf Madlene.
Sein Gesicht huschte von der einen Person zu der anderen Person.
Liang schnaubte leicht, da ihm die Situation missfiel.
Es war nicht seine Art in fremden Wohnungen mit "netten" Menschen aufzuwachen.
Und dazu noch im Piyama.
"Ich...will meine Kleider sofort", sagte Liang an Madlene gewandt.

Madlenes Augen weiteten sich.
Wie bitte? Sofort? Jetzt?
'Gefällt ihm die Farbe etwa nicht?'
Madlene war überrumpelt.
Ja schon etwas schockiert.
Besorgt, dass er sich den nächsten Streithahn aussuchen würde, der ihm dieses Mal ein Messer in die Schultern rammen würde.
Draussen war es Dunkel geworden und Madlene konnte sich das Bild des Grauens buchstäblich schon ausmalen.
"Ach... willst du dich nicht ausruhen bis...", ihr Blick huschte verunsichert zu Sean, "du bist schliesslich noch nicht bei allen Kräften.
Drau-draussen kann es gefährlich sein.
Willst du nicht jemanden anrufen, der dich nach Hause fährt?", Madlene blinzelte.
Jessica trat von der Veranda ein, sie hatte bemerkt, dass die beiden (offensichtlich xD) in Schwierigkeiten steckten.
Das überraschte sie nicht.
Sie hatte Liang von vorne rein richtig eingeschätzt und daher hatte sie vorgesorgt.
In ihrer Hand hielt sie ein durchsichtiges Päckchen mit Liangs.
Es beinhaltete Liangs prächtigen Mao Anzug.
Jessica hielt es dem Chinesen kurz ruhig vor.
Sie legte das Päckchen mit dem wertvollen Stoff dann auf den Tisch.
"Von der Schneiderei", erklärte sie.
Sean atmete innerlich aus.
Madlene sah sprachlos auf den Mao Anzug den man leicht durch das ganze schwarz erkennen konnte.
"Oh", kam es erschüttert von ihr.
Jessica blickte aufmerksam zu Liang.
"Der andere mussten wir entsorgen.
Er ist in der Mitte zerfetzt und die Blutspuren sind zu tief im Stoff."

Liang bemerkte die ansteigende Nervosität in Madlenes Stimme.
Und auch den unruhigen Blick von Sean.
Das passte dem Asiaten widerrum.
Ja, das war die Haltung, die Atmosphäre, die er haben wollte.
In der er die Oberhand hatte.
Als dann Jessica mit einem neuen Anzug herein trat, blickte Liang auf diesen.
Für einen Moment verschwand das bedrohliche Funkeln in seinen Augen.
Stattdessen wurde sein Blick leer und undurchschaubar.
Liangs Finger zuckte leicht.
Von der Schneiderei.
Der andere mussten wir entsorgen.
Er ist in der Mitte zerfetzt und die Blutspuren sind zu tief im Stoff.
Bei ihrer letzten Aussage, hob Liang nun leicht den Kopf.
Der Chinese verengte leicht seine Augen und nahm wiederrum etwas Feinseliges an.
Zerfetzt, Blutspuren.
Wie war er hierher gelangt?
Was hatten sie erfahren?
Doch er war nur ein Gast hier.
In einer misslichen Lage, abhängig von diesen Leuten.
Liang atmete einmal tief ein.
Seine Nasenflügel weiteten sich leicht verächtlich und er trat dann nichtssagend an Jessica vorbei und er hob den Anzug vom Tisch hoch.
Behutsam strich er über die Schutzhülle.

Jeder einzelne spürte die Anspannung im Raum.
Madlene hörte ihr Herz pochen und erschüttert blickte sie zu dem Asiaten.
Sean schluckte kurz merklich und er warf einen Blick zu Jessica.
Diese hielt die Arme seelenruhig verschränkt.
Madlene wusste nicht ob sie Liang ein Telefon anbieten sollte.
Sean konnte die Lage genauso einschätzen, so wie er den Asiaten kannte würde er sich auf seine eigene Art aus dem Staub machen.
Doch war Liang wirklich schon bei allen Kräften?
Sean versuchte wieder an lockerer Haltung zu gewinnen und die Unruhe abzulegen.
"Wenn du möchtest, kannst du uns heute ins Mad begleiten."
Jessica runzelte die Stirn.
Was hatte er vor?
Madlene lächelte etwas vorsichtig.
Was?
"Kennst du das Gilles?" , fragte nun auch sie Liang.

Liang blieb ungerührt über die Einladung.
Schon fast ein wenig gelangweilt stand er da, unbeteiligt und desintressiert.
Es war schon fast, als hätte er ihre Frage nicht verstanden, als er sich dann von den dreien abwandte und hinaus lief.
Liang verschwand die nächsten paar Stunden in seinem Zimmer.

Es wurde schliesslich Abend.
Der Chinese hatte sich seinen schwarzen Mao-Anzug angezogen und strich behutsam einige Fuseln von dem Stoff.
Seine Gebetskette hatte er mittlerweile auch gefunden und sie in die Anzugstasche gelegt.
Liang trat aus seinem Zimmer.
Abwartend trat er vor die Jugendlichen her, ihnen allen auffordernd entgegen sehend.

Die Gruppe aus den Studenten blickten ihm aufmerksam hinterher.
Madlene musste dann schmunzeln.
"Also ich find ihn süss."
Jessica legte die Stirn misstrauisch in Falten.
"Du wirst mir nicht mehr mit ihm in der selben Hütte unterkommen", wandte sie sich dann an ihrem Bruder, der friedlich gestimmt war.
Als Antwort bekam Jessica nur ein Zwinkern von seinem Bruder, wobei dieser wiederum einen vielsagenden Blick kassierte.

Stunden waren also vergangen...

Madlnee trug ein knappes rotes Kleid mit langen Absatzschuhen.
Die Ohrringe hatte sie sich schwarze Ausgesucht.

Jessica trug ein schwarzes Kleid, das elegant länger war als Madlenes.
Schwarze high heels und eine Perlenkette.

Sean trug einen weissen Anzug, unter dran ein lockeres blaues T-Shirt.
Graue Jeans und eine grosse Kette.

Cedric war gekommen, wie immer trug er seine gewöhnlichen Klamotten die zum Ausgang passten.
"Hey", er gab Jessica ein Küsschen.
Sean verpasste er einen Schlag.
"Wo hast du gesteckt?"

In dem Moment tauchte Liang beim Türrahmen auf, abwartend war sein Blick und die Aufforderung war nicht missverstehen.
Madlenes Miene hellte sich auf.
"Er hat sich schick gemacht[/size]", flüsterte sie Jessica zu, die ruhig zu Liang blickte und sich innerliche eine Meinung über ihn machte.
Cedric runzelte die Stirn.
Wer war denn das?
"[size=85]Seid wann verkehrt Madlenes Bruder mit Fidschi?", flüsterte er Sean misstrauisch zu.
Sean musste schmunzeln und ging erst gar nicht auf Cedric ein.
Wollte Liang sich etwa mit dem Mao Anzug unter die Tanzenden mischen? xD
"Wir apperieren", erklärte er Liang dann freundlich.

Wir apperieren.
Liangs Gesichtsausdruck blieb abwesend kalt und leer.
Der Asiate machte keinen Wank und blieb auf seiner Position stehen.
Womöglich hatten sich die Studenten ja geirrt?
Vielleicht war er einfach nur gekommen, um ihnen hinterher zu sehen?
Womöglich war das seine Art, sich zu verabschieden.
Liangs leerer Blick war gespengstisch.
Seine tief schwarzen Augen funkelten.
Abwartend sah er ihnen entgegen.
Nun denn, sollten sie ruhig gehen.
Er hatte hier vorerst noch etwas zu tun.

Die Gruppe wurde still.
Madlene fühlte Unbehagen bei dem gespenstischen Anblick.
Selbst Jessica war es nicht ganz Geheuer...
Niemand vermochte es von den jungen Leuten Liang in diesem Moment richtig einzuschätzen.
Selbst Sean - der doch mit ihm dieselbe Hütte teilte - zögerte.
"Wir müssen nachher reden", raunte Cedric Sean ernst zu.
Sean nickte nur leer und er sah dann abwartend zu Jessica.
Diese nickte entschieden.
"Okay, stellen wir uns auf", meinte sie.
Sie bildeten einen Kreis, genug Zeit das jeder sich anschliessen konnte.
Wenige Minuten vergingen und die Personen, die mitkommen wollten, würden ins Gills apperieren.
Mit einem letzten Blick zu Liang zurück, verschwanden die Teenagers aus dem Raum.
Leere kehrte ein.

Stunden vergingen, in denen sich nichts tat.
Es wurde dunkel und die Nacht hüllte das Haus in eine einsame Einöde.
Liang hatte die letzten paar Augenblicke in seinem Zimmer verbracht und meditiert.
Noch war er müde und schwach.
Aber dennoch bereit für seinen ersten Rückschlag.
Der Chinese erhob sich zielstrebig und nahm seine Gebetskette zur Hand.
Einmal strich er sanft darüber und liess die geschliffenen Steine klirren.
Dann trat er schliesslich leisen Schrittes durch das Haus.
Sein Blick war lauernd und voller Bosheit.
Diese Nacht hatte er nur ein Ziel.
Vergeltung.
Er erreichte die Türe zu Lukes Arbeitszimmer.
Drinnen schien noch Licht zu brennen, womöglich arbeitete sein Lebensretter noch.
Seine Anwesenheit hier im eigenen Hause würde ihm heute Nacht zum Verhängnis werden.
Ein paar Minuten verharrte Liang wachend vor der Tür.
Nichts tat sich.
Es war die Ruhe vor dem Sturm.
Die Zeit rinnte, die Sekunden machten ruhig ihre Bahn.
Und dann ging langsam die Tür auf.
Liang schritt in das Zimmer zu Luke ein.
Dem Arzt blickte er abwartend und zugleich vielsagend entgegen.
Sein letztes Stündchen hatte geschlagen...

KREEEEEEEEEEEEEEEIIIIIIIIIIIIIIIIIISCH
sorry ich kann bei so etwas nicht anders!!
grosser Gott!

Luke würde niemals erahnen was ihm nun blühen würde.
Der Arzt sass tatsächlich an seinem Arbeitsplatz und notierte sich einige Aktendokumente.
Er bemerkte daher nicht sofort, als die Tür aufging und der unberechenbare Asiate auf einmal hinter ihm stand.
Nur als er den abwartenden Blick von Liangs Seite her spürte, drehte sich Luke verdutzt um.
Schon etwas überrumpelt blickte er dem Asiaten entgegen.
Nanu?
Der junge Arzt erwiderte seinen Gesichtsausdruck dagegen aufmerksam.
Suchte er etwas?
Wollte er ein Telefon?
"Kann ich was für Sie tun?", brach Luke dann die Stille.
Niemals wäre Luke darauf gekommen, dass sein letztes Stündchen geschlagen hatte.
Dass sein Beruf sich schlussendlich doch nicht ausbezahlt hatte.
Hätte er sich nicht an "freundliche" Bürger wenden sollen?
Er hatte sein Leben damit verbracht Mörder wieder an die Front zu schicken.
Nun würde Luke selber zu spüren bekommen, was das für die Opfer zu bedeuten hatte.

[tut mir leid R.I.P]

Liang schritt langsam durch den Raum.
Er blieb vor Lukes Schreibtisch stehen, als der junge Arzt erstmals aufsah und ihm verwirrt entgegen blickte.
"Kann ich was für Sie tun?"
Keine Reaktion von Liang.
Lediglich das bösartige Funkeln in den tief schwarzen Augen.
Der Chinese strich an seiner Kette unaufhörlich auf und ab.
Er schien abzuwarten.
Die Minute verstrich.
Und dann schloss sich langsam die Tür des Arbeitszimmers.
Von draussen her war kein Mucks zu hören, als Luke starb.
Als er von Liang auf seinem Stuhl zurück gelassen liess.
Das Gesicht krampfhaft erstarrt, die Hände nach seinem Hals fassend, als sein Mörder ihn mit der Gebetskette würgte.
Liang verschwand aus dem Haus seines Lebensretters und liess lediglich für Sean eine Botschaft zurück - ein Chinesisches Sprichwort.