RE: Brücke - 2

Es war mittlerweile Abend und der teure Lamborghini hielt vor einer Brücke am See.
Rul lief mit Rusty nach unten ans Ufer und er nahm die restlichen 45'000 Pfund heraus, die sie nicht hatten verspielen können.
20'000 davon reichte sie Rusty.
Der kalte Wind streifte über ihre Haare und Rul atmete tief durch.
"Auf Jason", sagte er und er begann dann einige Pfundnoten durchzureissen und in die Luft zu schiessen.
Der Wind trug sie augenblicklich davon in den See.
"Auf Jason!", rief Rul daraufhin laut und lachend zerriss er weitere Pfundnoten.

Rusty beobachtete wie die Geldnoten im Wind davon tanzten und sie musste dann lächeln, als Rul anfing zu lachen und auch sie fand es gut.
Sie begann dann die ihrigen Geldnoten zu zerreissen, die Rul ihr gegeben hatte.
Mit ihren Füssen stieg sie auf das untere Mettallrohr das zu dem Gelände gehörte.
Sie schrie laut Jasons Name und lachte dann heiter als sie das Geld in der Ferne davon flattern sah, wie es im Wasser versank.
Rusty stieg wieder runter und liess mit Hilfe ihrer Armen und Hände die restlichen ihrer Noten in den Wind hoch werfen und beobachtete das Schauspiel, wie eine grosse Wolke aus flatternden Schmetterlinge.
Der kühle Herbstwind liess sie weiter ziehen.

Auch Rul zerriss seine 25'000 Pfund und er fühlte sich gut dabei.
Ja, sehr gut sogar.
Der Wind strich den beiden über die Haare und Kleider und liess die vielen Geldteilchen weit über den See davon gleiten und als es vorbei war, legte Rul seine Hand an Rustys Schulter.
So schlimm dieser Ausflug auch angefangen hatte, sie hatten das beste daraus gemacht.
Er war perfekt gewesen, ganz wie es sich Jason gewünscht hätte.

Rusty atmete leise aus, dann blickte sie mit einem sanften Lächeln vor sich hin, sie war stolz auf Rul.
Endlich hatten sie Dampf rauslassen können.
Nun würde es wieder aufwärts gehen.

"Gehn wir nach Hause", sagte Rul und zufrieden sah er zu Rusty.
Ja, es war Zeit wieder zurück in den Alltag zu gehn.
Der Wagen musste zurück in den Hafen gebracht werden, Rul spührte das Verlangen ins Bett zu gehn.
Dieser Tag war ein kurzer Abstecher gewesen. Ein Abstecher in eine andere Welt.
Es hatte gut getan, sollte aber nicht mehr wiederholt werden.
Einmal war schon zu viel und genug.
Die beiden gingen schliesslich zurück.

--> Hütte

Taro stand oben auf der Brücke, hatte die beiden Hände an das Geländer gelegt und blickte schweigend auf den Fluss, der darunter hindurch floss.
Irgendwann legte er seinen Kopf in den Nacken und schloss die müden Augen.
Wochen waren vergangen und Rabia hatte sich noch immer nicht gemeldet. Wohlmöglich musste er sich bald damit abfinden, dass es nichts brachte. Dass es einfach vorbei und unmöglich rückgängig zu machen war.
Auch wenn es schwer sein würde.
Aber was ihn an der ganzen Sachen noch mehr störte,...dass Rabanus doch der Bruder seiner Mutter war.
Er war doch seine Familie.
Welchen Grund gab es, dass er ihn wegschickte und seinen Fehler nicht eingestand?
Taro selbst war sich nämlich keiner Schuld bewusst. Er hatte richtig gehandelt.

Taro wartete schon einige Minuten an seinem Auto gelehnt und blickte schweigend auf den See hinab.
Er trug nur wie immer eine leichte Jacke und ähnliches. Der Winter konnte ihn mal.
Der junge Artist schaute auf seine Uhr und wartete weiter ab.
Sie musste ja bald kommen.

Und tatsächlich.
Rabia ließ nicht mehr allzu lang auf sich warten und kam auch schon von der anderen Seite her auf ihn zu.
Er nickte nur leicht, sie jedoch umarmte ihn, wie sie es immer tat und küsste ihn auf die Wange.
Die beiden stiegen in Taros Auto und er selbst legte in fragender Haltung seine Hände ans Steuer.
Aber er hatte nicht vor, loszufahren.
Rabia schwieg einige Zeit und dachte nochmal darüber nach, ob es wirklich so ratsam war, dass sie ihm den Brief übergab.
Was war, wenn...? Schließlich waren sie ja mal zusammen gewesen.
Doch sie schüttelte nur etwas den Kopf über sich und zog schließlich die schmutzigen Kuvert hervor.
"Was denn damit passiert?", runzelte Taro die Stirn, nahm ihn entgegen und wartete noch mit dem Aufmachen.
Ihm selbst war der Poststempel ja auch nicht entgangen.
"Er...ich hab ihm auf dem schlammigen Boden neben den Käfigen gefunden."
Beide dachten in dem Moment wohl dasselbe, aber niemand sprach es aus.

Taro wartete noch einen Moment, aber riss schließlich den Briefumschlag auf.
Herausfiel ein zerknitterter Zettel, der mit wenigen Buchstaben bedruckt war.
Da der Schlamm durchgedruckt hatte, sah der Zettel nicht gerade besser aus, als der ganze Brief von außen.
Es war schwer für ihn, etwas davon entziffern zu können.

Komm in einer Woche in den Tabakladen an der Einkaufsstraße in Agadir und bring die 50'000 £ mit.
Oder deine Freundin hatte die längste Zeit ein erfülltes Leben...

Die zwei Buchstaben, die darunter standen, waren nicht weiter zu entziffern.
Entweder es hieß T.B.....konnte aber genauso gut J.B. oder sonst wie heißen.
Taros Augen weiteten sich erstaunt und die neugierige Rabia, die ganz ausversehen mal kurz auf den Zettel schielte, tat es ihm gleich.

Rabia sah kurz entschuldigend zu ihm, riss Taro dann aber den Zettel weg und vergewisserte sich, dass sie auch wirklich richtig gelesen hatte.
Taro selbst hingegegen dachte immer noch, er wäre im falschen Film.
50'000 £ ?!
Ehrlich gesagt hatte er überhaupt keine Ahnung, warum jemand so viel Kohle von ihm verlangen sollte.
Seine Miene war ernst, während Rabia versuchte, den Zettel zurück in den Kuvert zu stopfen.
"Was...was meinst du, wen er oder sie mit Freundin meint?"

Taro antwortete nicht. Sein Blick ging hinaus, zum Fluss, der unter der Brücke hindurchführte.
Einige Zeit schwieg er und versuchte, vielleicht irgendwo eine Gedächtnislücke zu finden.
Aber so richtig betrunken war er nur zweimal gewesen.
Und er glaubte nicht, dass Aladar noch Josh irgendetwas mit ihm in diesem Zustand gemacht hatten, was um so viel Geld ging.
Okay, bei Aladar konnte man sich nicht ganz so sicher sein...aber bei Josh war er sich sicher. Das würde er nicht tun.
Taro fuhr sich an die Stirn und nahm schließlich ihre Worte wahr.
"Hm?", murmelte er, den Kuvert zurücknehmend.
"Oh...na, ich hab ja nicht sonderlich viele Freundinnen in Marokko."
Der junge Artist drehte sich mehr zu Rabia.
"Was willst du jetzt tun?"
"Sie besuchen. Melina wird mehr darüber wissen, da bin ich mir sicher."
"Sie besuchen?! Meinst du, dass das so ne gute Idee ist?"
"Was bleibt mir anderes über? Auch wenn da einiges passiert ist, was sie sicherlich verletzt hat...egal ist sie mir nicht."
Rabia nickte.
Einige Momente darauf verabschiedeten sich die beiden auch schon und Taro fuhr los.

Josh

Tom lief mit gelassen Schritt die Straße entlang und erschien dann irgendwann auf der Brücke.
Mit ruhiger Miene stützte er sich beim Geländer ab und schaute hinunter in die Tiefe.
Es waren viele Dinge bei ihm passiert und das größte Ereigniss war die Verwandlung zum Vampir gewesen.
Tom hatte keinen Kontakt mehr wirklich mit alten Freunden, nur mit manchen traf er sich ein wenig.
Er hatte ein neues Leben angefangen, denn keiner sollte wirklich wissen was er nun war.

Roxana war gerade auf dem Weg nach Hause, sie war bei Sophie gewesen.
Lange Zeit hatten sich die Mädels nicht mehr gesehen.
Auf einer Brücke die sie überqueren musste sah sie jemanden.
Den jungen Mann kannte sie doch.
"Tom?", fragte sie leise als sie näher kam.
Irgendwie schien er es zu sein, aber etwas war anders.

Tom drehte sich leicht in ihre Rihctung und zog eine Augenbraue nun hoch.
Er erkannte sie erst gar nicht und dann wusste er doch wer sie war.
"Hey." sagte er nur und blieb aber auf Abstand.
Sein Blick ging dann wieder hinab zum Wasser.

Roxana war verwundert darüber Tom hier zu sehen.
"Was machst du hier? Ich bin etwas verwundert darüber dich nach so langer Zeit wieder zu sehen"
Das entsprach der kompletten Wahrheit. Einst waren sie zusammen gewesen.
Ihre Wege hatten sich getrennt.
Sie stand momentan an einem guten Punkt.
Hatte gerade ihre Freundinnen wieder gesehen.
Zwei davon waren noch in festen Händen.
Sophie selbst hatte gesagt, das mit Steven war kompliziert.
Es war keine Trennug gewesen, weil sie ihn nicht mehr geliebt hatte.
Im Grunde hatten sie sich nie offiziel getrennt.
Ihre Wege waren nur auseinander gegangen.