RE: Waldhütte - 64

Sarah nickte leicht und ging in die Küche.
Hmm... was kann man denn hier essen... fragte sie sich und schaute in jeden Schrank.

Ein Brief von Louise Dupont an Tobias Abrams
Sehr geehrter Mr. Abrams,
ich hoffe dies erreicht sie.
Ich müsste sie dringend sprechen.
Wenn sie es einrichten können, besuchen sie mich im Haus Nachtigal in Godrics Hollow.
Louise Dupont

Chan kam vor der Waldhütte an, er nannte das Passwort und trat dann ein.
"Rul?", fraglich sah er sich um, auch ein wenig besorgt.
Chan wollte lieber nicht bleiben, sondern eine Nachricht hinterlassen.
Er liess das Papier auf dem Tisch liegen und ging dann mit gutem Gewissen.

Auf dem Blatt Papier stand folgendes:

Lieber Rul.
Ich habe von der Nachricht erfahren und lange darüber nachgedacht, der Gedanke dich zu besuchen und dir bei deiner schweren Zeit beizustehen, liess mich regelrecht unruhig machen.
Nicht etwa, weil ich nicht wollte, oder ich fühlte, dass es meine Pflicht als guter Freund wäre.
Nein.
Sondern mich beunruhigte viel mehr der Gedanke, dass du mich lieber nicht sehen möchtest und meine Anwesenheit es nur noch verschilmmern würde...
Wenn du mich brauchst, ich bin jederzeit für dich da!
Liebe Grüsse und gutes Ausharren!
Chan

Ruby kam zur Hütte und klopfte schließlich sachte an die Tür.
Sie wartete einen Moment, dann ging sie hinein.
Seit dies nicht mehr der Stützpunkt war, war es auch nicht mehr ihr recht, hier einfach reinzuspazieren, was es ihr in den Kram passte.
"Rul?", rief sie vorsichtig.

neilson war auf dem Sofa zu sehn, der die Hände um seinen Kopf hielt.
Er sah auf zu Ruby.
"Ist in der Küche", sagte er, wobei mit Küche natürlich die kleine Zwischenwand direkt hinter dem Wohnzimmer gemeint war.

Ruby nickte Neilson dankend zu und lief dann auf die Küche zu.
"Rul?", fragte sie noch einmal, weil sie ihn nicht erschrecken wollte.
Es war schwer für sie, hier rumzulaufen, mit dem guten Wissen, dass sie nie wieder Jasons Gitarrengeräusche oder seinen Gesang hören würde.

Rul sass am Boden eingeengt neben dem Herd und hielt einen Arm über sein Geisicht.
Als Ruby ihn ansprach, sah er mit müdem Blick zu ihr.
"Mh?"

Ruby fühlte in diesem Moment großes Mitleid mit ihm. Wie er so da saß...nein, das war kein schöner Anblick.
Sie ging langsam zu ihm und kniete sich dann vor ihn hin. Ihr Blick sagte nicht viel und dennoch mehr, als Worte sagen konnten.
"Oh Rul", flüsterte sie und biss sich auf die Lippen.
"Rul..."
Ruby streckte ihre Hand nach ihm aus und nahm die seine. Sie empfand es als nicht richtig, ihn jetzt zu umarmen.
Das brachte nichts. Aber indem sie seine Hand nahm, wollte sie ihm zeigen, dass sie für ihn da war.
Ganz egal, was passiert war. Ob er einen Fehler gemacht hatte oder nicht. Das interessierte nicht. Nicht jetzt und auch sonst nicht.

Ruls Hand war kalt und kraftlos.
Er wandte seinen Blick von ihr und schloss wieder die Augen.
Er machte einen schrecklich mitgenommenen Eindruck.

Ruby erschrak leicht, als sie merkte, wie kalt und kraftlos seine Hand doch war. Und es tat ihr weh.
Sie hatte Rul wirklich sehr gern und ihn so zu sehen tat ihr wirklich nicht gut. Aber sie wollte nicht gehen, sie wollte hier sein.
Das Mädchen presste die Lippen aufeinander und drückte seine Hand etwas...allerdings ließ sie sie nicht los. Nein.
"Es tut mir so leid, was passiert ist...ich..",doch sie brach ab und schwieg wieder.
Sie machte ihm keine Vorwürfe und sie fand auch, dass er sich keine machen sollte. Allerdings wusste sie nicht, was sie tun würde..an seiner Stelle, in dieser Situation.
"Rul, du trägst keine Schuld, ganz gleich, was war."

"Sie sind wegen mir gestorben", sagte Rul traurig und hielt weiterhin die Augen geschlossen.

Ruby schwieg.
Sie sah nur weiterhin zu ihm und schluckte schließlich.
Das Mädchen ließ sich direkt neben ihm nieder, hielt aber weiterhin seine Hand.
"Rul...", sprach sie ruhig. "Schau mich an, hm?"
Sie legte die Hand an sein Kinn, damit er zu ihr sehen musste und blickte ihn eindringlich an.
"Was geschehen ist, ist geschehen. Es ist nicht rückgängig zu machen. Es...es ist einfach geschehen."
Das Mädchen schluckte und während sie ihm in die Augen sah, rollte ihr erneut eine stumme Träne über die Wangen.
"Aber...d-du musst stark sein, Rul. D-du musst!"

Rul sah nur zögernd zu Ruby und er hatte die Augen nur zu einem kleinen Schlitz geöffnet.
"Wenn du es meinst."
Seine Stimme war emotional und tonlos.
Sie war tot.
Und so fühlte er sich auch.
Wäre er doch anstelle von Jason gestorben.

[ ]

Ruby ließ von seinem Kinn ab und senkte betrübt den Blick. Es war so schwer für sie.
Genau das war einer der Gründe, warum sie früher nur durch die Länder gereist war...ohne sich an einen Ort zu binden.
Weil sie Angst hatte, sich irgendwann zu fest zu binden und dann so etwas miterleben zu müssen.
Aber nun war sie hier...und sie konnte es nicht mehr ändern. Es war zu spät.
Und indem sie nun hier bei Rul war, fühlte sie sich wenigstens etwas besser.
Dennoch tat er ihr leid...sehr leid.
Das Mädchen legte auch noch die anderen Hand auf seine Hand und legte die Stirn daran, wobei sie die Knie an ihren Körper gezogen hatte.
"Jason würde dich nicht so sehen wollen, Rul. Er würde dich nicht so leiden sehen wollen."

Rul lachte bitter.
"Klar, dann...dann könnte er wennschon noch leben."
Er schniefte.
"Weisst du, was er immer gesagt hat? Wenn er tot ist, wird Elvis an seine Beerdigung kommen und für ihn spielen."
Er schüttelte den Kopf.