RE: Hafen[ZERSTOERT] - 5

Tian hatte sie die ganze Zeit über wartend und ruhig angeblickt.
Seine Gereiztheit war wieder verflogen.
Er war nicht der Mensch, der stundenslang schlechte Laune hatte. Dafür hatte er schließlich seine Schwester. xD
Aber etwas anderes machte sich in dem Chinesen breit. War es die Ungewissheit, warum man Bailey erschossen hatte? Oder die elektrisch aufgeladenen Luft, die sie alle umgab...kurz davor, zu explodieren..?
Tian verschränkte wieder etwas die Arme, zog noch zweimal an seiner Zigarette, ließ diese dann zu Boden fallen und trat sie mit den Schuhen aus.
Er stieß den Qualm seines letzten Zuges quälend langsam aus, so dass Bi langsam unruhig wurde.
"Du glaubst der Göre doch nicht, oder?", fragte sie skeptisch an seiner Seite, Eve genau ansehend.
"Die hat doch mehr gesehen."
Tian wusste nicht recht, ob Eve wirklich mehr gesehen hatte oder nicht. Dafür war ihre erste vorherrschende Unsicherheit zu stark gewesen.
Bi nickte einem der Männer zu und dieser packte das Mädchen wieder fest am Arm.
"Los, sag schon, was du noch gesehen hast! Wer hat geschossen?"

Eve runzelte die Stirn, allerdings verzweifelt im innern.
"Mehr hab ich nicht gesehen!", beteuerte und warf kurz einen eschrockenen Blick auf denjenigen der sie festhielt.
Sie biss sich dann in die Unterlippe und sah studierend zu Tian.
'Verdammt!
Die schicken doch die Canasta, oder Bailey! Was wollen die hier?!', ging es ihr aufgeregt durch den Kopf, als würde sie schon dagegen streiken wollen.
"Als die Schüsse kamen, hab ich mich aus dem Staub gemacht!
Ich wollte doch nicht mit nem Loch im Kopf enden!
Später merkte ich, dass sie die Leiche ins Wasser geworfen haben."
Pamela öffnete entgeistert ihren Mund, endlich verstand sie warum sie von hier verschwinden sollten.
Das war ihr noch gar nicht richtig eingeleuchtet.
"Deswegen also die Bullen...", dachte diese Laut und rieb sich etwas die Stirn.
Jet wurde es allmählich sehr unwohl.

Doch der Mann hielt sie weiter fest. Er war groß und stark gebaut.
Nun, er würde sie erst loslassen, wenn Bi oder Tian ihm ein Zeichen geben würde.
Der Griff um ihren Arm war fest, aber daraus machte er sich nichts.
Tian kam zu dem Schluss, dass es wohl wirklich die Canastas gewesen sein mussten. Jemand anderes hätte wohl auch nicht die Chance oder den Mut dazu gehabt, sich mit den Baileys anzulegen. Aber die Frage, warum das alles, war damit noch bei weitem nicht geklärt.
"Schlaues Mädchen", gab Bi sarkastisch von sich, als Eve meinte, dass sie ja nicht mit einem Loch im Kopf enden wollte.
"Bi...", meinte Tian, dem das genug war. Hin und wieder war er mit ihrer Art überfordert.
"Was?"
Aber er sagte nichts darauf und das war seiner Meinung nach Antwort genug.
Dann nickte er dem Mann zu, der Eve unsanft losließ und sich zu den anderen zurückstellte. Mittlerweile hatten sie einen Halbkreis um Eve, Pamela und Jet gebildet. Nicht, dass sie Angst hatten, sie konnten fliehen und sie würden sie nicht wieder einholen können - sie waren überzeugt davon, dass sie es wohl schnell schaffen würden, sie wiedereinzuholen - aber so ersparten sie sich einiges.
Natürlich hatte Tian mitbekommen, dass Pamela nicht ganz bei sich zu sein schien, deshalb sah er leicht amüsiert zu ihr hinüber.
Jedoch hielt er es, auf den Kommentar hin wegen den Bullen, für besser, dass sie endlich von hier verschwanden. Er brauchte keinen unnötigen Ärger, auch wenn es ihm missfiel, dass der kleine Shark nicht hier war.
"Wo ist Shark?"
"Ja, wo ist er? Man sollte fast meinen, er hat genug Kunden."
Tian warf ihr einen scharfen Blick zu und sie verstummte.

Geschockt blickte Eve zu den beiden.
Für Jet war diese Ausfragerei die grösste Tortour und ebenso machte ihm die Umkreisung noch nervöser.
Die Zeit lief ausserdem ab.
"Komm schon Tian", begann er dann mit einem Ton von Bedrükung in sich, "wir wollen keinen Ärger.
Die Bullen kreuzen jeden Moment hier auf.
Der Stoff war doch sonst auch gut", Schweissperlen waren an seiner Stirn zu sehen.
"Wenn wir es wüssten, wären wir ja bei ihm", wandte Eve ein.
Sie verschränkte dann ernsthaft die Arme.
Pamela seufzte unzufrieden, allmählich nahm die Wirkung wieder ihren Lauf, nur nicht so wie sie sollte.
Pam vergass allmählich wie nst die Lage hier wirklich aussah.
Sie wollte schon drängeln, endlich von hier zu verschwinden, aber kam einfach nicht dazu, da ihr das alles zu schaffen machte bzw. ihr Körper.
Pamela wollte sich schon auf den Boden hinsetzen, wurde aber von Jet rechtzeitig am Arm gepackt, der weiterhin zu Tian blickte.

Bi warf Pam nur einen missbilligenden Blick zu. Sie fand das hier langsam unter ihrer Würde.
Deshalb drehte sie sich um und stapfte davon. Tian verdrehte auf diese Reaktion hin nur innerlich die Augen.
Diese Frau machte ihn noch krank. Klar, sie war seine Schwester, aber das war auch der einzige Grund, warum sie sich überhaupt so oft in seiner Nähe befand. Allerdings, würde sie so weiter machen und seine Autoriät so öffentlich mit ihren Aktionen in Frage stellen, würde sie bald zusehen, wo sie blieb...dafür garantierte er.
Er nickte den drein dann zu und wandte sich auch um, lief um das Auto herum und öffnete die Wagentür.
"Wenn ihr ihn zu Gesicht bekommt, soll er sich melden", meinte er noch, dann stieg er elegant ein.
Bi war schon längst im Wagen verschwunden und die Männer warfen den Kids nur noch auffordernde Blicke zu. Sie würden noch kurz warten und dann mit Tian und seiner Schwester von hier verschwinden.

Jet öffnete leicht seinen Mund.
Erleichterung ging in die Herzen von ihm und Eve.
Pamela blinzelte leicht und blickte verwundert zu dem Auto.
Jet hielt es für sicherer, wenn sie noch dort stehen blieben wo sie waren.
Man konnte nie wissen bei den Leuten.
Am Ende würden sie noch verfolgt werden und das konnten sie gar nicht gebrauchen.
Eve nickte dem Wagen noch leicht zu in dem Tian und Bi sich befanden, ihr Blick spiegelte Kälte, gegen die Canastas.
Nur gut hatten sie nicht noch einen Kunden verloren, dass hätten sie sonst bitter bereut!

Die Männer stiegen auch ein, ohne noch einmal zurückzublicken.
Dann wurde der Motor angelassen und die beiden Wagen fuhren nacheinander vom Hafengelände hinunter.
Heute war nicht Tians Tag, aber er versuchte das alles ein wenig positiv zu sehen. Rückschläge musste schließlich jeder Verkraften und von dem, was heute geschehen war, ging ja auch nicht die Welt unter.
Nur das mit den Canastas und Baileys bereitete ihm Sorgen. Er machte sich schon auf alles gefasst.

Jason Parker und Ikaros waren am Hafen unterwegs.
Seit dem Ritual war er immer noch leicht müde.

Noah erschien vor Jason.
"Ah, macht ihr gerade eine Pause?"
"Ist doch egal was die machen."
"Stimmt. Simon Terra wurde getötet. Jacob und Gabriel stecken dahinter. Dein Bruder möchte rache."

Jason zuckte mit den Schultern.
"Und? Eric interessiert mich nicht.
Wenn es sonst nichts gibt, kannst du wieder gehen."

"Er könnte unsere Pläne zerstören."
"Eric Parker ist ein guter Auror. Sollte er Jacob und Gabriel finden, dann wird er alles mögliche versuchen um beide zu töten. Er könnte sich auch opfern. Er will beide nur noch tot sehen."

Jason grinste breit unter dem Tuch.
"Das stimmt. Seine Rache muss jeder zu spüren bekommen."
Er dachte eine Weile darüber nach.
Vielleicht war es endlich an der Zeit...
"Ich kümmere mich um Eric."

"Gut. Dann haben wir das geklärt."
"Und pass auf. Wir wollen nicht, dass du am Ende noch stirbst."
Noah verschwand.

Jason freute sich bereits auf ein Wiedersehen mit seinem Bruder.
"Ikaros, wir gehen weiter."

Ikaros verdrehte die Augen.
"Familienprobleme...Toll."
Beide gingen dann los.