RE: Hütte von Isamu - 6

[auf was anderes hab ich gar nich gewartet ]

Also gut, Isamu seufzte innerlich leicht.
Wo sollte er anfangen? Es gab so vieles zu sagen, so viel bei dem man ausschweifen konnte.
Xenus hatte wirklich noch vieles zu lernen, vieles.
Und ehrlich gesagt, fiel es ihm nicht leicht, diesem europäischen neuvampiren, etwas über Ehre und Opfergabe zu erzählen, was verstand dieser schon? Xenus war in einer ganz anderen Welt aufgewachsen, in einer modernen Welt, indem jeder das Recht hatte, zu reden und das zu tun, was er wollte. Doch hier lief das anders. Wenn hier jemand überhaupt irgend ein Recht hatte, so war es der König. Alle anderen, waren ihm untergeben und sie mussten alle dasselbe tun: Gehorchen.
Egal ob Soldat, ob Diener oder Graf. Sie alle lebten für den König und gaben ihr Leben für ihn.
„Beginnen wir von vorne“, meinte Isamu und er hatte immer dieselbe Haltung während des ganzen Gespräches Xenus gegenüber.
„Ein grosser König, von dem man noch heute spricht, war König Pegasus. Er hat Otopia regiert bis 1700“, sagte er.
„Dieser König war sehr bekannt vorallem unter den Adelsleuten. Denn jeder Tag war ein Fest für ihn, die Goldenen Jahre, davon spricht man oft, besonders in seinen letzten Amtsjahren. Jedoch im Volk liefen die Jahre nicht golden. Es gab viele neuvampir-, Juden- und Zigeunerverfolgungen. Als Pegasus schliesslich die Krone abgab an seinen Sohn nicola, änderte sich vieles in Otopia. Dieser König war ein sehr schlechter König, er ist der einzige, bei dem man das behaupten darf! Man spricht auch nicht von ihm, er war jämmerlich und nur kurze Zeit tätig, da er vom Volk her getötet wurde. Jedenfalls hinterliess er ein zerstörtes Land und viele viele Kriege“, erklärte er.
„König Tarabas, unser jetziger König, wurde mit 17 Jahren zum König gekrönt. Vorher wurde er von seinen Mentoren erzogen und es wurde immer wieder versucht, ihn von der Seite des Volkes her zu töten. Jedenfalls war er schliesslich König und er musste alles wieder herstellen. Dadurch, dass König Tarabas das System der vier Merchisten gründete, und die Militärischen Parteien erstmals ruhig gestellt waren – natürlich hat man untereinander sehr viel Krieg geführt – der Bluthandel eröffnet wurde…und…achja, die Wirtschaft mit der Menschen- und Zauberwelt begann, wurde das Land wieder anständig aufgebaut. Natürlich, seither gibt es mehr neuvampire denn mehr, es kommen auch immer mehrere, doch es ist wieder ruhig und die Kriege untereinander gestillt. Auch durch den Bluthandel hat sich vieles verändert. Zu Zeiten nicolas haben sich die Vampire gegenseitig verspeisst, wegen der riesigen Armut.“
Isamu seufzte innerlich, äusserlich liess er sich nichts anmerken.
Das ganze war doch absurd, er war nicht dazu bestimmt hier zu sitzen und Lehrer zu sein, nein! Er war dazu bestimmt draussen in der Welt herum zu gehen und als Mozi zu wirken. Alles, was er so sorgfältig aufgebaut hatte, musste er nun wieder vergessen und anstattdessen das Gegenteil lernen. Es war schon fast, als würde er sich das alles selbst vortragen, um wieder klar ins Soldatenleben zu finden. Und es half, tatsächlich.
„König Tarabas ist unter anderem bekannt als König des Volkes. Er macht bei weitem nicht so viele Anlässe, wie König Pegasus es damals getan hat, er ist eher für das Volk und die Wirtschaft interessiert. Ein sehr guter König, Otopia geht es besser den je. Mittlerweile sogar so gut, dass man das ganze wieder etwas anziehen sollte. Man spricht schon von Wirtschaftsschliessung und Isolierung, aber das soll uns nicht beschäftigen, Soldat. Sprechen wir noch kurz über Prinz Joel. Der Prinz war eigentlich vorgesehen als nachkomme König Tarabas‘, doch er wurde noch in diesem Jahr vom König persönlich getötet, kein Grund wurde genannt.“
Isamu musterte Xenus nun ein bisschen.
„Prinz Joel hatte einiges mit der Zauberwelt zu tun.“
Dann schwieg er eine Weile.
„Jetzt darfst du deine Fragen stellen.“

Xenus hatte die ganze Zeit gebannt zugehört. Als Isamu erwähnte, dass der getötete Joel viel in der Zauberwelt war, zuckte er kaum merklich zusammen. Dann wich die Anspannung aus ihm, die er während der gesamten Erzählung beibehalten hatte.
Er merkte sich alles. Aber die Frage, die Xenus stellte, betraf nicht das Wirtschafts- oder das Merchistensystem, betraf nicht die Leistungen von König Tarabas, sondern etwas anderes:
"Was ... denken Sie, wieso der Prinz getötet wurde?"
Er hatte Angst, ein Tabuthema anzusprechen, aber fand Isamu mittlerweile fast sympathisch und traute sich an die Frage.

Genau diese Frage hatte Isamu erwartet.
Das warum, das stellten neuvampire immer. Und das würde Xenus bei vielen Dingen sicherlich noch stellen. Deshalb wollte er ihn ja zum Otopianer machen.
"Darum", antwortete Isamu darauf.
"Weil der König es so wollte. Weil der König alle Ehre besitzt und über jeden richten kann."

Xenus spürte, dass da möglicherweise - oder vielleicht sogar wahrscheinlich - eine jahrelange Fehde dahintersteckte ... etwas, das am besten keiner erfuhr.
Aber er ließ es darauf beruhen, lebensmüde war er trotz allem noch nicht - noch nicht ganz.
"Erklären Sie mir das Merchistensystem", sprach er daraufhin aus. "Bitte."

Isamus Blick wurde freundlich.
Sehr schön, sein Gegenüber hatte also noch Fragen, so wie es sich gehörte.
"Im ganzen gibt es vier Merchisten", sagte Isamu sogleich.
"Merchist Edo, zuständig für die Dunkelvampire, Merchist Marcellus, zuständig für die Lichtvampire und die beiden Merchisten Vladimir und Feres, beide zuständig für die Schattenvampire. Es hat lange Zeit unter den Schattenvampire Kriege gegeben, jeder General hat sich gegen den anderen gehetzt und so hat König Tarabas gleich zwei Merchisten für das Gebiet bestimmt."
Isamu machte kurz eine Pause.
"Sicherlich fällt jetzt auf, dass die Todesvampire nicht beteiligt sind, nun, Todesvampire sind mehr oder weniger längstens ausgestorben. Wenn, dann leben sie ganz zurück gezogen, von allen isoliert oder sie haben sich alle längst gegenseitig verspeist."

Xenus nickte.
"Was genau verbessert das Merchistensystem? Wie verhindert es die Bürgerkriege unter den Vampiren?"

"Es bessert sich dadurch, dass nicht jeder General etwas zu sagen hat", erklärte Isamu.
"Es ist mehr struktur in dem ganzen, nur noch vier haben die Kriegsführung in der Hand. Vampirkriege untereinander gibt es schon lange nicht mehr, weil es dem Volk gut geht. Aber dennoch sind wir gut vorbereitet für jeden Angriff."

Xenus nickte.
"Das war alles, was ich wissen wollte. Außer einem. Wo residiert Ta ... König Tarabas?"

Isamu schmunzelte leicht.
Residiert, na er spricht wirklich geblümt.
"König Tarabas' Schloss steht im Zentrum Otopias. Bei den Dunkelvampiren, in der Stadt. Das Schloss war schon immer dort."

Bestimmt hat er Diener.
Xenus nickte wieder.
"Ich danke Ihnen für die interessante Erzählung. Wieso ... wieso tun Sie das eigentlich? Also ich meine, werden alle Neuvampire so ... aufgenommen?"

"Tue ich was?"
Isamu musterte den neuling.
"nun, du hast keinerlei Erfahrungen von Otopia, also bin ich dazu zuständig, dass du vieles lernst. Es ist gut, dass du hierher gefunden hast, Soldat. In der Stadt wärst du wahrscheinlich umgekommen vor hunger."

Xenus sah Isamu an. Wahrscheinlich hätte er sich jetzt bedanken müssen, zumindestens dafür, dass er noch lebte, aber die Worte kamen ihm nicht über die Lippen. Vielleicht wäre es ja besser gewesen, wenn er umgekommen wäre. Dann müsste er nicht in diesen Verhältnissen weiterleben.
Schließlich sah Xenus zu Isamu auf.
"Wann erfahre ich, ob Merchist Edo die Karte gesehen hat??"

Isamu trank einen Schluck Tee.
"Du...wirst es bald erfahren, Soldat. In Otopia ist es wichtig viel Geduld zu haben. Ich weiss, eure Welt ist sehr hektisch und modern. Alles geht schnell, hier hingegen hat man Wochen um von einem Ort zum anderen zu kommen. Doch dafür leben wir auch länger."
Daraufhin rief Isamu wieder seine Dienerin und Miu kam herein.
Sie verbeugte sich demütig am Eingang, während er sie Isamu hiess, etwas zu holen.
Diese kam schlieslich wieder mit einem kleinen Zettel, den Isamu Xenus dann reichte.
"Soldaten und Bürger, nicht viele können lesen hier", sagte er dann.
"Wenn du Kartenschreiber wirst, wird dir viel Ehre und Verantwortung zu teil werden, Soldat."

Auf Brüder, so lasst uns kämpfen.
Denn heute ist Blut zu vergiessen, ewiglich.
Welches wir bringen vor den König und des Königs Sohnes.
Auf, nehmt eure Waffen und kämpft. Nur der Toten Blut kann vergelten was zu vergelten gewährt.
Eine nicht endende Finsternis, hinaufsteigend zu dem ewigen, mächtigen Reich.
Otopia.

[also xenus kann lesen, oder? ihr schreibt ja nicht ne andere sprache, soweit ich weiß, oder doch?]

Xenus las sich den Zettel durch und runzelte die Stirn.
"Was bedeutet es? Von welcher Schlacht handelt es?"

[nein, das hier is in lateinischen buchstaben =) zwar ist hier meistens alles auf japanisch, aber isamu hat miu das englishe holen lassen]

"Das hier ist der bekannte 55. Vers", sagte Isamu.
"Die 900 Verse sind unser aller Gesetz. Wenn du unsere Welt verstehen willst, musst du lernen, so zu denken, wie es in diesen Versen steht. Hier wird unser denken dargelegt. Ich habe dir diesen Vers gegeben, dass du ihn bei dir trägst. Du musst selbst lernen, ihn zu verstehen. Es handelt nicht um eine explizite Schlacht, eher um das Ganze."