Chajek sah überrascht zu ihr hoch und verharrte kurz zu ihr starrend. "Was sagst du da?", er erhob sich sogleich und steckte grinsend sein verdientes Geld weg. "Na darauf kannst du einen wetten!"
Rachida kam endlich am Bahnhof an. Die Reise hierher von Afrika aus ist sehr ermüdend gewesen. Rachida hielt ihren Reisekoffer, mit allem Besitz darin, fest umklammert und sie schaute sich um. Sie lief dann aus dem Zentrum heraus, die Rolltreppe hinauf, bis sie schliesslich draussen eine Reihe von Taxis erwartete. Sie lief schliesslich auf einen der Chauffeure zu, diese rissen sich in Scharen nach Kundschaft. "Bitte zu dieser Adresse", sie reichte ihm ihren Zettel und stieg dann ein. Das Taxi fuhr los.
Der Zug fuhr vor und die beiden frisch aus China kommenden Sänger stiegen hinaus. Lee trug ein weisses Hemd mit stylischer Krawatte und ein paar Klimperketten und Ringen. Er zog sich seine Sonnenbrille an und blickte kurz auf seine Uhr. Schon alleine der Flug war anstrengend und ermüdend gewesen, aber nun noch die ganze Reise mit der Metro und dem Zug. Sie waren noch ein wenig zu früh, fünf Minuten. Zeit genug sich eine Zigarette anzuzünden und einen genüsslichen Zug zu nehmen. Na hoffentlich hatte sich die Reise gelohnt.
Liyu trug die Koffer und stellte sie neben einer Bank ab. Danach hiess es warten und der Chinese lehnte sich gegen eine Wand. Die Minuten verstrichen und Lee hatte bereits seine erste Zigarette zuende geraucht. "Wir sind doch richtig mit der Zeit?", fragte er ihn. "19.45", bestätigte dieser auf Chinesisch und blickte dann kurz auf seine Uhr. Mittlerweile war 20.01. "Ich rufe Wang an", sagte Lee, der nun etwas ungeduldig war und seine Nummer wählte. Jedoch dort nahm niemand ab und Liyu griff seinen Koffer. "Niemand dran. Wohin gehst du?" "Ich habe einen Auftritt heute, schon vergessen?" "Achja, richtig." Lee schmunzelte leicht. "Dann muss ich wohl mein Glück alleine versuchen." Liyu trat davon und Lee entschied, sich etwas in der Stadt umzusehn. Hier am Bahnhof rumzuhängen, bis die Leute kämen, war ihm zu doof. Sie hatten seine Nummer, sollten sie ihn doch anrufen.
Silke hatte sich hier schon ein wenig eingelebt. Erst seit zwei Tagen lebte sie mit ihrem Bruder nun in London und ihr gefiel es. Jetzt hiess es nur noch sich ein gutes Revier zu finden.
Leviathan spazierte durch die Strassen Londons. Er hatte neulich die Metro entdeckt und sich damit vertraut gemacht. Heute hatte es ihn zum Bahnhof verschlagen. Mit Blick nach unten und den Händen in den Jackentaschen, ging der junge Mann Schritt für Schritt dem Bahnsteig entlang. Nein, glücklich sah er nicht aus.
Ruby lief gerade am Bahnhof entlang, beladen mit Einkaufstüten und ihrer Handtasche. Die größte Tüte versperrte ihr weithin die Sicht nach vorn, daher kam es hin und wieder vor, dass sie mit nicht weniger unvorsichtigen Menschen zusammenstieß, die ihr grummelnde Bemerkungen entgegenwarfen, bevor sie sich wegdrehten und sogleich weiter ihres Weges gingen. Ruby entschuldigte sich zwar jedes Mal, war sich aber bewusst, dass es die Personen wohl ohnehin nicht interessieren würde. Die einzige Sicht, die ihr freiblieb, war zu beiden Seiten, links und rechts von der jungen Hexe. Doch sie runzelte die Stirn. Was passierte da denn...?
An den armen Levin kam nämlich eine Gruppe unaufmerksamer Rüpel vorrüber, die ihn einfach zur Seite stießen, damit sie genug Platz für sich hatten, auf den ansonsten schon an sich großen Bahnsteig.
Langsam ließ Ruby ihre Tüten sinken und beobachtete weiter das Geschehen. Solche Idioten!! Am liebsten wollte sie hinterher und denen was erzählen, aber eher blieb ihr Blick an Levin hängen und sie beobachtete, wie er darauf reagieren würde.
Levin liess sich von den Leuten anrempeln und zur Seite stössen. Der junge Mann blickte ihnen nicht hinterher, sondern er blieb stehn und fasste sich an die Schulter, die schmerzte. Kurz richtete er sich dann die Jacke, fuhr sich übers Haar und lief wieder weiter.
Ein Zug fuhr in den Bahnhof ein und hielt am Steig an. Die Türen öffneten sich; woraufhin Leute ein- und ausstiegen, um ihren Zielort zu erreichen. Unter den Personen, die den Zug verließen, befand sich auf die junge Emma. Sie hüpfte auf den Bahnsteig und verschwand unauffällig in der Menschenmenge. Hoffentlich bemerkte sie hier niemand von ihrer neuen Schule! Doch sie war dabei, etwas sehr wichtiges zu erledigen und daher verließ die junge Hexe schnurstracks das Gebäude.
Emma machte augenblicklich einen Satz nach hinten und schielte verärgerte zu dem Herren vor sich. "Wohl eher Sie sollten aufpassen, Mister", entgegnete sie ihm und richtete die Kaputze ihres alten Umhangs, die ihr Gesicht bedecken sollte. "Erwarten Sie jetzt nur keine Entschuldigung von mir."
"Hey, hey, nur nich frech werden kleines Fräulein!", meinte Stanley, der dann leicht lachte. "Du rennst hier herum als wenn der Teufel hinter dir her wäre, nich ich."
Emma runzelte erneut die Stirn. Hatte sie was verpasst? Er war doch um die Ecke gekommen und fast in sie reingelaufen! Die junge Hexe verengte ein wenig ihre Augen. "Ich werde überhaupt nicht frech!", bestand sie darauf. "Ich werde doch wohl meine Meinung äußern dürfen. Außerdem sind Sie doch um die Ecke gekommen und nicht ich."