"natürlich, jeder kluge Mensch beginnt klein", sagte Shu und da war Miranda keine Ausnahme. "Umso erfreulicher ist es für mich, mit dem schweren Teil zu beginnen." Er nahm sich eine Schale mit Reiskörnern gefüllt und warf sie in hohem Bogen durch den Wald. Die Körner zerstreuten in alle Seiten und die Schale zerbrach irgendwo an einem Baum. Shu sah friedlich zu Miranda. "Du wirst mir jedes einzelne Korn auflesen", sagte er und nahm daraufhin eine Sanduhr hervor. "Bis die Zeit vorbei ist, soll jedes Körnchen auf die Krone dieses Baumes gelegt werden, in den Korb, den du dort findest." Daraufhin deutete er ganz nach oben auf den Baum, an dem ganz oben ein kleines Körbchen vor sich herbaumelte. "Du hast eine Stunde Zeit. nutze sie gut." Daraufhin drehte er die Sanduhr und das Spiel begann.
Shu war ebenfalls im Wald, doch weiter weg von Miranda. Er stand inmitten einer kleinen Lichtung und war im Mittelpunkt vieler um ihn ringsherumstehender Bäume. Der Meister hielt seine beiden Handflächen aneinander gepresst und seine Haltung war Konzentriert und sehr ruhig. Vor Shus Füssen lag ein langer Bambusstock am Boden, Shu selber hatte beide Augen geschlossen und liess seine innere Energie durch den ganzen Körper streifen. Kühler Wind rieselte durch die Blätter in den Bäumen und Shu hörte die feinen Laute, die daraus entsprangen gut und in ihrer voller Vollkommenheit. Ziel dieser stillen Übung war es, ein mit der Umgebung zu werden und ganz zu verschmelzen in der natur. So verweilte Shu volle 30 Minuten in aller Ruhe und Aufmerksamkeit darüber, was um ihn herum passierte und wie die Elemente ihre Wunder wirkten. Wer Bambus malen will, muss ihn im Herzen tragen, hatte ihn sein Meister die Chinesischen Weisheiten einst gelernt... Ja, wer die natur sehen und verstehen wollte, musste sie auch...erleben. Als die Zeit reif um war, nach Shus empfinden, öffnete er seine Augen wieder. Die Sanduhr bei Miranda rieselte immer noch, ja. Auch wenn er keine Uhr bei sich hatte, so fühlte er es immer noch, denn um die Zeit kümmern, was brachte das? Sie geht nicht schneller und nicht langsamer voran, wenn man sie fokusiert. Und so hob der Chinese den Bambusstock mit seinem Fuss in die Höhe, indem er mit seinem Zeh daran stosste und dieser nach oben schoss in seine Hand. Shu stellte sich in Verteidigungsposition und hielt den Stock vor sich her, während er die freie Hand nach hinten beugte und somit eine elegante Figur aus dem Kung Fu darstellte. Jetzt hiess es Kämpfen gegen den Wind und gegen unsichtbare Feinde. Doch weder hastig, noch schnell. Elegant sollte das ganze aussehn. Shus Arme hoben sich, er drehte seinen Körper und liess jede innere Energie bis an die Fingerspitze fliessen. Konzentriert und würdevoll. Es war ein Tanz. Ein tanz zwischen Vampir und dem Unsichtbaren.
Miranda war auf einen Baum und beobachtete den Mesiter. Sie schaute interessiert drein und schaute genau zu. Sie drehte sich dann um und suchte weiter.
Die Zeit war schliesslich um und Meister Shu trat zu Miranda. Seine Augen streiften über den Boden und er fand noch vielerlei Körner, unter anderem noch zwei davon in Mirandas Haaren. "Hole den Korb herunter", hiess er Miranda dann.