Wales » Wald

In den Wäldern Wales' wanderte Katsumi.
Nicht mehr viel Schnee war geblieben, zu seinem Glück, doch jederzeit war vorsicht geboten und als Fledermaus hatte er sich die sicherste Stelle gesucht.
In seine Vampirstalt zurück verwandelt, stand Katsumi nun an einer Lichtung, trocken und tot.
Der Vampir hielt ein langes Schwert in seiner Hand und schloss die Augen.
Ja...lange war es her, seither er das letzte Mal geübt hatte im Stillen für sich.
Das Schwert als Verlängerung der Hand, und so lange hatte er es vernachlässigt!
Dies sollte fortan nicht mehr geschehn.
Der junge Neuvampir atmete tief aus und er fühlte, wie Kraft in ihm kam.
Kraft, zu Kämpfen. Kraft, die Dinge um ihn so zu schätzen, wie es von einem Krieger verlangt und Bedingung war.
Jeder Kampf war einem Tanze gleich, so hatte man es ihn gelernt.
Und jeder Kampf gegen den unsichtbaren Feind sollte dies erst recht verstärken.
Und so hob Katsumi sein Schwert, öffnete die Augen wieder und begann seine Waffe durch die Luft zu schwingen.
Körper und Seele mussten in Eintracht sein.
Jede Bewegung gezielt, elegant und bewusst getan.
Katsumi arbeitete mit den Armen, den Händen, aber auch den Beinen und Füssen.
Mancherlei Schritte trat er zurück, ging wieder etwas vor, er drehte sich in der Luft und schwang das Schwert nahe an seinem Kopfe vorbei.
Alles ging schnell, aber dennoch...es fühlte sich an, als wäre jeder Schritt ein Leben lang.
Und als würde jemand die Zeit verlangsamen, um jeden Wank besser und langamer zu betrachten.
In aller Stille.
Um zu geniessen.
Nein, im Kämpfen ging es nicht ums töten.
Sondern ums Überleben.
Sondern um die Ehre.

Stille war es die Katsumi umgab und die Natur.
Nur oben auf den Blättern eines grossen Eichen Baumes sassen zwei otopianische Wesen und blickte Katsumi zu.
Donner mit offenem Munde und Blitz neugierig und aufmerksam.
Schon seit einer längeren beobachteten sie den Neuvampiren verborgen, doch diesen Kampf wollten sie von näherem betrachten und so haben sie sich bis zu den hohen Bäumästen gewagt.

Die Bewegungen Katsumis waren kompliziert und doch sahen sie so leicht aus und sehr tänzerisch.
Der Vampir strich mit seinem Schwert möglichst nahe am Körper vorbei, das Spiel mit Leben und tot.
Das er hier Beobachter hatte, merkte er nicht.
Sah er nicht und roch er nicht.
Sonst hätte er aufgehört.
Und so schwang er sich erneut durch die Luft und schwang sein Schwert unter seinen Beinen, kam damit hoch um den Kopf und gegen die Luft kämpfend.
Katsumi landete wieder gut und führte neue Bewegungen aus.
Ja, lange hatte er nicht mehr mit sich so gekämpft.
Doch es fühlte sich gut an.
Wie damals.
Er war nicht schlechter geworden, gut!

Während Katsumi den Kampftanz durchführte und sein Schwert elegant unter seine Beine schwang und es in die Luft wiederum edel verführte, stellten sich die beiden Beobachter die klare und ernstliche Frage...
Auf welche Seite würde sich Katsumi dieses Mal stellen?
Blitz Gesichtsaudruck war skeptisch, bemerkte die kleine Donner, die immer wie besorgter um den Neuvampiren wurde.
Katsumi war dabei, sich wieder seinem früheren Element hinzugeben, dem Geist der Schwertkunst und des Kampfes.
Doch würde er es dieses mal... für das Gute anwenden?
Etwas ängstlich fasste Donner reflexartig die Hand ihres Bruders, als Katsumi weiter mit dem Schwert umging.
Nein, ein Urteil konnten sie sich noch nicht machen.
Dazu beobachteten sie ihn noch viel zu wenig.
Aber vllt. war es bald an der Zeit, einen weisen, alten Meister aufzusuchen.

Katsumi hielt mitten im Kampf inne und er kniete zu Boden.
Jedoch vor Schmerz, den er in letzter Zeit oft spührte.
Er fasste sich an die Brust und keuchte leicht.
Gleich würde es vorüber sein.
Katsumi wusste, was das war.
Etwas mit Otopia.
Bald würde er sich entscheiden müssen.
Das Schwert steckte in der Erde vor ihm und der schwer atmende Vampir sah etwas schwächlich darauf.
Schliesslich war der kurze Anfall vorüber und Katsumi richtete sich wieder auf.
Er griff das Schwer und verschwand aus dem Wald.

Es war Nacht und dunkel im Wald.
Katsumi hatte es hierher getrieben.
Die Dunkelheit war es, die ihn anzog.
Seine Heimat ging ihm durch den Kopf.
Der Stolz.
Die Ehre.
Sein König.
Katu, dachte er und seine Miene wurde friedlich warm.
In seiner Hand trug Katsumi sein Schwert.
Ein Schwert geschaffen für einen Mann, niemals hatte ihn diese Waffe im Stich gelassen bisher.
Die Verlängerung seiner Hand.
Katsumi lief etwas tiefer in den walisischen Wald hinein.
Hier gab es viele Hügellandschaften, doch dort war man durch die Bäume nicht verborgen und schneller gesehn.
Als der Otopianer schliesslich eine gute Stelle fand, schloss er kurz seine Augen.
Für den König...auf in den Sieg.
Auf das, was noch nicht feststand, bald Erfüllung fand.

Auf einmal näherte sich eine dunkle Gestallt hinter Katsumi.
Es war Li, der nun stehen blieb und erwartungsvoll zu dem Otpoianer nach vorne blickte.
Er war Katsumi bewusst gefolgt, denn seit längerem beschäftigte ihn etwas... es war ein Gefühl, dass einfach nicht mehr aufhören wollte zu existieren und das sich Li nicht erklären konnte.
Aber auch Katsumi und Kate schien es zu beschäftigen, denn von der Trauer der beiden, hatte er erfahren.
Ja, selbst sein Sohn sollte sie gemäss halten.
Wie er da so stand mit seinem Schwert, er gedenkte, da war sich Li sicher, woraufhin er nur noch interessierter wurde.

Katsumi merkte, dass Li in seiner Nähe war.
Und so schwang er das Schwert einmal elegant in der Luft und liess es schliesslich gegen den Boden fallen, wobei es senkrecht in der Erde stecken blieb.
"Liu-san", grüsste Katsumi seinen potentiellen Schwiegervater.
Er machte eine ehrfürchtige Verneigung.
Nein, mit Li hatte er noch fast nie ein Wort gesprochen.

Li hatte das beobachtet und schliesslich drehte sich Katsumi zu ihm um und begrüsste ihn mit der erfürchtigen Haltung.
Auch diese entging dem Gangster nicht.
Li wartete kurz und selber neigte auch er kurz sein Haupt vor dem Otopianer.
Er richtete sich dann wiederum gerade und blickte noch einen Moment zu ihm.
Ja, was sollte man nun sagen?
Etwa erkälren warum man ihm gefolgt war?
Katsumi schien nicht überrascht, oder verwundert zu sein, noch gestört schien er.
Das machte Eindruck auf Li.
"Katsumi-sama", sprach Li ihn nun an.
"Wem gedenkst du und meine Tochter?"

"Ich gedenke dem König", sagte ihm Katsumi.
Li musste etwas spühren, das war sich Katsumi bewusst.
Daher wunderte es ihn auch kaum, dass der Chinese ihm gefolgt war.
Der Otopianische Instinkt zielte in den Wald, ins Freie.
Und Katsumi fand das schön.
Er schätzte es sehr.
"Der König ist erkrankt, Liu-sama."

Mit allem hätte man rechnen können, mit einem kommenden Unwetter, das über Otopia wütete, vllt. einer neuen Macht die in Otopia heran brach... aber über den heranbrechnenden Tod eines Königs?
Auch da setzte der Instinkt ein?
Dann war es also wahr, dass die Otopianer für den König lebten und nur für den König lebten.
Li rührte sich nicht.
Doch nun verstand er, ja sogar sehr.
Das war es also.
Der König war schwer krank.

Katsumi legte seine Hand auf Lis Schulter.
"Er wird wieder gesund werden. Seid nicht verzagt."

Der Wind rauschte in den Blättern, der Mond schien hell über den Köpfen der beiden.
Es war ein Nebelmond heute, hell leuchteten die Sterne und so wie Reece gemeint hatte, machte das Universium vor Otopia halt.
Li liess sich die Worte von Katsumi durch den Kopf gehen und selber schwieg er noch gut einen Moment.
"Wie ehrt man den König?", fragte er dann auf einmal.

"Indem Ihr an ihn gedenkt", antwortete Katsumi.
Die Antwort war simpel und für jeden anders gedacht.
Ja, jeder einzelne Otopianer musste das selbst herausfinden.

Li blickte vielsagend in das Angesicht von Katsumi, Interesse zeigte sein Anlitz und auch Innere Erwartungen mehr zu erfahren.
Doch dann geschah es.
Li fuhr sich müde an der Stirnschläfe entlang, das wurde ihm alles viel zu viel und ehe er es sich versah, stiegen Bilder der Erinnerungen wieder in ihm hoch.
Nein.
Li hielt es für besser, nun kehrt zu machen und Katsumi seinen Pflichten zu lassen.