RE: Grenze - 11

Manchmal zuckte Draco zusammen, setzte sich auf und schaute sich um,
doch er sah nichts und ließ sich daher wieder nach hinten fallen und schlief weiter.
Er merkte jetzt schon den Muskelkater aufkommen
und hatte sorge den nächsten tag zu überstehen.

Als es langsam Morgen wurde, war es immer noch stockfinstel und dicker Nebel umgab Draco.
Bedrohlich heulte ein Schwarzer Hund aus der Ferne.
Die Hölzer klangen immer noch mit dem Wind.
Cyrill rüttelte an Draco.
"Aufstehn", sagte der Zigeuner.
"Jetzt wird trainiert."

Draco blintzelte und gähnte müde.
Was jetzt schon? Er hatte in der ganzen Nacht kaum ein Auge zugetan wegen diesen blöden
Hölzern. "Gleich" murmelte Draco und drehte sich wieder um. xD

"Aufstehn", sagte Cyrill erneut und er stupste Draco mit seinem Fuss an die Seite.
"Los, du Faulenzer.
Aufstehn und zwanzig Liegestützen."
Mal schauen, wie viel Muskelkater du hast, Freundchen.

Draco schaute müde zu Cyrill hoch.
Müde raffte er sich dann hoch und verzog dabei das Gesicht.
"Aber ich hab noch nicht gefrühstückt" protestierte er.

Frühstück?
Cyrill lachte.
"Hey, wir haben hier ein Überlebenstraining, wenn dus noch nicht gemerkt hast.
Ich will schauen, wo deine Grenzen sind.
Sag mir Draco, wie viele Tage hast du kein Blut mehr getrunken?"

Draco erinnerte sich an den Tee bei seinem Vater.
"Ein Tag glaube ich" sagte er misstrauisch und schaute zu Cyrill runter.

Es war viel Zeit vergangen, bis Infectos Ruf endlich die beiden erreichte. Er hatte in Bögen einen Großteil des Walds zwischen der Grenze und der Stadt abgesucht, zumindest kam ihm das so vor.
Er hatte den Orientierungssinn beinahe verloren, seine Beine krampften und sein Hals tat weh vom Schreien. Dennoch brachte er ein weiteres "Cyrill?!" raus, das die zwei Vampire schließlich hörten.

"Dann ist das jetzt Tag numero zwei", meinte Cyrill und er drückte Draco ein Blatt papier in die Hand.
Einen Stift reichte er Draco jedoch nicht.
"Zur Entspannung wird erstmal ein bisschen gezeichnet.
Später können wir ja wieder rennen."
Leise und aus der Ferne konnte man eine Stimme nach den beiden rufen.
Infecto, der im Nebelwand umherirrte und nach Cyrill suchte.
Was der junge Mann nicht wusste: Überall waren Fallen aufgestellt, die Cyrill gestern Abend gemacht hatte.
Sie waren zwar nicht wie üblich aus Stahl, sondern nur aus Dornen und doch hatten sie eine sehr effektive Wirkung, wenn man hineintritt und sie zuschnappten.

Plötzlich hielt Infecto inne und verharrte. Er hörte jemanden, ganz kurz und ganz dumpf, aber er hörte ihn.
Das Geräusch kam von rechts, wo die Bäume verdichtet waren und der Weg auf seiner Höhe dicht verwuchert war. Infecto schlug die Richtung ein und schob die vielen Pflanzen außeinander, die zurückfederten und ihm die Sicht versperrten. Er wusste nicht, wem er sich näherte, aber wusste, dass er gleich die Pflanzenwand hinter sich haben würde und vielleicht endlich Cyrill fand. Er musste nur noch einen letzten lästigen Ast zur Seite räumen und ...
"Aaaaaaaah!"
Der Schrei währte lange und war schmerzerfüllt.
Infecto stürzte zu Boden und fasste an sein linkes Bein, das wie bei einer Bärenfalle eingeklemmt war. Hätte er bei derselben sein Bein vielleicht verloren, schnitten Dornen an beiden Seiten rein und durchbohrten sein Fleisch.
Das Blut floss nur so an dem Unterschenkel herab, obwohl die Falle großen Druck ausübte und in wenigen Sekunden waren Infectos Jeans durchtränkt davon.
Im Schockzustand sah er gar nicht erst nach, ob der Fallensteller da war, oder wen er gehört hatte. Er fasste sich nur sinnloserweise an das Bein und lag da.

Ein Schrei, Cyrill horchte auf.
Jemand war in seine Falle getappt, aber bestimmt kein Zigeuner und erst recht kein Schwarzer Hund.
Ein paar Sekunden und die Welle des Blutduftes erreichte die beiden.
Gut hatte Draco erst vor kurzem davon zu sich genommen, also würde es auch nicht schwer werden, sich zusammen zu nehmen.
Zumindest erwartete das Cyrill von Draco.
"Nochmal Glück gehabt", sagte Cyrill, der Draco das Blatt wieder aus der Hand riss, ehe dieser darauf etwas hätte sagen können.
Er würde den jungen Mann eben später damit konfrontieren.
"Wir müssen nachschauen, pass auf den Boden auf!"
Cyrill lief dann voran und sah zu, das Draco ihm unmittelbar folgte.
Während der Kleine vorlief, konnte Draco auch schauen, dass er möglichst dortlang ging, wo Cyrill seine Schritte tat, damit er nicht in eine - durch Blätter und Laub getarnte - Falle hineintrat.
Sie kamen bei Infecto an, der am Boden lag und Schmerzen litt.
"Tut mir leid, das war eigentlich nicht für dich gedacht.
Nicht bewegen!"
Der Junge Kniete sich neben Infecto und nahm ein Messer hervor.

Normalerweise hätte Infecto ihn angegiftet, dass er wohl kaum wegrennen konnte, aber in diesem Fall war er so auf den Schmerz ausgerichtet, dass er nur Cyrills Umrisse bemerkte und ihn erst gar nicht hören konnte.
Stattdessen versuchte er mit zitternden Armen, die Falle außeinander zu drücken, ohne Erfolg.

Cyrill machte schnell.
Infecto liess ihn schliesslich mit dem Messer machen und so konnte er den Menschen schnell aus der Falle befreien, mit dem richtigen Mechanismus.
"Voilà, du bist frei.
Draco, dein Hemd!"

Infecto blieb liegen und wartete ab, bis der Schmerz langsam schwand und sein Herschlag sich beruhigte. Die Schärfe kehrte in seine Sicht zurück und er musterte endlich die beiden ... Vampire.
Noch bevor Draco etwas antworten konnte, war Infecto aufgesprungen - er biss die Zähne zusammen, aber war geschult genug, um sein Bein gedanklich zu verdrängen - und hielt die beiden mit seinen Dolchen auf Abstand.
Sie wichen zurück und alle verharrten in Lauerstellung, bis Infecto seinen Blick auf Draco umwarf und wie verwundert seine Arme und damit seine Waffen senkte.
"Du ... du bist ein Slytherin."
Er erkannte das Gesicht Dracos, hatte ihn oft im Gemeinschaftsraum gesehen, aber es hatte sich gewandelt, so wie sich seins gewandelt hatte.
Wieder sah er zu Cyrill. Diesem Kind.
"Was zum Teufel hast du mit mir angestellt?"
Wie selbstverständlich manifestierte sich in Infecto der Gedanke, dass dieser kindliche Vampir der Anführer der Zweiergruppe war. Er stand im Vordergrund und hatte Draco dirigiert, ihm praktisch befohlen, sein Hemd herzugeben.

Draco war Cyrill vorsichtig gefolgt, nachdem er das Papier verwundert angeschaut
hatte und nachgedacht hatte, wie er drauf zeichnen sollte. Vielleicht isch in den Finger schneiden?
Sehr lustig.
Nun stand er da und beobachtete wie Cyrill Infecto befreite. Na sehr dankbar schien der nicht zu sein.
Da fand Draco, dass er dankbarer war.... irgendwo.
"Ich war Slytherin" korrigierte er Infecto. So leicht konnte Draco sich an ihn erinnern, doch sein Name
war ihm entfallen. Er zog dann sein Hemd aus und reichte es Cyrill. Einen kurzen
Moment schaute er an sich runter. Noch nicht so gut... noch lange nicht so wie bei Cén, aber er arbeitete ja dran.
Ab heute und bald war es Cén der vor neid erblasste. =D
"Der Kleine hat dir gerade geholfen." beantwortete Draco Infectos Frage.