England » Stanleyplatz

Hier ist der bekannte Stanleyplatz, benannt nach Stanley P. J. Androvski.
Er ist etwas Abseits von der Altstadt und scheint ein ziemlich normaler Platz zu sein.
Eine grosse Kirche mit vielen Treppenstufen zieht häufig Touristen an, ein grosser, runder Steinbrunnen etwa in der Mitte des Platzes blidet das Zentrum.
Für normalsterbliche Leute ist dieser Ort so wie jeder andere, aber für Insider ist dies der Treffpunkt grosser Gangs aus der Jugend- oder Schmugglerszene.

Kieran kam die Altstadt hinunter gerannt.
Man konnte durch das Echo in den Seitengassen gut hören, dass jemand schnell daher kam.
Sowas konnte praktisch sein bei Razzien der Polizei.
Der junge Bailey kam um die Ecke der Kirche gehuscht und blieb kurz vor dem grossen Brunnen stehn.
Fragend blickte er sich nach seinen Leuten um.
"Hier sind wir, Kieran!", rief Silke, die auf der Kirchentreppe sass.
Kieran drehte sich um und er lief zu seinen Leuten.
"Also, es gibt einige Änderungen", sprach er schonmal drauflos.

Kieran reichte allen eine neue Vorlage für den PEPPER.
"Claus, du sorgst dieses Mal fürs Interview. Emma, ich hab etwas abgeändert, statt "da gehts ab" schreiben wir "places to go", das ist doch besser so, oder?"
"Viel besser", meinte Silke, die Kieran sein Blatt aus der Hand riss und einige Stufen hochhüpfte.
"Hey!", protestierte Kieran und er schnappte nach der Liste, doch Silke zog sie rechtzeitig weg.
"Mach eine Pause, Mann."

Claus zog an seiner Zigarette, während er auf die Überarbeitung der Jugendzeitung, bzw. neu des Jugendblattes sah.
Naja, allzu viel hat es nicht zu ändern gegeben, was sehr gut war.

Während Silke mit Kieran diskutierte, besprach Emma mit Levin das Layout.
Nicht lange dauerte es und die Jugendliche wurde aufmerksam auf eine Gruppe weiter hinten bei den Bänken.
"Oh nein, da sind die blue warriors", sagte Emma in geekeltem Tonfall.
Slke und Kieran hielten sofort inne und sie blickten zu den wenigen Irren mit blauen Haaren und Skateboards um sich herum.
"Was machen die denn hier?", fragte Silke genervt und sie stemmte ihre Hände in die Hüften.
"Hey, ihr! Blue berrys! Macht ne Fliege, am Stanleyplatz habt ihr nix zu suchen!"
Einer der Jungs stand auf und erneut entstand ein Streitgespräch von und mit Silke.

Kieran schaltete schnell einmal ab und wandte seine Aufmerksam von Silke und diesen Typen ab.
Die waren harmlos, genauso wie Silke selber.
Wenn man es genau nahm, hatten beide Gangs hier nichts zu suchen, das war noch längst nicht ihre Szene, aber sie fühlten sich gut dabei.
"Hey, Levin!"
Kieran riss seinem Bruder das Glas aus der Hand.
"Scheisse, was gebt ihr ihm immer nur für verdammte scheisse zu trinken?"
Claus stand auf.
"Mann, reg dich ab. Okay? Er ist kein Kind mehr."
"Ihr wollt ihn wohl zum Alki machen, was? Diese verdammte scheisse braucht er nicht!"
"Lass mich", murmelte nun Levin genervt, der seinem Bruder einen bösen Blick zuwarf.
"Du sollst nicht so viel trinken."
Schnaubend setzte sich Kieran zu Emma und diese strich ihm über das Haar.
"Ach, lass ihn doch. Er ist doch scheissegal. Alles ist egal. Hier, nimm..."
Sie nahm eine Zigarette aus der Packung und reichte sie Kieran.
Dieser liess sie sich von seiner Freundin anzünden und nahm einen Zug.
Levin warf er noch einen Kopfschüttelnden Brief zu und er fand dann seinen Zettel auf oberen Treppenstufe wieder, den Silke fallen gelassen hatte.
Jetzt war sie ja anderwaltig beschäftigt.

"Und, schon erste Bewerber?", fragte Silke, die es sich auf einer Sitzbank gemütlich machte.
Kieran ging seine Liste durch.
"Ein gewisser Benny Stottlemeyer", sagte Kieran, der sich dann auf den Boden setzte und die Liste weiter reichte an Claus.

"Nicht schlecht, Kafka", meinte Claus, der den letzten PEPPER durchging.
"Aber das verdammte Interview hast du mir zu verdanken. Gibt am meisten zu tun."
Er legte das Blatt zur Seite und zündete sich eine Zigarette an.

Emma setzte sich zu Kieran auf den Boden und sie schlang ihre Arme um ihn.
"Hey", flüsterte sie in sein Ohr, während sie ihren Kopf gegen den seinen lehnte.

Benny stand auf dem Stanleyplatz und sah vor sich, wo viele Meter weiter die Gruppe Kids saß. Das waren sie. Er bewunderte die Leute, aber er wusste nicht, was ihn geritten hatte, sich zu bewerben.
Wenn sein Dad mitbekam, dass er sich hier rumtrieb, würde er den Jungen umbringen, da war sich Benny fast sicher.
Unschlüssig stand er rum und sah an sich hinunter. Er hatte seit Wochen nicht geduscht und seine Kleider waren an vielen Stellen löchrig und kaputt und hatten ihre Farbe schon längst verloren. So konnte er sich dort doch nicht sehen lassen!
Er tat einige Schritte nach vorne, hielt dann aber inne und blieb stehen. Das würde er sich nicht trauen ...

Silke wies auf Benny, der in ihrer Nähe stand und ihrer Meinung nach nicht auf diesen Platz gehörte.
"Einen von den Blueberries?"
Kieran drehte sich um.
"Quatsch", meinte er und stand dann auf.
"Hey..."
Er lief auf Benny zu.
"Bist du Benny Stottlemeyer?"

Silke blickte zu Benny und sie beugte sich leicht zu ihrem Bruder.
"Der sieht aus wie ein Junkie", stellte sie fest.

"Einfach nur Benny", berichtete der Junge leise und streckte Kieran seine Hand aus. Er fühlte sich unwohl, wie er von ihnen stand, die alle groß, reif und intelligent schienen mit ihren sauberen und schicken Klamotten.
"Ihr seit von Pepper?"

So schick waren ihre Klamotten auch wieder nicht.
Zumindest was Silke und Claus betraf.
"Ich bin Kieran", stellte sich Bennys Gegenüber vor und reichte ihm die Hand.
"Da hinten sind meine Leute. Wie alt bist du, Benny?"

Meine Leute wiederholte er in seinen Gedanken und sah ehrfurchtsvoll zu ihnen allen.
"Ich bin 15", antwortete er dann, aber an seiner tiefen Stimme merkte man, dass er geistig weitaus älter war als 15 ... was vielleicht den einfachen Grund hatte, dass er sich seit seinem Geburtstag auf der Straße durchzukämpfen hatte. Und dennoch wirkten die Kids vor ihm noch älter ... so breit und riesig.
Und als Benny nochmal an sich runtersah, fragte er, was er eigentlich hier wollte. Er passte einfach nicht in die Gesellschaft rein. Das sagte sein Dad immer.
"Und ... ihr sucht Leute?"