Joel betrat den Raum, als er Mentor so mitgenommen am Fenster stehen sah blieb er stehen und blickte einen Moment lange zu ihm. Er war sich nicht sicher, ist etwas passiert? Joel trat zu ihm und sah ihn mit einem vielsagenden, fragenden Blick an. Das Pergramentblatt hatte er natürlich auch gesehen.
Mentor trat etwas zurück und er verbeugte sich leicht. "Mein Prinz", sagte er dann und wusste kaum wie anfangen. Überhaupt, was machte er denn hier? Doch es war ein Verlangen, Joel musste es einfach sehn! Er sah auf sein Pergamentblatt und dann wieder zu Joel. "Ihr wisst, das ich euren Vater ausgebildet habe. Zu Zeiten als er Prinz ward. Danach habe ich ihm als Sklave gedient, lange Zeit." Milexûs verstummte und er reichte das kleine Stück Papier schliesslich Joel. Eine zierliche Handschrift, geschmückt mit grossen goldenen Buchstaben und anderen Mustern bildete sich darauf. Es war ein alter Eintrag von Tarabas.
Verachtenswert, einer Missgestalt gleichkommend und wie durch Lepra gekennzeichnet! Ich wünschte Dir ewiges Leben auf Wasser und Feuer genagelt. Wilde Hunde sollen Dein Fleisch nagen und böse Träume Deinen nicht ruhenden Schlaf verfolgen. Ich hasse Dich! Stirb. Stirb zweimal, dreimal. Stirb wie Du es verdienst, Feigling! Jede Wunde, die Du mir getan, jeden Bluttropfen, den Du mir vereist, sollst Du mir büssen und zehn mal zehn erhalten. Ich hasse Dich!! Das Du mich an diese Ketten gebunden hast und mir alles genommen, verübel ich Dir. Du hast mich leidend gemacht und mir das Herz in schwarzen Tod getränkt.
"Ich habe einige Einträge des Königs gefunden, mein Prinz. Es waren nicht viele, versteht mich nicht falsch. Doch ich brachte es kaum übers Herz sie verbrennen zu lassen. Und da Ihr...ich wollte, das Ihr seht, wie er war, ist."
Joel starrte für einen Moment regunglos auf das Geschriebene. Er fühlte wie sein Kopf sich- ja beinahe schon die Umgebung - sich wie drehte und wie die hasserfüllten Worten wie lebendig wurden. Er konnte den ganzen Hass, den Zorn förmlich spüren, der auf dem Blatt ruhte. Joel war wie sprachlos im innern, es kam so plötzlich, unerwartet. Aber da kam die Frage auf... hätte er sich Tarabas jemals glücklich vorstellen können? Nein. Schon alleine Tarabas Kindheitsabschnitte in den Sümpfen damals... Natürlich, Milexûs war sein Mentor gewesen, wie auch für Joel, allerdings konnten diese Worte nicht auf Mentor bezogen sein, dass war sowohl Joel, wie auch Mentor mussten sie klar sein. Da Mentor ja noch lebte. Joel schwieg eine lange Weile und er war nachdenklich gestimmt. Wie ging es Tarabas nun? Verspürte er genauso einen gleichen Hass, für die gleiche Person? Das gleiche Wesen? Wie musste es nur sein, Tag ein und Tag aus mit diesen Wünschen... wenn nicht schon Verzweifflung und nur Hass genährt zu leben? Joel blickte schliesslich zu Mentors in die Augen. "Hast du damals schon von seinem Hass gewusst?", ruhig und aufmerksam war Joels Blick.
Mentor nickte. "Ja, alle." Er sah leicht zu Boden, auch wenn Tarabas ihm vieles angetan hatte, trotzdem fühlte er sich schuldig. Er nahm schliesslich einige weitere Zettel hervor und reichte sie Joel. "Das sind alle, die ich noch habe."
Asche zu Asche. Staub zu Staub. Tu solus Altissimus. Ich bin unzufrieden und der Hass, der auf mir lastet, ist gross. Tu solus Altissimus! Meine Bitternis verwandelt sch in ungezähmtes Verlangen. Ich möchte Blut sehn und sie alle spühren lassen, dass der König erzürmt ist. Die Stadt soll ein geschlossenes Zentrum sein, die Dörfer abgebrannt und ausgequetscht. Meine Gleichgültigkeit deren die mich Fürchten, lässt mich allmählch unruhig werden. Ich muss endlich zu klarem Verstande finden.
Schwarz. Schwarz wie der Tod. Schwarz wie die Nacht. Schwarz wie der Tag. Stille.
Ich bin zerstreut und niedergeschlagen. Die alten Väter werden mich anklagen, wenn ich nicht in Einklang meiner selbst komme. Ich trachte und sehne mich danach, es gut zu machen. Dennoch bleibt mir der bittere Trank nicht aus, es durch die alte Wunde zu tun, für die ich mich denn mehr hasse als je. Doch Hass muss es sein! Ich bin nicht finster. Finster ist nur die Schuld! Und meine Schuld ist nichts. Und nichts sind diese kleinen Leute. Also sollen se kommen! Handeln, gehn; wandeln und stehen.
Joel las sich auch diese Zeilen und Zettel von Tarabas las er sich durch. Wie alt sie wohl schon sein mussten? Und dennoch kamen sie Joel so sehr vertraut vor, es waren einfach typische Merkmale bzw. Meinungen des Königs. "Wie bist du zu ihnen gekommen, Mentor?", war nun Joels nächste Frage. Er nahm den einen Zettel nun aus Milexûs Hand und blickte weiterhin bedenklich auf ihn. Er legte seine Stirn dann kurz in Falten und sah ein weniger ernster zu Mentor. "Wo hast du sie gefunden? Und von wem hast du den Befehl bekommen sie zu verbrennen?"
Joels Blick wurde nun ein wenig fragend, sogar leicht verblüfft. Würde Tarabas seine Meinungen auslöschen wollen? "Hatte mein Vater dies gewollt?", fragte er, obwohl diese Frage sich selbst erklärte, dennoch war Joel sehr verunsichert.
Joel schwieg betroffen und blickte lange auf den Boden weiter vorne. "Sag mir Mentor... warum hat er das getan? Für wen galt dieser ganze Hass? Wer hat ihm dies angetan? Eine Person...", Joel schwieg kurz und war sehr nachdenklich gestimmt, weiterhin blickte er zu dem selben Punkt, "oder einfach dieses Leben?"
Mentor seufzte leicht. "Wirklich, ich weiss nicht was in König Tarabas vorgeht. Doch ich weiss nur, das er...niemals glücklich war. Keinen Augenblick. Und ich denke dieser erste Eintrag...den hat er gegen seinen Vater gerichtet. Damals war er noch sehr jung, ich merke das an seiner Schrift."
Joel blickte nun auf und sah zu Mentor, er war wie vom Blitz getroffen, nicht wegen seiner Worte- nein. Joel wurde nun etwas klar. "Los, schlage mich", hörte er Tarabas Worte in seinen Gedanken wie in seiner Erinnerung, damals an seinem Geburtstag. "Hasse mich, ich will das du mich schlägst wie ich es verdiene!" Fielen ihm die Worte von Tarabas wieder genau ein! Joel schluckte, nun war es ihm klar, was Tarabas bezwecken wollte. Milexûs sagte, dass Tarabas das gegen seinen Vater geschrieben hatte. Er hasste ihn... er wollte ihn hassen! Und das tat der König auch. "Er wollte, dass ich ihn ebenfalls Hasse... genauso Hass auf ihn verspüre... wie Tarabas auf seinen Vater", Joel fühlte leere in seinem Innern, er war einfach nur fassziniert und gleichzeitig fühlte er gerade garnichts, ausser Faszination. Das er dies damals nicht gesehen hatte? Und was war damals Tarabas durch den Kopf gegangen, als er eine andere Antwort von Joel bekommen hatte? Joel blickte dann ruhig und abwartend Mentor ins Angesicht.
Milexûs blinzelte. Das konnte er Tarabas zutrauen, auch wenn er selbst nicht verstand weshalb. "Wenn Ihr das meint. Ihr kennt ihn sicher besser als ich, Prinz."
"Mentor, ich muss zu ihm. Es hat sich zu vieles geeignet in den letzten Monaten. Ein Besuch wäre nun wirklich an der Zeit", sagte Joel und fand es nun an der Zeit. Eine Universität war gebaut worden, dass wegen Sir Eichenberg, Sir Douglas und schon bald würde er Vater werden. Und auch sonst, er konnte Tarabas nun auf einer ganz anderen Ebene verstehen.
Mentor sah erstaunt zu Joel. Wirklcih, dieser junge Mann erstaunte ihn doch immer wieder. "Und wenn der König genau das nicht will? Wenn er...vielleicht meint er, Ihr habt Mitleid mit ihm. Habt Ihr das?"
Eine gute Frage. Mitleid mit dem König. Joel schwieg einen Moment und sah aufmerksam zu Milexûs. "Meine Einstellung zu König Tarabas hat sich nicht geändert, Mentor. Nur dass mir etwas sehr wichtiges klar geworden ist", sagte Joel. Seine Einstellung konnte sich nicht mehr ändern, da er schon seit langer Zeit gewusst hatte, dass Tarabas nicht glücklich war. Aber nun hatte er etwas persönliches noch erfahren von dem König. Die Antwort war auch eher eine leichte Ausweichung, Milexûs brauchte nicht alles zu wissen, was in ihm vorging. "Meine Achtung wird immer so bleiben, ebenso werde ich mich hüten dem König über etwas anzusprechen, dass er nicht möchte und vor Jahren zum zerstören veranordnet hatte."