RE: Straße - 9

Céline holte darauf ihren Zauberstab hervor berührte Joyce an der Schulter und apperierte mit den Drein darauf.

Nathan

Julie rannte die Straße entlang. Sie keuchte und hatte Seitenstechen.
Einige Passanten warfen ihr verärgerte Blicke zu, doch sie bemerkte diese kaum.
Ihre Hände klammerten sich um eine Packung mit zerdrückten Cremeschnitten.
Sie hatte durch das geöffnete Fenster eines geparkten Autos gegriffen und sie herausgezogen.
Dummerweise war in genau diesem Moment der Besitzer des Wagens aufgetaucht.
Julie war sofort fortgelaufen, doch eine ganze Weile lang, war ihr der Mann dicht auf den Fersen gewesen.
Wegen so einer Kleinigkeit, dachte sie verzweifelt. Nun versteckte sie sich hinter einer Mülltonne und presste sich fest gegen die dreckige Mauer.

Laila ging ohne besondere Absicht die Straße entlang. Sie hatte vor etwa zwei Tagen ihre Wohnung verloren und musste sich nun nach einem neuen 'Zuhause' umsehen. Sie schwang die kleine Tasche über die Schulter, in der nur sehr wenige Sachen lagen und ging weiter ihres Weges.
Heute war das Wetter ziemlich unangenehm, wie wohl immer in England. Dunkle Wolken schoben sich unablässig vor die Sonne und entluden sich auf die Welt. Lailas Haare waren bereits klatschnass und sie wusste, wenn sie nicht bald Unterschlupf fand, würde das nicht allzu gut enden.

Als Julies Atmung sich wieder beruhigt hatte stand sie auf.
Ihre Kleidung klebte aufgrund der Nässe an ihrer Haut und missmutig zupfte sie an ihren Shorts.
"Na, kann es denn noch besser laufen?" fragte sie leise.
Sie neigte normalerweise nicht zu Pessimismus, doch in letzter Zeit schien alles schief zu gehen.

Nach einigen Metern hielt Laila ganz in der Nähe von Julie inne, öffnete das kleine Täschchen und zog ein dunkles Tuch daraus hervor.
Dieses war nicht gerade sonderlich klein und so hüllte sie ihren Körper darin ein, so gut es möglich war.
Vor der Kälte und der Nässe schützte es sie wohl nicht, jedoch war ihr weißes Kleid schon längst pitschnass und sah auch dementsprechend durchsichtig aus. Die Hexe strich die Strähnen aus dem Gesicht, die ihr schon an den Wangen klebten und schloss die Tasche wieder.
Wo gab es blos einen guten Ort, an dem sie Unterschlupf finden würde?

Julie bemerkte Laila erst jetzt. Sie wusste nicht genau, was sie dazu bewog, doch sie trat auf die junge Frau zu.
"Hallo. Du denkst vermutlich ich bin verrückt, aber hast du zufällig noch einen Platz zum Schlafen frei?"
Es waren nur noch wenige Menschen hier unterwegs. Die meisten wollten alle nur schnell nach Hause.

Laila hob den Kopf, als Julie sie ansprach und blickte diese einen Moment an.
"Nein, tut mir leid. Ich...bin selbst ein wenig knapp an Wohnungen", sprach sie und warf dem Mädchen einen entschuldigenden Blick zu.
Doch dann runzelte sie die Stirn und betrachtete die kleine Hexe genauer. Sie war ja noch ziemlich jung! Und überhaupt zu jung, um bei solchem Wetter allein umherzulaufen.
"Warum bist du denn nicht bei deinen Eltern?", fragte sie nach, wobei sie ein wenig den Regen von ihren Wimpern blinzelte.

Fröstelnd schlang Julie ihre Arme um ihren Körper. Es half nicht viel gegen die Kälte, dennoch verharrte sie in dieser Position.
"Das... das geht nicht." Erst jetzt wurde sie sich ihres Fehlers bewusst.
"Aber, das ist meine Sache." Sie stieß die Worte feindseliger hervor, als sie es beabsichtigt hatte.

Allerdings fasste Laila ihre Worte nicht halb so auf, wie sie vielleicht auf andere gewirkt hätten.
Sie nickte nur stumm und konnte sich schon selbst denken, was die Kleine zu verbergen versuchte.
"Dann solltest du besser zusehen, dass du etwas findest, wo du schlafen kannst", sprach sie und wollte bereits weitergehen. Schließlich hatte sie gelernt, dass man vorrangig auch auf sein eigenes Wohl schauen sollte. Jedoch...sie konnte nicht einfach fortgehen.
Laila hielt inne, verzog das nasse Gesicht ein wenig und blickte zu Julie zurück.
"Ich bin auch auf der Suche nach einem passenden Platz. Willst du mich begleiten? Oder weiter dein Glück allein versuchen?"

Eine Welle der Erleichterung durchflutete das junge Mädchen.
"Wirklich?" Ihre angespannte Haltung verflüchtigte sich.
"Was für eine Frage! Natürlich will ich dich begleiten!" Sie vertraute nur wenigen Menschen nach so kurzer Zeit.
Aber im Moment war die Aussicht auf ein warmes Plätzchen so verlockend, dass sie nicht anders konnte.
"Ich bin übrigens Julie."

"Laila", stellte sie sich vor, nickte und lächelte etwas.
"Dann lass uns gehen."
Die Hexe wandte sich um und ging schon mal einige Schritte geradeaus weiter, immer den Blick aufmerksam auf die Umgebung gerichtet. Man wusste ja nie.
"Wo warst du denn schon überall? Damit wir da nicht nochmal hingehen. Wäre ja nur Zeitverschwendung."

"Vor drei Tagen habe ich in einem Park geschlafen. Aber damals hat es nicht geregnet", begann sie ohne Umschweife zu erzählen.
"Und letzte Woche oder so war ich dann in der Nähe der Themse. Unter einer Brücke."
Sie schauderte leicht bei dem Gedanken an die schreckliche Nacht. Sie war dort nur schlecht vor dem Wind geschützt.
"Und dann einmal hab i- oh." Julie stockte und sah dann zu Laila auf.
"Wann ich zuletzt unter einem richtigen Dach geschlafen habe weiß ich nicht mehr."

Laila blickte mitleidig auf das Mädchen hinab und ging dann mit ihr weiter, bis sie schließlich um eine Ecke bogen.
"Gut. Ich überlege schon die ganze Zeit, an welchem Ort ich letztens übernachtet habe. Mir fällt es leider nicht ein."
Sie seufzte schwer, räusperte sich etwas und zog das Tuch näher um ihren Körper.

"Es... ist sehr nett dass du mich mitnimmst. Die meisten Leute sehen mich nur abfällig an und gehen dann schnell weiter."
Sie musste sich beeilen um mit Laila Schritt zu halten.
"Darf ich dich etwas fragen?" Julie war mehr als nur neugierig.

Laila nickte etwas. Ja, das kannte sie nur zu gut, aber mit den Jahren fand man sich damit ab, oder ging im Selbstmitleid unter.
"Kein Problem. Du siehst noch ziemlich jung aus und es wäre unverantwortungslos von mir, dich einfach dort stehen zu lassen, ohne dir die Wahl zu lassen, ob du mitgehen willst oder nicht."
Dann schwieg sie wieder, wich einer großen Pfütze aus und blickte wieder zu Julie.
"Natürlich. Frag ruhig."