Tarabas Schloss » Joel's Gemach

Hier lebte Joel wenn er kurze Zeit bei Tarabas wieder im Schloss war

Methusalem klopfte.
"Durchlaucht, ein gewisser Mr. Marcus Randel wünscht euch zu sehn."
Er machte dann Platz, damit dieser eintreten konnte.

Marcus stand hinter dem Diener.
Er hatte immer noch den Kopf gesenkt.

Joel befand sich in seinem dunklen Gemach und sass am Schreibtisch.
Er las gerade ein Pergament durch, als draussen die vertraute Stimme, seines Dieners Methusalem hörte.
Kurz wurde sein Blick misstrauisch.
Marcus Randel?
Der Prinz wusste sehr wohl wer diesen Namen trug.
Aber war das möglich?
Er hier?
Lord Marcus?
In Joels dunklen Augen konnte man ein Schimmern erkennen.
Es war, als würde er für einen Bruchteil der Sekunde zurück in der grossen Halle sein und das gefährliche Flüstern seines Gegenübers vernehmen...
Dann ein kurzer Schmerz gefolgt von warmen Blut, dass seinem Hals langsam herunter rann...
Joel wurde ruckartig aus seinen Gedanken und Erinnerung je zurück gerissen!
Er sah auf und wandte seinen Blick Richtung Tür.
Dass er Marcus jemals wiedersehen würde... Angesicht zu Angesicht... nein, das hätte er niemals erwartet gehabt.
Mehr als zwanzig Jahre waren vergangen, als er dem mächtigen Vampirfürst das letzte Mal, gegenüberstanden gestanden war.
Nun war Joel Erwachsen und nicht mehr der Jüngling von damals.
"Lass ihn eintreten Methusalem."
Ruhig und angenehm hörte sich Joels Stimme an.
Von seiner innerlichen Aufwühlung war nichts zu vernehmen.

"Sehrwohl."
Methusalem öffnete diesem dann die Tür.

Marcus trat ein.
Er legte die Kapuze ab.
Seine Augen leuchteten hellblau. Es war eine wunderschöne Farbe.
Er hatte eine dicke Narbe unter dem rechten Auge.
"Joel Brown, guten Abend" sagte er leicht grinsend.

Joel fiel die Narbe an Marcus als erstes auf, ansonsten hatte sich dieser äußerlich nicht groß verändert.
Dass der Lord nicht gealtert war, war aber nicht verwunderlich.
Dass hatten Vampire nun Mal so an sich.
Der plötzliche Zeitunterschied zwischen der Zauberwelt und Otopia hatte der Prinz nicht mitbekommen.
Und deswegen war er Marcus das letzte Mal vor 22 Jahren begegnet.
Damals ein Jüngling mit 15 Jahren.
Und das in seiner schwersten Lebensphase, die ihn geprägt hatte.
Zeiten des Umbruchs und des Schmerzes.
Damals hatte sich Joel entscheiden müssen.
Hatte doch sein Herz immer für die Zauberwelt geschlagen, so hatte er sich schlussendlich doch für seine Bestimmung entschieden.
Otopia. Sein Vermächtnis als Prinz anzutreten.
Doch nun standen sie sich wieder gegenüber.
Nach so langer Zeit.
Verspürte Joel nun andere Gefühle dem mächtigen Vampirfürst gegenüber, als damals?
Nein so war es nicht.
Joel schluckte über Marcus vertrauten Anblick und sein aufmerksamer Blick hellte sich auf.
Es wurde ihm warm ums Herz und es war, als würde Joel nochmals eine kostbare Zeit der Vergangenheit zurück geschenkt bekommen.
Eine Zeit in der er auch nebst Schmerz und schweren Entscheidungen Marcus ein Sohn gewesen war.
Und Marcus ihm... ein Vater.
"Es ist schön Euch wieder zu sehn Lord Marcus", begrüßte Joel ihn aufrichtig und man konnte ihm ansehen, dass er sich freute.
Joel selbst hatte sich äußerlich nicht viel geändert. Die Jugend zierte so wie damals sein Antlitz.
Nur sein Auftreten war im Gegensatz zu früher nicht mit einer Trauer begleitet, sondern mit einer geheimnisvollen Ruhe und Sanftmut.
Erwartungsvoll sah Joel seinem Gegenüber einen Moment an.
Er wandte sich dann an seinen Diener und hieß diesem seinen Gast zu dienen.
"Methusalem, bringe seiner Lordschaft Blutwein."

Methusalem verneigte sich.
"Wie Sie wünschen."
Er ging dann hinaus.

Marcus runzelte leicht die Stirn.
"Der KLeine hat sich nicht sehr viel verändert" dachte er.
Marcus hustete leicht.
"Einiges hat sich verändert...Ich nehme mal an...du kannst mir sagen was geschehen ist mit eurer Welt?"
MArcus grinste leicht.
Er hatte Joel vermisst. Er war der wahre Erbe von MArcus, nicht Marko...Nein...NAch dieser neulichen Sache, war er sich sicher!

Joel wies ihm auf den Stuhl, wo Marcus sich setzten durfte.
"Es hat sich einiges bei uns verändert, Lord Marcus.
Das Gebirge der Schattenvampire wurde umgebaut und neu aufgerichtet.
Sie hat auch eine eigene Universität bekommen", erzählte Joel.
Er musste leicht schmunzeln, da ihm ein Gedanke kam...
Marcus hatte sie ja zuvor noch nie gesehen gehabt und konnte daher nicht wissen, wie sie früher ausgesehen hatte.
Joel war sich aber zugleich bewusst, dass der Vampirfürst nicht hierher gekommen war, um nur über Otopia zu sprechen.
Dafür kannte ihn der Prinz zu gut. Er wusste um Marcus Einstellung zu seiner Welt.
"Früher war sie ganz anders gewesen", fügte er hinzu.
Joel schwieg einen Moment und schwelgte in Gedanken.
Er sah das Bild förmlich vor sich.
Das kalte Gebirge, das mehrheitlich nur von Armeen und Kriegsgenerälen belagert wurde.
Finster und mittelalterlich war es gewesen.
Nun war es eine kultivierte und offene Stadt für alle.
Hier hatte König Tarabas Joel freie Hand gegeben zu entscheiden und Veränderung zu bringen.
"Die Merchisten hatten die Veränderung nicht gerne in Empfang genommen.
Zeiten des Umbruchs und Änderungen sind für Otopianer nie leicht hinzunehmen", endete Joel dann leicht nachdenklich.
Eine Weile beäugte Joel Marcus vor sich. Er verfiel ins Schweigen.
Es war schon verblüffend den Vampirfürst so vor sich zu sehen.
Als wäre keine Zeit vergangen.
"Wie sieht es mit der Zauberwelt aus?", erkundigte sich Joel nun und nickte ihm zu.
Es wurde Zeit, er wollte sich Marcus anhören und erfahren, was ihn zu ihm geführt hatte.

"Mhm." gab er nur von sich und sah sich etwas im Raum um.
Es war ein seltsames GEfühl hier zu sein.
Natürlich wusste er, dass er nicht hier sein durfte, doch es ging nicht anders.
"Die Zauberwelt? Ha!"
Marcus kicherte leise.
"Dort herrscht Terror. Verbrecher regieren schon bald diese Welt...Und alles von Marko geleitet."
Er grinste breit.

Joel sah eine Weile zu Marcus und liess sich dabei seine Worte durch den Kopf gehen.
Vor sich sah er das Bild.
Marko liess es zu das Verbrecher die Zauberwelt regierten?
Was war mit seiner Gesinnung geschehen?
Wie ist es nur soweit gekommen?
Joel schwieg noch eine Zeit.
Die Worte Regis gingen ihm nämlich durch den Kopf.
Und er erinnerte sich daran zurück, dass dieser der Meinung war, dass Marko durchaus zum Bösen neigte.
Aber so? Zum Schaden der Zauberwelt?
Herr der Dunkelheit, ja genau das waren Regis Worte.
So hatte dieser Marko genannt.
´Und so hat es sich also auch erfüllt´, Joels dunkle Augen funkelten kurz bläulich auf.
"Er ist also immer noch mächtig?", fragte Joel.
Eine geheimnisvolle Ruhe strahlte der Prinz aus, während er dem Vampirfürsten ruhig vor sich ansah.
"Und wie steht Marko zu Euch?"
Eine Vorahnung beschlich Joel und er glaubte auch, dass Marcus sich vielleicht etwas von ihm erhoffte.
Waren er und Marko doch früher einst Freunde gewesen.
Doch hätte Joel noch einen Einfluss auf ihn?
Er wusste es nicht.

Marcus dachte kurz nach.
"Setzen wir uns vielleicht hin. Ich bin zwar erst über 200 Jahre alt, doch mein Rücken ist trotzdem nicht der Jüngste" meinte er grinsend.
"Marko war schon immer mächtig, er ist mein Sohn....Seit mehr als 6 Monaten arbeiten wir als Team zusammen und versuchen...endlich die Zauberwelt neu zu gestalten.
Er ist ein Anführer einer mächtigen Organisation. Sie sind überall auf dieser Welt...Und du wirst sie noch kennen..." erzählte er.

Mit einer Handbewegung bot Joel ihm den Platz vor sich an.
Als Marcus sich gesetzt hatte, tat es ihm der Prinz gleich.
Mit einer ruhigen Haltung sah er Marcus entgegen und hörte ihm aufmerksam zu.
Der Fürst erzählte ihm, dass Marko seit einem halben Jahr zusammen mit ihm, die Zauberwelt neu gestaltete.
Marko war auch noch Anführer einer Organisation.
Joel hatte nun einen Verdacht was Marcus mit den Verbrecher meinte...
Also waren es Leute von dieser Organisation, die Marko anführte.
Joel hatte einst selbst in der Zauberwelt gekämpft und zusammen mit seinen Freunden verhindert, dass andere sie beherrschten.
Marko war damals noch Marcus Feind gewesen...
Doch nun arbeiteten sie zusammen.
Joel nickte dann einmal zum Zeichen, dass er verstand.
"Besteht diese Organisation nur aus Vampiren?", wollte Joel erfahren.
Er wollte mehr von der Gestaltung der Zauberwelt wissen und was sie sich von einer neuen Zauberwelt versprachen.

Marcus nahm PLatz.
Er lehnte sich zurück und schloss für eine Weile seine Augen.
"Nein. 80% der Vampire wurden ausgelöscht. Marko hat jeden kaltblütig ermordet...Jedes Mal, wenn ich etwas sagte, was ihm nicht gefiel, hat er zuerst die Hände eines Vampirs abgehackt..."
Marcus schluckte hart.
Dann öffnete er langsam seine Augen.
"Und dann enthauptet.
Die roten Ritter bestehen eigentlich nur aus Menschen."
Ja, Marko wurde ein kaltherziger Mensch...Warum, wusste niemand.