RE: Burg des Prinzen - 4

"Gut drei Tage, mein Prinz", antwortete ihm Aleander schnell und sicher.
Mit Zahlen konnte er es gut.

[die armen kerle die das bauen müssen, so kurz schon fertig! ]

Joel war etwas überrascht, zeigte dies aber äusserlich nicht.
Er sah ruhig zu Aleander und war einverstanden damit.
Allerdings war das mit Sire Eichenberg noch ein Problem, sein Zustand hatte sich nicht gebessert und einen Schweigetag hatten sie noch nicht gesattet.
Würden sie ihn nun gestatten vor der Eröffnung oder sollten sie ihm nach der Eröffnung biewilligen, was würde auch für das Volk besser zur Geltung kommen?
"Was Sire Eichenberg betrifft, Aleander.
Was berietst du mir?
Sein Zustand hat sich noch nicht gebessert und einen Schweigetag müsste angeordnet werden, allerdings kommt - gerade auch wegen der Universität - alles viel zu schnell."

Aleander nickte und er blätterte in seinen Notizen durch.
"Ja, also das ist so...es...gibt da ein kleines Problem. Sire Eichenberg ist unter dem Volk im Moment...etwas zur debatte. Also man befürchtet, das es einen Judenaufstand geben wird, jedoch etwas kleines, länger als eine Woche wird das kaum dauern. Daher rate ich das Volk nicht herauszufordern und keinen Schweigetag mehr zu machen."

Joel schwieg einen langen Moment, er dachte nach und wurde nun bedenklich.
Eichenberg keinen Schweigetag zu gewähen könnte auch ein Fehler sein, gerade bei den Adligen und ist bei ihnen die Türe zu, so ist es so gut wie unmöglich noch einmal eine Chance zu erhalten.
Durch den Befehl Eichenberg in die Residenz zu gestatten und den Experten war er also nun in der Sache drinn.
Würde er Eichenberg in das Schloss von König Tarabas lassen, so könnte dies auch kritisch werden, wegen Douglas guter Residenz, die man lieber nicht in Frage stellen liesse.
"Was schlägst du mir vor, Aleander?
Gäbe es noch eine andere Möglichkeit, im Bezug auf Sire Eichenberg? Egal was es sein soll, spricht."

Aleanders Gesicht blieb ernst.
"Nein, eure Prinzlichkeit. Sire Eichenberg steht in Frage und das momentan auch bei einigen Adelsleuten. Ich denke, das diese sich immer mehr gegen ihn verschwören, schliesslich ist es in der Natur der Vampire, andersartige Wesen auszugrenzen. Ich rate euch, momentan den Dingen ihren Lauf zu lassen."

Da konnte man nichts machen, dass sah nun Joel auch ein und er nickte leicht.
Das Eichenbergs Ruf sich bei den Adligen verstritten hatten, war ihm noch garnicht bekannt gewesen.
Joel fand es schon hart und bedauernd wegen Sire Eichenberg. Sire Eichenberg und Sire Douglas, vor wenigen Monaten konnte man sich Otopia ohne die beiden nicht vorstellen und plötzlich wendete sich das Blatt und Eichenber wurde in Frage gestellt.
"Kündige die Eröffnung der Universität an", ordnete Joel nun stattdessen an und für ihn war Thema Eichenberg abgeschlossen, sie konnten nichts mehr für ihn tun.

Aleander verbeugte sich.
"Wie Ihr wünscht."
Er ging dann.

Joel blickte ihm nach, er setzte sich dann wieder auf seinen Stuhl und begann weiter an seiner Rede zu schreiben, allerdings brach er nicht lange ab.
Zu vieles beschäftigte ihn gerade.
Das wegen Eichenberg, er erinnerte sich noch genau, als er zum ersten Mal von ihm gehört hatte, was ihm beigebracht wurde niemand hätte damals jemals zu wagen gewagt, mal zu behaupten er würde später in Frage gestellt.
Es war schon verblüffend wie die Zeiten sich änderten und gerade dabei zu sein wenn sich solche Ereignisse ändern.
Wie ging es Tarabas? Was hielt er davon was Joel so tat? Das fragte sich der Prinz nun auch.
Auf einmal runzelte Joel leicht die Stirn, er stand auf und holte das Tagebuch von Mary hervor, dass er gut bewahrt aufhielt.
Er öffnete es und begann nun darin ein wenig zu lesen, es war ihm eingefallen und nun hatte er Zeit.

Gleich vorn auf der ersten Seite stand noch etwas, das genau an ihn gerichtet war:

Lieber Joel,
ich bin sehr froh darüber, dass du Zeit findest, in diesem kleinen Büchlein zu lesen. Es war mein Geschenk an dich und es erfüllt mich mit Stolz, wenn du einige Momente hast, die Zeilen zu betrachten, die ich schrieb. Natürlich hoffe ich, dass es dir gut geht und dass du auch ab und zu mal an uns denkst, aber in erster Linie ist vor allem wichtig, dass alles so läuft, wie du es dir wünschst! Gib niemals auf!
Deine Mary

Auf den nächsten Seiten standen die Tagebucheinträge, die Mary geschrieben hatte. Ihre schöne Schrift war gut zu lesen und ihre Worte kamen aus tiefstem Herzen...

10. Juli 2008

Liebes Tagebuch,

ich komme gerade aus dem Krankenflügel und fühle mich noch etwas schlapp. Es ist alles so...so komisch. Vor einigen Tagen war dieser Kampf hier am Hogwarts-See. Wieder einmal mussten wir Rebellen gegen die Vampire kämpfen. Jah, es schien schon von Anfang sehr aussichtslos, aber...ich weiß nicht...ich wollte trotzdem kämpfen. So bin ich nun mal. Wenn ich weiß, dass es wichtig ist, dass ich kämpfe, mache ich es auch. Sogar die kleine Abby wollte kämpfen und dabei weiß doch jeder, dass sie furchtbar schüchtern ist. Trotzdem, ich habe keine Sekunde an ihr gezweifelt! Immerhin ist sie eine wundervolle Hexe und auch Freundin, die manche Zaubersprüche kennt, von denen ich nicht mal zu träumen wage. Aber...das ist nicht der Grund, warum ich mich so fertig fühle. In diesem Kampf...ich habe Joel Brown wieder getroffen. Irgendwie habe ich eine furchtbare Wut in mir gespührt, als ich ihn sah, aber diese Wut...nein, die galt nicht Joel, denn auch wenn ich es mir dort noch nicht richtig eingestanden hatte, konnte ich ihn verstehen. Wie ich dir schon einmal erzählte, war Joel zu Marcus dem Vampirfürsten gegangen und irgendwie war es komisch, weil ich nicht wollte, dass er dort hinging! Natürlich, wir kannten uns kaum, aber ich war von Anfang an der Meinung, dass er zu seinen Freunden gehört und auch zu Kathleen, seiner großen Liebe oder, dass er nach Otopia gehörte, aber nicht zu Marcus! Dieser eine Vampir...mir ist sein Name entfallen...oh nein! Er hieß Andersson! Der hatte Joel befohlen, mich umzubringen. Und eigentlich hatte ich gedacht, dass er es nicht tun würde, dass doch noch etwas ihn ihm war, das ihn davon abhalten würde, aber in diesem Moment schien ihm so vieles egal zu sein. Als er die Worte sprach Avada Kedavra, ging es mir plötzlich total schlecht. Das grüne Licht, das auf mich zuraste und dem ich in keiner Weise ausweichen konnte, ließ mich meine Augen schließen und von einem Moment auf den anderen war alles so unreal...so schwarz, so leise...so unendlich. Und ich dachte, ich wäre tot, aber das war ich nicht. Ich bin im Krankenflügel aufgewacht und dort erfuhr ich, dass ich, noch bevor der Lichtblitz mich erreich konnte, ohnmächtig geworden war. Ich verstand bis dahin nicht, warum, aber ich glaube, nun kenne ich die Antwort. Wenn ich nämlich genau darüber nachdenke, wird mir so vieles klar. Du wirst es nicht glauben, aber die Antwort für die plötzliche Ohnmacht ist Verständnis und Lebenswille. Vielleicht wusste mein Körper noch eher als mein Geist, was mich erwarten würde, wenn ich nicht ausweichen würde...vielleicht wusste er es und hatte sich deshalb zur Wehr gesetzt, in dem er alles in mir ausschaltete und mich zu Boden fallen ließ. Und dieses Verständnis, es mag vielleicht komisch klingen, aber ich hasse Joel nicht für seine Tat. Kein bisschen, denn ich verstehe ihn. Er tat nur das, was ihm aufgetragen wurde und mit jedem Augenblick und jedem weiteren dummen Spruch der Schüler hier, wird mir mehr bewusst, was eigentlich in dem jungen Otopianer vorgeht. Ich hoffe, dass er irgendwann zur Vernunft kommt und dass ich noch einmal die Chance habe mit ihm zu sprechen...das würde mir wirklich gut tun. Denn ich weiß, auch wenn wir noch nicht oft mit einander gesprochen haben, dass er eine wundervolle Person ist. Und es ist mir egal, was andere von ihm halten, denn ich weiß, dass sie alle im Unrecht sind!!

Mary

[ ich bin echt sprachlos caro! so ein schöner meisterpost! bin total gerührt! ]

Joel hatte den persönlichen Teil gut getan, es war sehr lieb wie Mary, selbst wenn sie nicht hier war und dies vor vielen Monaten geschrieben hatte - wenn nicht... sogar von einem Halben Jahr - dass sie sich immer noch so für ihn sorgte.
Das sie das Beste für ihn wollte.
Ja, Mary war wirklich etwas besonderes.
Ihr war es nie um sich gegangen, immer nur für die anderen, gerne hätte Joel in diesem Moment mit ihr geredet, es tat ihm sehr leid um Mary.
Sie musste so vieles in ihrem Leben ertragen und gab so viel den anderen.
Was gaben die Zauberer ihr?
Joel hoffte sehr dass sie jemanden hatte, der sie verstand.


Als Joel den Tagebucheintrag gelesen hatte, ging ihm so einiges durch den Kopf.
Er war sehr nachdenklich gestimmt und dachte an diese grauenhafte Zeit nach.
Otopia wurde von Jasko angegriffen, Mary hatte er getötet, wäre nicht ihr Körper ihre einzige Hilfe gewesen.
Er hatte vieles in seinem Leben erkannt und seinen entgültigen Entschluss vor zwei Jahren gefasst.
Joel war dennoch sehr froh, dass er diese Zeit bei Marcus durchmachen durfte, sie hatte ihn Erwachsen gemacht und das Zauberkind von früher, in ihm entgültig gelöscht.
Natürlich war er immer noch der selbe wie damals, aber er war reifer geworden durch die Erfahrung und realistischer.
Man konnte sein Leben nicht steuern und die Zukunft nicht immer so haben wie man sie möchte.
Sei es wegen dem Entschluss mit Kathleen, die schweren Zeiten bei Tarabas und manchmal auch Mentor, wegen Marcus, oder die Enttäuschung der Zauberwelt.
Ja, schreckliche Erfahrungen machen einem erst richtig Erwachsen, egal in welchem Alter man ist.
Vielleicht würde auch Mary einmal die Zauberwelt so erkennen wie er sie plötzlich erkannt hatte, aber vielleicht hatte sie dies schon.
Mary war etwas ganz besonderes, sie kannte die Realität und vieles besser als andere Zauberer.

Joel blätterte nun weiter und wollte noch weiter in Marys Erinnerungen schweifen.

[*knuuuuuuuuuuuuuddl*!!! und deiner erst! danke!!!]

1. August 2008

Liebes Tagebuch,

ich komme gerade von einem Treffen mit Joel zurück. Mir geht es jetzt wieder gut. Ich konnte mit ihm sprechen und das hat mir sehr gut getan. Es war so komisch..wie jedes Mal, wenn ich ihn sehe. Immer wieder kommt es mir so vor, als würden wir uns schon Jahre lang kennen und wie alte Freunde mit einander sprechen. Aber ich bin auch sehr froh darüber! Es tut gut und macht mich auch irgendwie glücklich. So vieles, was mich bedrückte, ist in diesem Gespräch wie geschmolzen und verschwunden, dorthin, wo ich es nie wieder sehen muss. Joel ist nun nicht mehr bei Marcus, sondern nach Otopia zurückgekehrt und ich hoffe, dass er sich dort nun besser fühlt. Die Tage fließen dahin, wie der Regen durch die stille Nacht und dennoch ist jeder dieser Tage eine neue Herausforderung für mich und meine Argumente. Diese Slytherin-Mädchen...die sind wirklich das Letzte. Egal wo ich auftauche, fangen sie an zu tuscheln, aber von Tag zu Tag machen sie sich gar nicht mehr die Mühe, wirklich leise mit einander zu reden. Sie wissen, dass es mich verletzt, wenn sie schlecht über den jungen Prinzen reden und wenn ich ehrlich bin, weiß ich nicht einmal selbst wieso. Vielleicht ist es einfach, weil ich ihn so gerne habe und ich finde, dass es doch einige Sachen gibt, die wir gemeinsam haben. Außerdem verstehe ich niemanden der Zauberer, die Joel nicht wenigstens genauso mögen, wie ich es tuhe! Immerhin hat er so oft diese Welt gerettet und jetzt...nur weil er einmal einen Fehler gemacht hat und das auch noch zu unserem Wohl!!!, verachten ihn so viele. Es ist mir ganz ehrlich ein Rätsel. Ich hoffe, dass Joel weiß, dass ich ihn verstehe und das nicht alle aus der Zauberwelt gleich sind. Aber ich werde es mir niemals nehmen lassen, Joel weiterhin zu verteidigen!! Und wenn ich dafür noch so sehr leiden muss, es ist mir egal. Denn er hat es verdient, dass wenigstens jemand ihn verteidigt und für ihn einsteht. Ich will nicht, dass diese Welt vergisst, was er für sie getan hat...nein, das will ich wirklich nicht.

Mary

[ so unglaublich! *knuuuuuuuuudl*!]

Joel las sich die Zeilen nachdenklich durch, er wurde sehr bedenklich wegen der Worte von Mary und ihr Verständnis.
Sie hatte ihn verstanden, sie hatte seine ganze Lage und den Fehler verstanden.
Kein Zauberer hatte diesen Fehler, ausser Mary - gerade sie, wo er getötet hatte - verstanden und ihn noch vor allen verteidigt.
Der Vampir schloss das Büchlein und hielt es noch einen Moment auf dem Tisch, schliesslich legte er es dann in sein behutsames Versteck, wo es sicher war vor Aleander, oder sonst jemanden.
Joel stand dann auf und trat vor das Fenster, was Mary wohl gerade tat?
Ob sie und Maggie sich gut verstanden und alles nachholen konnten, was sie in den Zeiten nicht gemeinsam unternommen hatten?

Isabella kam gerade von draußen herein.
Sie war im Park gewesen und hatte sich dort um das Unkraut gekümmert, hatte einige Sträucher zurückgeschnitten und neue Erde um die Pflanzen verteilt. Nun strahlte das Anwesen um die Burg wieder und die junge Mara ging in den Waschraum um sich von Schweiß und Erde rein zu waschen.
Sie tauchte einen Schwam in verdünntes Blut und striff mit ihm langsam über ihre porzelanfarbene Haut.
Das Mädchen mochte die Sonne und das Reich der Lichtvampire mehr als die Düsternis der Dunkelvampire.
Die Tage hier schienen sanfter und seeliger als die endlose Dunkelheit mit ihren grünen Blitzen, wenngleich auch diese manche Stimmung unterstreichen.
Isabella hatte zuvor eine Schürze getragen um ihr Kleid nicht schmutzig zu machen und es hatte sich ausgezahlt.
Leicht bürstete sie nun etwas Schmutz von dem rauen Stoff und legte die Schürze zur Seite.
Nun blickte das Mädchen in den Spiegel der vor einem kleinen Tischchen hieng und sie begann sich ihre langen, pechschwarzen Haare zu kämmen um später vor ihrer Herrin, dem Prinzen aber auch den anderen Vampiren in der Burg gepflegt gegenüber zu treten.
Gewissenhaft steckte sie sich einen kleinen, zierlichen Kamm in das Haar und strich noch einmal über ihr Kleid.
Hier wie bei der königlichen Residenz gab es keine der prachtvollen Rosen, wie der Graf sie hatte.
Manchmal wenn es die Zeit erlaubte dachte Isabella an sie, an Graf Edoardo, an Sane und Sybille.
Ihr Medaillon erinnerte sie an all dies.
Das Dai-Katana hingegen schien (teils auch gezwungenermaßen) in den Hintergrund zu treten.
Durch die Anstellung beim Grafen und nun als Dienerin der Gemalin des Prinzen war sie sehr aufgestiegen, wenn man bedachte, dass ihre arme Ziehfamilie sie damals im Grunde genommen verkauft hatte. Manchmal fragte sich Isabella, wieso sie sie damals überhaupt aufgezogen hatten, war es doch sehr unüblich ein fremdes Kind aufzunehmen. Wer ihre wirklichen Eltern waren wusste sie nach wie vor nicht.
Doch nun konnte sie relativ gut Lesen und auch Kalligraphie hatte sie einst in der Schule des Schwertes gelernt.
Denn wer nicht vermochte den Pinsel zu führen war es nicht wert ein Schwert zu berühren.
All dies schien nun alles so weit zurück zu liegen.
Die Wurzeln ihres Weges breiteten sich scheinbar in eine andere Richtung aus.

Zipora sass auf ihren Stuhl und sie fasste sich am Bauch.
An ihren Fenstern waren Gitterstäbe, wie bei einem Gefängnis, damit sie nicht auf die Idee kam, hinauszugehn.
Ein Gefängnis, das sie selbst gewählt hatte - bewusst.
Sie streckte nach der Glocke aus und läutete Isabella damit.
Zpora atmete tief durch, keine Anstrengungen mehr.

Mentor wartete in einem der vielen Räume von Joel.
Er blickte aus dem Fenster und sein Gesicht war ernst und mitgenommen.
In seiner Hand hielt er ein Pergament.