RE: Küste Irlands - 4

"Habe ich dir schon mal erklärt.
Timotheus möchte das nicht."
Jason blieb dann stehen.
"Wir müssen da lang."
ER bog nach links ab und folgte einem steineren WEg.

"Ach stimmt ja...Der groß Zauberer selbst mag die Zauberei nicht."
Ikaros folgte ihm.

Ivy war schon seit einiger Zeit auf der Flucht.
Die erste Woche verbrachte sie im Flüchtlingslager, reiste dann jedoch überstürzt ab,
ohne etwas Mrs. Fringe zu sagen. Seit dem sind jetzt 3 Tage vergangen.
3 Tage, die sie in Höhlen, verfallenen Ruinen und Wäldern verbracht hatte.
Sie fühlte sich immer noch schrecklich, Betty nichts von ihrer Abreise gesagt zu haben.
Aber sicher ist sicher. Trotzdem hatte die gesamte Situation auch etwas Gutes an sich.
Ivy hatte viel Zeit zum Nachdenken. Doch je mehr sie nachdachte, desto bedrückter fühlte sie sich.
Immer die selben Fragen um die selben Personen quälten sie.
Sven, Kevin, Tristan, Elio, May, Seymour..
Geht es ihnen gut? Sind sie noch am Leben?
Diese niederschmetternde Ungewissheit setzte ihr noch zusätzlich zu.
Keinen Moment durfte sie träge sein. Immer auf der Hut. Immer wachsam.
Die Nächte schlief sie nie durchgängig. Nur immer 4 Stunden am Stück.
Zu groß ist die Angst, vom Ministerium beim Schlafen entdeckt zu werden.
Sie gab sich nirgends der Illusion hin, sicher und geschützt zu sein.
"Ich töte keine Kinder, aber meine Soldaten tun es. Außerdem bist du kein Kind mehr für mich hihi."
Wütend ballte sie ihre Hände zu Fäusten. Immer wenn sie an Kageyasu dachte,
durchflutete sie eine Mischung aus Angst, Schmerz und Wut.
Er war der Auslöser allen Übels. Er war der Grund, warum sie jetzt auf der Flucht war
und um ihre Freunde bangen musste. Eigentlich wollte sie Irland nicht wieder betreten, ehe das Spiel vorüber war.
Doch zum Einen hoffte sie Kevin zu treffen und zum Anderen verband sie mit der Küste zu viele schöne Erinnerungen.
Ihre Beine hatten sie einfach hierher getragen. Vielleicht würde sie hier auch Mayleen begegnen,
doch dann müsste sie sofort verschwinden.
Kageyasu's Männer werden zuerst May und Seymour über ihren Aufenthaltsort ausquetschen
und deren Gesundheit konnte sie einfach nicht auf's Spiel setzten.
Unschlüssig stand sie nun da. In zerschlissenen, dreckigen, schwarzen Kleidern blickte sie dem Himmel entgegen.
Es war ein ungewöhnlich schöner Tag. Die See war ruhig und die Wellen wogen leicht plätschernd gegen die Felsen.
Hie und da war das Zwitschern der Vögel zu vernehmen.
Wie im Paradies..
Ivy schloss kurz ihre Augen und lies die leicht salzige Luft tief in ihre Lunge strömen.
Wie viele schönen Momente sie hier schon verbracht hatte. Als sie kleiner gewesen war.
Als alles noch in Ordnung gewesen ist. Vor der Fehde, vor dem Streit.

Hinter Ivy war plötzlich ein Rascheln zu vernehmen.
Eine schwarze Fuchsschnauze schob sich schnuppernd aus dem gestrüpp und dieser Nase folgte ein Rotbrauner Kopf.
Der Fuchs blieb einen Moment stehen, schaute sich um und ging dann auf Ivy zu.
Bedacht und vorsichtig.

Ivy öffnete ihre Augen, als sie das Rascheln vernahm und fuhr erschrocken herum.
Oh nein, ich hätte doch nicht wieder hierher kommen dürfen..
Suchend blickte sie zu dem Ursprung des Geräusches und entdeckte dann den Fuchs.
Etwas verwirrt betrachtete sie diesen. Normalerweise trifft man keine Füchse an der Küste.
Zumindest war sie hier noch nie einem begegnet. Aufmerksam musterte sie jede Bewegung des Tiers.
Bereit, zu apperieren, wenn sich dieser in einen Soldaten verwandeln würde.

Ein paar Meter vor Ivy setzte sich der Fuchs einfach hin und schaute zu ihr hoch.
Fixierte sie und legte sogar den Kopf leicht schief.
Was machte so ein hübsches Mädchen in einem zerschlissenen und dreckigen Kleid an der Küste?
Schien das Tier zu denken.
Plötzlich hob das Tier die Pfote, als wollte es Ivy die Hand geben.

Ivy rührte sich nicht von der Stelle, währenddessen der Fuchs auf sie zu kam.
Dann blieb dieser vor ihr stehen und musterte sie.
Beruhigt atmete Ivy aus. Dieser Fuchs schien auf den ersten Blick ganz normal zu sein.
Wie jeder andere auch.
Ivy kniete sich hin und schaute etwas traurig in seine bernsteinfarbenen Augen.
Einen Moment betrachtete sie ihn unschlüssig seine Pfote, ehe sie ihm ihre Hand reichte.
Dieses Tier ist merkwürdig.. Aber lieber ein seltsamen Fuchs zur Ablenkung, als Kageyasu's Männer..

Als Ivy seine Pfote nahm, begann der Fuchs zu hecheln und entspannt die Augen zu schließen.
Als er sie wieder öffnete entzog er ihr seine Pofte.
John erkannte seine ehemalige Schülerin und er konnte sich denken, dass sie auf der Flucht war.
Warum sollte sie sonst hier an der Küste in einem dreckigen Kleid stehen und traurig aussehen?
Der Fuchs trat näher an Ivy und stupste ihre Hand dann an.

Ivy beobachtete die Reaktion des Tiers. Irgendwie wurde sie aus diesem Tier nicht schlau.
Der Fuchs war ihrer Meinung nach viel zu Zahm.
Füchse sind eigentlich Einzelgänger und leben in Wäldern. Weit weg jeglicher Zivilisation.
Erst recht hier in Irland, da es viele unbewohnte Weideflächen und Hügel gibt.
So langsam taten ihr die Knöchel weh und so setzte sie sich im Schneidersitz vor dem Tier hin.
Zuerst hatte sie erwartet, dass er nun davonlaufen würde. Doch sie irrte sich.
Der Fuchs ging noch näher zu ihr und berührte ihre Hand.
Vorsichtig hob sie diese und berührte ihn an der Stirn.
Wie weich sein Fell doch ist..
Einen Augenblick starrte sie ihn fasziniert an.
,,Was macht solch einer wie du hier an der Küste? Möven jagen?'' flüsterte sie leise zu ihm.
Sie erwartete keine Antwort. Er war schließlich ein Fuchs. Unwahrscheinlich, dass er sie überhaupt verstehen würde.

Möven jagen?
Der Fuchs streckte sich und gähnte. Nein das war nichts für ihn.
Innerlich war John jedoch nicht so entspannt. Er wusste, dass er Ivy helfen musste.
Lange würde sie hier alleine nicht zurecht kommen.
Doch sich zu erkennen geben würde er auch nicht. Viel zu gefährlich und mit ungewissen Konsequenzen.
Der Fuchs spitzte kurz die Ohren, entspannte sich jedoch danach wieder.

Ivy schmunzelte bei der Reaktion des Fuchses.
,,Ist wohl doch viel zu ansträngend..'' meinte sie leicht lächelnd.
Oh Gott, jetzt rede ich schon mit Tieren..
Werde ich als nächstes Schizophren? Diese Einsamkeit macht mich verrückt..
Ivy's Finger, die immer noch auf seiner Stirn ruhten, wanderten vorsichtig zum Nacken hinunter und kraulten diesen.
Hunde mögen es, wenn man sie krault. Ist das auch bei Füchsen so?
Ehe sie weiter darüber nachdenken konnte, spitze das Tier seine Ohren.
Erschrocken und in Alarmbereitschaft versetzt zog sie ihre Hand zurück und schaute sich suchend um.
Hat er etwas gewittert? Sind andere Menschen in der Nähe? Oder vielleicht nur andere Füchse?
Als sie jedoch nichts entdecken konnte, richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Fuchs.
Dieser schien sich auch wieder entspannt zu haben.
Also war es doch nichts wichtiges gewesen, vielleicht nur ein Insekt..

Mit seiner Hinterpfote begann der Fuchs sich am Ohr zu kratzen.
Es hatte einen verdammten Nachteil, wenn man ein Tier war.
Man war Anfälliger für Flöhe, wenn man zu faul war vorher irgendetwas dagegen zu nehmen.
Nachdem der Fuchs fertig war, schüttelte er sich und schaute sich ein wenig um.
Wo konnte er Ivy hinbringen, wo sie in Sicherheit war?

Mitleidend betrachtete sie den sich kratzenden Fuchs.
Mit beißendem Ungeziefer kannte sie sich mittlerweile aus.
Ehrlich gesagt wollte sie gar nicht wissen, was für Kleinstlebewesen in ihren Kleidern hausten.
Sie hatte zwar noch so einige saubere Kleidung in ihrer Tasche, wollte sich diese aber noch aufsparen.
Wer weiß, wie lange sie noch heimatlos durch die Gegend streifen musste.
,,Ach, du weißt wohl auch nicht, wo man vor durchgeknallten Herrschern sicher ist, oder?'' fragte sie seufzend.
Vielleicht sollte ich mir auch solch einen Fuchsbau graben..
Aber Kageyasu weiß ja auch, wo meine Cousine lebt..
und die leben ja schon fast in einem.. Wieso ist das Ganze nur so aussichtslos?

Es nützte nichts. Er musste es wagen.
Der Fuchs stand auf und begann an Ivys Kleid zu zerren.
Dann lief er auf das Gebüsch zu und drehte sich erwartungsvoll zu ihr um.
Komm schon... komm schon...

Ivy schaute verwundert zu dem Tier, welcher an ihren Kleidern zerrte.
,,Hey, was ist denn nun los?''
Dann lies das Tier von ihr ab und lief zum Gebüsch.
Schulterzuckend stand sie auf und folgte ihm.
Hast du da ne Höhle oder willst du mir etwas zeigen?