RE: Herbstball - 10

Rachel tanzte mit dem Schulleiter. Er konnte wirklich gut tanzen, das musste die Brünette zugeben.

Kerry hatte sich an einen Tisch gesetzt, abseits von den anderen und sah dem Trubel zu. Gerade trank sie einen Schluck Sekt als sie sah wie Julius die Große Halle verlies. Sie wollte ihm jedoch nicht folgen.

Nachdem Loreena ihre Arbeit und die Aufgabe verrichtet hatte, kam sie zurück an den Ball.
Endeavour war gerade beschäftigt, wie sie sah, daher trat sie einige bekannte Gesichter grüßend durch die Reihen, bis sie am Buffet innehielt und sich ein paar Weintrauben nahm.
Plötzlich fiel ihr Blick zum ersten Mal auf die drei sonderbaren Damen.
Na, also wenn diese von hier sein sollten, war sie Kaiserin von China.
Ihr Blick wurde aufmerksamer und sie sah sich um.
Gehörten sie denn zu keinem der Schüler hier?
Komisch. Aber äußerst intersessant.
Loreena trat an die drei Frauen näher heran.
Julius Mutter stand mit dem Rücken zu ihr...deshalb sagte sie ganz normal: "Guten Tag."

Ermintrude drehte sich um.
Überrascht sah sie zu der fremden, doch ihr Blick nahm dann etwas freundliches und sanftes an.
"Guten Tag", entgegnete sie dann ebenfalls.
Kayla und Rowena verneigten sich automatisch.

Und Rachel liess sich gut Führen.
Die beiden tanzten sich durch die Menge, jedoch nicht so grosszügig wie man es beim Kaiser-Walzer konnte.

"Wenn es dir zu blöd wird mit mir zu tanzen, sag es einfach", meinte Cyrill, der sowas leicht wegstecken konnte.
Wieviele Absagen - und besonders Ohrfeigen - hatte er schon entgegen genommen.
Das war okay, und er war kein Teenager mehr.
Er kam klar damit, hatte er doch schon anderes erlebt.
"Ist das euer Schulleiter?"
Er deutete auf Endeavour.

Beim genauen Hinsehen bemerkte Loreena nun wirklich, dass sie nicht von hier waren.
Otopianer? An einem solchen Ball? Und dann sahen sie auch noch reichlich altmodisch und adlig gekleidet aus. Ebenfalls schienen sie eben diesen Eindruck zu machen.
Loreena überlegte. Ob sie wohl etwas mit Julius zutun hatten?
Er war der erste und einzige, der ihr in den Sinn kam.
Oder lag sie womöglich völlig falsch?
"Mein Name ist Loreena Cromwell. Ich bin Krankenpflegerin an dieser Schule. Gefällt Ihnen der Ball?"

Krankenpflegerin...
Das klang exotisch, was war das wohl?
"Es freut mich, ich bin Julius Mutter, vielleicht kennst du ihn", sagte Ermintrude, die Loreena bewusst mit Du-Ansprach. Waren sie hier doch unter Frauen!
"Darf ich fragen was die Aufgaben einer Krankenpflegerin sind?"

Laura nickte. "Ja, das ist Professor Slope unser Schulleiter. Oh, nein nein es macht mir nichts aus mit dir zu tanzen", antwortete sie ihm Cyrill.

Rachel lies sich weiter von Endeavour führen.

Cyrill drehte sich mit Laura durch die Menge.
"Sicher, dass das kein Otopianer ist?"
Er grinste leicht und wandte sich wieder Laura zu.
"Welcher ist dein Begleiter?"

Loreena blinzelte etwas, doch schien sie sich daran nicht zu stören.
"Als Krankenpflegerin hilft man den Menschen, die krank geworden sind oder sich verletzt haben. In etwa wie ein Arzt, weißt du."
Sie hoffte, dass sie mit der Bezeichung 'Arzt' mehr anzufangen wusste.
"Hier üben diese Berufe aber nicht nur Männer, sondern auch wir Frauen aus."

Ermintrudes Gesicht hellte sich auf.
"Ah, eine Heilerin", stellte sie fest.
"Bei uns gibt es das auch. Wirklich."
"Wir leben alle in einer Burg", sagte Rowena, die sich nun auch zu Wort meldete.
Ermintrude legte ihr eine Hand auf die Schulter und drückte sie leicht an sich.
"Ja, Liebes, das tun wir."
Sie sah dann wieder zu der schönen Loreena.
"Aber du bist Neuvampir."

"Tatsächlich?", fragte Loreena überrascht, neugierig jedoch auch.
Wegen der Burg lächelte sie Rowena zu.
Als kleines Kind war das immer ihr großer Traum gewesen.
Ein junges Burgfräulein zu sein und...doch weiter dachte sie nicht darüber nach, denn in Otopia ging das bestimmt etwas anders zu, als sie immer geträumt hatte.
"Lebt ihr gerne dort? Und ich bin Neuvampir, ja. Das ist richtig."
Loreena fragte sich, ob das tatsächlich so vollkommen offensichtlich war.

"Wir leben sehr gerne dort", sagte Rowena, die gar kein anderes Leben kannte und eine Selbstverständlichkeit hinter dem ganzen schätzte.
Es war normal, das eine Frau ihrem Mann untergeordnet war.
Und alles was normal war, war schliesslich gut.
Kayla schwieg weiterhin, während sie ausdruckslos zu Loreena sah.
Ermintrude strich Rowena kurz über das Haar und liess dann von der Kleinen ab.
"Und doch bist du hier...scheust du das Wasser nicht?"

Loreena betrachtete die ausdruckslose Kayla einen Moment aufmerksam.
Dann wandte sie sich wieder den beiden anderen Otopianerinnen zu.
Vor allen Dingen die Kleine schien Julius' Schwester zu sein.
Zumindest konnte sich Loreena nichts anderes im Moment vorstellen.
Wer würde schon darauf kommen, dass er mit Rowena verheiratet war?
"Man lernt, damit zu leben", gab Loreena die freundliche Antwort.
"Es ist nicht immer einfach, vor allem, wenn sich das Wetter ändert...aber es ist nicht unmöglich."

"Ich kann dich deswegen nur bewundern", sagte Ermintrude freundlich.
"Ich bewundere auch meinen Sohn - den ich ja in so vielen Dingen bewundere - dass er es hierher gewagt hat. Diese Welt scheint eine ganze Umstellung zu sein."