RE: Heathrow Airport - 2

"Volleyball spielen", sagte er und blickte zu Taro.
"Uhm...eine nette Rundfahrt in der Bucht wäre nicht übel, oder wenns dort alte Ruinen gibt. Ich bin schon ziemlich gespannt auf dein Elternhaus. Was willst du machen?"

"Volleyball?", schmunzelte er. "Sicher? Nicht, dass du mich dann hasst, weil du verlierst."
Sich nichts anmerken lassend, sah er dennoch amüsiert aus dem Fenster.
Sie waren nun mittlerweile oben in der Luft angelangt und er nahm den Gurt wieder ab.
Sogleich kamen die Stewardessen und fragten, ob sie einen Wunsch hätten.
"Vielleicht lässt es sich einrichten, wir werden sehen. Ich weiß noch nicht genau. Wenn ich spontan Lust auf etwas kriege, werde ich es dich wissen lassen, Josh. Du merkst ja selbst, meine Spontanität kennt keine Grenzen."

"Spontan sein ist immer gut", entgegnete Josh und er sah zu der Stewardess.
"Ja bitte einmal eine Cola Light und...nein, mehr nicht für mich."
Er hatte vorher grinsen müssen über Taros Aussage wegen dem Volleyball.
Ja, das dieser gut sein musste in Volley, dass sah man ihm an.
Mit dieser Grösse und dem Körper.
Aber der Gute würde sicher noch staunen, wie viel Energie Josh noch in seinen Knochen trug.
Und wenn es ums Volleyballspielen ging, da war er gnadenlos.
Würde sicherlich interessant werden.
Er nahm sein Portemonnaie und bezahlte für den Drink.

"Mhm...", überlegte Taro.
"Für mich auch ne Cola mit einer Orangenscheibe einem Strohalm."
Oh ja, es war ihm so egal, wie das vielleicht jetzt auf andere wirkte.
Er hatte jetzt Urlaub und er würde das in vollen Zügen genießen.
Da wurde ihm bewusst, dass es wirklich die beste Entscheidung gewesen war, nach Chile zu fliegen.
Im Haus seiner Eltern würde er sich besonders entspannen können, wegen der wundervollen Aussicht und allem.
Ganz anders als sie Leben hier in England.
Den beiden wurden die Cola gereicht und Taro hielt Josh etwas sein Glas hin.
Er sollte auf den Beginn ihrer Reise mit ihm anstoßen.

Josh nahm sein Glas und er stiess mit Taro an.
"Auf Chile."
Danach trank er einen Schluck und bereitete sich vor auf einen langen Flug.
Hätte er sich das vor einigen Tagen noch erträumen lassen?
Schon seltsam, was so ein einfacher Zirkusartikel bewirken konnte.
Jedenfalls war er jetzt hier und das war gut so.
Was alles noch folgen sollte, das sei im Moment noch dahin gestellt.
Er liess sich gerne überraschen.

"Auf Chile", sagte auch Taro und tat es ihm gleich.
Gemütlich lehnte er sich abermals zurück und ignorierte das Räuspern des kleinen Mannes hinter sich.
Das würde jetzt wirklich seine Stunden dauern.
Er wandte den Kopf zum Fenster und auch auch wenn er eigentlich nichts sehen konnte, außer riesige Wolken unter sich, war es doch schön. Ein Anblick, den man nicht immer hatte.
Die Stunden schlichen dahin und irgendwann war der müde Taro dann doch eingeschlafen.
Sein Schlaf schien unruhig und er drehte sich oftmals von einer Seite auf die andere.

Josh jedoch schlief nicht.
Er sah immerzu auf seine Uhr und blickte sich um im Flugzeug.
Als Taro eingeschlafen war, sah er zwischendurch immer wieder zu ihm und er musterte ihn verträumt.
In seiner Hand faltete er die Geldnote unentwegt und er drehte sie.
Im Moment diente sie wohl eher als Ersatz einer Zigarette, die er sich jetzt wirklich gerne angezündet hätte.
Besonders jetzt, da der schlafende Taro neben ihm lag.
Er seufzte leicht und legte sich die eine Hand auf die Stirn.
Ein sanftes Lächelnd kam ihm über die Lippen.
Wirklich, Taro war für ihn in dieser Sekunde ganz und gar vollkommen.

"Mhm..", stöhnte Taro leise und runzelte im Schlaf etwas die Stirn.
Wieder drehte er sich auf die andere Seite, was bedeutete, dass sein Gesicht nun genau zu dem Josh's zeigte.
Schließlich streckte der junge Artist seine Hand aus und striff dabei ohne es zu merken Joshs Wange.
Seit dem Tod seiner Eltern litt er an einem solch unruhigen Schlaf und genau sie waren es, von denen er träumte.
Auch wenn er es später, wenn er aufwachte, nie wusste...aber das alles hatte er nie wirklich verarbeiten können.
Er schien nun seine andere Seite zu zeigen.
Sonst war er der coole, draufgängerische Taro, aber jetzt und hier...konnte Josh sehen, dass es auch noch einen zerbrechlichen Taro gab.

Josh erschrack leicht, als plötzlich die Hand kam und es war als würde sein Körper elektrisiert.
Er schluckte kurz und sah genau zu Taro, ob dieser nicht plötzlich aufwachte!
Doch nein, er schlief weiter und Josh schloss kurz seine Augen.
Er konnte dessen Hand auf seiner Wange spühren und es fühlte sich gut an, unheimlich gut.
Schliesslich öffnete er seine Augen wieder und er griff nun mit seiner Hand Taros, er drückte sie sanft und drehte mit seiner freien Hand weiterhin die Geldnote vor und zurück.
Es war irgendwie süss, Taro im Schlaf zu beobachten. Man würde diesem nicht zutrauen, dass er sich stets bewegte und leicht vor sich hermurmelte.
Es zeigte, dass er doch manches sicherlich mehr empfand, als er vorzugeben schien.

Aber Taro merkte von dem allem nichts.
Nicht ganz zumindest.
Er war noch immer im Land seiner Träume. Gefangen, wenn man so mochte, wie jede Nacht aufs neue.
Seine Mundwinkel zuckten leicht und es schien so, als würde er etwas beobachten, das ihn quälte.
Seine Hand blieb an Ort und Stelle.
Wieder vergingen die Stunden und die, die noch immer wach waren, bzw. wieder wach waren, konnten auf der einen Fensterseite bereits sehen, dass die Sonne bald aufgehen musste.

Josh war in der Zwischenzeit einmal kurz eine Stunde eingenickt.
Als er erwachte, konnte er die aufgehende Sonne sehn und er beugte sich mit müden Augen leicht zu Taro, dem Fenster zu.
Ihm fiel plötzlich auf, dass seine Hand noch auf Taros war und er erschrack fast ein bisschen.
Unsicher sah er zu Taro und er zog sie schliesslich langsam weg.
"Taro", flüsterte er dann leise.
Aber nicht allzulaut, falls dieser nähmlich noch im Tiefschlaf war, würde er ihn weiter schlafen lassen.
"Wir sind bald da."

"Hm?", wachte Taro darauf langsam auf, aber sein Gesicht sah noch so verknautscht aus von den Sitzen und den ganzen Sachen, da bekam er grad so die Augen auf und blinzelte Josh verwirrt entgegen.
Was machte er denn...ah, da fiel es ihm wieder ein.
Er war ja gar nicht mehr beim Zirkus. Er war ja auf dem Weg in seinen wohlverdienten Urlaub.
"Oh, wirklich?", fragte er, rappelte sich leicht auf und rieb sich die rechte Schulter, worauf er die letzten Stunden geschlafen hatte.
Irgendwas musste er sich verspannt haben und er machte leicht Kreisbewegungen mit dem Arm.
Danach rieb er sich etwas die Augen und strich sich über das Gesicht.
"Dann bin ich froh. Ist wirklich ungemütlich hier", sagte er, als hätte er nie einen schlechten Traum gehabt.

"Also ich habe geschlafen wie ein Stein", meinte Joshua und er reckte sich kurz, weil es irgendwie passte.
Schliesslich sah er wieder hinaus.
Warmes Wetter würde auf sie warten.

Taro schmunzelte etwas.
Dann dauerte es auch gar nicht mehr lang; der Pilot begann wieder zu sprechen und erzählte ihnen irgendwas, dass sie sich wieder anschnallen sollten, da sie jetzt bald landen würden.
Kaum schloss Taro die Schnalle zu, merkte er, wie sie an Höhe verloren und man konnte nun durch das Fenster im besser die umliegende Landschaft erkennen.
"Im Aeropuerto de Pudahuel besorgen wir uns erstmal nen Kaffee, ja?"
Taro war jetzt zwar wieder viel wacher, aber er brauchte trotzdem seinen Kaffee.

Josh hatte sich angeschnallt und er strich sich müde über die Stirn.
Er war ganz dafür mit dem Kaffee, dieses Stündchen schlaf hatte ihn letzten Endes doch ziemlich müde gemacht.
Kurz warf er einen Kontrollblick nach hinten zu dem Kleinwüchsigen und er wartete dann ungeduldig darauf, dass das Flugzeug endlich landen würde.