RE: Dorf - 11

Takashi lief ihm entgegen.
"Cyrill-san?"
"Ja, der bin ich", sagte der Kleine und er reichte Takashi seine Auftragspapiere.
Takashi las diese sorgfältig durch.
"Yoroshi."
Er reichte Cyrill die Papiere zurück und wandte sich an einen Soldaten.
"Katsumi-sama wa doko desu ka?"
Der Soldat verneigte sich.
"Ho, Takashi-san! Matte kudasai."
Der Soldat eilte dann davon.

Katsumi kam und Takashi verneigte sich vor ihm.
"Katsumi-sama."
"Takashi-san. Ich danke dir. Cyrill, ich übergebe mich in deine Hände."
Katsumi nahm sein Samuraischwert und reichte es Takashi.
"Gib dies meinem Bruder, sollte ich nicht zurück kommen."
Takashi kniete zu Boden und er nahm das Schwert an sich.
"Ho, Katsumi-sama! Mochiron desu. Es ist eine Ehre!"
Katsumi nickte und er legte seinem Freund die Hand auf die Schulter.
Mit ruhiger Stimme sprach er zu Takashi.
"O-itoma shimasu, Takashi-san. Itsu ka mata o-ai shitas desu."

Cyrill blickte auf Katsumi und Takashi.
Unglaublich diese Statuswechsel, Takashi konnte sich gut unerwerfen, das musste man ihm lassen.
Als die beiden Japaner schliesslich fertig gesprochen hatten, reichte ihm Cyrill ein neues Schwert.
"Komm, wir fliegen", schlug der Zigeuner vor, und das taten sie dann auch.
Beide verwandelten sich in Fledermäusen und flogen davon, weg vom Lager.

Mary lief dem Weg entlang, gehüllt in den ihr zugewiesenen Kimono und geschmückt ihrer frisierten Haare.
Sie kniff die Lippen zusammen, hielt ihren Blick dabei allerdings gesenkt.
Ehrlich gesagt wusste sie nicht, wie sie in diesem Moment mit ihren Gefühlen umgehen sollte.
Sie wusste nicht, wie genau sie all das zuordnen und verarbeiten sollte.
Edo hatte ihr die Freiheit genommen, was zum einen sein gutes Recht war, sie andererseits aber fast verrückt machte.
Ihre Gedanken hingen allzeit an ihrer Tochter.
Ob es ihr gut ging? Wie sie wohl reagieren mochte, wenn Mary plötzlich wieder nicht mehr da war?
Was...ja, was geschah, wenn die kleine Maus ausreissen, nach ihrer Mutter suchen und dabei mitten in den unvermeidbaren Krieg geraten würde?
Der jungen Frau wurde es ganz übel bei diesen Überlegungen.
Sie atmete tief durch und lief weiter dem Pfad entlang.
Sie musste doch etwas tun können! Irgendetwas!

Nicht weit von Mary vielen einige Töpfe um und Schreie waren zu hören.
Mea rannte den Leuten entlang, während ihr eine Schar von Soldaten folgte.
Die Chinesin rief verzweifelt nach Hilfe und als sie keinen Ausweg mehr kannte, klammerte sie sich an Mary und stellte sich hinter sie.
"Hilf mir", bat sie sie in Englisch.
Die Soldaten verlangsamerten ihre Schritte und kamen auf die beiden zugelaufen.

Mary wandte sich erschrocken um, als die Schreie zu ertönen begannen und schließlich die verängstigte Chinesin auf sie zugelaufen kam, um die junge Frau zu umklammern und Schutz hinter dieser zu suchen.
Sie blinzelte verwirrt und bemerkte im nächsten Augenaufschlag die Soldaten, die sich immer langsamer werdend den beiden Frauen nährten.
Rein instiktiv richtete sie ihren Körper etwas, um der Schutzsuchenden das zu geben, wonach sie begehrte.
"Was ist passiert?", wisperte sie der Chinesin auf englisch zu, und wunderte sich bereits im nächsten Moment über die Kenntnisse der jungen Otopianerin.

"Ich bin Chinesin", flüsterte die Frau hinter Mary und die Japaner begannen nun streng auf Mary einzureden.
Natürlich auf Japanisch und immer wieder zeigten sich beschuldigend zu Mea.
Mea hingegen ging auf die Knie und verneigte sich vor Mary.
"Ich bin deine Dienerin", sagte sie schnell, in der Hoffnung, Mary würde mitspielen.

Mary kapierte schnell und nickte innerlich, blieb allerdings äußerlich ruhig und ließ die Soldaten ohne Worte auf die beiden einreden, bis Mea sich neben ihr auf die Knie begab und verbeugte.
Die junge Otopianerin versuchte sich daraufhin an ein paar helfende japanische Worte zu erinnern.
Doch nichts.
Nichts fiel ihr ein.
Ihr Kopf war leer. Da war nichts, das ihr weiterhelfen konnte oder dieser Situation Besserung beimaß.
Mary hob daraufhin besänftigend die Hände in Richtung der Soldaten und versuchte in deren Richtung zu gestikulieren, dass diese Chinesin zu ihr gehörte und ihr ebenfalls untergestellt war.

Die Soldaten blickten fragend zwischen Mary und Mea hin und her.
Sie beredeten sich unter einander und sprachen dann befehlend und mahnend auf Mary ein.
Dann gingen sie ohne weiteres Wort.
Mea richtete sich wieder auf.
"Ich bin dir zu tiefem Dank verpflichtet."

Eine Kutsche fuhr durch das Tor.
Ein Soldat trat zur Tür und öffnete sie.
Er salutierte sogleich.
"Ho!", rief der Otopianer.
Julius stieg aus der Kutsche aus.
Er war soeben von einer Inspektion zurück gekehrt.
Der gepflegte Altotopianer schwang sich seinen langen Umhang zurecht und schritt dem Kiesweg des Dorfes entlang.
"Das Böse in Euch", sagte er und hinter ihm fiel die Tür ins Schloss.
Der General wurde schliesslich durch das Dorf geführt.
Julius war nicht das erste Mal hier.
Er ging regelmässig ein und aus bei den Japanern.
Einige neugierige Blicke sammelten sich am Zaun zum Gefangenenlager.
Lediglich eine schmale Grube trennte das Japanische Dorf von seinen Gefangenen.

Isamu führte Kerry durch das Dorf.
Links neben ihnen stand das Gefangenenlager.
Es war eingezäunt und mit Stacheldraht versehen.
Lediglich eine kleine Grube trennte es vom Dorf.
Ein paar der Gefangenen sahen zu ihnen herüber.
Manche von ihnen waren hier schon seit Jahren gefangen.
Es waren vorwiegend Menschen, Schüler aus Hogwarts, die sich im Wald verlaufen hatten usw.
Ebenfalls Marilyns Vater fand sich hier drin.
Isamu lief zügig voran.
Er blickte hin und wieder zurück zu Kerry.
"Das ist das Gefangenenlager", sagte er.
"Nicht alle Männer in Otopia sind frei."
Sie erreichten dann die ersten Häuser und verschwanden in den Passagen.
Hier herrschte reges Treiben.
Von den Gefangenen war keine Spur mehr zu sehen.
Japanerinnen in kostbaren Kimonos gingen vor ihnen her.
Ismu grinste ihnen zu beim Vorbeigehen.
Die Frauen kicherten.
Dann schritten sie weiter.
"Merchist Edo ist der grösste Armeebefehlshaber hier", informierte Kerry, da sie gerade an seiner Hütte vorbei liefen.
Sie war gross und prächtig mit einem schönen Eingangstor versehen.
Dann kamen ein paar weitere, kleinerere Hütten, wovon sie dann bei einer stehen blieben.
Julius' Gasthütte.
Isamu rief ein paar Worte auf Japanisch und von drinnen her konnte man hören, wie sich eine Schiebetür öffnete.
Isamu wandte sich nun wieder an Kerry und nickte ihr zu.
"War mir ein Vergnügen.
Viel Glück."

Kerry warf hin und wieder einen Blick nach rechts und links.
Das Gefangenenlager war nicht unbedingt etwas was ihr gefiel, aber so war es in Otopia.
Nach einer Weile und unzähligen kichernden Japanerinnen blieben sie stehen.
Ihr Führer rief etwas auf japanisch und verabschiedete sich dann.
Kerry sah ihm kurz nach bevor sie wieder den Blick zum Eingang der Hütte richtete. Sie war einfach unglaublich nervös.

Eine Dienerin trat an das Tor.
Sie trug einen dezent grünen Kimono und hatte japanische Holzsandalen (Getas) an, die sie über ihren weissen Socken trug.
Isamu grinste sogleich leicht und trat etwas zur Seite, als Miu das Tor öffnete.
Die Dienerin lächelte sogleich verlegen und machte eine Verbeugung.
"Ohayo gozaimasu, Isamu-sama"1[/size], grüsste die Dienerin sogleich.
"Konnichi wa, Miu-san.
Shitsureishimasu.
Kore wa kanojo taisho-sama."2
Miu blickte nun zu Kerry.
Ein schüchternes Lächeln verliess ihre Lippen und sie verbeugte sich dann auch von ihr.
"Haijime mashite oku-sama."3
Isamu blickte Miu gut gelaunt entgegen.
Er grinste leicht und wisperte ihr dann ein paar Worte zu.
Die Dienerin errötete leicht und sie gab ein unbeholfenes Kichern von sich.
Dann sah sie wieder zu Kerry und Isamu verabschiedete sich.
"Ganbatte.
Sayounara, auf wiedersehen, Mylady."4
Isamu ging dann und Miu schritt voran durch das Tor.
Sie blieb mit Kerry vor dem Eingang zur Hütte stehen, vielerlei Schuhe lagen am Boden vor der Treppe und die Dienerin deutete ihr, ihre Schuhe ebenfalls auszuziehen.

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[size=85]1 Guten Morgen, geehrter Herr Isamu
2 Guten Tag, liebe/gnädige Miu
Ich muss stören
Das ist die Geliebte des verehrten Generals
3 Es freut mich, Sie kennen zu lernen, gnädige Frau
4 Sei fleissig
Auf wiedersehen

Kerry war etwas überrascht.
Eine Dienerin, eine hübsche noch dazu.
Julius schien es sich gut gegehen zu lassen.
Die junge Frau schenkte der Japanerin ein Lächeln.
Diese und der Unbekannte wechselten kurz einige Worte.
Kerrys Führer verabschiedete sich.
Die Dienerin bedeutete Kerry ihr zufolgen.
Vor der Tür striff sich die Hexe die Schuhe von den Füßen.
Sie wartete darauf das es weiter gehen konnte.
Kerry wollte nun wirklich zu Julius.