RE: Elis zu Haus - 109

"Hi", meinte Artemis knapp, während Cathy die beiden erstaunt anblickte.
Eli reichte Miranda seine Hand.
"Es hat mich sehr gefreut, komm doch ein ander mal wieder vorbei."

"Gerne." sagte Miranda und man hörte das sie sich wirklich darauf freute wieder zu kommen.
Sie blickte dann zu Medea und Ian und machte eine kurze Verbeugung vor den beiden.
Naja eher vor Ian, denn sie hatte sich daran gewöhnt.
"Einen angenehmen Tag noch." sagte sie und lächelte dann Cathy und Artemis an,
wobei sie kurz Cathy eine Werwolfskralle in die Hand unaufällig steckte.
Road klebte fest an Miranda und diese versuchte nicht sich zu verwandeln,
welches ihr doch ziemlich schwer fiel.
"Bis zum nächtsen Mal Napoleon." sagte Ticky dann und die drei verschwanden aus dem Haus.
Sie gingen dann die Straße entlang und bogen in eine Sackgasse.

"Auf wiedersehn", verabschiedete sich Ian und Cathy reichte Miranda kichernd die Hand.
Eli lachte laut wegen Ticky und Artemis bilckte den Fremden hinterher, bis sie verschwunden waren.

Viele Wochen waren vergangen seit Infecto sich von Roxana verabschiedet hatte. Die Blätter waren gelb geworden und der Regen war zurückgekommen auf das Festland Grossbritanniens.
Eines Tages flog eine Eule durch die windige Straße, in der Eli Strobolzs Haus stand und lieferte einen Brief durch ein offenes Fenster ab. Wenn sie reden könnte, hätte sie wohl Bezahlung und eine Tasse Kakao verlangt, so kalt und regnerisch war es.
Den Umschlag zierte Roxanas Name, der säuberlich mit grüner Tinte aufgeschrieben worden war.

Roxana,
ich schreibe dir jetzt aus einem weitaus sonnigeren Land als du denkst. Anders gesagt, vor dem englischen Ministerium brauche ich zur Zeit keine Angst zu haben.
Ich habe viel nachgedacht, und ich bin erst nach unserem Abschied der ganzen Tragweite deiner Entscheidung bewusst geworden. Was du für mich getan hast, dazu sind nur wenige Menschen auf dieser Welt bereit. Ich glaube kaum, dass es eine stärkere Bindung geben kann als unsere. Und ich möchte dir versichern, dass ich für dich immer dasselbe tun würde.
Infecto ließ die Sache mit Roxanas Kindern bewusst aus - aus dem einfachen Grund, dass er es bisher nicht geschafft hatte, darüber nachzudenken. Er hatte Angst davor, Roxana zu verurteilen, sie in seinen Augen zu mindern.
Ich hoffe, dir, Eli und den anderen geht es gut und, dass du keinen Besuch von Auroren bekommen hast. Vielleicht sieht Eli ja ab und zu noch in seine magische Kugel.
Es war Infectos Geschenk gewesen, das er Eli vor beinahe zwei Jahren gemacht hatte - ein Verbindungsstück zwischen einem Menschen und jemandem, der verstorben war.
Der Grund, weshalb ich schreibe, ist aber ein anderer. Du erinnerst dich, wie Wyatt von ihm gesprochen hatte, demjenigen, der den Schwur und Ben auf mich gehetzt hat. Ich denke, ich habe eine Spur. Sicher bin ich mir nicht, aber ich werde ihr nachgehen und solange werde ich für dich unerreichbar sein. Ich werde, wenn alles vorbei ist, zu euch zurückkommen und wir werden ein gemeinsames Leben leben - insofern du es willst.
Bis bald,
Infecto

Roxana hatte sich die letzte Zeit Gedanken gemacht über ihre Aktion.
Sie hatte noch nie einen Todesfluch angewendet und irgendwie war es schwerer für sie, als sie gedacht hätte.
Besonders Angst hatte die junge Mara, dass das Ministerium vielleicht auf ihre Spur kommen würde.
Als der Brief von Infecto kam, spührte sie Erleichertung.
Ja, wennschon einer auf ihrer Seite.
Besonders interessierte sie der letzte Teil, er hatte also eine Spur gefunden!
Das war gut, hoffentlich würde alles klappen.
Und was Infecto hier schrieb von einem gemeinsamen Leben, erstaunte sie.
Schrieb er wirklich die Worte aus, die sie so gerne lesen wollte?
Ein sanftes Lächeln bildete sich auf ihren Lippen.

Es läutete wie verrückt.
Die Straßen dieses Viertels waren wie leergefegt. Die meisten Menschen hier waren von dem Angriff noch nicht betroffen, aber auf seinem Weg hierher hatte Infecto ein eingestürztes Haus gesehen.
"Macht auf, verdammt!", schrie er.

Infecto schob Eli weg und trat ein.
"Packt eure Sachen. Nur das Nötigste. Wir müssen hier weg."
Die Zauberwelt war am Zusammenbrechen. Und so nahe Infecto auch am Durchbruch gewesen war, er musste einfach zurückkommen und die Menschen, die er liebte, in Sicherheit bringen.
"Na los! Packen Sie!", rief er erneut.
Er wusste nicht, ob die Angreifer hierher kommen würden, oder wieso. Möglicherweise würden sie alle töten wollen. Was er wusste, dass die Welt Kopf stand und die Menschen verrückt wurden, sich auf der Flucht gegenseitig umbrachten, Amok liefen. Er durfte nicht zulassen, dass Eli und die anderen in Gefahr blieben.

Infecto konnte sich nicht auf seine Gefühle zu ihr konzentrieren, geschweige denn sich entspannen. Er ließ sich kurz umarmen und erklärte ihr dann dasselbe. Sie sollte packen.
"Beeilt euch. Wir müssen hier auf jeden Fall weg."
Er lief Eli hinterher und während der (nehme ich an) sein Zeug zusammensuchte, redete Infecto.
"Gab es hier irgendwelche Vorfälle? Sind die Angreifer bis hierher vorgestoßen?"

"Nein, nicht das ich wüsste", meinte Eli und Medea half ihm beim Packen.
Roxana kümmerte sich um ihre Geschwister und da hörte man auch schon lautes Gekreische von Artemis, die wie eine Wilde in der Wohnung herum rannte.
Roxana ihr hinterher.
Und Cathy versteckte sich in irgendwelchen Schränken.
Danae tauchte neben Infecto auf und sie sah blinzelnd zu ihm.

Er begrüßte keinen von den Kindern - so wie er auch Roxana und Eli nicht begrüßt hatte. Das dauerte alles zu lange!
Infecto ging ans Fenster, um nichts Falsches zu den anderen zu sagen und schob den Vorhang zur Seite. Vorsichtig lugte er hinaus, auf die Straße. Sie schien immer noch verlassen. Aber Infecto wusste, was gerade in der Innenstadt vorging. Wie dort gerade Menschen niedergetrampelt wurden, die auf der Flucht waren, von anderen Menschen, die nur noch um sich besorgt waren. Keiner konnte diese Panik, die sich über die gesamte großbritannische Insel ausbreitete, lindern.
Infecto sah wieder zu der Familie.
"Fertig?"

Danae war Infecto zum Fenster gefolgt und sie sah immer noch blinzelnd zu ihm auf.
"Ja, fertig", sagte Eli ganz gschafft und ausser Atem.
Medea knallte einen schweren Koffer auf den Boden.
Ihr gefallte das gar nicht.
"Und wohin sollte uns die Reise bitteschön führen? Wir brauchen keinen Schutzengel!"
"Medea, Liebes, Infecto weiss natürlich was er tut!"

Infecto hatte in dem Moment nicht genug Ruhe in sich, um sie zu überzeugen. Sie würde mitgehen oder bleiben. Nein, sie würde mitgehen, denn Eli würde das andere niemals zulassen, und dass Eli blieb, würde Infecto nicht zulassen.
Aber er verstand sie. Infecto kam in ihr Haus und zwang sie, es in fünf Minuten Hals über Kopf zu verlassen. Doch es ging nicht anders. Hier konnten sie nicht bleiben.
"Wir gehen. Alle mir nach, bleibt unauffällig und leise."
Infecto sah durch den Vorgang raus. Der nächste Muggelwagen stand ein paar Häuser weiter. Den peilte er an, öffnete die Eingangstür und ging voraus.

Medea stöhnte und sie liess all ihre Koffer schweben.
Danach nahm sie den Kinderwagen, worin ihre beiden Zwillinge lagen und vor sich herweinten.
Unauffällig und leise ging in dem Fall wohl-
"Silencio!", Medea wandte kurzerhand einen Schweigezauber an ihren Babys aus und diese verstummten augenblicklich, wobei sich ihre Lippen aber weiterhin auf und ab abwegten.
Eli blickte etwas unzufrieden zu Medea, doch musste das hinnehmen.