Valentina tat diesen Dank mit einem Schulterzucken ab. Für sie war das kein Problem gewesen. Überrascht zog sie eine Augenbraue hoch, als Esther anfing bockig zu werden, weil ihr Kleid noch nicht fertig war. Beruhigend legte sie eine Hand auf ihre Schulter und schaute zu Giulia. ,,Naja, vielleicht ist heute Ihr Glückstag. Ich bin zufällig Schneiderin und meine Wohnung ist gleich in der Nähe. Was muss denn an dem Kleid gemacht werden, vielleicht könnte ich das ja erledigen?'' fragte sie hilfsbereit. Für Valentina ging es dabei nicht um Geld, sondern eher Menschen mit Kleinigkeiten glücklich zu machen. Und wenn es auch nur das Abnähen eines Saumes ist, Esther wäre glücklich und Giulia eine Sorge weniger.
Giulia schien nachzudenken und schaute von Valentina in Esthers strahlendes Gesicht. Dann gab sie nach und nickte. Sie setzte die Tüten auf die Bank und holte das Kleidchen heraus. Es war ein rosa farbenes Sommerkleidchen, welches Esther bis zu den Knien ging. "Hier, da ist am Rücken der Reisverschluss kaputt und hat sich vom Stoff gelöst" erklärte Giulia und zeigte ihr die Stelle.
,,Wie Süß'' entwich es Valentina, als sie den Stoff sah. Kein Wunder, dass Esther das Kleid unbedingt repariert haben wollte. ,,Ach, das ist kein Problem, ich glaub das krieg ich sogar hier repariert.'' sagte sie beschwichtigend und nahm den Reißverschluss näher in Augenschein. Der Stoff war nicht verfranst, also alles nur halb so wild. Einen Moment kramte sie in ihrer Tasche herum, bis sie einen geeigneten Faden und weißes Garn gefunden hatte. Selbst einen neuen Reißverschluss fand sie in einen ihrer Kammern. Der Alte hätte bald seinen Geist aufgegeben, ein Zacken hatte sich schon gelöst. Mit geübten Handbewegungen trennte sie den alten Verschluss vom Stoff und befestigte den neuen Verschluss. Nach ein paar Minuten sah das Kleid wie neu aus. Selbst das Garn passte zum Ori- ginal. ,,So, fertig. Nicht der Rede wert.'' sagte sie lächelnd und zeigte Giulia ihr Werk.
Giulia und Esther beobachteten Valentina, während sie das Kleid im nu reperiert hatte. Esther machte große Augen und nahm das Kleid an sich. Nachdenklich schaute Giulia zu Esther hinunter und dann wieder zu Valentina. Sie holte ihr Portmonaie heraus und schaute lächelnd zu ihr. "Ich würde sie gerne dafür bezahlen und wenn sie kein Geld annehmen möchten, dann lade ich sie wenigstens auf einen Kaffee ein"
Valentina legte ihre Hand auf das Portemonnaie und schob es bestimmend von ihr weg. ,,Nein, das nehme ich nicht an. Weder das Geld noch einen Kaffee. Aber wir können gern noch einen trinken gehen. Aber ich bezahle meinen selbst.'' stellte sie prompt klar. ,,Das habe ich gern gemacht. Sehen Sie es als gute Tat des Tages.'' sagte sie freundlich und schaute zu Esther hinunter.
Esther hatte nur Augen für ihr Kleid, welches sie behutsam zusammenfaltete und vorsichtig in eine Tüte schob. Giulia nickte, wenn auch zögernd. Sie war Valentina sehr dankbar, denn einen Schneider hätte sie zur Zeit nicht bezahlen können. "Dann gehen wir. Wie wäre es mit Starbucks?"
Valentina nickte einverstanden. ,,Gerne. Vor dem Bahnhof eine Straßen- ecke weiter ist einer.'' In dieser Beziehung kannte Valentina sich aus. Starbucks war ihr Kaffeesucht-befriedigungs-Lieferer aller erster Güte. Es ist zwar recht teuer doch unglaublich lecker.
Giulia nahm die Tüten und ließ Esther ihre selber tragen, da diese darauf bestand. Die drei gingen los, doch schon bei der Treppe reichter Esther ihrer Schwester bittend die Tüte. Leise lachend nahm sie ihr die Last ab.
Chan stand am Bahnhof. Mit Koffer und Reiserucksack. Mit kurzen Hosen und einem schwarzen, kurzärmel Hemd. Vor drei Stunden hatte er Jacky bei Lau im Polizeirevier abgesetzt... danach hatte er dringend einen Kaffee gebraucht und sich in einen Gasthof zurück gezogen. 'Kinder', ging es ihm seufzend durch den Kopf und er war froh darum, dass er endlich Urlaub hatte. Genug Zeit um einen überfordeten Teenie zu suchen, der eigentlich auch schon ein paar älter war, als er aussah. Chan starrte auf seine Uhr. 13:31. Chan blickte dann aufmerksam nach vorne und in seinen Innern radelte es. "Vielleicht sollte ich doch jemanden um Hilfe bitten", dachte er nun laut.
Saskia stöckelte durch den Bahnhof und hing ihren Gedanken nach. In ihrer Hand trug sie Tüten von diversen Klamottenläden und Schuhläden. Gerade als Chan begann etwas zu sagen, blieb sie verwundert stehen, da sie sich angesprochen gefühlt hatte. "Bitte?" fragte sie und legte leicht den Kopf schief. "Ich habe Sie nicht verstanden"
Chan blickte von ihr von unten bis nach oben auf. Er blinzelte kurz. Sichtlich verdutzt. In seinem innern raddelte es. Hilfe hatte er zwar gewollt, doch von einem Mädchen, dass wohl noch aufkreischen würde, wenn eine Spinne an ihren Schuhspitzen hängen würde. (boa! xD) Indiana Jones 2 fiel ihm ein und daher wank Chan daher lästig ab. "Ach nichts. Ich habe nur gefragt, ob jemand ein Taschentuch für mich hätte", setzte er an, als kleine Ausrede.
Saskia hob eine Augenbrau und kramte dann in ihrer Tasche. Lächelnd reichte sie Chan ein Päckchen Taschentücher. "Bitte" sagte sie und musterte ihn einen Moment.
Kurz hinter Samatha traten auch Samalia und Luna heraus. Die beiden sahen sich kurz an, nahmen kleine Korrekturen an der jeweils anderen vor, ehe sie sich wieder zu der Hufflepuff umdrehten. Ihr Blick war erwartungsvoll und auf ihren Lippen lag ein freudiges Lächeln.
Samantha klappte ihren Spiegel zu und schaute lächelnd zu den Mädchen. Sie zupfte an ihrem Kleidchen und ging dann voran. "Bevor die Sonne ganz untergegangen ist, sollten wir dort sein" erklärte sie, blieb jedoch abrupt stehen. "Wie alt seid ihr?"