Die kleine Melodie kam vom Nachbarhaus. Ein Junge, bzw ein junger Mann stand im 1. Stock im Zimmer gegenüber von Kathleens Fenster und packte dieverse Gegenstände aus Umzugskartons aus. Eine Frau mittleren Alters schaute zur Tür in das Zimmer hinein. "Daniel, kannst du uns noch bei Marc's Bett helfen?" bat sie. Der Angesprochene drehte sich um und nickte. "Klar Mum, ich komme schon" damit verschwanden beide aus dem Raum und erst an der Haustür sah man sie wieder, wie sie ein Kinderbett aus dem Umzugslaster holten und zum Haus brachten.
Kathleen hatte weiter der Musik gelauscht und auch die Stimmen hatte sie durch die offenen Fenster gehört. Erst als die Spieluhr nicht mehr aufgezogen wurde, weil niemand mehr in dem Raum war, verstummte das Lied. Nun hob Kathleen ihren Kopf und erhob sich einen Moment später ganz. In ihrem Pyjama ging sie zum Fenster und blickte hinüber zum Nachbarhaus und sah dann vor der Haustür die neue Familie, mit dem Kinderbett, das sie ins Haus trugen.
Die Frau hielt ihren Männern, sprich ihrem Mann und ihrem älteren Sohn die Tür offen, während sie dem jüngeren im Arm hielt. Kathleen sah ihnen noch einen Moment zu und wollte sich dann schon abwenden, als die Frau zu ihr herauf blickte und ihr mit einem Lächeln leicht winkte. Plötzlich setzte die Musik wieder ein und auch Kathleen schafte es ein kleines Lächeln auf ihre Lippen zu legen, ehe sie dann vom Fenster zurück trat und ins Badezimmer ging. Dort trat sie vor den Spiegel und strich sich einige Strähnen nach hinten, die nach vorn gefallen waren. Ihr Gesicht wirkte trotz ihrer teils indischen Abstammung blass. Zu lange war sie im Bett gelegen. Zu lange, war die Welt schwarz um sie herum. Mit etwas Wasser wusch sie sich das Gesicht um etwas frischer zu werden, dann zog sie sich an und noch immer drang die leise Melodie der Spieluhr an ihr Ohr.
Eine Fledermaus flog aus dem Fenster und auf Kathleens Bett waren drei Briefe und ein Büchlein aus Leder.
Der erste Brief war nur kurz und sehr formal:
Geschätzte Freundin,
Sie kennen mich nicht und dabei möchte ich es ebenfalls belassen. Ich schreibe Ihnen aus dem einzigen Grund, den ein sterbender vor seinem Tod mir veranlasste - seiner Geliebten zu gedenken. Bitte nehmen Sie diese Werke als Wunsch des Verstorbenen an und als Wunsch meinerseits, dass Sie bald vergessen...
Mit einer freundschaftlichen Umarmung E.B.
In dem zweiten Brief stand folgendes:
Träume, träume, einsames Kind. Lausche der Vergangenheit und gedenke jenen Tagen. Weine nicht, denn keine Träne reicht um jemals zu bereuen, was du einst geliebt, was du einst gefasst, was du einst losliessest. Es ist lange her und doch so nah... Der Schmerz ist hier, unfassbar, erstickend und hart. Geblieben ist dir Sehnsucht und Leid, Träume die dich heimsuchen, heimliche Wünsche. Aber weisst du, Schöne, dass er dich ebenfalls geliebt und deiner gedenkt hat in jenen letzten Stunden? Niemand kann leugnen was einst geschehn. Da nichts mehr scheint was noch sein könnte, dir nur ein kleiner Zeuge sein Bedauern schildert. Ein Bedauern, das gross und tröstend ist. Denn freue dich, dass in dir lebet sein ewig Geist und Herz. Denn du bist die Seine gewesen - ewiglich! Bedaure nichts und verfalle nicht in Schwermut, du Schöne. Denn jung ist den Sein und so alt und krank scheint dein müdes Herz. Viel eher spriesse auf in den Frühlingsknospen und scheine weiter für alle die deinen und für denjenen, den du liebtest. Lebe weiter seinetwegen und traure nicht seinen Tod. Denn durch die Ehre, die er vollbracht, ein leidend Volk neue Hoffnung schöpft und eine leidend Frau ein neues Leben...beginnt.
Trübes Herz, lass den Schmerz, in die weite schweben.
Als ich hier, trauernd mir, meine Seel verderbe.
Otopia schweigt denn es ward finster der Tag und helle die Nacht. Die Zeit hällt den Atem und der Wind alle Blätter an - stilles Wispern. Ein Prinz ward von uns gegangen. Gegangen in das rumreiche, ewige Nichts. So flehe ich euch an, oh ihr Weisen und Unerreichbaren! Auf das ihr den Prinzen zu euch nehmet und ihn wieget im langen Friedensschlafe. Denn er hat uns Ehre gebracht und wird sie euch weiter geben. Habt Dank und lobpreiset. Bei uns herrscht die Bitterkeit. Es ist ein Trauertag.
Langgestreckt auf meiner Pritsche starre ich auf die graue Wand. Draussen geht ein Sommerabend, der mich nicht kennt, singend ins Land. Leise verbben die Fluten des Tages an ewigem Strand. Schlafe ein wenig! Stärk Leib und Seele, Kopf und Hand! Draussen stehen Völker, Häuser, Geister und Herzen in Brand. Bis nach blutroter Nacht dein Tag einbricht - halte stand! Tiefes und langes Schweigen; dann hör ich die Nacht zu mir sich neigen: Ich bin nicht finster, finster ist nur die Schuld.
Und in dem letzten Brief war nicht mehr die zierliche Handschrift des Grafen zu lesen, sondern ein abgedruckter Text.
Prinz Joels Botschaft an Otopia: Schwer ist der Kelch der mit Leid und Ehre gefüllt ist. Schwer ist es den Kelch in den Händen aufrecht zu erhalten und über die Welt Otopias Entscheidungen zu treffen. Schwer ist das Leben eines jeden Königs und doch das Ehrenvollste von allen. Wir wollen mit Erfurcht zu ihm aufblickten und uns nicht widersetzen! Den sein Wille geschehe. Wer bist du, der es wagt sich gegen den Höchsten aufzulehnen? Aus königlichem Blut geboren und als Herrscher gekrönt. Wir wollen nicht fluchen noch klagen, über Dein Entscheid. Denn wir achten ihn! Und werden ihn akzeptieren. Lange ist’s her, als die ersten Spuren sich in Otopia festsetzen. Zwar verblassen sie und sind mit blossem Auge nicht sichtbar, dennoch existieren sie. Sie sind und waren eins gewesen. Ich kann sie zwar nicht sehen, noch weiss ich wann… oder wo, aber dennoch ist mir gewiss, sie war hier.
Das Lederbüchlein war eine Geschichte, die Edoardo selbst verfasst hatte. In der Widmung stand:
Von einem guten Freund
Die Geschichte wurde so geschrieben, wie es Joel vor seinem Tod gewünscht hatte. Sie handelte von einem Vampiren der geliebt, gelitten und geträumt hatte. Gegen ende würde man erfahren, dass dieser Vampir in wirklichkeit eine Mara war, die ihren Liebsten durch den Krieg verloren hatte. Das Ende jedoch war nicht tragisch, denn die Unglückliche fand Mut zu akzeptieren und weiter zu leben, eine Botschaft die so nicht vorgegeben worden war, doch Edoardo sich für die unbekannte Geliebte von Joel sehr erhoffte und wünschte. Auf das sie nicht der Schwermut verfalle! Edoardo hatte sein Versprehen Joel gegenüber gehalten und Kathleen hielt eine Orignialausgabe in ihren Händen, denn dieses Werk würde niemals sonst veröffentlicht werden.
Schließlich kam die junge Frau zurück in ihr Zimmer und fand jene Briefe und das Lederbüchlein auf ihrem Bett.
Kathleen dachte sich nichts dabei und öffnete den ersten Brief vorsichtig. Sie setzte sich auf das Bett, entfaltete das Papier und begann zu lesen.
Geschätzte Freundin,
Sie kennen mich nicht und dabei möchte ich es ebenfalls belassen. Ich schreibe Ihnen aus dem einzigen Grund, den ein sterbender vor seinem Tod mir veranlasste - seiner Geliebten zu gedenken. Bitte nehmen Sie diese Werke als Wunsch des Verstorbenen an und als Wunsch meinerseits, dass Sie bald vergessen...
Mit einer freundschaftlichen Umarmung E.B.[/size]
Als sie geendet hatte lies die junge Hexe ihre Hände sinken. Einen langen Moment blickte sie in die leere Luft, ehe sie wieder auf das Papier blickte. Zweifellos kam dieser Brief aus Otopia. Noch ein zweites und auch drittes Mal las sie die Zeilen. Lange saß sie so da und blickte auf den Brief von einem unbekannten Freund. Dann festigte sich ihr Blick und sie nahm das zweite Schriftstück zur Hand. Kathleen war froh, dass es nicht nur ein Brief war. Sie las weiter und die Worte des Gedichtes spendeten ihr Trost.
Träume, träume, einsames Kind. Lausche der Vergangenheit und gedenke jenen Tagen. Weine nicht, denn keine Träne reicht um jemals zu bereuen, was du einst geliebt, was du einst gefasst, was du einst losliessest. Es ist lange her und doch so nah... Der Schmerz ist hier, unfassbar, erstickend und hart. Geblieben ist dir Sehnsucht und Leid, Träume die dich heimsuchen, heimliche Wünsche. Aber weisst du, Schöne, dass er dich ebenfalls geliebt und deiner gedenkt hat in jenen letzten Stunden? Niemand kann leugnen was einst geschehn. Da nichts mehr scheint was noch sein könnte, dir nur ein kleiner Zeuge sein Bedauern schildert. Ein Bedauern, das gross und tröstend ist. Denn freue dich, dass in dir lebet sein ewig Geist und Herz. Denn du bist die Seine gewesen - ewiglich! Bedaure nichts und verfalle nicht in Schwermut, du Schöne. Denn jung ist den Sein und so alt und krank scheint dein müdes Herz. Viel eher spriesse auf in den Frühlingsknospen und scheine weiter für alle die deinen und für denjenen, den du liebtest. Lebe weiter seinetwegen und traure nicht seinen Tod. Denn durch die Ehre, die er vollbracht, ein leidend Volk neue Hoffnung schöpft und eine leidend Frau ein neues Leben...beginnt.
Trübes Herz, lass den Schmerz, in die weite schweben.
Als ich hier, trauernd mir, meine Seel verderbe.
Otopia schweigt denn es ward finster der Tag und helle die Nacht. Die Zeit hällt den Atem und der Wind alle Blätter an - stilles Wispern. Ein Prinz ward von uns gegangen. Gegangen in das rumreiche, ewige Nichts. So flehe ich euch an, oh ihr Weisen und Unerreichbaren! Auf das ihr den Prinzen zu euch nehmet und ihn wieget im langen Friedensschlafe. Denn er hat uns Ehre gebracht und wird sie euch weiter geben. Habt Dank und lobpreiset. Bei uns herrscht die Bitterkeit. Es ist ein Trauertag.
Langgestreckt auf meiner Pritsche starre ich auf die graue Wand. Draussen geht ein Sommerabend, der mich nicht kennt, singend ins Land. Leise verbben die Fluten des Tages an ewigem Strand. Schlafe ein wenig! Stärk Leib und Seele, Kopf und Hand! Draussen stehen Völker, Häuser, Geister und Herzen in Brand. Bis nach blutroter Nacht dein Tag einbricht - halte stand! Tiefes und langes Schweigen; dann hör ich die Nacht zu mir sich neigen: Ich bin nicht finster, finster ist nur die Schuld.
Sie erkannte die zierliche Handschrift im zweiten Brief wieder und als sie die letzten Worte gelesen hatte legte sie das Papier langsam zu dem Ersten. Es war ein unbekanntes Gefühl, das Kathleen verspürte. All diese Worte erzählten ihr von ihrer Liebe, die nicht mehr nach Otopia, sondern ins Jenseitzs führte. Doch sie spendeten ihr auch Balsam und reichten ihr eine tröstende Hand. Es war wohl so, das das Leben weiter ging, ob mit oder ohne sie. Und Kathleen wollte nicht am Wegesrand stehen und zurück bleiben in der Vergangenheit, nein, nicht mehr.
Kathleen entfaltete den letzten Brief.
Prinz Joels Botschaft an Otopia: Schwer ist der Kelch der mit Leid und Ehre gefüllt ist. Schwer ist es den Kelch in den Händen aufrecht zu erhalten und über die Welt Otopias Entscheidungen zu treffen. Schwer ist das Leben eines jeden Königs und doch das Ehrenvollste von allen. Wir wollen mit Erfurcht zu ihm aufblickten und uns nicht widersetzen! Den sein Wille geschehe. Wer bist du, der es wagt sich gegen den Höchsten aufzulehnen? Aus königlichem Blut geboren und als Herrscher gekrönt. Wir wollen nicht fluchen noch klagen, über Dein Entscheid. Denn wir achten ihn! Und werden ihn akzeptieren. Lange ist’s her, als die ersten Spuren sich in Otopia festsetzen. Zwar verblassen sie und sind mit blossem Auge nicht sichtbar, dennoch existieren sie. Sie sind und waren eins gewesen. Ich kann sie zwar nicht sehen, noch weiss ich wann… oder wo, aber dennoch ist mir gewiss, sie war hier.
Kathleen schloss die Augen. Das waren Joels letzte Worte an Otopia. Sie verstand die Sätze des Prinzen und nur war es doch eine Träne, die über ihre Wange lief, nach diesen drei Briefen. Doch es war keine Träne der Trauer - nur zu einem geringen Teil - sie zeugte von Einsicht und Erkennen, von Stolz und Liebe. Die Hexe erkannte nun, was ihr Verstand schon wusste, ihr Geist jedoch lange verdrängt hatte. Joel war gestorben. Doch er hatte seine Ehre erhalten, war einzig durch den Willen des Königs gestorben. Zum ersten Mal verstand sie. Früher hatte sie nicht begriffen, was Ehre bedeutete, doch heute wurde es ihr bewusst. Und sie hob ihren Kopf, gedachte dem Prinzen von Otopia. Dachte an Joel, ihre Liebe. Doch es war anders als sonst. Der Schmerz war es, der ausblieb, der große Schmerz in ihrer Brust. Er war geringer geworden, fügte ihr nicht mehr den grausamen Schmerz zu, wie er es noch vor kurzer Zeit getan hatte. Die junge Frau strich sanft über die Pergamentblätter. Dann blickte sie zu dem in Leder gebundenen Büchlein und nahm es zur Hand.
[size=90]Von einem guten Freund
Da war sie wieder, die zierliche Schrift, die sie auch in den Briefen vorgefunden hatte. E.B. Wie sehr sie ihm dankte.
(ich wills iwie cool machen... xD wenn es dich stört, sags mir in skype )
Pain erschien neben Kathleen. Sie hatte ihre Arme vor der Brust verschränkt. Die Augen waren geschlossen. "Kathleen Watson...Lord Marcus möchte dir etwas ausrichten."
Kathleen stand im Garten hinter dem Haus und genoß die herbstlichen Sonnenstrahlen, als Pain neben ihr erschien. Erst als die Frau ihre Stimme erhob wante die Hexe ihren Blick zur Seite und bemerkte ihre Anwesenheit. Als Pain Marcus' Namen erwähnte wurde Kathleens Blick ernst und sie sah Pain einen Moment an, bevor sie antwortete. "Was will er mir sagen?" fragte sie die Ausgeburt.
"Die Vampire werden dich nicht mehr angreifen" Sie öffnete dann ihre Augen. "Ich sage aber...Du hattest nur Glück. JOel hatte Geburtstag und Marcus wollte Joel einen Wunsch erfüllen."
Kathleens Gesicht wirkte überrascht als Pain sagte, sie würde nicht mehr angegriffen werden. Natürlich wusste die junge Hexe, dass Joels Geburtstag gewesen war. "Ich verstehe", antwortete Kathleen Pain. Was in Marcus wohl vorging...
Amy kam vor der Haustür von Kathleen an, sie hatte einen Blumenstrauss in der Hand und ebenso der Kinderwagen mit der kleinen Rose dabei hatte sie mitgenommen. Amy wollte schon klopfen als sie Stimmen im Garten hinter dem Haus hörte, als Pain apperierte kam die Spanierin gerade an. Sie lachte munter. "Oh, wie schön du heute aussiehst Kathleen! Ich wollte vorhin gerade schon klopfen, hörte aber Stimmen", sie schmunzelte und ging zu ihr.
Kathleen stand noch einige Augenblicke im Garten ohne sich aktiv zu bewegen. Sie dachte darüber nach, was Pain ihr gesagt hatte und was die Ausgeburt wohl gemeint hatte. Leicht blinzelte die Hexe, als sie Amy's Lachen hörte und wante sich um und lächelte ihrerseits. "Oh, dankeschön Amy. Du siehst auch wunderbar aus! Ich hatte, nun ja Besuch", erklärte sie und umarmte Amy zur Begrüßung. "Und wie geht es dir und deiner Kleinen? Wie alt ist sie nun schon?" fragte sie die Freundin.
Amy lachte glücklich. "So süss", sie schmunzelte dann, Rose begann mit ihren Armen zu strampeln. "Oh", sie nahm Rose auf ihren Arm und knuddelte sie kurz. Anschliessend sah sie vergnügt zu Kathleen. "So einen schönen Garten hast du. Da sollte ich auch einmal ein Haus kaufen."
Kathleen sah Amy zu, wie sie ihre kleine Tochter auf den Arm nahm und herzte. Amy hatte das Talent immer guter Laune zu sein, was Kathleen sehr an ihr bewunderte. Sie selbst schafte das zuweilen leider nicht immer. "Oh, vielen Dank!" lachte Kathleen. "Aber es ist das Haus meiner Familie, gehört mir leider auch nicht", meinte sie die Schultern zuckend, aber noch immer grinsend. "Möchtest du rein kommen, oder lieber im Garten bleiben? Tee oder so gibts sowohl drin als auch draußen und für Rose finden wir sicher auch etwas Geeignetes, wenn du ein wenig Zeit hast."
"Gerne drinnen", Amy lächelte sanft und Rose schrie freudig aus. Amy musste schmunzeln und gab ihrer Tochter einen Kuss. "Hast du schon die neusten Gerüchte gehört, die man über dich verbreitet?", fragte sie nun vorfreudig lächlend und etwas leise.