Neilson blickte Jacky entgeistert entgegen. Aufnahmen? Er nahm nun das Foto hervor, das Jacky ihm damals geschickt hatte und legte es ihm offen hin. "Meinst du etwa so etwas?", fragte er. "Ein altes Foto über eine glückliche Jugend und dem Ende einer zerrissenen Freundschaft." Neilsons Geduldsfaden riss nun langsam, er hatte genug von diesem Kinderkram. Es mochte sein, dass Arissa Contess Dreck am Stecken hatte, doch diesen gleich mit einem Mord in Verbindung zu bringen, hielt Neilson für ausgeschlossen. "Gerade Leute, die etwas zu verbergen haben, lassen eine Leiche nicht offen im Wald liegen, Jacky." Er gab einen Seufzer von sich und steckte sich das Foto wieder ein. Wie konnte er es dem Jungen nur weiss machen? "Was ist mit den Bissspuren?", fragte Neilson nun. "Dem abgerissenen Hufflepuff-Abzeichen, das in einem gestohlenen Wagen gefunden wurde? Was hat eine reinblütige Hexe mit einem versteckten Auto im Wald zu tun?" Ungläubig hob er die Hände. "Sag es mir."
Jacky klappte den Mund auf. Schier entsetzt starrte er zu Neilson. Blinzelnd hörte er seinen Argumenten zu, die seine Buchstäblich begruben. Am Ende schwieg Jacky, als ihn Neilson nun direkt fragte. Ja... Was würde Arissa zum Auto führen? Langsam aber sicher ging Jacky ein Licht auf. War es sein Ehrgeiz der ihn damals dazu beritten hatte, gegen Arissa zu "ermitteln"? Jacky wusste es nicht mehr, denn ein entscheidender Satz war von Neilson hatte ihn völlig aus der Bann geworfen. Ein altes Foto über eine glückliche Jugend und am Ende einer zerissener Freundschaft. Im geistigen Augen zerplatzte die jugendliche Arissa die ihre dunkle Magie heimlich in einem mysteriösen Buch entdeckte und anfing Leute zu foltern. Dagegen kam eine andere Arissa ins Spiel die gerade das Haarfärben entdeckte und Penelope nicht mehr nachvollziehen konnte. Jacky musste der Realität ins Auge sehen. Völlig verstört sass der Junge vor Neilson und gab keinen Ton mehr von sich.
Jacky war ruhig, und Jenny wusste, er hatte es erkannt. Er hatte erkannt, dass Neilson schon die ganze Zeit recht hatte. Hätte Jacky doch nur mit ihr geredet, sie hätte ihn darauf aufmerksam machen können. Obwohl, hätte die Ravenclaw ihm nicht einfach, ihrer Freundschaft zu Liebe, zugestimmt? Sie wusste es nicht, sie wusste nur, dass sie in diesem Augenblick versuchte mit Jacky mitzufühlen. Immerhin, er war hinter Professor Contess hinterher gewesen, und hatte nun erkennen müssen, dass nichts dahinter steckte. Ihm ging es sicherlich schlecht, dass sah man ihm an. Und dass er nun auch noch so vor Neilson sitzen musste, machte es sicherlich nicht besser. Erneut wäre sie am liebsten zu ihm hinüber gegangen, hätte ihn am liebsten wieder zum Lachen gebracht. Doch erneut hielt es sie auf ihrem Platz, und so trank sie schweigend den letzten Schluck Cola aus ihrem Glas. Hoffentlich war Neilson nicht zu hart zu ihm!
Dass Jacky ihm nicht antworten konnte, hatte Neilson so beabsichtigt. Denn es gab keine Gegenargumente mehr. Arissa Contess mochte ihre eigenen, dunklen Geheimnisse haben. Und bestimmt würde eines Tages irgend jemand darauf stossen. Doch nicht er. Und nicht jetzt. Denn Salome West hatte in diesem Punkt Vorrang. Es ging alleine um ihren Tod. Und solange sie nach falschen Mördern suchten, konnte der Fall nicht abgeschlossen werden. Neilson trank nun sein Getränk leer und packte seinen kaum beschrifteten Notizblock zu den Akten. "Ich habe noch eine letzte Frage an dich, bevor ich gehe." Neilson blickte Jacky ernst entgegen. "Was war so besonders an dem Jungen, dass dein Vater ihm gefolgt ist? Warum hat er niemanden über sein Verschwinden informiert?"
Jacky rührte sich nicht als Neilson seinen Drink leerte. Auch nicht als er seinen Notizblock zusammen räumte. Noch völlig erschüttert über die Tatsache das es Arissa nicht war... liess Jacky nicht auf seine Umgebung reagieren. Sie ging an ihm unberührt vorbei. Als wäre sie auf einmal Nichtig... als wäre alles umsonst gewesen. Jede Mühe. Sie war im Grunde auch Umsonst gewesen... Doch Neilson holte Jacky auf einmal wieder aus seinen Gedanken und in der Realität somit wieder ein. Der Junge sah dem Beamten mit Beunruhigung entgegen. Innerlich blankes Entsetzen. Jetzt wurde Jacky nämlich richtig bewusst, dass er verlässig gehandelt hatte... den Neilson war ihm etwas an dieser Diskussion geblieben. Chan. Chan! Ihn hatte er vollkommen vergessen. Jackys Augen schimmerten. Der Junge handelte nun instinktiv, er leerte nun selber sein Glas und erhob sich. Dabei verschluckte sich Jacky, so das ihm die wenigen Münzen neben das Glas runter klimperten. Nur noch ein Gedanke schoss Jacky durch den Kopf: Raus von hier! Wusste Jacky die Antwort nicht, oder war der Verdacht wegen Edo nun zu gross geworden? Jacky drängte sich an der Menge vorbei und rannte los. Er floh vor Neilson. Nur noch hier weg!
Jenny beobachtete jede von Jackys Bewegungen aufmerksam. Er antwortet nicht auf Neilsons Frage, das war schon mal ein Fortschritt. Doch als er dann einfach aufstand und weg rannte, erhob sich die Ravenclaw schnell. ,,Jacky!", murmelte sie leise, und ohne Neilson auch nur noch ein weitere Mal anzusehen, kämpfte auch sie sich durch die Menge nach draußen. Sie musste ihm nach, sonst tat er noch sonst eine Dummheit! Und außerdem musste sie mit ihm reden, darüber was sie gerade herausgefunden hatte! Darüber, wieso sie nichts davon gewusst hatte.
Neilson blickte Jacky hinterher. Er hatte keine Anstalten gemacht, ihn aufzuhalten. Was der Junge hier tat, war eine Reaktion der Erkenntnis. Jacky hatte heraus gefunden, dass selbst der netteste Kerl im Grunde der Teufel sein konnte. Man konnte niemandem Trauen, so auch nicht Neilson. Ein nachdenklicher Blick bildete sich für ein paar Sekunden auf dem Gesicht des Ministeriumsbeamten. Neilson hatte bereits vieles getan in seinem Leben. Er hatte viel Schlechtes getan. Dinge, für die er sich dennoch nicht schämte, da er keine Skrupel hatte. Doch der Anblick dieses Jungen, der da hinaus ging, mit einem vollen Kopf Fragen und Kummer, liess Neilson ein einen Moment inne halten. Und so bemerkte er auch nicht die Schülerin, die ihm rufend hinterher rief. Ein paar wenige Dinge gingen Neilson durch den Kopf. War es Zweifel? Mitleid? Reue? Die Kellerin kam schliesslich und er bezahlte. Neilson richtete seinen Anzug und schaltete die unsichtbare Minikamera aus. Trotz allem... Sein Plan ging auf und er würde Chan Robbins ins Gefängnis bringen. Nun hatte beinahe alle Beweise, die er brauchte.