RE: Wohnung Ian Bailey - 65

"Mum?"
Kieran stand vor Severa und er fuchtete mit seiner Hand vor ihrem Gesicht herum.
"Ich bin es, Kieran."
Eine weitere Schweigepause folgte und Kieran seufzte leise.
"Na schön", murmelte er schliesslich und Kieran nahm sich einen Stuhl.
"Also hör zu, ich ähm...hab da etwas auf dem Herzen, und ehrlich gesagt...ich weiss nicht einmal, ob du mir zuhören wirst. Aber was solls."
Er räusperte sich kurz und vergewisserte sich dann, ob seine Mutter doch nicht noch etwas sagen würde, oder irgend eine Reaktion zeigte.
Doch da war nichts.
Leider.
"Ich..."
Kieran bleckte sich die Lippen und er entfaltete dann einen kleinen Zettel, auf dem ein Liedertext stand.
Kieran hielt das Papier in seinen Handen und warf einen Blick darauf.
Seine Finger zitterten.
Das Wohnzimmer war kalt und düster.
Und auf einmal fehlten ihm die Worte.
Für ihn waren sie vorgeschrieben, doch keinen Ton brachte er über die Lippen - nicht einen einzigen.
Hätte es doch so vieles gegeben, worüber er hätte reden wollen.
Seit jeher...
Nichts war gesagt worden bisher, also wo beginnen?
Kein Dichter hätte die Worte auf Papier füllen können, so vieles und unbeschreibliches mochte Kieran über seine Mutter denken und doch nicht aussprechen.
Von oben her wurde eine Tür zugeschlagen, ein Impuls den Kieran aus den Gedanken holte und ihn zum Aufstehn entschieden.
Er faltete das Blatt wieder zuasmmen und blickte zu seiner Mutter.
War sie enttäuscht, weil er ging?
Doch nein, ihre Mine hatte sich nicht verändert. Die ganze Position nicht.
Und er war sich sicher, hätte er ihr hier einen ganzen Monolog himmlischen Gesangs gehalten, sie hätte auch nicht mit der Wimper gezuckt.
Daher seufzte der junge Mann schwer und fuhr sich über das Haar.
"Ich hab dich lieb, Mama", wisperte Kieran, und er drückte kurz ihre Hand.
Danach lief er nach oben, um sich schlafen zu legen.

"Kieran? Kieran, bist du wach?"
Kieran wälzte sich im Bett, doch er schlief nicht gut.
Immerzu holten ihn Stimmen aus seinem Schlaf und er schreckte auf.
"Ja, was ist denn?", murmelte er müde und rieb sich die Augen.
Doch sein Zimmer war leer und er senkte sich wieder zurück auf sein Kissen.
Der junge Mann seufzte schwer und atmete tief durch.
Nur etwas Schlaf wollte er finden.
Nur etwas.
Und nicht lange ging es, da hörte er sie wieder.
Seine Schwester.
"Kieran, bist du wach?"
Kieran schwang sich auf und er zündete das Licht an.
In Sekundenbrüchen stand Sirena vor ihm und starrte ihn an.
Kieran traf den Schlag und er ihm ging es durch Mark und Bein.
Schon war ihr Leichenbild vor seinen Augen wieder verschwunden, rannte er laut schreiend aus seinem Zimmer hinaus die Treppe runter.

Unten war Ian und das erste Mal war Kieran wirklich sehr erleichtert darüber.
"Oh Gott, ich glaube- meine Schwester, sie-"
Kieran fand kaum den Atem, da war es schon ein weiterer Schock, der auf ihn zukam.
Ian sass auf der Couch und in seinen Armen lag Severa.
Blut tröpfelte auf den Boden, sie hatte sich die Kehle aufgeschlitzt.
Kierans Lippen bebten und ein neuer Schuss Adrenalyn kam in ihm hoch.
"Mo- Mom! Sie ist doch nicht..."
"Sie ist tot", sagte Ian mit ruhiger und ernster Stimme, während zu Kieran sah und Severa dann von sich nahm und schliesslich sorgfälltig ablegte.
Kieran sah geschockt auf das Bild seiner toten Mutter, mit offenen Augen, während Ian aufstand und vor seine Sichtweite stand.
Und da kamen sie, die Erinnerungen...
"Mein Leben für deins."
Er sah Anthony, wie er aus der Tür verschwand nach draussen in die verlassene Welt.
Und er sah Sirena, die schreiend und weinend am Boden lag und sich selbst den Todesfluch gab.
Er sah seine Schwester Julie tot, Michael tot und seinen Vater.
"Kieran, geh nach oben! Hast du nicht gehört?"
Ein fester Ruck und Kieran nahm Ians Gesicht wahr.
"Lassen Sie mich in Ruhe, Professor!", schrie der ehemalige Slytherin und weinend eilte er an ihm vorbei zu seiner Mutter.
Er liess sich vor der Couch nieder und drückte seine Mutter an sich.

Miranda erschien nun mit Kieran vor Ians Wohnung und
blickte sich wieder kurz in der Straße um.
Nachdenklich schaute sie weiter und
konnte dann das Anwesen ihrer Eltern sehen.
Kurz fühlte sie sich unwohl,
aber es verschwand dann wieder dieses gefühl.

Kieran blieb draussen stehn und während Miranda sich umblickte, setzte er sich wortlos auf die Treppe vor der Tür.
Seine Gedanken waren ganz woanders.

Miranda setzte sich dann neben Kieran und legte ihren Kopf auf seine Schulter.
"Ich weiß das du nihct wieder hierher willst." sagte sie leise und
musterte ihn entschuldigend.
Innerlich spürte sie gerade das Ticky schon in der Nähe war und
aufpasste.
Nachdenklich ging ihr Blick zu ihren leeren Ringfinger.
So vieles hatte sich geändert und es wurde sich weiter noch mehr ändern.
"Ich hab dich vermisst." sagte nun Miranda und
lehnte immer noch an ihm, ihr Blick nachdenklich nach vorne gerichtet.

Kieran schwieg und er seufzte leise, als sich dann die Türe hinter ihnen öffnete.
Ian stand da.
"Rein und hinsetzen, etwas Wein Miss Charme?"

Freundlich wie immer dachte Miranda und lächelte sanft.
"Gerne." sagte sie und erhob sich vom Sitzplatz,
sie machte sich leicht den Schmutz weg und wartete das sie rein konnte.

Ian machte den beiden Platz zum Eintreten und lief dann zu seiner kleinen Bar, aus der er zwei Gläser holte und Wein einschenkte.
Kieran trottete herein und liess sich auf die Couch plumpsen.
Lustlos blickte er ins Leere und gab keinen Ton von sich.
"Ich werde dir etwas Blutwein geben, Miss Charme. Du wirst merken, ein ganz anderer Geschmack und gewohnungsbedürftig."

Miranda trat ein und wusste nun nicht wirklich wo sie sich hinsetzen sollte.
Sie ging dann langsam zu Kieran und setzte sich vorsichtig neben ihm.
Als sie dann von Ian angesprochen wurde, blickte sie zu diesem und hörte ihm zu.
"Okey." sagte sie und nickte ruhig.
Miranda hatte schon ein paar mal den Wein im Anwesen der Noah getrunken,
aber das musste sie ja jetzt nicht sagen.
Ihr Blick ging dann langsam durch den Raum und
sie erinnerte sich an manche Dinge die hier passiert waren.
Als sie einmal vor Ians Wohnung zusammengebrochen worden war,
und er gefragt hatte ob sie schon tot sei....
Innerlich lächelte sie leicht und sie strich sich durch das blonde Haar.
Mirandas Blick ging dann zu Kieran und sie sah den leeren Blick an ihm,
wie oft hatte sie nicht schon so dreingeschaut?
Hmm,...sie wusste es auch nicht mehr!

Natürlich war der Wein, der Ian meinte otopianischer Blutweinn und wirklich etwas anders vom Geschmack, was sie womöglich feststellen würde.
Ian schenkte ihr ein und reichte Miranda das Glas.
Sich selber schenkte er auch Blutwein ein, aber von einer etwas anderen Sorte und er hob das Glas dann prostend zu Miranda.
"Zum Wohl", sagte er und trank einen grossen Schluck.

Miranda nahm das Glas mit dem Blutwein und roch einen kurzen Moment dran.
Sie nahm dann einen Schluck und schloß kurz ihre Augen,
um den Geschmack zu verinnerlichen.
Aber sie schloß auch die Augen, damit diese nicht rot wurden.
Er schmeckt gut...aber eben auch anders als sonst.
Sie öffnete dann wieder die Augen und blickte ruhig zu Ian.

Ian sah kurz zu Miranda und diese Reaktion genügte ihm als Antwort.
Kieran stand auf und er lief zur Treppe.
"Mir ist übel", murmelte er und verschwand dann nach oben.
Ian blickte ihm hinterher und wartete einen Moment.
"Und, wie geht es mit dem Studium voran?"

Miranda blickte ihm nach und überschlug dann ihre Beine.
"Gut...ich werde wohl dieses Jahr schon fertig werden..." sagte sie und trank noch einen Schluck.
Aber ich dachte das ich schneller fertig bin dachte sie innerlich und atmete tief.
"Wie geht es ihnen so Sir?" fragte sie dann einfach höflich und
blickte ihn ruhig an.
Naja, der glücklichste Mann der Welt war er schon mal nicht.

"Dieses Jahr schon fertig", sagte Ian, der etwas seine Augenbrauen hob.
"Ein schnelles Studium, kein Punktesystem in dem Fall? Es geht, danke. Ich muss mich mit keinen unwichtigen, ungezogenen Schülern abschlagen, das ist schonmal ein Vortschritt."