RE: Vor dem Zaun - 5

Hills lief auf Tiago zu und er packte diesen.
"Los, her mit der Zigarette!"

Tiago riss sich los und wich zurück.
Erstarrt sah er Martin einen Augenblick an.
Wut stieg in seine Augen und sie giltzerten verwöscherisch.
Allerdings wusste er nun warum die meisten so in Aufruhr war... alles wegen Janos.
Tiago seufzte im innern und verdammte den Tag in Gedanken als er Janos kennen gelernt, hatte.
"Warum kommst du darauf dass ich sie habe, Hills?"

"Janos hats mir gesagt, na los, her damit!"
Er schubste ihn leicht von sich.
"Du kleiner Brite, du."
Er zwinkerte leicht.

Tiago schwieg, es hatte keinen Sinn und die anderen wollte er auch nicht auf sich locken.
Seine Miene wurde leer und er holte ausdruckslos und widerwillig die Zigarette hervor, er reichte sie Hills.
'Bitte nimm diesen Verräter bei dir auf, damit ich ihn niemehr sehen muss', dachte er still für sich.

Hills steckte sich schnell die Zigarette weg.
Wow!
Er genoss das Gefühl und zerstrubbelte Tigao kurz die Haare.
Dann ging er davon.

Tiago liess sich langsam rückwärts auf seine Matte nieder, er blickte Hills nach und konnte nur noch an seiner Niederlage denken.
Alles war ihm gerade gleichgültig.

Janos stand am Zaun und blickte hinaus auf das Dorf.
Er spürte so Sehnsüchte endlich aus diesem Lager zu kommen, wie noch nie zu vor in seinem Leben.
Früher war es immer Tiago gewesen, der ihm auf diese Idee überhaupt gebracht hatte. Aber bedeutet… das hatte ihm nie etwas. Er hatte immer versucht seine Vergangenheit zu verdrängen und das Lager hier in Kauf zu nehmen.
Hier war doch alles was ein Junge sich wünschte, seine Vorbilder, haufenweise Unterhaltung wenn es eine Prügelei gab, nie wieder zur Schule, keine Eltern die ihm sagten was er dürfe und was nicht, keine Regeln.
In den letzten Jahren war Janos erst bewusst geworden, dass hier nur der Tod lauerte, keine Zukunft. Vielleicht selten schöne Momente, wie wenn gerade wieder etwas bei den anderen passierte.

Tiago war weiter entfernt von Janos und war stehen geblieben, er beobachtete ihn.

Samurais waren zu sehen und gerade wechselten sich einige in der Position aus.
Janos beobachtete sie düster, nein Olivia hatte er nicht vergessen, ebenso die anderen Toten in den letzten Jahren. Er verspürte auf einmal einen entsetzlichen Hass auf die Japaner, er bückte sich ruckartig und riss kleine Steine aus dem Boden und begann sie Richtung Dorf zu werfen.

Eine Hand packte ihn an beiden Schulternblätter und zerrte ihn zu Boden.
Janos schrie wütend auf und kickte Tiago mit seinem Schuh mitten ins Gesicht, er riss sich los. Tränen bannten sich an Janos Wangen runter und er hielt sein Gesicht voller Wut verzerrt.

Blut lief Tiago die Nase runter und einen Moment blickte er entgeistert zu seinem Freund.

Janos stand auf und wischte sich den Dreck von seiner Jacke.
Er deutete dann mit seiner Hand voller Verachtung auf das Dorf hinaus.
„Sie ist tot! Olivia ist tot!
Sie war noch ein Kind, Tiago!“, schrie er ihn an.
Janos sah ihm eindringlich in die Augen, doch in Tiagos Augen konnte er keinen Mitleid oder Entsetzen finden, oder gar Verständnis.
„Ein Kind!“, schrie Janos wutentbrannt

Tiago sagte noch immer nichts, wie einen Fremden blickte er Janos ins Angesicht.
Janos packte Tiago an den Schultern und rüttelte ihn.
„Verdammt!“, seine Augen wurden wässrig.
„Fühlst du denn gar nichts für sie?!
War sie dir völlig egal?! Was ist mit Rose?!“
Tiago wich nun zurück und seine Miene wurde ernster, lange sah er Janos an.
Janos sah ihn noch einen langen Moment wie ungläubig an, schliesslich richtete er sein Haupt ganz auf und verengte seine Augen.
Sie standen sich gegenüber und zum ersten Mal empfanden sie gegenseitigen Hass für einander.

„Lasst mich durch“, bat Marta und drängte sich zwischen die Männergruppe hindurch, als sie bei der Prügelei der beiden Jungen angekommen war, legte sie beide Hände zusammen.
„Hah!“, machte sie und schüttelte entrüstet den Kopf, „Tiago Florentino! Janos Grant! Augenblicklich werdet ihr damit aufhören!!“Doch die beiden dachten nicht daran, Janos blutete am Hals, Tiago hatte ihn gebissen, aber auch Tiago sah nicht besser aus.
Seine Hand blutete rot und an seiner rechten Gesichtsseite war die Haut aufgeschürft.
Tiago wurde in den Drahtzaun gedrückt, darauf schrie der junge Portugiese schmerzhaft auf.
Der Japaner auf dem Bewachungsturm begann nun auf Japanisch zu rufen, da Tiago zu Nahe am Zaun war.
Er begann nun Warnschüsse aus seiner Muskete zu ballern.
Marta wandte sich nun sofort ab und begann still zu beten. Sie konnte das nicht mehr lange mit ansehen.
Einige Männer machten sich aus dem Staub da Masao nun das Lager betrat.

Masao stapfte nun in das Lager und kam zu der Menschengruppe.
Seine Stimme war sehr laut und er machte sich keinerlei Mühe Rücksicht auf die Englische Sprache zu nehmen und nahm vorliebe mit seiner eigenen.
Tiago hängte am Zaun fest und kam nicht los, Janos stand regungslos da und blickte wie erstarrt zu Masao.
Masao sah finster zu den beiden Jungen, Verachtung und Misstraue lag in seinem Blick.
Er ging dann zu Tiago und mit einem Ruck zog er ihn grob von dem Stacheldraht heraus, er warf ihn zu Boden und fuhr die beiden an.
„Gomennasai“, murmelte Janos und war bereits auf die Knie gegangen.
Masao kickte Janos in die Schulter und schrie ihm von neuem an.
Er wies ihm dann zu den Hütten, er solle verschwinden.
Janos verbeugte sich erneut und machte sich langsam und vorsichtig auf den Weg.

Omi lief in das Lager hinein und die Leute wichen ein wenig zurück von ihm.
Er hielt ausschau nach den beiden Unruhestiftern.