RE: Sümpfe - 13

Einfach so blieben sie dort sitzen.
Kathleen hatte ihre Hände hinter sich abgestützt und den Kopf nach hinten gelehnt, die Augen geschlossen.
So genoss sie die Wärme auf ihrem Gesicht und das Rauschen der See ohne visuelle abgelenkt zu sein, von der atemberaubenden Weite um sie herum.
Trotzdem hatte sie ein geistiges Bild der Umgebung im Kopf und alles fühlte sich unglaublich friedlich an.
Irgendwann, es konnten nur einige Minuten vergangen sein, oder auch Stunden - so fühlte es sich an - öffnete die junge Frau ihre Augen wieder um erneut das sich bietende Impression in sich aufzunehmen.
Nun sah auch sie die silbernen Fische durch das Wasser gleiten und noch immer herrschte dieses unbeschreibliche Gefühl von geborgener Weite.
Sie fühlte sich wohl, danke Cyrill still dafür, dass er ihr dies hier schenkte.

[sorry bin ich so selten on :-*]

Nach einer Weile blickte Cyrill gutmütig zu Kathleen.
Er nickte ihr zu.
Die Stille hatte ihnen wohl getan.
"Wollen wir weiter?"

[kein Problem =)]

Inzwischen war Kathleen wie versunken in diesem Moment, den sie erlebten.
Erst als Cyrill zu sprechen begann 'erwachte' sie daraus und blickte zu dem Vampir.
"Ja", antwortete sie dann schlicht.
Ihrer Stimme war die Gelassenheit anzuhören, die sich in ihrem Körper ausgebreitet hatte.

Cyrill nickte darauf.
Um sie herum war weite See, deswegen mussten sie fliegen.
"Möchtest du dich verwandeln?", schlug er dann vor.

Kathleen wollte dann schon fragen, wie sie denn von hier weg kommen wollten, als Cyrill meinte, sie solle sich verwandeln.
Erst brachte sie darauf kaum mehr als ein undeutliches "äh..." hervor.
"Aber die Sümpfe sind doch ein Teil Otopias, nicht?
Otopia verhindert Zauberei.
Ich kann mich nicht verwandeln", sagte sie dann.
Seit sie die Grenze zu Otopia überschritten hatte, hatte sie auch nie den Versuch unternommen zu zaubern geschweige denn sich zu verwandeln, da sie das mit der Zauberei schon länger wusste.
Natürlich war es für sie atemberaubend zu fliegen, ein Gefühl der Freiheit.
Doch Kathleen war zu der Einsicht gelangt, dass auch wenn sie für immer in Phönixgestalt bleiben würde, die Welt nicht stehen bliebe.
Und Freiheit nichts bedeutet, wenn man sie mit niemandem teilen konnte.
Kurz strich sie unbewusst über die Stelle, an der der weiße Phönix an ihrem Nacken damals sein Mal hinterlassen hatte.
Es betrübte sie, dass die beiden nun durch sie eingeschränkt waren und nicht von hier fort kamen.
"Vielleicht solltest du alleine gehen..."

Cyrill kam ins Nachdenken.
Ja, Kathleen hatte wohl allen Übels recht, es leuchtete ihm ein.
Und da kam ihm auch schon eine Idee.
Was, wenn er den grossen Rat über dieses Problem befragen würde?
Wenn man es ihr erlauben würde - die Gesetze der Magie bei Kathleen verändern würde, dann könnte sie wohl aber sicher in dieser Gestalt hier bestehn.
Doch über all das schwieg Cyrill noch.
Kathleen würde im Laufe ihrer Reise eine Überraschung erleben.
"Ich, alleine?
So ein schönes Mädchen zurücklassen, bist du verrückt?
Aussderm bin ich ohne dich doch ganz schutzlos."
Er schüttelte den Kopf und pfiff dann einmal scharf zwischen seine Finger.
Das Echo hallte durch die See und frischer Wind kam auf.
Aus weiter Ferne konnte Kathleen einen grünen Drachen erkennen, der ihnen entgegen flog.

[cool!]

Kathleen blickte zu dem kleinen Vampir während dieser nachdachte.
So schnell sollte ihre Reise hier zu Ende zu sein...es war wirklich schade.
Wenn sie sich doch nur verwandeln könnte!
Einen Moment dachte sie daran es noch einmal zu probieren, lies es aber.
Es hatte ja doch keinen Sinn.
Cyrills Worte schmeichelten ihr, verwunderten Kathleen aber auch.
"Du ohne mich schutzlos?
Wohl eher anders herum, oder?
Ich kenne mich doch hier überhaupt nicht aus."
Dann ertönte ein scharfer Pfiff von Cyrill und Kathleen blickte von ihm gen Weite, da er ja sicher nicht grundlos gepfiffen hatte.
"Woher weißt du eigentlich, dass ich mich verwandeln kann...oder einmal konnte?", fiel der jungen Frau ein und sprach es aus, sah dabei jedoch in den Himmel.
Schon kurz darauf konnte sie aus der Ferne die Bewegung von schlagenden Flügeln wahrnehmen und bald war klar, dass es etwas sehr großes sein musste, weil sie es von so weit sehen konnte.
Je näher das Wesen kam, desto größer wurde es und als grüner Drache erkennbar.
Kathleen stand begeistert, mit leicht geöffnetem Mund neben Cyrill, bald jedoch fragte sie sich eher, wie der Drache auf dem winzigen Felsen laden sollte!

[ =) ]


Cyrill blickte geheimnistuerisch zu Kathleen, als sie ihn fragte.
Tja, woher wusste er es bloss?
Doch aus seinem bedeutsamen Grinsen wurde dann recht schnell ein friedliches Zwinkern.
"Otopianische Bibliotheken...dort drin wirst du dich entdecken."
Er wandte seinen Blick dann in die Ferne, und wank mit seinen Händen durch die Luft.
Der grüne Drache schwang majestätisch seine Flügel und schlängelte seinen Körper auf und ab durch den Wind.
Auf seinem Kopf stand ein junger Bursche mit grünen Haaren zu einem langen Zopf geflochten.
Cyrill pfiff erneut, dieses Mal als Begrüssung.
"Saleiko, Malénto. Mi na u est?"
"Meranes!", rief der Grünhaarige laut zurück.
Der Drache erreichte die Nähe des Felsen und der Izhike warf eine Hängeleiter aus.
"Geji e-de!"
Cyrill verwandelte sich blitzschnell und schnappe die Leiter als Fledermaus.
Damit flog er dann zu Kathleen an den Felsen und verwandelte sich wieder zurück.
Er blickte hoch zu Malento und nickte.
"Demali!"
Dann sah er zu Kathleen, während er das Ende der Leiter gut festhielt, obwohl es ihm leicht schwerfiel bei dem Widerstand des Drachens das Gewicht nicht zu verlieren.
"Klettern wir hoch", schlug er vor.

Als Cyrill so geheimnisvoll zu Kathleen blickte und dann sagte, dass wohl in otopianischen Bibliotheken über sie geschrieben worden war, erwiderte sie seinen Augenkontakt und blickte auch noch zu Cyrill, als dieser in die Ferne blickte, allerdings eher abwesend.
Sie lies seine Worte eine Weile auf sich wirken, ehe sie wieder blinzelte und sich ihr Blick fokussierte.
"Hm...", mehr war von ihr zu diesem Thema vorerst nicht zu hören.
Aber innerlich dachte Kathleen darüber nach.
Es klang ihr unglaublich, dass Dinge über sie in Büchern stehen sollten.
Als dann das Geräusch der schlagenden Drachenflügel lauter wurde, blickte Kathleen wieder in die Richtung, von der man den Drachen näher kommen sah.
Das Wesen war Kraft und Grazie in einem, wie es mühelos durch die Luft glitt.
Die junge Frau hatte früher schon Drachen gesehen, noch nie jedoch einen so strahlend grünen.
Dann fiel ihr der ebenfalls grünhaarige Izhike auf dem Drachen auf, der auf dem Drachen stand.
Für Kathleen war es wundervoll diesem Flug zuzusehen, weil er Freiheit und Freude für sie ausstrahlte.
Was die beiden Männer sprachen verstand Kathleen nicht, aber dass die Sümpfe ihre eigene Sprache hatten, fand sie nicht weiter verwunderlich.
Mit wachsamen Augen sah sie zu, wie Crill in eine Fledermaus verwandelt die Leiter schnappte und hinunter zog.
Hätte sie hier einen erzeugen können, so hätte ihr Patronus die gleiche Gestalt gehabt, allerdings nicht wegen Cyrill.
Kathleen griff automatisch an die Leiter um sie ruhiger zu halten, schließlich musste der Drache kräftig mit den Flügeln schlagen um sich so in der Luft zu halten, wodurch sich die Leiter bewegte.
Sie nickte auf Cyrills Worte und griff mit beiden Händen an die Sprossen der Leiter, um nach ihm hinauf zu klettern.

Malénto half Kathleen auf den Rücken des Drachens zu steigen, während er weiterhin die Zügel fest umklammert hielt und den Drachen kontrollierte.
Kaum stand sie oben, rutschte der Drache um einen grossen Sprung nach unten, als trüge Kathleen eine Last mit sich, die so schwer war wie schweres Metall.
Tatsächlich tat sie das auch - tief in sich drin.
Der Drache fühlte ihren Schmerz.
Noch rechtzeitig hatten sie Cyrill und Malénto stützen können.
Nun sass Kathleen auf dem Rücken des schönen Drachens, der seine Flügel auf und ab schwang.
Die Leiter wurde eingezogen.
Cyrill setzte sich hinter sie und die beiden konnten sich an einem dicken Seil festhalten.
Malénto gab einen laut von sich und hockte sich wieder auf den Kopf des Drachens.
Dieser spuckte grün-gelbes Feuer und flog dann los.
Kühler wind wehte Kathleen entgegen und streifte ihr indisch schwarzes Haar.
Gläserne Melodien tönten durch das Tal.
Unter ihnen glitzerte das blaue Wasser und fing ihre Schatten auf.
Der Drache wurde schneller.
Kathleen bot sich ein Land voller Farben und sonderheiten.
Bäume aus Glas auf marmornen Insel; Pflanzen aus Watte und Wasser; schwebende Steine; grüne Wolken.
Diese Welt hatte etwas, das Kathleen sicherlich an die Zauberwelt erinnerte.
An Hogwarts und all seine Sonderheiten.
Sie flogen eine Stunde lang, als sie dann endlich die letzten Berge hinter sich liessen und auf einer Wiese landeten, die mit tausenden von Zelten versehen war: Saélus Reich.
Der Drache landete mit einem lauten Knall und langem Bremsen, wobei Malénto grazil und mutig von seinem Kopf sprang und ihn zur Besänftigung brachte.
Ein letzter Ruck und der Drache hielt still.
Cyrill blickte lächelnd zu Kathleen.
Hatte ihr die Reise gefallen?
Freudige Musik in Richtung der Zelte war zu hören.
"Wies scheint, sind wir rechtzeitig zum letzten Hochzeitstag gekommen.
Wie schön."
Er rollte die Leiter aus.
Natürlich hatte er die Einladung bekommen.

Maléntos Hilfe nahm Kathleen gerne an und nickte zum Dank.
Bei dem Ruck nach unten, den der Drache machte war Kathleen einen Moment aus der Fassung, doch so plötzlich der Sturz begann endete er und die junge Frau konnte sich zum Glück auf dem Drachen halten.
Wieso das kräftige Tier plötzlich abgesunken war wusste sie natürlich nicht.
Der Schreck war schnell vorbei und Kathleen hielt sich auf dem Rücken sitzend gut an dem Seil fest, an dass auch Cyrill griff.
Mit seinen kleinen Händen musste er sicherlich fest zupacken um sich zu halten, doch das sah man ihm nicht an.
Dann flog der Drache los und Kathleen lies sich den Wind durch die Haare wehen - ein berauschendes Gefühl.
Mit den Fingern einer Hand strich sie über die grünen Schuppen des Drachenrückens.
Welche Kraft unter ihnen steckte!
Die junge Frau konnte kaum die Augen schließen um schlicht den Wind zu genießen, bei all der atemberaubenden Umgebung die sich ihnen darbot.
Gegen die Sümpfe wirkte selbst die Zauberwelt gewöhnlich.
Zauberer mussten fast immer ihre Magie verbergen vor der Außenwelt, doch dies hier war wahrlich das Land der Phantastereien.
Nichts schien zu sein, wie es 'normal' wäre, doch wen störte das?
Malénto, den sie als ersten Bewohner dieser Welt kennenlernte, war faszinierend wie er stolz seinen Drachen ritt.
Als sie auf der Wiese landeten waren Kathleens Gesichtszüge sehr weich und sanft geworden.
Der Flug hatte sie wahrlich vollständig fort gebracht, sowohl von der Menschenwelt als auch Otopia, das hatte sie nun begriffen.
"Zum letzten Hochzeitstag?", fragte Kathleen nach einem Moment des Überlegens interessiert.
Demnach musste es mehrere geben.
Das erinnerte sie an Indien, denn dort feierte man Hochzeiten meist auch mehrere Tage.
"Aber ich wurde nicht eingeladen!", fiel Kathleen ein, als sie die Leiter hinunter geklettert war.
Sie wollte auf keinen Fall als ungebetener Gast die Feier stören.

[wunderschöner post! ich danke dir für all die anerkennung, die wie balsam mein herz berührt ♥ :-*]

Cyrill sah zu Kathleen, die sich auf der Wiese umsah.
Malénto stand nahe bei seinem Drachen und strich dem mächtigen Tier zärtlich über die Schnauze.
Er sprach einige Worte auf Izhikisch, die selbst Cyrill nicht verstand.
Der Zigeuner blickte zu Kathleen.
Nicht sofort antwortete er auf ihre Worte, denn er musterte sie.
Sie war eine aussergewöhnliche Frau - ganz eigenartig.
In all den Jahren hatte Cyrill mit vielen Leuten zu tun bekommen.
Zauberer, "Menschen" (Muggel) und Vampire...doch was diese junge Inderin vor ihm auszeichnete war nicht zu übersehen.
Sie hatte eine ganz wunderbare Gabe zu verstehen.
Ja, Kathleen - das merkte man - respektierte ihr Umfeld. Sie hatte diese Welt schon seit der ersten Sekunde verstanden, als sie eng an einen Felsen geschlungen, auf das Nichts gewartet hatten.
Manch anderer hätte gestänkert: Was machen wir hier? Wie lange müssen wir warten?
Viele hätten sich gelangweilt.
Aber sie...
Leicht schüttelte Cyrill seinen Kopf.
Voll Annerkennung, wobei Kathleen sicherlich nicht verstand, was er meinte.
Malénto sprach nun ein paar laute Worte in Sumpfsprache und Cyrill erweckte aus seiner Trance.
"É reyo, Cyrill. Assensira-de!"
Der Izhike wank ihnen zu und sprang dann mit einem Satz, als würde ihn ein unsichtbarer Faden in die Höhe ziehn, auf den Kopf des Drachens zurück.
Dieser bewegte sich und erhob sich mit schweren Schritten.
"É reyo, Malénto, melop!", rief nun auch Cyrill zurück, der unweigerlich ein paar Schritte von dem Drachen zurück wich.
Er sah dann zu Kathleen.
"Malénto geht jetzt.
Er hat sich von uns verabschiedet."
Cyrill wank dann zurück und der Izhike tat es den beiden gleich, während sie sich verabschieden konnten.
Dann - ein wenig anlauf benötigend - hob der Drachen von der Erde ab und sauste davon.
Die ersten Zelte in ihrer Nähe wehten wild und drohten zu kippen vor lauter Wind und Druck, der da auf die Zeltleinwände prasselte.
Nun endlich gab Cyrill Antwort auf Kathleens Aussage.
"Sie würden dich alle sehr gern sehn, Kathleen.
Hier sind Gäste sehr willkommen."

[das Kompliment möchte ich in tiefer Dankbarkeit zurückgeben :-*]

Kathleen blickte von Maléntos grünem Drachen zu Cyrill, der sie jedoch nur anblickte, aber nichts auf ihre Frage erwiderte.
Die junge Frau blieb ruhig stehen und erwiderte seinen Blick, bis Malénto etwas sprach und Cyrill zu dem Izhiken blickte, ebenso wie Kathleen es tat, auch wenn sie den Grünhaarigen nicht verstand.
Behände wie ein Känguru machte er einen Sprung und landete auf dem Kopf des Drachen, wo er wieder seine Zügel ergriff.
Cyrill antwortete dem Izhiken und da sich die Worte 'é reyo' wiederholten, glaubte Kathleen zu erkennen, das dies Worte des Abschieds waren.
Sie traten von dem Drachen zurück, damit sie ihm beim starten nicht in die Quere kamen und Kathleen winkte Malénto.
É reyo, dachte sie dabei.
Auch zum Drachen gewannt nickte sie um dem stolzen Tier Respekt zu erweisen.
Dann erhob sich das grüne Schuppentier kraftvoll mit den Flügeln schlagend vom Boden und erzeugte damit eine Menge Wind, die alles in seiner Umgebung zum zittern brachte.
Kathleen strich sich die Haare, die ihr ins Gesicht fielen weg und sah dem ungleichen Paar aus Drache und Reiter hinterher.
Erst als Cyrill sprach und damit ihre Frage beantwortete blickte sie wieder zu dem Vampir.
"Dann bin ich erleichtert", antwortete die junge Frau ehrlich.
"Und wem darf man zur Hochzeit gratulieren?", fragte sie anschließend.
Schließlich sollte man nicht auf einer Hochzeit aufkreuzen ohne das Brautpaar zu beglückwünschen.

"Das wirst du schon noch sehn, Kathleen", meinte Cyrill, der dann seine Hand hoch auf Kathleens Schulter legte und mit ihr auf die Zelte zusteuerte.

--> Saélus Reich