RE: Hütte von Isamu - 2

Edo blickte ihn entgeistert an, er war geschockt!
Man konnte förmlich an seinen Augen sehen wie sprachlos er war.
"Du willst-", doch sein Blick ging weiter zu Mary und er musste darauf achten, nicht zu laut zu werden.
Ohnehin, in diesem Dorf konnte es schnell gehen, dass irgendwer von den hohen Rängen einen Samurai ausschickte, der heimlich die Gespräche mitverfolgte.
"Du willst wirklich von der Armee weg gehen?", fragte Edo und es hörte sich traurig an.
Wie viel hatten sie nicht schon erlebt und auf einmal würde er gehen, auf sich alleine gestellt.
Lange blickte Edo zu ihm, er legte ihm dann schliesslich eine Hand auf die Schulter.
"Gehe mit Ehre, Isamu.
Ich wünsche dir nur das allerbeste auf all deinen Wegen, mein Freund.
Nun bist du, rechtmäsiger Mojo-Krieger", einen Augenblick sah er ihn noch in das Angesicht, leichte Enttäuschung, aber eher davon, dass Isamu wohl niemehr in seiner Armee dienen würde, war in seinem Blick abzulesen.
Aber gleichzeitig auch das er es akzeptiert hatte, wenn auch, Edo es noch verdauen musste.

Isamu atmete tief durch und er schloss die Augen.
Dieses Gefühl!
Ein unglaubliches.
Ja, Isamu genoss die ausgesprochenen Worte von Edo: Nun bist du, rechtmäsiger Mojo-Krieger.
Das ihn Edo entbehrte, war ein grosses Opfer für ihn, das war Isamu bewusst.
Er öffnete darauf wieder die Augen und ging auf die Knie.
Dann legte er ihm sein Schwert vor die Füsse und zog seinen eigenen Ring ab.
Diesen streckte er Edo dann entgegen.
"Und treulich schwöre ich euch, Merchist Edo, euer Leben zu schützen wenn immer es mir möglich ist."

Edo blickte ernst zu ihm runter.
Einen Moment wartete er, er nahm den Ring dann an und betrachtete ihn schweigsam.
Es brauchte schon eine Weile, bis der Merchist diesen Entscheid, seines besten und treusten Freundes, verdaut hatte.
Edo blickte, als der Ring an seinem Finger steckte, wieder auf ihn herab.
"Wenn nicht du, dann von niemanden", sagte nun Edo.
Seine Züge wurden freundlicher.
"Ist es nicht so?
Und war es nicht schon immer so?"

Isamu hatte Edos Hand genommen und den Ring an seiner Hand geküsst.
Dann stand er auf und lächelte.
"Ja...und so wird es immer bleiben. Ich danke euch."
Dann wandte er sich an Mary.
"Ich bin kein Lehrer, doch ich werde dir beibringen, so gut ich kann."

Edo nickte, er war zuversichtlich, dass Isamu sein Wort halten würde.
Er blickte noch einmal schweigend zu den beiden und verliess schliessilch die Hütte.
Er hatte den Entscheid von Isamu zu verdauen, bevor die nächste Schlacht in ein paar Stunden beginnen würde.

Mary hatte schweigend zu den beiden gesehen.
Sie hatte nicht alles von dem verstanden, was die beiden gesprochen hatten, aber vielleicht war es auch ganz gut so.
Die Mara sah dann zu Isamu und nickte leicht.
"Ich danke Euch, Isamu-san."
Ja, sie war wirklich dankbar, für jede Hilfe, die sie kriegen konnte.
Sie sah Edo noch nach, dann strich sie über die Bisswunde an ihrem Hals.

"Also ganz frisch gebissen?", fragte Isamu und er deutete auf eines der Kissen am Boden, damit sich Mary setzen konnte.

"Jah", erwiederte Mary leicht aus den Gedanken gerissen.
"Ja, das bin ich", Stolz schwang in ihrer Stimme mit und sie lächelte etwas in sich hinein.
Während sie zu dem Kissen ging und sich setzte, dachte Mary wieder an Joel.
Es war immer noch so unfassbar und genauso tat es weh, aber sie musste den Schmerz überspielen.
Die Zeit war noch nicht gekommen, an der sie wirklich um ihn trauern konnte.
Es sollte nicht kaltherzig wirken, aber sie wollte das für einen bestimmten Moment aufheben, an dem sie vielleicht ihren Gefühlen freien Lauf lassen konnte. Sie vermisste ihn so.

Isamu setzte sich nun auch und eine Dienerin schenkte ihm etwas Sake ein.
Auf Mary würde viel zukommen.
Erst musste sie sich an ihre neuen Zähne gewohnen, die viel Platz brauchten und bei jedem Wort die Gefahr bildeten, auf die eigenen Lippen zu beissen.
Zumindest war das bei ihm gewesen, wenn Isamu an seine frühe Zeit zurück dachte.
Doch das war schon lange her.
Die Menschenwelt war ihm fremd geworden.
Er sah freundlich zu Mary.
Sie sollte es gut bei ihm haben, gleichzeitig aber auch vieles lernen.
"Deine Haare wirst du foran lange wachsen lassen", sagte er.
"Man wird dich unterrichten was du zu tun hast, und wenn du Kinder hast, die auch. Bei mir wirst du die Japanische Sprache lernen."

Mary riss sich aus den Gedanken. Sie holte tief Luft, fuhr mit der Zunge über ihre aufgerissenen Lippen und schmeckte das Blut.
Sie fuhr sich dann etwas durch die Haare und wandte sich an Isamu. Dass er sie freundlich ansah, half ihr jetzt ungemein.
Die Mara lächelte und nickte.
"Das mit den Haaren wird mich kaum stören...ich mag sie lang ohnehin viel lieber", sie schmunzelte im innern.
"Hai", antwortete Mary noch und das erste Mal, seit sie aufgewacht war, dachte sie an Joelina, ihren kleinen Engel.
Wo sie sie wohl hingebracht hatten? Aber sie war sich sicher, dass es ihr gut ging.
Mary sah wieder zu Isamu.

Isamu freute sich über das erste Japanische Wort, das er von Mary hörte.
Sie schien schnell zu lernen, das war gut so.
Er trank dann einen Schluck Sake, als ein Diener kam und sich verbeugte.
Er sprach dann auf Japanisch zu ihm und Isamu winkte ab.
Der Diener ging wieder und Isamu sah zu Mary.
"Deine Tochter wirst du eine lange Zeit nicht mehr sehn können, Mary-san. Auch sie wird lernen müssen japanisch zu leben und unterrichtet werden."
Er stand schliesslich auf und liess sich seinen Helm geben.
"Komm mit mir."

Mary seufzte innerlich tief. Aber es musste so sein, sie hatte diesen Weg gewählt.
Außerdem...Joelina würde dies verstehen, dessen war sie sich mehr als sicher. Manchmal konnte ihre Tochter besser verstehen als sie selbst.
Auch Mary stand dann auf und blickte ruhig zu Isamu auf, sie nickte.
"Ja, Isamu-san", die Mara würde ihm folgen.

Isamu ging dann mit Mary.

---> Pavillon

Isamu kniete auf einem Kissen und er hatte die Hände gefalten.
Um ihn herum waren einige Räucherstäbchen angezündet und er selbst hatte die Augen geschlossen.
Um ein Mojo-Krieger zu werden, musste er noch vieles lernen.
Er hatte einiges gelesen, doch das schien noch nicht genug.
Er wollte mehr.

Takashi wurde von Isamu bewirtet.
Die beiden sassen einenader gegenüber und hatten lange Zeit geschwiegen.
"So viel ich weiss, ist Abril-san eine gute Lehrerin", sagte Takashi und Isamu blickte ruhig zu ihm.
Seine Dienerin schenkte ihm Sake ein.
"Ich danke dir, mein guter Freund."
"Aber du weisst ja, die Leute reden...diese Frau ist verpönt."
"Ja, aber sie soll mich lernen. Ich werde zu ihr hin gehn."
Isamu war entschlossen.
Das Chinesenviertel hier war sehr unbeliebt.
Chinesen die sich nicht als Japaner behaupten konnten, solche die verpönt waren oder auch umgekehrt: Japaner die man als sogenannte "Chinesen" missbilligte. In diesem Dorf herrschte eine Japanische Kultur und alles was als anders Asiatisch angesehn wurde, war verpönt. Ähnlich wie bei den reichen Neuvampiren kaufte man sich Titel, indem ehemalige Chinesen plötzlich zu Japanern wurden.
Doch die junge Frau Namens Abril war Chinesin geblieben und nicht nur das, sie hatte weder Kind noch Ehemann und galt daher selbst unter ihres Gleichen als nicht würdig und war umso mehr verpönt.
Doch das sollte Isamu nicht stören.
Die Mojo-Lehre war sehr alt und Chinesisch. Sie war bereits ausgestorben und wurde nicht mehr geübt.
Er würde sich also mit dieser einen Frau zufrieden geben müssen, ob er wollte oder nicht.