RE: Joel's Gemach - 2

Joel legte die Stirn leicht in Falten.
Schon etwas ungläubig lauschte er der Erzählung.
Marko hatte die Mehrheit der Vampire ausgelöscht und wenn ihm Marcus Wunsch nicht gefiel, hackt er zur Strafe einem Vampir die Hand ab?
Oder tötete sie?
Marko hatte offensichtlich nach wie vor keine Zuneigung gegenüber den Vampiren.
Wie seltsam.
Dabei arbeitete er zusammen mit dem Vampirfürst.
Natürlich wusste Joel noch, dass Marko einst seinen Vampirismus zerstört hatte.
Wie Marcus, als sein Vater fühlte?
Sein eigener Sohn wollte gegen das Heer seines Vaters antreten und ihm gegenüber tyrannisch sein?
So einiges ging dem ruhevollen Prinz durch den Kopf, während er Marcus gegenüber sass und ihm aufmerksam zuhörte.
"Bitte verzeiht, Marcus.
Ich möchte nicht Vorurteilen.
Aber es hört sich nach Eurer Erzählung nicht so an, als ob er Eure Meinung akzeptiert."
Joel schloss seine Lippen und schwieg kurz.
Er überdachte seine Worte.
Denn wie früher, verspürte er Respekt und auch eine Zuneigung Lord Marcus gegenüber.
Dies hatte sich in den Jahren nicht verändert...
"Wie steht Marko zu Euch?
Weiss er dass Ihr zu mir gekommen seid?"

Marcus legte den Kopf schief.
Er massierte seinen Nacken, dann senkte er den Kopf und runzelte leicht seine Stirn.
"Meine Meinung akzeptiert...Mhm. Er tötet Vampire, weil ganz genau weiß, dass jeder Vampir, den ich gebissen habe, eine Batterie für mich ist. Sterben diese Batterien, so habe ich nur noch ein Leben" erklärte er.
Marcus hoffte natürlich, dass Joel verstand worauf er hinaus wollte.
"Er respektiert mich als Vater. Doch er hasst mich. Und dieser Hass macht ihn immer stärker.
Doch er ist ein Vater eines Sohnes...Und die Liebe zu seinem Sohn hält ihn zurück einen schritt weiter zu gehen.
Und nein, er weiß es nicht."
Marcus grinste dann leicht.
"Und Eli Strobolz hält ihn davon ab..."

Es klopfte an der Tür und Methusalem öffnete Sie vorsichtig.
"Chrm. Der Prinz und die Prinzessin wünschen einzutreten."

"Jeder Vampir, den ich gebissen habe, eine Batterie für mich ist. Sterben diese Batterien, so habe ich nur noch ein Leben."
Joel stutzte.
Ein Schatten bildete sich auf seinen Gesichtszügen.
Jeder Vampir, den Marcus gebissen hatte, verlieh ihm ein weiteres Leben?
Er wollte gerade antworten und mit einer Frage darauf zurückkommen.
Doch in diesem Moment kam Methusalem der Azalea und Cyramo ankündigte.
Joel zeigte äußerlich nicht was er fühlte.
Doch eine Ernsthaftigkeit war an seiner Haltung spürbar und sein Blick wurde leicht auffordernd.
Er hatte keinem seiner Kinder jemals etwas über Lord Marcus erzählt.
Wäre es jetzt der richtige Zeitpunkt sie dem Fürsten vorzustellen?
Joel wollte es nicht.
Er hob den Kopf und ohne von Marcus wegzusehen, gab er dem Diener seine Antwort.
"Lass sie eintreten."
Dabei zeigte Joel nicht, wie wichtig es ihm war, die Unterhaltung mit dem Lord alleine fortzusetzen.

Azalea trat demütig hinter ihrem Bruder her, wie es sich gehörte.
Obwohl sie trotzdem für sich selbst die erste sein wollte und daher auch das Wort ergreiffen würde.
Sie verbeugte sich dann.
"Lieber Vater, Methusalem hat uns berichtet, das Ihr ein hoher Gast bei euch habt. Cyramo hat mich daher demütigst gebeten den Wein einzuschenken." xD

"Wir haben es uns wohlverdient, selbst zu herrschen und diejenigen zu ehren, die da zu ehren sind", begann Cyramo den Vers zu zitieren.
"Vater..."
Er neigte sein Haupt demütig vor Joel und blickte dann zu Marcus auf.
Er hatte diesem den Spruch gewidmet und seine Augen leuchteten kurz auf.
"Lord Marcus.
Es freut mich Euch persönlich kennen zu lernen."

Joel beobachtete seine Kinder mit einer ruhigen Haltung.
Die beiden waren ja bestens informiert.
Und so wie er seine Tochter kannte, steckte sie dahinter. xD
Joel schüttelte im Innern leicht den Kopf, über seine vorlaute Azaela.
Mit ihr würde er noch ein Wort sprechen. In letzter Zeit erlaubte sie sich zu viel.
Joel sah von den beiden dann zu Marcus.
"Das sind meine Kinder, Lord Marcus.
Cyramo und Azalea", stellte er sie vor.
Dass es zwei seiner fünf Kinder waren, erwähnte Joel nicht.
Überhaupt sah man Joel nicht an, dass er seine Kinder bei diesem Treffen nicht dabei haben wollte.
"Ich hoffe Ihr mögt Blutwein."

Azalea verbeugte sich nun noch vor Marcus und sie musterte ihn neugierig.
Sie hatte schon einige Skizzen in Büchern gesehn.
Einige davon waren ganz anders als das Original hier. xD
Aber endlich stand er ganz vor ihnen.

Marcus sah Azaela und Cyramo lange an.
"Vater...?"
Marcus sah kurz Joel fragend an, dann blickte er Cyramo an.
"Weiser Spruch" meinte Marcus zum jungen Prinzen.
Er hätte niemals gedacht, dass der kleine Joel eines Tages Kinder haben würde.
Alle wurden sie erwachsen, und Marcus sah das nie...Bei Joel nicht...und bei Marko nicht.
"Schon wenn das Wort Blut im Namen steckt, mag ich es" antwortete MArcus Joel grinsend.
Er nickte Azaela schließlich leicht zu.

Methusalem reichte Azalea schliesslich den Kelch und Azalea goss etwas Blutwein in die Schale.
Sie reichte diese schliesslich Marcus.
"Mit verlaub, Cyramo hat euch einen der 900 Verse zitiert", sprach Azalea und sie goss nun ihrem Vater auch etwas Blutwein ein.
Joel reichte sie dann ebenfalls einen Kelch.
"So lasst uns Lob singen, denen die ihr Blut vergiessen und denjenigen, die es empfangen."

"Um genau zu sein, nur ein Teil des Verses", erklärte Cyramo freundlich.
Dass er seine Schwester selber einen aufsagen hörte, amüsierte Cyramo ehrlich gesagt.
Ob Tarabas schon informiert war über den hohen Besuch seines Vaters?
Zufrieden ruhten seine Augen auf Marcus und er beobachtete ihn.
Er verspürte Stolz auf seinen Vater, dass dieser Besuch aus einer anderen Welt empfing.

Joel war der fragende Blick von Marcus nicht entgangen.
Verwundern tat Marcus Reaktion ihn allerdings nicht.
Auch wenn 22 Jahre nach ihrem letzten Treffen vergangen waren und diese natürliche Entwicklung eigentlich vorhersehbar gewesen ist...
Nein.
Bei Marcus und Joel hatte sich dagegen das Rat der Zeit seither nicht gedreht.
Und seit der Lord bei ihm in seiner Kammer war, fühlte es sich an, als wären sie wieder zurück in der Vergangenheit.
Alles hier fühlte sich falsch an.
Die Gegenwart seiner Kinder.
Der Ort an dem sie sich begegneten.
Die Gespräche über eine andere Welt, der Joel nicht mehr angehörte.
Joel griff als nächstes nachdem Kelch, der Azalea ihm demütig hinhielt.
Dennoch wartete er noch entschieden ab, ehe er trank.
Er wollte nämlich Marcus zuerst den Wein trinken sehen, ehe er das Ritual erwidern würde.
Ruhig und abwartend sah Joel seinem Gegenüber entgegen.

Marcus nahm den Kelch dankend an.
In der Zauberwelt waren es meistens Muggel-Sklaven, die Wein einschenken mussten.
Er stieß darauf an.
"Intelligente Kinder...Tristan wird nie so klug sein, er ist ein Hosenscheißer..." dachte er xD
Er nahm einen kräftigen Schluck.
"Ein wunderschöner Wein."

Die blauen Augen Cyramos flackerten kurz auf, als Marcus das Getränk rühmte.
Es erfüllte ihn erneut mit Stolz und er sah dem Lord vor sich aufrichtig entgegen.
Bestimmt war ihr Vater sehr glücklich und auch stolz auf sie, dass sie sich die Freiheit genommen hatten sich dazu zugesellen.

Das Licht der grünen Blitze von draussen, warf immer wieder majestätisch seine Schatten in das dunkle Gemäuer.
Dadurch hellte sich immer nur flüchtig der Raum kurz auf.
Überhaupt war Tarabas Schloss einem Friedhof ähnlich.
Düstere Statuen von Drachen und anderen Fabelwesen schmückten den prunkvollen Ort.
Joel nippte am Kelch und überreichte ihn schließlich seiner Tochter zurück.
Das war genug der Tradition willen.
In der Gegenwart seiner Kinder würde Marcus wohl nicht mehr so offen, über sein Kommen sprechen.
Joel stellte sich darauf ein, dass er nur durch eine gezielte Frage zum eigentlichen Thema zurück steuern konnte.
Nämlich um zu erfahren, was Marcus dazu bewogen hatte ihn hier zu besuchen.
Er hoffte gleichzeitig auch, dass Marcus offen ansprechen würde, falls ihm die Anwesenheit der beiden Prinzen stören würde.
"Ihr habt eine lange Reise auf Euch genommen, um mich zu besuchen, Lord Marcus."

"Wenn ich ehrlich bin...Ich wollte nach dir sehen" meinte er.
Marcus musste leicht grinsen.
Natürlich wollte er nur wissen wie es JOel ging, weil er von diesem abhängig war. Ja, Marcus war mächtig und stark, doch er war von anderen Leuten abhängig.
"Nun, es geht auch um die ausrottung der Vampire in der Zauberwelt. Es sieht so aus, als wird es schon bald kaum noch einen Vampir geben" erklärte Marcus.
Er nahm einen weiteren Schluck und blickte Joels Kinder kurz an.

Joel schluckte.
Marcus wollte nach ihm sehen?
Er hatte die weite Reise auf sich genommen, weil er ihn vermisst hatte?
Diese Worte bewegten Joel zutiefst. Auch wenn man es ihm äußerlich nicht direkt ansah.
Seine tiefsten Gefühle würde er in der Gegenwart seiner Kinder nicht offenbaren.
Und es war auch der Grund, weswegen er nicht gewollt hatte, dass Azalea und Cyramo, bei diesem Zusammentreffen, dabei sein würden.
Denn hier musste Joel den otopianischen Prinz verkörpern und durfte äußerlich nicht seine Zuneigung so offenkundig zeigen.
Denn dieser Besuch entsprach nicht den Normen Otopias.
Noch zusehr durfte er auf die Themen von Marcus eingehen in der Gegenwart seiner Kinder.
Denn die Zauberwelt war ein Ort mit dem er nichts mehr zu tun hatte.
Könnte es aber sein...
Joel hob seinen Blick und musterte Marcus vor sich wachsam und innerlich eine Meinung bildend.
... dass auch Marcus die Verbindung zu ihm spürte, wie er zu ihm?
Es war mehr als nur eine einfache Zuneigung gekrönt mit Respekt.
Hier in diesem Schloss hatte Joel früher oft an Lord Marcus zurückgedacht.
An einsamen Tagen und Nächten.
Oftmals nachdem Tarabas ihn geschlagen, oder wenn er ihn enttäuscht hatte.
Joel hatte sich dann immer in der Einsamkeit gefragt gehabt, wie es Marcus gesehen hätte.
Hätte er Tarabas Urteile ihm gegenüber Recht gegeben?
Hätte er ihm einen Rat gegeben?
Aber auch die Frage hatte Joel beschäftigt, ob er vielleicht auch... Marcus enttäuscht hatte. Damals als er ihn verlassen hatte.
Und ob der Vampirfürst ihm verziehen hatte, wenn ja.
Ein anderer Verdacht kam Joel auch.
Marko tötete Marcus Reserven und so wie er es verstanden hatte, betraf es alle Vampire, die Marcus gebissen hatte.
So also auch er selbst?
Joel musste sich konzentrieren und die Worte seiner Frage mit Bedacht wählen.
Azalea und Cyramo dürften nicht dahinter kommen. Es galt zu ihrem Schutz.
"Habt Ihr vor etwas gegen die Vampirausrottung zu unternehmen?
Diese gemeinsame Gestaltung der Zauberwelt scheint nicht zu harmonieren", äußerte er seine Ansicht und kam auf die Unterhaltung zurück.

Cyramo hörte zu und versuchte richtig zu schlussfolgern.
Von der Zauberwelt hatte er nicht wirklich ein Bild und wenn, dann nur ein schlechtes, da es nicht anders in Otopia gelehrt wurde.

Azalea ging dann wieder einige Schritte hinter ihren Bruder und demütig blickte sie zu Boden.