RE: Straße - 14

Kieran hatte es zu Hause nicht mehr ausgehalten.
Diese Stille und das ganze Desinteresse.
Nicht einmal das Miranda im Haus übernachtet hatte, hatte Kieran mitbekommen, also was sollte er dort noch verloren haben?
Er wusste gar nicht, warum sie überhaupt geblieben war.
Die frische Luft würde dem jungen Mann besser tun und in der Winkelgasse hab es stets genug anschauliche Dinge, die einem ablenkten und Träume schenkten.
Vor einem Schaufenster mit den neusten Besenmodellen blieb Kieran stehn und er blickte interessiert hinein.
Er war noch nie ein grosser Flieger gewesen.
Zumindest hatte er sich noch nie wirklich dafür interessiert.
Warum eigentlich nicht?
Vielleicht wäre genau das eine Art von Hobby, das ihm liegen könnte und ihn auf andere Gedanken brächte.
Eine Person stand neben Kieran und sie spiegelte sich in dem Schaufenster.
Kieran seufzte.
"Du verfolgst mich", sagte er mit ernster Stimme.

"Stimm das echt, dass dein Dad euch kleine Splitter unter die Fingernägel gestochen hat? Sowas find ich echt krass, hat ers auch mit Drähten versucht und dann Strom weitergeleitet?"
Kieran nahm Abstand von Silke und er setzte eine gehässigte Mine auf.
"Nein, natürlich nicht! Was willst du von mir?"
"Dein Bruder ist echt nett. Er macht sich gut bei uns. Ich will dich holen, du gehörst in unsere Gruppe."
"Gruppe, was für eine Gruppe denn?"
Silke wuchs sich einige Stäubchen vom Mantel und lehnte sich dann gegen das Schaufenster.
"Ach, nur ne kleine Gruppe. Wir sind ein paar Leute, die friedlich zusammen sitzen...bisschen Chillen und so. Dein Bruder ist auch dabei."
"Sowas habe ich nicht nötig", sagte Kieran und er machte anstalten zu gehn.
Silke trat sofort vor ihn her.
"Ach komm schon, du hast uns nötig! Kein Mensch braucht niemanden."

Kieran schubste Silke beiseite.
"Du hast überhaupt keine Ahnung!", schrie er und eilte davon.

Cyrill trat durch die halb zerstörte Winkelgasse und ernst blickte er sich um.
Überall kitschige Kageyasu-Plakate und Leute, die in weissen Kleidern herum liefen.
Nur noch wenige Läden waren geblieben, und solche, die nichts gutes brachten: Tod und zerstörung.
Keine Gegenmittel, nur Gifte.
Seufzend strich sich der kleine Zigeuner durchs Haar und überlegte.
Eigentlich sollte er sich nicht einmischen.
Wollte er auch nicht.
Aber zumindest musste er ein paar Dinge klarstellen.